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UMMUMWU Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HesOsts-Anzeizer sm Kchndors, MW, Zernshors, Küs-ors, St. ßzidien, Keimichsort, Mrieaan u. Wsm, AMsdlatt für den Stadlrat zu Achten stem. — " " — " " SS. Jahrgang. Nr. 103. """S?','"""" Mittwoch, den 6. Mai 1S03.W Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 2d Pjg., durch die Post bezogen 1 Mk. SO Ps. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Keile oder deren Raum mit 30 Pfenniaen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die dgespaltene Keile 16 Pfennige. — 4. Naturalisationsgesuch des Schuhmachers Richard Schöne. 5. Justifikation städtischer Rechnungen. Hierauf geheime Sitzung. Mittwoch, de« « Mai 1803, abends 8 Uhr, findet im Stadtverordnetensitzungszimmer öffentliche Stadtverordneten-Sitzung statt. Tagesordnung: 1. Beschlußfassung wegen Ausdehnung des Wasserrohrnetzes an der Zwickauer straße. 2. Ankauf des Klemmen'schen Hauses betr. 3. Gehaltserhöhungsgesuch der Laternenwärter. Versteigerung. Freitag, den 8. Mai dss Js., nachmittags 4 Uhr werden in Hohndorf 11 Säcke Weizenmehl gegen Barzahlung öffentlich ver steigert. Sammelort: Schürers Restauration in Hohndorf. L i ch t e n st e i n, am 4. Mai 1903. Der Gerichtsvollzieher des Kgl Amtsgerichts. Einzug des Königs in Dresden. Beim herrlichsten Frühlingswetter, begrüßt von dem Jubel einer vieltausendköpfigen Menge, zu der die Provinz außerordentlich viele Teilnehmer gestellt hatte, hat König Georg am Sonntag mittag 12 Uhr seinen festlichen Einzug in Dresden gehalten. Am Hauptbahnhof und auf der ganzen bis zum Nesidenz- schlosse führenden via triumpüalis herrschte schon längst vor Ankunft des Königl. Sonderzuges, dem Generaldirektor der Staatsbahnen von Kirchbach bis Leipzig entgegengefahren war, ein überaus reges Leben und Straßen und Plätze boten ein überaus malerisches Bild. Als der Sonderzug im Bahnhof einlief und König Georg, der sehr frisch und wohl aussieht, dem Salonwagen in Generalsuniform mit dem Bande der Raute entstiegen war, wurde er von den Spitzen der Behörden, darunter die Staats minister, Vertreter der städtischen Behörden, Stadt kommandanten, Polizeipräsidenten und dem Fest ausschüsse ehrfurchtsvoll begrüßt und aus dem Platz vor dem Bahnhof durch den sinnig geschmückten Königspavillon geleitet. Im Königspavillon be grüßte ihn das Dresdner L eapolla-Quartett (Damen) von Albert Fuchs. Der Empfang durch die Frauen und Mädchen rührte den Monarchen sichtlich. Ein kleines Mädchen überreichte einen Blumenstrauß, Frau Stadtoerordneten-Vizevorsteher Dr. Häckel sprach ein von Professor Dr. Weidenbach verfaßtes Begrü ßungsgedicht. Als der König, dem Blumen streuende junge Damen voranschritten, den ü la Daumont mit Spitzenreitern gefahrenen offenen Wagen an der Pragerstraße bei Glockengeläute zur Abfahrt unter Eskorte von Gardereitern bestieg, brach ein endloser Jubel mit Hoch- und Hurrarufen, Hut- und Tücher- schwenken los. Am Altmarkt, wo der König den Wagen verließ und den Königspavillon betrat, sprach Oberbürgermeister Beutler den Willkommengruß. Hiernach entbot die nach Hunderten zählende Sänger schaft weihevoll Richard Wagners Begrüßungshym nus mit Orchester „Im treuen Sachsenland" und einen weiteren Gesangsgruß. Für alle Ovationen dankte der Monarch, an besten Seite sich der Ge neral L la 8mte Generalmajor d'Elsa befand, tiefge rührt und hocherfreut und gab besonders seiner Freude über die rege Anteilnahme der Vereine, Innungen, Beamten, Korporationen, Schulen rc. dem