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Wm-ÄWeMWU Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich KesMs-Anzeiga str Ko-ndors, KSMß, Zernsdorf, Ksdors, KL. Midim, Kemrichsort, Mrienm u. Mlfeu. Amtsblatt für den Stadlrat zu Lichtenstein. SS. Jahrgang. Nr. 107. Sonntag, den 10. Mai '^^7"°.'!'."" !903 Dieses Blatt erscheint t äglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Log. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 25 Psg„ durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expeditton in Lichtenstein, Markt 8, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. In serate werden die fünfgespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die Sqespaltene Zeile 15 Pfennige. — Bekanntmachung. Von der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für das König reich Sachsen ist das Unternehmer-Verzeichnis nebst Heberolle und Anlagen für das Jahr 1902 eingegangen und liegt dasselbe nebst den mit angeschlossenen Satzungen der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft vom 9. dss. Mts. ab 14 Tage lang zur Einsichtnahme für Interessenten im Kassenzimmer des hiesigen Gemeindeamtes aus. Exemplare vorgenannter Satzungen können für 10 Pf. das Stück bei dem Vertrauensmann, Herrn Gartenbesitzer Selbmann, entnommen werden. Gleichzeitig werden die Herren Retriebsunternehmer aufgesordert, die zu leistenden Beiträge nach 4,15 Pfg. auf je eine beitragspflichtige Steuereinheit, bis spätestens am 20. dss. Monats an hiesige Gemeindekasse abzuführen. Hohndorf, den 9. Mai 1903. Der Geureinderat. Schaufuß, G.-V. Politische Rundschau Deutsche« Reich. * Der Kronprinz von Sachsen und Luise von Toskana. Eine rührende Szene hat sich in der Villa Toskana bei Lindau ab gespielt, als das schon erwähnte Glück wunschtelegramm des sächsischen Kron prinzen zur Geburt der Prinzessin eintraf. Es wird hierüber depeschiert: Beim Lesen des Glückwunschtelegramms des Kron prinzen Friedrich August brach die Prinzessin Luise in minutenlangesSchluchzen aus und rief: „Er ist also doch nicht von Stein!" Die Großherzogin weinte ebenfalls heftig. In einem an sie gerichteten Telegramm dankte ihr der Kronprinz für die Aufopferung, welche sie der Prinzessin erwiesen habe. Hier wird angenommen, daß dec Kronprinz das Telegramm an die Prinzessin Luise ohne Wissen des Königs absandte. Dadurch dürfte es auch zu erklären sein, daß der offizielle „Dresd. Anz." be streitet, daß der Kronprinz überhaupt ein Telegramm an die Prinzessin abgesandt hat. * Das „Berl. Tageblatt" verbreitet eine Mit teilung der „Agence Havas" aus Rom, nach welcher es in römischen politischen Kreisen unangenehm em pfunden worden sein soll, daß der Kaiser den Papst mit allem Pomp besucht habe, welcher sonst nur bei Besuchen von Souveränen aufgeboten wird; der Erfolg der kaiserlichen Reise soll dadurch in Frage gestellt sein. Diese Mitteilung, welche augenschein lich nur darauf berechnet ist, in evangelischen deutschen Kreisen neue Verstimmungen gegen die Politik des Reichskanzlers hervorzurufen, entspricht durchaus nicht den Tatsachen. Die vatikanische Po litik hat es von jeher verstanden, den Papst als den „armen Gefangenen in der Engelsburg" hinzustellen, der von Italien grausam behandelt wird; diese Legende zu zerstören, hat nichts mehr beigetragen als der prunkvolle Besuch des Kaisers beim Papst. Es hat deshalb in politischen Kreisen in Rom einen ausgezeichneten Eindruck gemacht, daß Se. Majestät der deutsche Kaiser den Papst wie einen Souverän behandelt hat; man hat es in Rom durchaus ver standen, daß der Kaiser den Papst zwar ehren wollte, gleichzeitig aber der italienischen Politik einen Dienst zu erweisen. * Die deutsch-evangelische Kirch en- konferenz hält am 11. Juni eine außerordent