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Eie möglichst dieser Ansicht und diesen, Meinen Rat schlägen ent prechen werden. Ich bin fest davon Überzeugt, daß dann auch die Sänger selber noch mehr Freude an der Einübung haben. Ich glaube, daß da, wo die Noten erst eingeübt werden mußten, eine geradezu physische Anstrengung nötig geworden ist, um das zu erreichen, was sie erreicht haben, zumal bei den Mitgliedern, welche in Fabriken ar beiten. Ich habe die Listen durchgesehen. Es ist erfreulich, wie viele von Hammer und Ambos aus der Schmiede hergekommen sind, um hier zu singen. Aber es muß schlaflose Nächte gekostet haben. Wenn wir auf den einfachen Gesang kommen, dann sind Sie in der Lage, mit den rein künstlerischen Vereinen zu konkurieren, deren Mitglieder tagsüber in einer Atmosphäre leben, welche besser und staubfreier ist, was doch auf die Stimmorgane sehr einwirkt. Sonst kann Ich nur sagen, daß wir zum Teil geradezu ganz hervorragendes Material gehört haben, auch abgesehen von den Vereinen, die auch unter Ihnen als hervorragende anerkannt sind. Unzweifelhaft ist, daß ein hoher Grad von musikalischer Begabung in der Bevölkerung steckt, der aber in einfachen klang- reichen Harmonien sich zu zeigen Gelegenheit haben muß. Wenn Sie diese einfachen, schönen Chöre, wie sie das Volkslied und die Komponisten darbieten, die es gemacht haben, singen, dann werden Sie größere Freude und weniger Schwierigkeiten haben und gleichzeitig werden Sie das Publikum, das zum Teil aus Fremden besteht, besser mit unserem Volks lied bekannt machen. Sie werden mit dem Volks lied den Patriotismus stärken und damit das allge meine Band, das Alle umschließen soll. Ich danke Ihnen." Politische Rundschau De«tfcheS Reich. * Zur Reise Kaiser Wilhelms nach Wien schreibt die „Tribuna" : Es sei absurd, zu be haupten, Kaiser Wilhelm werde in Wien zwischen Oesterreich und Italien vermitteln. Die Beziehungen der beiden Negierungen hätten nie aufgehört, so herz lich zu sein, wie es gegenwärtig der Fall sei. * Fürst Herbert Bismarck hielt in seinem Wahlkreise eine Aufsehen erregende Rede, in welcher er die Verbeugungspolitik der heutigen Regierung scharf kritisierte. * NeueSteuervorlagen rücken in bedroh liche Nähe. In Bundesratskreisen verlautet, daß wahrscheinlich die F i n an z m r n ist er derEin- zelstaaten in einer demnächstigen gemeinsamen Konferenz sich über Mittel und Wege aussprechen würden, welche am sichersten dazu führen dürsten, den Schwierigkeiten der Finanzlage im Reiche zu be- gegnen. Die letzte derartige Konferenz fand im Sommer 1893 unter dem Vorsitz des damaligen Reichsjchatzsekretärs Freiherrn v. Maltzahn in Frankfurt am Main statt. Die neue Steuerkonferenz dürfte ein kaum weniger reich haltiges Bouquet zusammenstellen als die Konferenz vor zehn Jahren. Um so notwendiger ist es, daß ein Reichs tag gewählt wird, der den Knops auf dem Beutel hält. (B. T.) * Ein Komitee zur Abänderung des Wahlrechts macht nunmehr in einer kleinen sächsischen Zeitung folgende positive Vorschläge : a) Eine Wahlstimme hat jeder Staatsbürger nach den jetzigen Bestimmungen des Reichswahl gesetzes ; d) eine zweite wird jedem wirtschaft lich Selbständigen zugebilligt, um da- Jn goldenen Ketten Roman von F. S u t a u. (Nachdruck verboten.) (50. Fortsetzung.) „Ihre Vertraute, nein, das bin ich niemals ge wesen," entgegnete Leska scharf. .Du gehst in Deinen Behauptungen wieder einmal viel zu weit, Marta. Ich habe nur Sympathie für Fräulein Bergers gehabt, die hier vie' verkannt und verleumdet wurde. Sie