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von Professor Delitzsch in der genannten Gesellschaft gehaltenen zweiten Vortrage über Bibel und Babel präzisiert. Das Handschreiben hat folgenden Wortlaut: 15. Februar 1903. Mein lieber Hollmann! Mein Telegramm an Sie wird Ihnen die Zweifel behoben haben, welche Sie bezüglich des Schlußpassus des Vortrages noch gehegt haben. Er ist vollkommen klar von den Zuhörern verstanden worden und mußte daher so bleiben. Es ist mir aber sehr lieb, daß durch Ihre Anfrage diese Materie des zweiten Vortrags nochmal angeschnitten ward, und ich ergreife gern diese Gelegenheit, nach Durch lesen des Abzuges nochmals meine Stellung ganz klar zu präzisieren. Während einer Abendgesellschaft bei uns hatte Prof. Delitzsch Gelegenheit, mit Ihrer Majestät der Kaiserin und General-Superintendent Dryander ein gehend mehrere Stunden zu konferieren und zu debattieren, wobei ich mich zuhörend und passiv verhielt. Er verließ dabei leider den Standpunkt des strengen Historikers und Assyriologen und geriet in theologisch-religiöse Schlüsse und Hypothesen hinein, welche doch recht nebelhaft oder gewagt waren. Als er aber auf das Neue Testament kam, wurde es bald klar, daß er bezüglich der Person unseres Heilandes so ganz abweichende Anschauungen ent wickelte, daß ich ihm darin nicht nur nicht folgen konnte, sondern einen meinem Standpunkte diametral entgegengesetzten konstatieren mußte. Er erkennt die Gottheit Christi nicht an, und daher soll als Rück schluß auf das Atte Testament dieses keine Offen barung auf denselben Messias als enthalten. Hier hört der Assyriologe und forschende Geschichtsschreiber auf und der Theologe mit allen seinen Licht- und! Schattenseiten setzt ein. Auf diesem Gebiet kann ich nur dringend ihm raten, nur sehr vorsichtig Schritt vor Schritt zu gehen und jedenfalls seine Thesen nur in theologischen Schriften und im Kreise seiner Kol legen zu ventilieren, uns Laien aber, und vor allem die Orientgesellschaft, damit zu verschonen; vor deren Forum gehört das alles nicht. Wir graben aus und lesen was wir finden, und geben das heraus zum Wohl der Wissenschaft und Geschichte, aber nicht, um Religions-Hypothesen eines unter vielen Gelehrten begründen oder verfechten zu helfen. Es ist eben bei Delitzsch der Theologe mit dem Historiker auf und davon gegangen, und dient der letztere nur noch als Folie für den ersteren. Ich finde es schade, daß Delitzsch nicht bei seinem ur sprünglichen Programm geblieben ist, welches er im vorigen Jahr entwickelte: Nämlich auf Grund der Funde unserer Gesellschaft nach wissenschaftlich erprobter Uebersetzung der Inschriften zu vergleichen, inwiefern dieselbe eine Illustration zu der Chronik des Volkes Israel enthalten, d. h. Ausklärung über geschichtliche Ereignisse, Sitten und Gebräuche, Ueber- lieferungen, Politik, Gesetzgebung usw. Mit anderen Worten, inwiefern diesunleugbar mächtige und hoch entwickelte babylonische Kultur in Wechselbeziehung zu den Israeliten stand, auf sie einwirken konnte, ja sogar ihnen einen Stempel aufdrücken mochte. Und dadurch eine gewisse Ehrenrettung — vom rein menschlichen Standpunkte aus — für die im alten Testament gewiß recht kraß, scheußlich und einseitig dargestellten Babylonier zu erwirken. Das war seine ursprüngliche Absicht," — wie ich sie wenigstens auffaßte — und ein sehr reichhalliges und uns allen interessantes Gebiet, dessen Durchforschung, Erhellung und Erklärung uns Laien im höchsten Maße interessieren muß und ihm zu höchstem Dank verpflichtet. Aber dabei mußte er nun auch bleibend Er hat aber leider im Feuereifer das Ziel überschossen. Wie nicht anders zu erwarten, haben die Grabungen Mitteilungen zu Tage gefördert, welche auch aus das religiöse Gebiet im Alten Testament Beziehung haben. Das Faktum hätte er rubrizieren müssen und Koinzidenzen — wo solche vorkamen — hervorheben und erläutern können, aber alle rein religiösen Schlüsse dem Zu hörer selbst zu