liche Tagung im Eisenacher Residenzschlosse ab. Auf der Tagesordnung steht der Zusammenschluß der evangelischen Landeskirchen. * Auch in München steht ein K a m p f zwischen Aerzten und Krankenkassen bevor. Die Aerzteschaft beabsichtigt, bei den Kassen, die von der Krankenversicherungsnovelle berührt werden, die Verträge mit dem Tage des Inkrafttretens der No velle für erloschen zu erklären, bei den übrigen Kassen die Verträge zum nächsten gesetzlich zulässigen Termin zu kündigen, soweit diese Verträge den Anforderungen der lokalen Vertrauenskommission nicht entsprechen. * Acht Torpedoboote erhielten Befehl, die bul garische Schwarzmeerküste zu beobachten. * Kriegsminister von Goßler tritt am 15. d. M. einen dreimonatlichen Urlaub an, welcher der Vorbote seines R ü ck t c i tt s sein dürfte. Für die Demission sollen lediglich Gesundheits rücksichten maßgebend sein, da sich in der letzten Zeit mehrfache Schmerzen infolge von Verwundungen einstellten, die sich der M nister während der Feld züge zugezogen hatte. Dieser Umstand in Verbin dung mit der Erwägung, daß die Militärvorlage mehr Anforderungen an die Frische eines Kriegs ministers stellt, hatten in Herrn v. Goßler den Ent schluß gezeitigt. — Neben Herrn v. Goßler wird auch der Staatssekretär des Marineamts v. Tirpitz als amtsmüde bezeichnet. Dem „Fränk. Kur." zufolge will er demnächst das Amt verlassen. * Bei den Neichstagswahlen 1898 waren die drei stärksten Parteien (über eine Million Wahl stimmen) die sozialdemokratische, die Zentrums- und die nationalliberale Partei. Auf die Sozialdemo kratie sielen 2 107 076, aus das Zentrum 1 455 139 und auf die nationalliberale Partei 1 013 374 Stimmen. Oesterreich. * Außerordentlich übertrieben sind die Nachrichten über die Unruhen in Kroatien. Es handelt sich im ganzen um Vanernunruhen in einem Dorfe des Bezirks Kreutz, bei denen niemand getötet oder schwer verletzt wurde. Die Ruhe ist schon wiederhergestellt. Rußland * Nach Blättermeldungen traf eine amtliche Bestätigung von der Wiederbesetzung Niutschwang durch Rußland ein. Rußland soll Schritte getan haben, damit China Bedingungen annehme, unter denen es Niutschwang räumen will. Obwohl in dem amtlichen Telegramm über kriegerische Maß nahmen nichts verlaute, glaubt man doch, daß Rußland nichts unversucht lassen wird, um China nachgiebig zu stimmen. England * Das Schatzamt in L o n d o n hat nunmehr eine Uebersicht über die Ausgaben für den südafri kanischen Krieg veröffentlicht. Danach haben die Kosten, welche bei Beginn des Krieges auf 120 Millionen Mark veranschlagt waren, im ganzen die Summe von 4220 Millionen Mark betragen. Türkei * Auf dem Balkan wird es immer netter. Jetzt sind sogar in Konstantinopel selbst Zu stände ausgebrochen, wie sie, abgesehen von Peking, nirgends in der Welt bestehen. Gleich der Ein richtung der Pekinger Gesandtschastswachen ist auch in Konstantinopel in denjenigen Botschaften, deren ausgedehnte Gebäudekomplexe und Gärten ver dächtigen Personen den Zutritt leicht ermöglichen, in den letzten Tagen außer der türkischen Polizeibe wachung noch ein eigener Wachdien st durch Matrosen innerhalb der Botschafts- Baulichkeiten eingerichtet worden. Diese Vorsichts maßregel, welche durch unkontrollierbare Gerüchte bedingt wurde, soll einer halbamtlichen Beschwich tigungsdepesche zufolge nichts Aufregendes besitzen. So hat z. B. die russische Botschaft von jeher ein ständiges Matrosen-Wachdetachement in ihren Räumen unterhalten. Amerika. "Washington. Die Armee-Verwaltung traf endgültig die Wahl des neuen Dien st ge» Wehres. Sein Lauf ist 24 Zoll lang und ganz von Holz eingefaßt. Die Kugel durchschlägt 34 einzöllige Kistenbretter. Das Gewehr ist 4 Zoll kürzer und ein Pfund leichter als das bisher im Gebrauch befindliche. Aus Stadt uud Land Lichtenstein, 9. Mai. * — Programm zur 2 Platzmufik: 1 Der Rheinströmer, Kgl. Preuß. Armee-Marsch. 