hat übrigens die Ehe des Malers gar nicht zerstört, zwei Jahre lang hat sie ihn gar nicht gesehen und dessen erste Frau ist gestorben. Daß Elsa Bergers sich übrigens über das Urteil der lieben Mitmenschen hinweg zu setzen vermochte, das erregte meinen vollen Beifall, meine Bewunderung. Ich freue mich jetzt ihres Glückes, denn sie istiahrelang sehr unglücklich gewesen." Martas entrüsteten Blicke schweiften zu ihrem Bruder herüber, würde er auch diese herausfordernden Reden ruhig ertragen? Dieser jedoch ergriff lächelnd sein Glas. tk? „Stoßen wir dann an, aus das künftige Wohler gehen der jungen Dame, die so standhaft zu lieben ver steht," sagte er, allerdings mit leiser Ironie im Tone. Die Gläser klangen zusammen, Marta natürlich schloß sich aus und stieß ihr Glas ärgerlich beiseite. M Einen Moment trafen sich beim Zusammenklingen ihrer Gläser die Blicke Adloffs und Leskas. Verzeih nur, schien der seine zu bitten; ich darf ich kann nicht anders handeln. >. Zugleich sagte er sich aber im Innern: Ich muß bald fort, fort aus diesem Hause und aus ihrer Nähe. Und als Adloff, der noch nicht ganz genesen war, später allein in seinem Zimmer stand, da gelobte er sich noch einmal, sobald als möglich Brandhorsts Haus zu ver lassen, sonst konnte die Stunde kommen, wo es mit seiner Selbstbeherrschung zu Ende war und die allmäch- tige^Liebe ihr Recht dennoch erzwang. Wie seltsam war durch z. B. den Meister über den Gesellen, den Bauer über den Knecht usw. zu stellen. Diese Kategorie müßte durch das Gesetz möglichst weit, auch auf Werkführer, Poliere, kurz auf alles, was sich aus der Menge emporarbeitet, ausgedehnt werden; o) eine dritte Stimme für die höhere Schulbildung, deren untere Grenze in unserem Staat der allgemeinen Wehrpflicht mit der Berechtigung für den einjährig-freiwilligen Dienst gezogen werden könnte. Endlich ä) der Lebensreife entsprechend, noch eine W a h l st i m m e jedem Wähler unterschiedslos vom 35. Lebensjahre ab aufwärts. * Die Beziehungen zwischen der Türkei und Bulgarien haben ganz plötzlich eine Verschlimmerung erfahren. Oesterreich-U agarn. * Wien. Nach verläßlichen Meldungen ist der Saatenstand in Ungarn ungünstig. Im besten Falle ist eine mittelmäßige Ernte zu erwarten. Spante« * Im Minen bezirk bei Cartagena streiken 10000 Bergleute. Es herrscht große Beunruhigung, Truppen sind nach dem Streikgebiet ab gesandt. Amerika. * New-York. Zwei Webereien in Pancelet in Südkarolina sind durch Sturm zerstört worden. 3500 Ballen Baumwolle wurden vom Wasser fort- gerissen. Eine Weberei Clifford wurde schwer be schädigt. Tausende von Arbeitern sind obdachlos. Die Verluste sind ungeheuer. * Nicht ohne Bedeutung zu sein scheint die Zusammenziehung des Amerikanischen Geschwaders in den chinesischen Gewässern unter Kontre- Admiral Evans, dem Chef des amerikanischen Geschwaders in Asien, unmittelbar nach Eingang eines längeren Berichts über den Ernst der inneren Lage in China. Marokko. * Tanger. Der Prätendent hat die Gegend des Riffs verlassen und isi nach Tezzu unterwegs. Die Regierungstruppen haben dieselbe Richtung. Mehrere Kubylenstämme, welche bisher als regierungs- freundlich galten, haben sich dem Prätendenten an- geschlosien. 