ziehen überlassen müssen. So wäre seinem Vortrag Interesse und Wohlwollen des Laien- Publikums voll erhalten worden. Das hat er leider nicht getan. Er hat in sehr polemischer Weise sich an die Offenbarungssrage herangemacht und dieselbe mehr oder minder verneint bezw. auf historisch rein menschliche Dinge zurückführen zu können vermeint. Das war ein schwerer Fehler. Denn er tastety damit manchem seiner Hörer an sein Innerstes und Heiligstes. Und ob berechtigt oder unberechtigt — das ist hier für den Augenblick ganz einerlei, da es sich nicht um eine pure wissenschaftliche VersammlungvonTheologen, sondern um Laien aller Stände und Geschlechter handelte — hat er manchem Lieblingsvorstellungen oder gar Gebilde umgestoßen oder angerempelt, mit welchen diese Leute heilige und teuere Begriffe verbinden, und ihnen unzweifelhaft das Fundament ihres Glaubens erschüttert, wenn nicht entzogen. Eine Tat, an die nur ein gewaltiges Genie sich heran wagen dürfte, zu der aber das bloße Studium der Assyriologie noch nicht berechtigt. Goethe behandelt diese Angelegenheit auch einmal, indem er aus drücklich darauf aufmerksam macht, man müsse sich vorsehen bei einem großen allgemeinen Publikum auch nur „Terminologiepagoden" entzwei zu machen. Es ist dem vortrefflichen Professor in seinem Eifer der Grundsatz etwas entgangen, daß es gar sehr wichtig ist, genau zu unterscheiden zwischen dem, was angemessen ist, dem Ort, Publikum 2c., und was nicht. Als Theologe von Fach kann er für seinen Kollegenkreis Thesen, Hypothesen und Theorien sowie Ueberzeugungen aussprechen in Fach schriften, welche nicht angängig auszusprechen sein würden in einem populären Vortrag oder Buch. Ich möchte nun noch einmal auf meinen persön lichen Standpunkt bezüglich der Offenbarungslehre oder -Anschauung zurückkommen, wie ich ihn Ihnen, mein lieber Hollmann, und anderen Herren auch des öfteren schon auseinandergesetzt habe. Ich unterscheide zwei verschiedene Arten der Offenbarung: eine fortlaufende, gewissermaßen historische und eine rein religiöse auf die spätere Erscheinung des Messias vorbereitende Offen barung. Zur ersten ist zu sagen: Es ist für mich keinem, auch nicht dem leisesten Zweifel unterworfen, daß Gott sich immerdar in Seinem von Ihm geschaffenen Menschengeschlecht andauernd offenbart. Er hat dem Menschen „Seinen Odem eingcblasen", d. h. ein Stück von sich selbst, eine Seele gegeben. Mit Vatcrliebe und Interesse verfolgt er die Entwicklung des Menschen geschlechts; um es weiter zu führen und zu fördern, „offenbart" er sich bald in diesem oder jenem großen Weisen, oder -Priester oder König, sei es bei den Hei den, Juden oder Christen. Hammurabi war einer^ Moses, Abraham, Homer, Karl der Große, Lnther, Shakespeare, Goethe, Kant, Kaiser Wilhelm der Große. — Die hat Er ausgesucht und Seiner Gnade ge würdigt, für ihre Völker auf dem geistigen wie physi schen Gebiet nach seinem Willen Herrliches, Unvergäng liches zu leisten. Wie ost hat mein Großvater dieses nicht ausdrücklich betont, er sei ein Instrument nur in Kkkg i. e» Lünvln«. 1903 9 ink rttc ilbe ein die erer für Sämereien we gangbare Artikel, ragen in der Exped. alaties. 2 10 15 Sodviodttrn Otto Mann. relegramMadrefl«» Tageblatt. von dem Abgeordneten Blankenhorn beantragte Re solution betreffend Maßregeln gegen die Reblaus gefahr mit großer Mehrheit angenommen. Die Be sprechung dieser Resolution war schon gestern eröffnet worden. Bei der heutigen Erörterung sprachen sich alle Parteien für die Notwendigkeit energischer Schußmaßregeln gegen die von Elsaß-Lothringen drohende Infektionsgefahr des Weinbaues aus, nur die Vertreter der Neichslande erblicken in der Refo- lution ein Mißtrauensvotum gegen die reichsländische Verwaltung und verhielten sich deshalb ablehnend. Auch der elsaß-lothringische Bundesbevollmächtigte von Halley schien diese Auffassung zu teilen, denn seine Erwiderungen klangen wie eine Abwehr gegen erhobene Vorwürfe. Darauf schritt das