2. Ouvertüre, „Das Castell von Ursino" von Scraup. 3. Bundeslied von Mozart. 4. Baß-Galopp von Schuller. 5. „Dem Tronfolger", Marsch von Torelli. * — Oeffentliche Wählerversammlung. Wie aus dem Inseratenteile der vorliegenden Nummer ersichtlich, wird sich in einer morgen Sonntag nach mittag l/z4 Uhr im Saale des „Neuen Schützen hauses" stattfindenden Versammlung der Kandidat der vereinigten Ordnungsparteien, Herr Geheimer Regierungsrat Or. Rumpelt-Dresden (früher Amts hauptmann in Glauchau) seinen Wählern vorstellen. Stimmberechtigte Wähler des 17. Reichstagswahl kreises sind zu dieser Versammlung eingeladen. * — Fernsprecher. Mit dem heutigen Tage sind folgende Firmen an das hiesige Fernsprechnetz angefchlofsen und in Betrieb gesetzt worden: Nr. 43 Güterverwaltung der Kgl. Sächi. '^-taatsbahn, Nr. 88 Johannes Werner, Fahrradhandlung, Callnberg. * — Bei Verpackung von Drucksachen sür diePostbesördernngwird von denAbiendern häufig da durch gesündigt, daß nur ein Streifband verwendet und lose umgelegt oder ein ungeeigneter Briefumschlag ge wählt wird. In die weit geöffneten taschenförmigen Falten solcher mangelhaften Streifbandscndungen, sowie in die offenen größeren Briefumschläge mit nach innen eingesteckter Berschlußklappe, die von den Postbeamten mit gutem Grundeals „Brieffallen" gefürchtet werden, verschieben sich unbemerkt Briefe, Postkarten und andere kleine Gegenstände und machen sodann als blinde Passagiere wider Willen oft weite Irrfahrten in den Drucksachen mit. Günstigen Falles, wenn sie von einem Postbeamten in ihrem Versteck entdeckt oder vom Empfänger der Drucksache zurückgegeben werden, gelangen sie mit größerer oder geringerer Verspätung in die Hände des Adressaten; andern falls sind sie verschwunden. Die Postverwaltung ist eifrig bestrebt, durch geeignete Vorkehrungen die den anderen Sendungen von den Drucksachen her drohende Unsicherheit abzuwenden. Im eigensten Interesse des Publikums liegt es, die Postoerwaltung in diesen Bestrebungen zu unterstützen, indem es in der üblichen Drucksachenverpackung Wandel eintreten läßt. Dies ist ohne erhebliche Mühe oder Kosten für den Absender sehr wohl angängig. Bei größeren Drucksachen, die unter Band verschickt werden sollen, bietet sich als wirksamstes Mittel zur Vermeidung breiter Spalten die Anlegung eines Kreuzbandes an Stelle des einfachen Streif bandes. Kann man sich aber hierzu nicht entschließen, dann sollte man wenigstens ein aus gutem Papier gefertigtes Streifband so eng wie nur möglich um die Drucksache legen und außerdem eine feste kreuz weise Umschnürung mittelst Fadens oder Gummi bandes herumschlingen. Bei Drucksachen, die unter größeren Briefumschlägen zur Absendung kommen sollen, wären tunlichst Umschläge anzuwenden, deren Verschlußklappe sich nicht am breiten oberen Rande, sondern an der schmalen Seite befindet. Jedenfalls soll man die Verschlußklappe nicht in den Umschlag einstecken; will man den Inhalt vor dem Heraus fallen schützen, so verwende man Umschläge, deren Berschlußklappe einen zungenartigen, zum Einstecken in einem äußeren Schlitz des Umschlages einge richteten Ansatz besitzt. Auch in anderen Formen hat die Papierindustrie bereits sichernde Drucksachen hüllen auf den Markt gebracht. Damit die Ver sender von Drucksachen diese Anregungen beherzigen und, jeder für seinen Teil, ernstlich dazu beitragen, den von den Brieffallen ausgehenden Unzuträglich keiten zu steuern, seien sie noch darauf hingewiesen, daß sie hierdurch nicht blos im Interesse anderer, sondern auch im eigenen handeln; denn dieselben Gefahren, die sie anderen durch mangelhafte Ver-