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Freibank. Heute Mittwoch, d. 29. April, von früh 8 Uhr ab Ale Lschverkauf (frisches Rindfleisch), ä Pfd. 40 Pfg. WckmMckMWU Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich Seschästs-KuzeiM für Mirbars, KsMH, Iernrbors, Küsbors, K. Mibieu, Leimich5srt, Umemm n. Mlsem AmtMM Mr den Stadtrat ;n Klchtenstein. S3. Jahrgang. Nr. 97. Arr«sp»ech»Ws-ichwU Nr. 7 Mittwoch, den 29. April Lelegrammadreffer e „ « e b l a t t. 1903 Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends sür den folgenden Tog. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 25 Psg., durch die Post bezogen l Mk. 50 Pf. — Einzeln« Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünsgcspaltene Korpuszeile oder deren Raum mkt 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Hm ..Amtlichen Teil" wird die -weiipoltiae ZeUe oder deren Raummit 30 Piermioen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die dgesvallene Zeile 15 Pfennige. — Die Volksbibliothek zu Callnberg ist Sonnabends und Mittwochs nachmittags 1—2 Uhr geöffnet. NiWWM Ils im MStW. ab. Berlin, 27. April. (Nachdruck verboten.) Das Haus erledigte heute zuerst die Gegenstände der Tagesordung, bei denen keine Debatte zu er warten war, nämlich den Nachtragsetat für Grund erwerb zum Neubau eines Marineamtsgebäudes und in 3. Lesung das Phosphorgesetz. Der Nachtrags etat, eine viclumstrittene Frage, wurde mit über wiegender Majorität — es stimmten nur drei Na tionalliberale dafür — abgelehnt. Diese beiden Punkte der Tagesordnung fanden ohne jede Diskus sion ihre schnelle Erledigung. Eine Debatte ent stand erst bei der Uebersicht über die Reichsausgaben und -Einnahmen pro 1900. Es waren bei einzelnen Ressorts bedeutende Etatsüber schreitunzen vorgekommen, ohne daß der Reichs kanzler darum wußte, sür die nunmehr die nach trägliche Genehmigung des Hauses nachgesucht wurde. Der Abgeordnete Sattler (ul.) suchte durch einen An trag diese Mißstände dahin zu regeln, daß alle An fragen der Rechnungskommission - an den - Reichs kanzler zu richten sind. Bekanntlich haben die mannigfachen Etatsüberschreitungen in dem Hause schon wiederholt zu lebhaften Auseindersetzungen mit der Negierung geführt. Der Antrag, dessen prinzi pielle Wichtigkeit allgemein anerkannt wurde, kommt jetzt am Schluß der Sitzung gewissermaßen post sestnm und dürfte in derGeschäflsordnungskommission, an die er verwiesen wurde, auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Das Haus wandte sich dann wieder seiner letzten großen sozialpolitischen Aufgabe, der Beratung des Krankenkassengesetzes zu. Je länger dies Gesetz den Reichstag beschäftigt, desto schleppender wird die Ver handlung ; schuld daran sind die überaus zahlreichen sozialdemokratischen Abänderungsanträge, an denen die Sozialdemokraten mit staunenswerter Beharrlichkeit festhalten, trotz der Aussichtslosigkeit, sie durchzusetzen. Mit aller Energie verteidigen sie ihre Amendements und halten dadurch die Geschäfte völlig unnötiger weise auf. Es sind in den Foyers des Reichstages schon mannigsach Befürchtungen laut geworden, daß durch die verfehlte Taktik der äußersten Linken das Zustandekommen des allen Parteien willkommenen Gesetzes gefährdet werden könne. Unter dem depri mierenden Eindruck stundenlanger erfolgloser Reden leidet die Arbeitsfreudigkeit der Reichsboten ganz erheblich. Die meisten Abgeordneten bleiben den Sitzungen fern, um sich der Wahlbewegung zu widmen, und von Tag zujTag wird die Zahl derer, die sich an den Reichstagsverhandlungen beteiligen, kleiner. Zu verdenken ist es ja den Herren schließlich nicht, ist doch heute die Beratung des Krankenkassengesetzes bei mehr als 7stündiger Arbeit erst bis zum § 38 