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bürgte Verkürzung der Geschäftszeit nicht wenig be neiden. Es ist ja richtig, daß die regelmäßige Ar beitszeit für eine große Anzahl von Kontoristen nicht gesundheitsschädlich ist; um so leichter wird eine ge- schliche Festlegung durchführbar sein, die für un endlich viele überanstrengte Gehilfen ein unbedingtes Erfordernis ist. Die in den amtlichen Erhebungen festgestellte sogenannte regelmäßige Arbeitszeit ist nämlich in Wahrheit eine höchst unregelmäßige. Ob wohl es sich dabei nach dem Bericht der Abteilung für Arbeiterstatistik „zumeist lediglich um schätzungs weise Angaben handelt, die vielfach die wünschens werte Bestimmtheit vermissen lassen", also wahr scheinlich zu günstig gefärbt sind, ist in M/g der befragten Betriebe Ueberarbeit zu gewissen Zeiten festgestellt worden, und zwar überwiegt diese Ver längerung an 30 und mehr Tagen im Jahr und steigt bis zu über 100 Tagen I Die erstaunlich häufigen Anfragen von Mitgliedern kaufmännischer Vereine, ob denn für Kontore keine Mindestruhezeit vorge schrieben sei, man habe das Arbeiten bis spät in die Nacht hinein nachgerade satt, lassen ahnen, wie schlimm es mit der gewohnheitsmäßigen Ueberarbeit der Kontoristen bestellt ist. Der 8. Deutsche Hand lungsgehilfentag, der Ostern d. Js. in Köln tagte, hat sich denn auch auf Veranlassung des Deutsch nationalen Handlungsgehilfen-Verbandes für eine ge setzliche Festsetzung der Beschästigungszeit in Kontor geschäften ausgesprochen, und der genannte Verband wird seine spezialisierten Forderungen der Abteilung für Arbeiterstatistik des Statistischen Amts unter breiten, die soeben von den größeren kaufmännischen Organisationen Gutachten über die Frage eines ge setzlichen Eingriffs in diese Materie abverlangt hat. *— Nom Völkerschlachtdenkmal Je näher der Ausspielungstermin der 2. Geldlotterie zum Besten des Völkerschlachtdenkmals heranrückt, desto größer wird die Nachfrage nach Losen. In allen Kreisen bringt man der Errichtung des Ruhmesmales des deutschen Volkes, des Ehrenmals für die Helden der Befreiungskriege das lebhafteste Interesse ent gegen. Jeder will ein Los spielen, zumal die Ge winnaussichten im Verhältnis zu anderen derartigen Lotterien sehr vorteilhafte sind. Der Höchstgewinn beträgt im günstigsten Falle 100 000 Mark, die Prä mie 75 000 Mark und der erste Hauptgewinn 25 000 Mark; im ganzen giebt es 15 222 Gewinne. Lose zu 3 Mark sind in der Tageblatt-Expedition (Ge brüder Koch) und beim Deutschen Patriotenbund in Leipzig zu haben. *— Von R Fritzsches Kursbuch für Sachsen, das übrige Mitteldeutschland, Böhmen und Schlesien, sowie die hauptsächlichsten Anschlußbahnen in Nord- und Süddeutschland rc. ist die Sommerausgabe vom 1. Mai 1903 rechtzeitig und abermals stark vermehrt erschienen. Die Vielseitigkeit dieses Kursbuches hat ihm zu einer großartigen Verbreitung und zu dem wohlbegründeten Rufe, das beste und erschöpfendste Kursbuch Sachsens zu sein, verholfen. Schon das Verzeichnis der Lokal-Fahrkarten und den Haupt städten und sämtlichen Verkehrsstellen des Landes allein enthält so viel wertvolle Hinweise, besonders über die Giltigkeit der Rückfahrkarten über verschie dene Linien, daß der Nutzen, den Fritzsches Kursbuch auch in dieser Hinsicht dem Reisenden bringt, klar in die Augen springt. Ohne Vergrößerung des Um fanges ist diese Uebersicht auch zu einem Verzeichnis der Jahrmärkte in Sachsen erweitert worden. Aus den direkten Verbindungen, die praktisch und um fassend gestaltet wurden, kann man sich auch über größere Mistn leicht orientieren. lieber die im In goldenen Ketten Roman von F. Sutau. (Nachdruck verboten.) (12. Fonsegung.) Nein, zu ändern war nichts mehr, das sah Leska ein. Wo die Mama ihre