Haus zur Beratung des Titels „Förderung des Absatzes land wirtschaftlicher Erzeugnisse und Unterstützung wissen schaftlicher Bestrebungen auf dem Gebiete der Land wirtschaft". Hier kam es wieder zu längeren Aus einandersetzungen zwischen den Vertretern der Land wirtschaft und denen des Handels. Es handelte sich hauptsächlich um Stabilisierung der Getreideprerse. i Die Herren von rechts suchten dies durch eine inter- i nationale Kommission zu erreichen, während die I Linke lebhaft die Aufhebung des Terminhandels be- I dauerte, und dieser Maßregel die unkontrollierbaren Schwankungen in den Getreidepreisen zuschrieb. Von beiden Seiten sprachen hierzu die Hauptvertreter der beteilgten Parteien, von rechts Graf Schwerin-Löwitz, Dr. Roesicke-Kaiserslautern, Herold und Frhr. von Wangenheim, von links Frese, Gothain und Dr. Südekum (soz). Dann wurde auch dieser Titel be willigt. Zum Schluß kam noch eine größere Dis- l kussion über die Reichschulkommission, bei welcher Ge- l legenhert die Abgeordneten Dr. Pachnicke und Dr. k Herzfeld (soz.) Veranlassung nahmen, die Mecklen- k burger Schulverhältnisse zu beleuchten. Der letzcre ; tat dies mit einer solchen Gründlichkeit und ging so H weit auf Einzelheiten ein, daß ihn dec amtierende Vizepräsident Büsing zweimal zur Sache rufen i mußte. Doch so schnell war Herr Dr. Herzfeld, der § sich offenbar in gereizter Stimmung befand, nicht ? unterzukriegen; er suchte zuerst mit dem Präsidenten : zu unterhandeln, und das Zwiegespräch zwischen Redner und Präsident entbehrte nicht einer unfrei- / willigen Komik, so daß es den Abgeordneten Sattler ' zu dem Zwischenruf veranlaßte: „O laß es genug i sein des grausamen Spiels!" Diesen Zuruf nahm nun Herr Herzfeld wieder sehr übel und er zog heftig gegen Sattler los. Schließlich aber verließ er mit Ler Miene gekränkter Unschuld die Rednertribüne. Auch Graf Posadowsky griff heute mehrmals in die Diskussion ein, jedoch immer nur, um kurze Ant worten auf Fragen oder Berichtigungen zu geben. Es wurden dann noch eine ganze Reihe weiterer Titel debattelos genehmigt, um morgen die Bera- tung fortzusetzen. Ledern zur gefl. Kennt- ten Sonntag, den 22. ttags 2 Uhr ein Wettturnen nds V28 Uhr an findet Vereinskneipe mit fierzu alle Mitglieder te sind willkommen. Der Turnrat Nutz- und Brennholz-Auktion auf Lichteusteiner Revier. Montag, den 23. Februar 1SV3, von vormittags s Uhr an sollen im Ratskeller zu Lichtenstein folgende im Park, Stadtwalde und Neudörfler Walde oufbereitete WgskWlt, lliebtesten Zwickauer SiinnBV ns sm Mstm. vb. Berlin, 20. Februar 1903. (Nachdruck verboten.) Heute sind die Beratungen des Etats um bedeutendes vorwärts gekommen. Zuerst wurde " «3. Jahrgang. Sonntag, den 22. Februar hr. !in, vorzulegen, nimmt erbringung der Knaben zu den vor der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Fürstliche Forstverwaltung Lichtenstein. e Am. und Dienstag, den nbklMs !endes Mittel gegen kleinere Eingeweide- as von Kindern gern ommen wird. and Kräutergewölbe Mkn Mt«. s«»»n,Ächt«ttstein. WM! orzügl. Wirkung von ler: Teers chwefcl-Seife rannLCo«, Rade- S-en, allein echte ke: Steckenpferd, lrtenHautuureinig- d Hautausfchläge, ffer, GefichtSpickel, Finnen, Hautröte, , Leberflecke re. 50 Pfg. bei: Curt Lietzmaun. xichene Stämme von, 18—51 om Mittenstärke, lärchetier Stamm „ 36 „ eichene Klötzer „ 20u. 31 „ Oberstärke, Rm. Laubholz-Scheite und Zacken, Schneidelreisig, 31,4 Wellenhundert hartes und 0,5 Wellh. weiches Reisig Ax. Sermsprech-Nuschluh Babel »ad Bibel. Die Grenzboten veröffentlichen ein an das Vor standsmitglied der Deutschen Orientgeselisch ast, Ad- miral Hollmann, gerichtetes Hands chreiben S r. Majestät des Deutschen Kaisers, in dem Allerhöchstdersekbe seine Stellung zu dem Blatt erscheint täglich l außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 2S Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt S, alle Aarserl. 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