Ober bürgermeister Beutler gegenüber Ausdruck. Nach der Rede des Oberbürgermeisters und dem Gesang „Den König segne Gott" sprach der König laut folgendes an die Versammlung: „Ich bin tief gerührt und erfreut über den schönen und herzlichen Empfang, den Mir Meine liebe Vaterstadt heute bereitet hat. Ich möchte jedem Einzelnen dankbar die Hand drücken, dies ist Mir jedoch nicht möglich, aber Ich werde den Herrn Oberbürgermeister bitten, Meinen Dank noch einmal der Gesamtheit auszusprechen. Ich bin wirklich außerordentlich erfreut. Der Himmel hat ja auch unsere Feier begünstigt und schön ge stalten helfen. Ich werde mit großer Rührung und Freude noch lange daran denken." Unter brausenden Hochrufen setzte der König alsdann die Fahrt nach dem Schlosse fort. In den festlich geschmückten Straßen Dresdens herrschte den ganzen Tag über reger Verkehr. Von Unfällen oder sonstigen Stö rungen ist nicht das geringste bekannt geworden» fadaß der erste Freudentag deS Königs Georg in feiner Residenz ungetrübt und allzeitig hell im Ge dächtnis derer fortleben kann, die ihn mitbereiten und miterleben konnten. Wahrlich, nach so vielen dunklen Vorkommnissen, so vielen Mißverständnissen und unnützen Streitigkeiten ein freudiges Gedenk blatt im Buche der Geschichte echter, nie aussterben der Sachsentreue. Dresden. Der Oberbürgermeister Dr. Beutler veröffentlicht folgendes: „Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, mich zu beauftragen, allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen an dem Empfang und der gesamten Bevölkerung der Hauptstadt sür die herzliche, überaus freundliche Begrüßung aller höchst seinen Königlichen Dank auszusprechen und zu versichern, daß die Kundgebungen der Liebe und Treue seinem Herzen sehr wöhlgetan haben. Gleich zeitig bringe ich zur öffentlichen Kenntnis, daß Se. Majestät der König geruht hat, mir für die Dresdner Armen die Summe von 10 000 Mark anweisen zu lassen. Ich weiß mich eins mit der gesamten Ein wohnerschaft Dresdens, wenn ich auch an dieser Stelle den Gefühlen des untertänigsten Dankes unserer Stadt für diesen Gnadenbeweis Sr. Majestät Ausdruck verleihe." Die Hiobsposten in Saloniki mehren sich. Aus Pest werden unkontrollierbare Nachrichten bekannt, wonach Saloniki an 40 Stellen brennt, 1100 Menschen tot, der deutsche Konsul und dessen Dragoman schwer verwundet sind. Dem Wolf-Bureau in Berlin liegen derartige Nach richten nicht vor. Schon etwas wahrscheinlicher ist, daß der Einmarsch der Truppen Oester reich-Ungarns nach Mazedonien erfolgen wird, da die Türkei nicht imstande ist, den Aufstand allein niederzuwersen. Uebrigens sind auch in Berlin Sonnabend abend in vorgerückter Stunde amtliche Nachrichten aus Saloniki über ein fürchterliches Blut bad eingetroffen, das aber nicht die Aufständigen, sondern die türkischen Einwohner unter den Ruhestörern angerichtet haben. Der deutsche Dragoman soll durch den Bombenanschlag nicht ver letzt worden sein. Trotzdem sieht man in Berlin an unterrichteter Stelle die Lage nicht so schwarz an. — In Saloniki hat die Polizei unter den Hauptstadt teilen Gräben und Minen entdeckt, die dazu bestimmt gewesen seien, die ganze Stadt in die Lust zu sprengen. Die Gefahr ist gegenwärtig beseitigt. Etwa 1000 Revolutionäre befinden sich in Haft und über 300 sind getötet worden. Politische Rundschau Deutsches Reich. * Lindau. Das „LindauerTageblatt" meldet: Prinzessin Luise von Toskana ist gestern abend 9 Uhr von einer Prinzessin entbunden worden. «Kaiser Wilhelm und die Je suiten in Rom. Den Dank für die inzwischen