Schulden mit dem Gelde Brandhorst's bezahlt hatte und die Torten, die jetzt herumgereich^ wurden, die Bowle und alles von diesem Gelde bestritten worden war, ebenso wie ihre und der Schwestern Toiletten von Brandhorst's Groß mut angeschafft worden waren, da blieb ihr nichts weiter übrig, als sich der Macht des Geldes zu beugen, die da wieder einmal triumphierte über die törichte Liebe von zwei jungen Menschenkindern. Sie mußte schon versuchen, das erregte junge Herz zum Schweigen zu bringen, zum Schweigen für alle, alle Zeilen. Lebhaft beteiligte sie sich jetzt, nachdem sie schnell ein paar Gläser der duftenden Ananasbowle getrunken, an der Unterhaltung, die sich um ihre nahe bevor stehende Hochzeit und die Hochzeitsreise, die nach Norwegen und Schweden gemacht werden sollte, drehte. Martina fand es sehr paffend für junge Ehe paare, den Norden aufzusuchen, in Anbetracht des inneren Feuers solcher Hochzeitsreisenden. Sie schnitt bei diesen Worten behutsam ihr Tortenstück aus einander. „Suchst Du die silberne Bohne? Möchtest Du die nächste Braut sein?" fragte Leska. „Warum nicht? — Da — da ist sie wirklich!" rief Martina. Lauter Jubel brach unter den jungen Damen los. Martina ließ die üblichen Neckereien geduldig über sich ergehen, wußte sie doch ganz genau, wer Sommer verkehrenden Sonderzüge zu ermäßigten Fahrpreisen gibt die neue Auflage Auskunft. Endlich bringt auch die vorliegende Ausgabe zum ersten Male im Verzeichnisse der direkten Fahrkarten die Preise für zusammenstellbare Fahrscheinhefte nach solchen Stationen, nach denen Rückfahrkarten auf liegen, damit man die Preise für beide Kartensolten vergleichen kann. Zwei Karten, darunter eine prächtige Spezialkarte für die Sächsischen Bahnen, erleichtern den Gebrauch in vorzüglicher Weise. Der Preis von 50 Pf. blieb unverändert. * — Es ist erwiesen, daß sich kein Anstrichöl zur Holzkonservierung so vorzüglich eignet, wie das Avenarius Carbolineum. Es hat sich gezeigt, daß Holzwerk, welches mit diesem Mittel gestrichen wurde, während eines Zeitraums von 25 Jahren vollständig gesund geblieben ist. Man verlange ausdrücklich die Marke Avenarius, da nur diese für nachhaltige Wirksamkeit Garantie leistet. Mit näheren Angaben dient stets gerne die Firma R. Avenarius <L Co., Berlin, Stuttgart, Hamburg und Köln sowie deren Niederlage in Lichtenstein: Herr Ehregott Thonfeld, Farbenhandlung. * — Tagesordnung für die Mittwoch, den 29. April, abends 8 Uhr stattfindende öffentliche Sitzung des Stadtgemeinderates zu Callnberg: Be richt des Versassungsausschusses, Erlaß eines Ver botes, das Mitbringen von Hunden in Verkauft - läden betr.; Bericht des Bauausschuffes: a) Errich tung von Fußbahnanlagen betr., b) die Stufen am Bahnsteige betr., e) den Niclas'er Kommunikations weg betr., ä) die Schleusenanlage am Jacober Kommunikationsweg betr., e) den Schuppenvau im Armenhause betr.; Bericht des Wasserausschusfes, die Wassermeisterstelle betr.; den Wochenmarktverkehr betr.; ein Schankkonzessionsgesuch ; ein Hundesteuererlaßge such ; Mitteilungen; Umfrage. * — Rüsdorf. (Jubiläum.) Mit mor gen Mittwoch ist ein Zeitraum von 25 Jahren ver gangen, seitdem Herr Lehrer Eduard Fritzsche in hiesigem Orte in ersprießlicher Weise amtiert. Möge es dem Herrn Jubilar vergönnt sein, noch recht lange seines verantwortungsreichen Amtes zum Segen der Gemeinde zu walten! Dresden. Sehr bezeichnend für unsere Zeitverhältnisse bezüglich des privaten B a u w e s e n s ist die Veräußerung des Gebäudes Prager Straße 49, jenes neuen sechs stöckigen Hauses neben dem das Kaiser-Casö enthüll tenden Eckhause. Das Gebäude mußte versteigert werden. Verpflichtete Bausachverständige schätzten seinen Werl auf 919 000 Mk. (Taxe des Gerichtes), 996 000 Mk., 1052 000 Mk. und 