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über das Befinden ihres Lieblingssohnes an sie ge langten und außerdem noch finanzielle Schwierig keiten sich einstellten, an die Giron nicht gedacht hatte, nochmals an ihre langjährige Freundin, die Prinzessin Terese von Bayern. Diese übernahm, unter der Bedingung der sofortigen Los- sagungvon Giron, die Anbahnung einer Vermittelung; allerdings gegen den Willen des Prinzregenten Luitpold. Der Initiative der Prin zessin Terese wird es vielleicht zu verdanken sein, wenn nunmehr der Eheskandal in ruhigeren Bahnen verläuft. Ten besten Eindruck macht die in voller Bestimmtheit abgegebene Erklärung der Prinzessin, daß das zu erwartende Kind den Kron prinzen zum Vater hat. Die Prinzessin be absichtigte offenbar ursprünglich, durch die Ver breitung der Nachricht von der Vaterschaft Girons, den Bruch mit dem Kronprinzen von Sachsen un heilbar zu gestalten. * Die Depeschen des Direktors der Heilanstalt La Metairie in Nyon an Wiener und Salz burger Hofstellen drücken die Auffassung aus, daß die Reue der Prinzessin Luise tief und aufrichtig und die Trennung von Giron definitiv sei. —Lache nal erklärte gestern, der Aufenthalt der Prinzessin in La Metairie werde nur von kurzer Dauer sein und sich keinesfalls über die Zeit der Niederkunft hinaus erstrecken, die im April zu erwarten sei. — Die Prinzessin erhielt gestern zahlreiche Depeschen aus Deutschland, worin die Absender sie zur Trennung von Giron beglückwünschen. Aus Amerika erhielt die Prinzessin von einem anonymen Einsender einen größeren Geldbetrag. * Wien. Rechtsanwalt Dr. Zehme-Leipzig dementiert sowohl in der „N. Fr. Presse" als auch im „Fremdenblatt" die Version, daß Giron durch eine Geldabfindung zur Trennung von der Prinzessin Luise veranlaßt worden sei. * Salzburg. Im Auftrag des toskanischen Hofes wird die Villa des Fürsten Wreda in St. Gilgen wohnlich eingerichtet. Man glaubt, daß die Prinzessin Luise nach ihrer Niederkunft dort Aufent halt nehmen wird. * Brüssel. Giron, welcher gestern auf der Polizei-Präfektur um Einhändigung eines Passes zur Reise nach überseeischen Ländern nachsuchte, ist abends nach Empfang eines dringenden Telegramms nach Genf abgereist. Politische Rundschau Deutsches Steieh. * Der Kaiser wohnte gestern abend einem Vor trag über „Sicherungen im Eisenbahn- Betrieb" bei, der beim Eisenbahnminister Budde stattfand. Nach Beendigung des Vortrages besichtigte der Kaiser die aufgestellten Modelle und unter hielt sich längere Zeit mit den beiden Herren Siemens, dem Minister Budde und dem Direktor des Nord- Deutschen Lloyd, Dr. Wiegand. Später gab der Minister ein Saupe, an welchem auch der Kaiser teilnahm. * Gestern abend wurden in allen sechs Ber liner Reichstagswahlkreisen sozialdemo kratische Parteiocrsammlungen abgehalten, in denen die Kandidaten für die bevorstehenden Reichstags wahlen aufgestellt wurden. * In Paris eingetroffene Berichte des fran zösischen Botschafters in Konstantinopel lassen kaum mehr einen Zweifel zu, daß die Türkei große Rü st ungen vorbereitet. * Dem Reichstage sind die von ihm ge wünschten Uebersichten über die Arbeiterverhältnisse in den Betrieben der Reichsmarineverwal tung, wie der Heeresverwaltung, darunter auch der sächsischen, 1901, zugegongen. In der Marine verwaltung wurden gezahlt: für ein Tagewerk je nach der Beschäftigungsart an erwachsene Arbeiter 4,88 Mark, bis herab auf 3,10 Mark, letzterer Be trag an Handlanger, an Lehrlinge, Jungen 1,26 Mark, und an Arbeiterinnen 2,21 Mark. Italien * Der P a p st ist an einer leichten Erkältung erkrankt. Spanien. * Barcelona. Der Plan, den General ausstand zu proklamieren, ist endgiltig gescheitert, da die Buchdrucker und die Schaffner der Straßenbahn sich geweigert haben, sich daran zu beteiligen. * Barcelona. Die Polizei entsetzte ein geheimes Versammlungslokal der Schriftsetzer. Der Gouverneur beabsichtigt die sofortige Schließung des