gediehen, also erst um 12 HZ fortgeschritten. Wenn da die zweite Lesung zu Ende geführt sein soll, ist noch garnicht abzusehen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. *Von derPrinzessin Luisevon Toskana. Was wir schon vor mehreren Wochen mitteilen konnten: daß der gegen die frühere Kron prinzessin von Sachsen gerichtete Erlaß des Königs Georg ihr nur aufs neue Sympathien zugeführt habe, so daß ihr viele Kundgebungen zugegangen seien, wird jetzt bestätigt durch eine Meldung der „Leipziger Neuesten Nachrichten", aus welcher übrigens noch das besondere Hervorhebung verdient, daß man den Erlaß in eingeweihten K r e i s e n a u f d i e P r i n z e s s i n Ma thilde zurückführe. Auch eineandere unserer früheren Meldungen wird von Leipzig aus bestätigt. Wir konnten schon im Januar d. I. mitteilen, daß der Kronprinz der Prinzessin Luise aus seinen eigenen Mitteln eineJahres- rente von 30,000 M a r k b e w i l l i g t habe. Auf dieser Grundlage haben sich, so schreibt das „Leipziger Tageblatt", die Verhandlungen, so weit sie die pekuniären Verhältnisse betreffen, bewegt, lieber die Zukunft der Prinzessin Luise soll, wie das erstgenannte Leipziger Blatt erfährt, nur unbe dingt feststehen, daß sie nicht ins Kloster gehen werde. Ueber ihren späteren Aufenthalt und wegen des Kindes schweben noch Verhandlungen. Eine Entscheidung wird erst nach ihrer Niederkunft ge troffen werden. Lachenal war, wie es weiter heißt, seither nicht mehr bei der Prinzessin Dr. Zehme ist von seiner Erholungsreise nach Leipzig zurück gekehrt. (CH. Allg. Zta.) * Ein ergötzliches Bild aus einer der letzten. Sitzungen des preußischen Abgeordnetenhauses zeichnet die „Nat. Korr": Präsident v. Kroecher: „Das Wort hat der Abg. Freiherr v. Zedlitz (freikons.). — Niemand meldet sich. — Derselbe scheint nicht anwesend zu sein. Dann bat das Wort der Abg. vr. Langerhaus (frei. Volksp.). (Zuruf: Ist auch nicht dal). Dann hat das Wort der Abg. Schmitz (Zentr.) — Auch dieser ist nicht anwesend. (Heiterkeit.) Nunmehr gebe ich das Wort dem Abg. Hahn (B. d.L.). (Zuruf: Fehlt gleichfalls! Große Heiterkeit.) Dann schließe ich die Debatte. (Stürmische Heiterkeit.) Damit ist die erste Lesung der beiden Gesetzes anträge beendet. * Rückwärts, rückwärts,DonRo- drigo! denkt die preußische Regierung in der Trierer Schulangelegenheit und macht folgende Zu geständnisse: Deutsch und Geschichte in den oberen Klassen werden in Zukunft von einer neu ernannten katholischen Lehrerin erteilt, die pädagogischen Lehr bücher von Ostermann und Heilermann werden ab geschafft, dafür Volkmer I und II eingeführt und die pädagogischen Schriften aus dem klerikalen Verlag Schöningh *in Paderborn. Das sind sämtliche von katholischer Seite erhobene Forderungen!! * Eine „transportable,zerlegbare Wahlzelle" ist von einem Hamburger Fabri kanten konstruiert worden. In einem Prospekt heißt es: „Die „Wahlzelle ist ein Jsolierraum, wie er nicht einfacher und zweckentsprechender gedacht werden kann, nimmt nur zwei Geviertmeter Grundfläche in Anspruch, kann in jedem Wahllokal direkt am Wahl vorstandstisch leicht aufgestellt und nach Gebrauch in wenigen Minuten zerlegt werden, um bei den nächsten Wahlen dem gleichen Zwecke zu dienen." — Mehr kann man nicht verlangen. -Deutsche Zollrepressalien gegen Kanada. Um der neugebildeten britisch-afrika nischen Zollunion von vornherein klar zu machen, daß das deutsche Reich sich nicht gutwillig zoll politischen Willkürlichkeiten unterwirft, hat der Bun desrat nunmehr beschloßen, den kanadischen Drittels zuschlag auf deutsche Einfuhrwaren mit energischen Maßnahmen zu beantworten. Die Erhebung von Zuschlagszöllen auf die kanadischen Hauptausfuhr artikel soll in gleicher Höhe erfolgen, wie