1181 000 Mk., und trotzdem wurde es am Freitag für nur 508 000 Mk. veräußert, also weil unter dem Taxwerte. Noch drastischer wird das Verhältnis, wenn man bedenkt, daß das Haus mit zahlreichen (14) Hypotheken be lastet war, die einer Gesamtsumme von 917 000 Mk. gleichkommen. Bei der Versteigerung ist nur die erste, 550 000 Mk. betragende Hypothek berück sichtigt worden, die zweite, 120 000 Mk. betragende büßt den größten Teil ein, die ürigenHypo- theken in Höhe von 1000, 4000, 8000, 10 000 bis 53,000 Mk. sind völligverloren. Tief zu bedauern ist es, daßHiean15.Stelle stehenden 70 000 Mk., die natürlich gleichfalls vollständig ungedeckt bleiben, die Gelder einer großen Zahl Handwerker umfassen. Es sind zahlreiche Rechnungen inbegriffen, die nun nie beglichen werden, Verluste, die mancher kleine Handwerker schwer überwinden wird. Das Hans bringt an Miete, wenn alle Räume vermietet ihr einst den goldenen Reif an den Finger stecken und sie zu einer glücklichen Braut machen würde. Freilich Jahre konnten wohl noch ins Land gehen, ehe der junge Forstamtskandidat, der jetzt eine Stelle im fernen Östen bekleidete, zum Oberförster berufen wurde. Aber was hatte das für Martina auf sich, wenn sie seiner Liebe sicher und jung war, und eine ausreichende befriedigende Tätigkeit hatte. Sie wollte gern noch einige Jahre ihres Amtes als Lehrerin walten, und nach und nach ihre bescheidene Aussteuer zusammentragen, denn in solchen Glanz und Luxus, wie der reiche Brandhorst seine Braut brachte, konnte der Forstamtskandidat Max Seifert sie freilich nicht Hineinsetzen. Seine wahre, treue Liebe aber war ihr tausendmal mehr wert als all der blendende Reichtum, der Leska betört hatte. Ihr Herz, das war der klugen Martina aber klar geworden, hatte sich ursprünglich einem andern zugeneigt. Der Farbenwechsel, das Erröten und Erblassen der jungen Braut vorhin, hatte ihr das zur Genüge verraten. Freilich, ein Leutnant, das war denn doch noch um vieles aussichtsloser als ein Forstamtskandidat. Sie empsand säst Mitleid mit der um einige Jahre jüngeren Freundin. Wer weiß, wie man auf sie eingeredet hatte. In den Augen der Frau Rat war ja so ein reicher Schwiegersohn jedenfalls das Ziel aller Wünsche, die ganze Erziehung ihrer Töchter ging ja darauf nur hinaus, war nur aufs Aeußere gerüstet. Martinas Erziehung war eine andere, eigentlich modernere gewesen, dafür hatte ihr Vater, der Professor, und ihr älterer Bruder gesorgt. Daß das Endziel ihrer Träume und Wünsche nun doch eine Heirat war, ahnten diese damals freilich nicht. Leska atmete auf, als die jungen Mädchen sich jetzt verabschiedeten; sie sehnte sich nach Einsamkeit, nach Ruhe, nach Tränen, und die flossen dann auch sind — mehrere Gelaffe sind jetzt unvermietet und haben einen bedeutenden Ausfall zur Folge gehabt — 53 000 Mk., denen allein gegenüberstehen: 43 675 Mk. zu leistende Zinsen für Hypothekenin haber und andere, sowie die Hausverwaltungskosten, die jährlich (Steuern, Wasserleitung, Gas, Zentral heizung usw.) 5325 Mk. betrugen. Dresden. Wie der Preßausschuß für die Deutsche Städteausstellung in Dresden mitteilt, hat der Finanz ausschuß beschlossen, von der Ansammlung von Bürg- s baftsgeldern adzusehen, in der Voraussicht, daß ein Difizit nach Lage der Sache ausgeschloss en ist. — Glückliches Dresden! Aber wie sagt Wilhelm Busch? Erstens kommt es manchmal anders, zweitens wie man denkt! Leipzig. Am 26. d. M. morgens wurde im Hofe eines Grundstücks der Großen Fleischergaffe ein auswärts gebürtiger 27jähriger Fleischer mit zer trümmerter Hirnschale tot daliegend aufgesunden. Derselbe ist in trunkenem Zustande von einer nach dem Hofe führenden Galerie herabgestürzt und ver mutlich sofort an den hierbei erlittenen Verletzungen