8nsm«Im les Bezirks Aa-n von Sachsens Militäroereinsbund. Gestern nachmittag fand in dem schön dekorierten und geräumigen Saale des Petzold'schen Gasthofes in Mülsen St. Niklas die diesjährige Frühjahrs-Be zirksversammlung der Militär- und Kriegervereine des Bundesbezirks Glauchau statt. Trotz der un günstigen Witterung, die eigentlich nicht als ein ladend zu Au-siügen gelten konnte, waren sowohl die Vereinso: .er, wie auch viele Kameraden der einzelnen Bez,.tsvereine herbeigeeilt, um den alljähr lich zweimal stattfindenden kameradschaftlichen Mei nungsaustausch mit anzuhören bez. mitzuberaten über Vorlagen, die dem Wohl der Kameraden des Bezirks gewidmet sein sollen. Vzl Uhr mittags ging der Bezirks-Versammlung eine Vereinsvertreter-Sitzung im Gasthaus Mülsen tal voraus, welche einen recht schönen Verlauf nahm und wiederunr den Beweis erbrachte, daß unter den Bundesvereinen des Bezirks Glauchau ein guter kameradschaftlicher Geist vorherrschend ist. Die eigentliche Bezirks-Versammlung nahm nachmittags Uhr im eingangs genannten Lokale auch heute Leska gewesen mit rhren kecken Behauptungen, trotzig, fast kindisch, so ganz die Leska früherer Tage, das hatte sie wohl für immer verlernt. Am nächsten Tage schon wollte Adloff den Doktor fragen, ob die Rekonvaleszentenzeit für ihn nun nicht lange genug gewährt habe, er fühle doch nachgrade das Verlangen nach Tätigkeit und er werde seines Amtes schon walten können, auch wenn er sich noch etwas Schonung auferlegen müßte. Der Doktor erschien am folgenden Tage in Be gleitung des Untersuchungsrichters, der nochmals Adloffs Aussagen über den Abend an der Eliasquelle zu Protokoll nehmen wollte, da man bei der ersten Vernehmung den Oberkontrolleur noch zu schwach gefunden hatte, alles von ihm zu erfahren. „Es ist die alte Geschichte, wie wir sie hier an der Grenze schon einigemal erlebt," sagte der Unter suchungsrichter nach der neuen Vernehmung Adloffs. „Der Schuß kam aus dem Hinterhalt und die Bande ist natürlich entwischt. Wir werden die Akten darüber schließen müssen. Ein Glück wenigstens, daß der Schuß Ihr junges Leben nicht gefährdet hat, Herr Oberkontrvlleur." „Die^Hmie kam zur rechten Zeit," versetzte Adloff, „sonst wäre die Schußwunde wohl kaum so schnell geheilt. Wie bin ich aber auch gepflegt worden!" Er reichte Brandhorst, der den Verhandlungen beigewohnt, in aufwallender Dankbarkeit die Hand. „Machen Sie doch davon kein Aufhebens," sagte dieser, während er es nicht verhindern konnte, daß ein etwas verlegenes Rot in sein Gesicht stieg. Wie stände er diesen Männern gegenüber da, käme seine Tat durch irgend einen Umstand nun doch an den Tag, aber da zu war ja kaum noch eine Möglichkeit vorhanden, die Sache wurde aä acta gelegt. Und Leska? Nein, sie Vernet ihn nicht, das wußte Brandhorst sicher, und er durch einen harmonischen WillkommenSgruß des Gr» sangvereinS Gängerhain ihren Anfang. Der Bezirks-Vorsteher, Herr MerreS-Glauchau, richtete bei Eröffnung der Versammlung begrüßende Worte an den als Vertreter der Königlichen AmtS- Hauptmannschaft erschienenen Herrn Regierungs- Assessor Dr. Richter, sowie an die Herren Gemeinde vorstand Grimm, Schuldirektor Kittel und außerdem an die zahlreich anwesenden Kameraden des Bezirks. Wie eS bei derartigen Versammlungen immer (und mit Recht) Brauch, gedenkt der Bezirksoorsteher des hohen Protektors von Sachsens Militärvereinsbund, welcher vor kurzem erst aus dem Süden, wo er Ge nesung gesucht und gefunden habe, heimgekehrt sei. Mit einem 3maligen, allseitig mit Begeisterung aufgenommenen Hoch auf unseren Landesvater König Georg und auf Kaiser Wilhelm II. endete die Be grüßungsansprache. Herr Gemeindevorstand Grimm und Herr Schul direktor Kittel dankten dem Bezirksvorsteher für ihnen gewidmete freundliche Begrüßungsworte und bewill kommneten sodann die Erschienenen namens der Gemeinde und der Orts-Brudervereine. DerBezirksbericht