Buchdrucker-Vereins und des Komitees des Zentcal- Arbeiterverbandes, sowie die Verhaftung der Mit glieder des Komitees. Doch sind letztere geflüchtet. Frankreich. * Paris. Beim Begräbnis eines Arbeiters kam es zu Kundgebungen. Die Polizei wollte ein schreiten und die Demonstranten verhaften, wobei es zu einem Zusammenstoß kam. Mehrere Arbeiter schossen aus Revolvern: ein Polizei-Inspektor wurde an der Hand verletzt. Der Tumult wurde schließ lich so groß, daß die Ladenbesitzer in der Nähe es vorzogen, ihre Geschäftslokale zu schließen. Die Polizei patrouillierte noch mehrere Stunden lang die benachbarten Straßen ab. Eine Anzahl Demon stranten wurde verhaftet. * Der K r i e g s m i n i st e r hat allen Offizieren und Beamten des Kriegsministeriums jedwede Mitteilung, welcher Art sie auch sei, bezüglich der gegenwärtig von der Presse in der Dreyfus-Angelegenheit ge brachten Polemik untersagt. * Paris. Die Springflut, welche die französischen Freundschafts-Inseln heimgesucht hat, soll zehntausend Men schen- leben,darunterauch einige euro päische, vernichtet haben. Sie wird mit der Katastrophe verglichen, die 1889 im Hafen von Apia u. a. zwei deutsche Kriegsschiffe zerstört hat. Der Gouverneur von Tahiti verlangt dringend Geld und Nahrungsmittel für die Ueberlebenden der heimgesuchten Inseln. Venezuela. * Wie die „Post" erfährt, steht der Abschluß der Verhandlungen in Washington, soweit dort über die schwebenden Fragen eine Einigung er zielt worden ist, unmittelbar bevor. Die Vertreter der Mächte werden, jeder für sich, ein Protokoll unterzeichnen und dann gemeinsam ein weiteres Protokoll über die Aufhebung der Blockade. Bis jetzt sind die Protokolle entgegen anderslauten den Mitteilungen noch nicht unterzeichnet. Die Pro tokolle stellen fest, daß zunächst jedem Verbündeten 5500 Pfd. Sterling zu zahlen sind. Afrika. * Ganz zu Ende ist es mit dem Aufstande in Marokko wohl noch nicht. Gestern meldete man aus Tanger, der Empörer erhalte von der Grenze der Sahara Verstärkungen, welche von den Söhnen Butmemas befehligt werden. Dagegen hat der Kabylenstamm Benisicar die Lberhoheit des Sultans anerkannt. Aus Stadt und Land Lichtenstein, 11. Februar. *— AnglüekSfall Ein recht beklagenswerter Un fall ereignete sich gestern nachmittag gegen 5 Uhr in der Nähe des Lindigschen Grundstücks an derHarten- steinerstraße. HerrFleischermeisterNötzold ausCallnberg fuhr mit seinem Geschirr die Hartensteinerstraße ent lang. Durch ein in der Nähe befindliches anderes Geschirr scheute das Pferd, rannte an die dort an gebrachte Barriere, welche nachgab, und Pferd, Wagen und Insasse stürzten in den Bach. Herr Nötzold erlitt hierbei mehrere Verletzungen am Kopfe und blieb bewußtlos liegen. Aerztliche Hilfe wurde dem Verletzten sofort zuteil. Pferd und Wagen trugen keinen Schaden davon. Hoffentlich hat Herr Nötzold durch den Fall keine bleibenden Nachteile für feine Gesundheit davongetragen. steil MM mmer.. UL. 4SS.LO irr S8v so Mr. «»«.— nstmädchen aHe unb Haus wird lärz oder später ein tüchtiges, nicht zrr mslr u. jLLkirt Lieds Imilirt ZMr 70S- SI8 — Pfg l Köhler, in UL. 878 SO. UL. 47180 hen für dasGeschäft ein -rmädchen. itreßemutim. ejamtauftage der heu- mmer liegt ein Pro- WeidhaaS schenKnr^ bei, auf welchen wir ffonders aufmerksam — Selbe basiert im mr auf einen Faktor, im Leben so wenig kommt, auf der Ver- - Diejenigen, die es sollten es nicht ver- sich mit dem Cur - r t Spiro - Spero eidHaas) in Nieder- bei Dresden in Ver- zu setzen. Monatsversammlung t Dienstag, den 17. narren . . UL. 228.". UL 77».