verstorben. Zwickau. Die mit dem Unterleib zusammen gewachsenen totgeborenen Zwillinge hier sind beerdigt worden. Schausteller hatten für Ueberlassung der abnormen Zwillinge eine hohe Summe geboten, doch wurde eine derartige Veräußerung behördlich nicht gestattet. Zwickau. Der Fabrikant Hermann Zwieger ist auf seinen Wunsch zur Verbüßung seiner ein jährigen Gefängnisstrafe von hier nach der Straf anstalt Bautzen überführt worden. Oelsnitz i Erz. Am Sonntag nachmittag wurde in einem Teiche des hiesigen Rittergutes der Leichnam eines neugeborenen Kindes weiblichen Geschlechts aufgefunden und polizeilich aufgehoben. Hoffentlich gelingt es, die Mutter des Kindes zu ermitteln. Oelsnitz i. E. Der Forstgehilfe Herr Rudolf wird als Förster von hier nach Streitwald versetzt. Glauchau. Mit dem Rade verunglückte am Sonnabend Herr Sanitätsrat Dr. Brückner auf dem von der Marlinistraße nach Rothenbach führenden Berg. Von in der Nähe arbeitenden Maurern wurde derselbe in das Gut des Gutsbesitzers Frosch getragen und später mittels Geschirr nach seiner Wohnung überführt. Wie wir hören, ist das Befinden des Sanitätsrat Brückner, der sich bei dem Sturze am Kopfe Verletzungen zugezogen hat, den Umständen nach ein gutes. Die Glauchauer höhere Webschule besitzt nach neuester Feststellung ein Vermögen von rund 80 253 Mark. Meerane. Vor einigen Tagen wurde, wie bereits kurz mitgeteilt, ein hiesiges Ehepaar unter dem Verdachte verhaftet, ähnlichen Unfug wie das bekannte Blumenmedium Anna Rothe in Berlin verübt zu haben. Diese Verhaftung betrifft den in der Böhmerstraße wohnhaften, einige dreißig Jahre alten Schmiedemeister Frenzel und dessen etwas ältere Ehefrau. Beide sollen seit Jahren in ihrer Wohnung öfters spiritistische Zusammenkünfte und Sitzungen abgehalten und dazu auch ein zahlreiches und zahlendes Publikum gesunden haben. Bei dem Hokuspokus soll es sich insbesondere um das Zitieren von Geistern Verstorbener, um das Erlösen von un seligen, in der Hölle schmachtenden Toten und um sog. „Offenbarungen" gehandelt haben. Die un- I glaublichsten Dinge sind dann den andächtigen I Gläubigen zugemutet und von ihnen auch ausge- reichlich, jetzt in der Einsamkeit der schwülen, dunklen Sommernacht. Leska lehnte am Fenster, kein Stern leuchtete am nächtlichen Himmel, gleich einem schweren Gcabtuch hingen die Wolken herab, als sollte alles Lichte und Schöne auf der Welt begraben werden. Auf ihre schöne, erste Liebe da hatte sich das Grab tuch schon herabgesenkt. „Kurt, o Kurt!" stöhnte sie auf. „Ach hätte er wenigstens das nicht getan und seine Karriere wegen mir aufgegeben. (Fortsetzung folgt.) Der schwarze Stern Eine Goldgräbergeschichte aus Montana. (Nachdruck verboten.) Als Bill Rudgers eines Abends von der Arbeit in seine Hütte zurückkehrte, die im äußersten Winkel des Minendistrikts von Bitthurst, ganz entfernt von den Behausungen der übrigen Goldgräber, in einer engen Talschlucht lag, fand er zu seinem nicht ge ringen Erstaunen einen Fremden daselbst vor. Der Eindringling sah, dies konnte Bill trotz der rasch hereinbrechenden Dunkelheit feststellen, ziemlich ver wahrlost und abgerissen aus und machte überhaupt den Eindruck eines „Tramp" (Stromer, Vagabund), er schien aber nichts Unrechtes mit seinem unange sagten Besuch in der einsamen Hütte des Miners bezweckt zu haben, wenigstens scblief er, auf einem Stuhl an dem primitiven einzigen Tische des Ge maches sitzend, fest, wie seine regelmäßigen und tiefen Atemzüge bewiesen; das Haupt mit den wirren Haaren hatte der Schläfer leicht auf den Tisch geneigt, ein zerknüllter, alter, breitkrämpiger Filzhut lag neben ihm auf dem Boden. Der Eigentümer der Hütte machte zunächst Licht, indem er eine Pe troleumlampe anbrannte, und stieß dann den Fremden