wurde vom Bezirksvorsteher erstattet und bot neben erfreulichen Resultaten auch die betrübende Tatsache, daß der Bezirk im abge laufenen Geschäftsjahr einen kleinen Rückgang an Mitgliedern äufzuweisen hat. Ein annähernder Ausgleich sei wieder geschaffen worden durch Auf nahme eines neuen Vereins, und zwar des König!. Sächs. Militärvereins Kavallerie, berittene Artillerie und Train Lichtenstein-Callnberg mit 56 Mitgliedern. Die von Mitgliedern des Bezirks erbetenen Bundes-Unterstützungen wurden vom Bunde sämtlich genehmigt, ebenso 2 Gesuche um Erziehungsbei- hilfen für Söhne von Kameraden des Bundesbezirks Glauchau. Ferner sind 3 Kameraden des Bezirks für 25jährige und längere Vorstands-Mitgliedschaft Ehrentafeln vom Bunde bewilligt worden. Auch die heute anwesenden Kameraden Härtel und Lahr, denen es vergönnt war, über 25 Jahre ihrem Ver eine als Ausschußmitglieder anzugehören, wurden je mit einer Ehrentafel unter beglückwünschenden Worten seitens des Bezirksvorstehers bedacht. In dem Bezirksbericht wird auch der dringenden Bitte Raum gegeben, daß die Kameraden der einzelnen Vereine immer mehr und mehr für Ver breitung des Bundesorgans „Kamerad" und des „Militärvereins-Kalender" sorgen möchten. Der vom Bezirks-Kassierer, Herrn Bär, erstattete Kassenbericht wird genehmigt und dem Kassierer Entlastung erteilt. Aus der Mitte der Versammlung wird der Wunsch laut, den Bezirks- und Kaffen.Bericht in Zukunft wieder drucken zu lassen, damit man eine bessere Uebersicht über die Bezirks-Verhältnisse be komme und sich vorher genau orientieren könne, was bei dem schnellen Vorlejen nicht der Fall sei. Dem geäußerten Wunsche wird im nächsten Jahre entsprochen werden. Hierauf wird die Tagesordnung für die Bundesgeneralversammlung durch beraten. Zur dauernd r Erinnerung an den hoch seligen König Albert st; etwas geschaffen werden. Von den einzelnen Bundesbezirken und auch vom Bunde selbst sind in Beziehung die ver schiedensten Vorschläge gemacht worden. Nach längerem Meinungsaustausch kommt man zu dem Beschluß: Eine Stiftung zum ehrenden Gedenken König Alberts ins Leben zu rufen, deren Zinsen zur Unterstützung fühlte auch jeden Tag mehr, daß er in wahnsinniger Leidenschaft, in einem ganz abnormen Gemütszustände die ^at vollbracht, deren Verzeihung er täglich vom höchsten Richter erflehte. „Die gnädige Frau läßt bitten," mit diesen Worten trat jetzt Franz in das Zimmer, wo die drei Männer noch standen. „Bitte meine Herren, ein kleine Stärkung wird uns allen dienlich sein," sagte Brandhorst. „Noch ein Wort, Herr Doktor," wandte sich Adloff an diesen, während die beiden andern Herrn voranschritten. „Geheimnisse?" s Brandhorst, sich lächelnd umwendend. „Das nicht grade, aber, die Lebenskraft, die Arbeitslust erwacht nun doch bei mir wieder, und da möchte ich den Herrn Doktor fragen —" „Na fragen Si: nur, ich merke schon, wir sind hier überflüssig. Kommen Sie, Herr Amtsrichter, die Herren folgen uns hoffentlich bald. Fortschicken dürfen Sie ihn mir aber lange nicht, Doktor, wenn Sie meinen allerhöchsten Zorn nicht erregen wollen." „Und gerade darum wollte ich bitten," sagte Adloff, als er mit dem Doktor allein war, „ich mag nicht länger hier brach liegen mit meinen Kräften, bitte, stellen Sie mir ein Zeugnis aus, daß ich meine Tätigkeit wieder beginnen darf." „Na nun, auf einmal l" sagte der Arzt. „Nun, ich denke, ich habe lange genug mich hier verpflegen lasten, schließlich wird das hochpeinlich, die Güte des Herrn Brandhorst so lange Zeit in An« spruch zu nehmen." (Fortsetzung folgt.)