das kana dische Parlament sie auf die deutschen Ausfuhr artikel gelegt hat. Die übrigen britischen Kolonien, insbesondere die südafrikanische Zollunion, werden hoffentlich aus dieser ernsten Lehre, die Deutschland der kanadischen Kolonie erteilt hat, die richtige Mah nung zur Vorsicht entnehmen. * Der sozialdemokratische preußische Landeskon greß beschloß, bei den Landtagswahlen in Preußen überall dort in die Wahlbewegung einzu treten, wo die Wahl eines sozialdemokratischen Kan» didaten nötig ist. *DicReserve-undLandwehrübungen die in einer ganzen Reihe von Armeekorps-Bezirken auf in die Zeit der Rcichstagswahl fallende Termine anbe raumt waren, werden verlegt werden. Die .Neue Poli tische Korrespondenz" teilt mit: „Wie in früheren Jahren, so ist auch diesmal den Generalkommandos der Wahl termin und nunmehr auch der für die Stichwahlen be kannt gegeben worden, damit keine Kollissionen zwischen dein Wahlakt und etwaigen Einbcorderungen stattfindcn. Haben daher in einzelnen Fällen Einberufungen während dieser Zeit stattgefunden, so geschah dies, als die beregten Termine noch nicht bekannt waren, und es ist ganz selbstverständlich, daß entsprechende Abänderungen getroffen werden". -Schlimme Nachrichten kommen über die Wurmkrankeit. sachverständige haben mitgeteilt, daß zur Zeit „ungefähr 2 0,000 Nuhrberg- leute von der Wurmkrankheit befallen" sind. Man erfährt weiter, daß zur sicheren Durchmusterung aller Grubenarbeiter des Ruhrgebiets ein Zeitraum von 1^ bis 2 Jahren nötig ist, und bis zur völligen Heilung der verseuchten Gegenden ungefähr 10 Jahre verstreichen würden! - Was Frankreich ausweist, ist für Deutschland gut genug. Die Erfahrung be stätigt sich wieder, insofern die preußische Regierung den ausgewiesenen Schwestern des heiligen Franziskus in der Nähe von Osnabrück ein neues Domizil ange boten hat. * Nach einem Telegramm der „Vossischen Zeitung" aus Hamburg sind nach den bisherigen Ermittelungen während des letzten Unwetters 83 Schiffe untergegangen, 24l> Schiffe sind beschädigt worden und 223 Personen sind, ertrunken. * Im Kriegsamtc sind weiter keine Meldungen aus dem Svmalilande cingetroffen. Frankreich. * Die ungeheure Verteurung der Lebensmittel durch denZwischen- handel geht auch aus einer Aufstellung des Pariser statistischen Amtes hervor. Danach erhielten die Gemüsegärtner der Bretagne für das Stück Blumenkohl 8l/2 Cts. Der erste Händler verkaufte ihn zu 15 bis 20 Cts., der zweite bis zu 28 Cts., der dritte zu 30 bis 70 Cts. (an den Konsumenten). Der Erlös der Gcmüsegärtner bezifferte sich im Jahre 1894 auf 347 000 Frs., während die Konsumenten etwa 2 Millionen dafür zahlen mußten. Bulgarien. -Die Gewehr- undMunitions- diedstähle häufen sich auffallend. Kürzlich wurden beim 8. Warnaler Infanterie-Regiment 38 Gewehre gestohlen; nun wird abermals ein Dieb stahl von 70 OM Patronen (50 OM Mannlicher und 20 OM Berdan) aus dem Münitionsdepot dieses Regiments gemeldet. Ein im vorigen Jahre wieder angestellter Feldwebel verstand es, im Geheimen diese doch nicht unbedeutende Zahl von Patronen im Laufe von sechs Monaten hinausschmuggeln zu lassen. Amerika. * Eine Verrufserklärung deutscher und englischer Waren steht in Venezuela zu erwarten. Trotzdem braucht uns nicht bange zu sein. Denn die Erfahrung hat bewiesen, daß politische Verrufs erklärungen gegen die Waren einer bestimmten Na tion dem Strohfeuer gleichen, das rasch wieder er löscht. Das wird auch von dem deutschen Geschäft in Veneznela gelten. Aus Stadt und Land. Lichtenstein, 28. April. * — Die Arbeitszeit -er Kontoristen soll gesetzlich geregelt werden. Das ist wenigstens der dringende Wunsch der Angestellten, die ihre Kollegen in den Ladengeschäften um die ihnen gesetzlich ver-