freilich gescheiterte Anregung Preußens zur Auf- Hebung deSZ2 des Jesuitengesetzes haben die Jesuiten in Rom soeben dem deutschen Reichsober haupt und König von Preußen in drastischer Form abgestattet. Wir lesen in einer römischen Empfangs depesche des „Berliner Tageblattes": „Am dürftigsten geschmückt war der große Bahnhofsplatz, wo die Kavallerie ein weites Viereck abgesperrt hielt. Das hier gelegene großartigeJesuiten- kolleg, das bei Ankunft König Eduards reichen Schmuck angelegt hatte, zeigte heute nicht einmal d Lje bescheidenste Dekoration. Die Miß achtung des Kaiserbesuches seitens dieser Hochburg des römischen Jesuitentums war so ostentativ und ausfällig, daß sieallge - mein Anstoß erregte. Vielleicht wird auch der Vatikan gut daran tun, von dieser Taktlosigkeit seiner Getreuen, diesich dochsoheißnach Deutschland zurücksehnen, Notiz zu nehmen." Diese interessante Berichtsnotiz sollte im Trubel der Empfangsmeldungen nicht verloren gehen. «Prinz Prosper vonArenberg wurde, wie erinnerlich, wegen eines mit besonderer Grausamkeit an einem Eingeborenen in Südwest- asrika verübten Mordes zum Tode verurteilt. Dieser Spruch wurde in 15jährige Zuchthausstrafe umge wandelt ; dann aber trat eine abermalige Be gnadigung des prinzlichen Verbrechers insofern ein, als die Zuchthausstrafe in Gefängnisstrafe von gleicher Zeitdauer ermäßigt wurde. Darüber sind nun zwei Jahre verflossen, während welcher wieder holt die gerüchtweise auftretende Behauptung von einer milden, „standesgemäßen" Behandlung des Prinzen im Gefängnisse dementiert wurde. Nunmehr aber wird gemeldet, der Prinz Prosper sei infolge gänzlicher Begnadigung schon seit einigen Tagen aus dem Gefängnisse ent lassen. Genaues läßt sich zur Zeit leider nicht seststellen, und man darf wohl annehmen, daß an gesichts der besonders greuelvollen Tat des Verur teilten seine endgültige Begnadigung nach so kurzer Zeit nicht eingetreten ist. Sollte dagegen die Be gnadigungsnachricht sich wider Erwarten bestätigen, so läge hier wiederum ein Fall vor, welcher der Institution des sürstlichen Begnadigungrechtes recht zahlreiche, ernste Gegner erstehen lassen würde. Auch dann noch, wenn man es nachweislich mit einem Reuigen zu tun hätte, würde die öffentliche Meinung die Begnadigung als eine Standes- unv Geburts konzession betrachten. Einstweilen wollen wir eine amtliche Aeußerung zur Sache abwarten. , «DasReichspo st amtwill laut„Postztg." die Assistenten und Postverwalter nach einer 35- jährigen vorwurfsfreien Postdienstzeit zu Sekretären er nennen. Den Militäranwärtern sollen hieraus 4 Jahre ihre Militärdienstzeit angerechnet werden. * UeberdasRecht aufArbeit äußerte sich Fürst Bismarck im Jahre 1884, wo er im Reichstag sagte: „Ja, ich erkenne ein Recht auf Arbeit unbe dingt an, ich stehe dafür, so lange ich auf diesem Platze sein werde" —und später, es sei „in unseren ganzen sittlichen Verhältnissen begründet, daß der Mann, der vor seine Mitbürger tritt und sagt: „Ich bin gesund, arbeitslustig, finde aber keine Arbeit" — berechtigt ist zu sagen: „Gebt mir Arbeit!" Nach Bismarck ist der Staat „ver pflichtet", sie ihm zu geben. Diese Ansichten Bismarcks dürften angesichts der vielen Bemühungen einer Arbeitslosenversicherung von großem Interesse sein. « Den Ruf der Unzuverlässigkeit zieht sich mehr und mehr die „Deutsch-evangel. Korre spondenz" zu. Das ist bedauerlich, aber gerecht. Abgesehen davon, daß die Zeitschrift ihr vor einigen Monaten gebrachtes Verzeichnis der „adligen Apo staten" einer ausführlichen Korrektur unterziehen