-. UL 10» SO. UL «40.80. ras«« ÄS. »/ma UMMckMiWN ——— S3. Jahrgang. Donnerstag, den 12. Februar Mieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 2b Psg., durch die Post bezogen 1 Mt. SO Pf. — Einzeln« Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden oie fünfgespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag lO Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet- Für auSwärtiqe Inserenten kostet die Sgespaltene Zeile 15 Pfennige. — Wochen- und Nachrichtsvlatt zugleich KesWs-AtMer für Kohndorf, MW, Zernsdorf, Kusdorf, St. Wien, Keinrichrort, Mrienau «. Wsen. Amtsblatt für den Ktadtrat zrr Kchtenstein. Rk 35 Kerusprech-«»sch1ust Telegrammadreff e! Tageblatt. ZiMWÄU ns dm itiWgt. ob. Berlin, 10. Februar 1903. (Nachdruck verboten) Bevor das Haus in der Beratung des Etats des Reichsamtes des Innern fortfuhr, hatte es sich mit der vom Abgeordneten Nißler (tons.) einge brachten Interpellation zu beschäftigen, welche nach der Gewährung von Beihilfen an die in ihrer Er werbsfähigkeit gehinderten Teilnehmer deutscher Feld züge fragt. Nachdem Abgeordneter Nißler seine Interpellation begründet und Reichsschatzsekretär von Thielmann sie unter Hinweis darauf beantwortet hatte, daß der Jnvalidenfonds in wenigen Jahren aufgebraucht sein würde, trat das Haus unter leb hafter allseitiger Beteiligung in die Besprechung der selben ein. Von allen Abgeordneten, die zu dieser Sache das Wort ergriffen, wurde anerkannt, daß für die Leute, die einst für das Vaterland ihr Leben in die,Schanze geschlagen, und nun in direkter oder in direkter Folge der ausgestandenen Strapazen hin fällig geworden und nur noch teilweise erwerbsfähig sind, unbedingt etwas geschehen müsse. Nur über das „Wie" konnte man sich nicht einigen. Da nach den Erklärungen d es Staatssekretärs von Thielmann der Jnvalidenfonds unter keinen Umständen noch stärker belastet werden kann, wenn man nicht den Kriegsinvaliden ihre ohnehin schon nicht sehr reichlich bemessenen Staatsbeihilfen noch mehr beschneiden will, so müssen die Mittel für den genannten Zweck auf anderem Wege beschafft werden. Die Redner der Rechten schlugen dazu eine Wehrsteuer vor, während sich die Linke mehr Erfolg von einer Reichseinkommensteuer oder einer Vermögenssteuer versprach. Nur der Abgeordnete Paasche (natl.) wollte von einer Regelung dieser Frage von Seiten des Reiches nichts wissen, sondern hielt es für zweck mäßig, die Fürsorge sür die Veteranen den Gemeinden auszuerlegen. Sein Vorschlag sand aber keine Billigung und es dürfte auch wohl angemessener sein, wenn das Reich den Männern, die seinerzeit das Ihrige zur Einigung und der Größe des Vater landes beigetragen haben, seinen Dank abträgt, und diese edle und vornehme Pflicht nicht den einzelnen Gemeinden überläßt. Von verschiedenen Rednern des Hauses, so z. B. vom Abgeordneten Grafen Orwla, wurde angedeutet, daß aus dem Hause, falls die Regierung nicht von selbst Schritte in dieser Beziehung tun würde, ein Antrag dahin gestellt werden würde, die Unterstützung der Vete ranen aus dem ordentlichen Etat zu bestreiten. Nach der Besprechung dieser Interpellation, die den größten Teil der heutigen Sitzung ausfüllte, nahm das Haus die gestern abgebrochene Beratung die Etats wieder auf. Nur zwei Redner aus dem Hause sprachen ihre Wünsche inbetreff der sozial politischen Gesetzgebung aus, von denen der erste, Abg. Jäger (Ztr.) gänzlich unverständlich blieb. Der Abgeordnete Raab (Antisem.) fand vieles an der Seemannsordnung zu bemängeln und machte Vorschläge zur Beseitigung dieser Mängel. Der Staatssekretär Graf Posadowsky, der auch heute wieder, wie gewöhnlich, aus dem Rahmen des rein Sachlichen nicht hinausging, sagte ihm wohlwollendste Prüfung aller seiner Wünsche zu. Dann setzte das Haus, das durch die jetzt hier stattfindenden land wirtschaftlichen Versammlungen großen Abbruch er leidet — besonders die Bänke der Rechten waren fast ganz leer — die weitere Beratung bis morgen aus. Von der Prinzessin Luise * Leise Hoffnungen auf einen versöhn lichen Ausgang des Dresdner Hof-Dramas sind nicht ohne jede Berechtigung. So ist jetzt auch wieder von einer Vermittelung der Prinzessin Therese oonBayerndie Rede. Die sächsische Kronprinzessin wendete sich in letzter Stunde, als bedenklich anscheinend tendenziös gefärbte Nachrichten