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ausführlich über die Einzelheiten des Etats, ohne jedoch besondere Aufmerksamkeit zu finden, da das Interesse des Hauses durch die lange Rede Bebels ermüdet war. Im übrigen bot die Sitzung dasselbe Bild wie in den letzten Tagen: Sehr wenig anwesende Ab geordnete und noch weniger Interesse. Wie bisher hatte auch heute wieder der letzte Redner besonders unter der allgemeinen Teilnahmslosigkeit zu leiden. Wenn auch am Anfang der Sitzung in Erwartung der Bebel'schen Angriffe eine gewisse Spannung über dem Hause lagerte, so verlor sich dieselbe allmählich und machte einer Gleichgültigkeit, man könnte fast sagen Gelangweiltheil, Platz, als die Rede des so zialdemokratischen Führers gar kein Ende nehmen wollte; dann kam als erregendes Moment die Er widerung des Kanzlers und zum Schluß flachte sich die ganze Verhandlung ab. Morgen und in den nächsten Tagen wird sich wohl das Schauspiel mit nur geringen Aenderungen wiederholen. Politische Rundschau Deutsches Reich * Der Gesamtvorstand des Verbandes der sächsischen Industriellen nahm in einer in Dresden abgehaltenen Sitzung zur sächsischen Eisenbahntarif reform Stellung und beschloß, an die maßgebenden Behörden eine Eingabe folgenden Inhalts zu richten : Dem Wegfall der Rückfahrkarten stimmt der Verband schon deshalb zu, weil gerade die unverhältnismäßig teuren einfachen Fahrkarten von Geschäftsreisenden benutzt werden. Der Preiserhöhung der einfachen Fahrkarten tritt der Verband nur dann bei, wenn diese dazu bestimmt sein würde, die Güterbeförderung zu verbilligen, was freilich kaum zu erhoffen sei. Um Minderertäge zu verhüten, schlägt der Verband vor, die neuen Fahrpreise abzurunden und so festzu setzen, daß diese bei Personenzügen auf 3, 44/., und 6 Pfg. pro Kind für die 3., 2., und 1. Klasse zu stehen kämen. Auch die Schnellzugszuschläge sollen verschieden abgestuft werden, und zwar in 3. Klasse auf in 2. auf 1 und in 1. auf 1'/,., Pfg. Außerdem spricht sich der Verband gegen die Erhöhung der Fahrkarten für die 4. Klaffe aus und fordert, daß letztere, wie in Preußen, auch an Sonn- und Festtagen geführt werde. Auch die Wochenkarten für die 4. Klasse möchten nicht ver teuert werden. Schließlich erscheine es noch wünschens wert, daß für die Reisenden der Industriellen eine Herabsetzung der allgemeinen Gepäcksracht auf den Eilgutsatz herbeigeführt würde. Oesterreich-Ungarn * Ministerpräsident von Koerber ist kurz vor dem Hafen mit seinem tschechisch-deutschen Aus gleichskahne gestrandet. Die deutschen Vorschläge, sowie der Regierungsentwurf sind nach der ablehnen den Erklärung der Tschechen von der Regieruug ein fach preisgegeben worden. Die Regierung läßt nun zwar versichern, sie werde alles aufbieten, um die Deutschen und die Tschechen alsbald wieder zu Ver ständigungsverhandlungen zusammenzubringen. Die deutschen Abgeordneten erklären jedoch diese Be mühungen für aussichtslos angesichts der schroffen Erklärung der Tschechen, die jede Neuordnung des Sprachenrechtes auSfchließt und sich auf veraltete Verordnungen berust. Die Tschechen hatten eS offenbar auf das Scheitern der Verständigungs konferenz angelegt. Besonders erzürnt sind die Deutschen über Koerber, weil dieser, statt den Re gierungsentwurf gegen die Tschechen zu verteidigen, ihn einfach fallen ließ. Die Deutschen wollen eine Kundgebung erlassen, in welcher sie v. Koerber alle Verantwortlichkeit zuschieben werden. England * Die englische Regierung will 500 englische Erdarbeiter nach Südafrika schaffen, wenn sich die Grubengesellschaften zu einer gleichen Zahl verpflichten. Belgien. * Brüssel. Die Söhne Louis Bothas sind hier s chwer erkrankt. Besonders bedenk lich ist der Zustand des älteren, welcher mit dem Vater am Kriege teilnahm. Louis Botha will in einigen Monaten seine Familie von Brüssel nach Prätoria zurückholen, wo er gegenwärtig mit dem Bau seines neuen Hauses beschäftigt ist. Amerika. * Maracaibo. Die dreideutschen Kriegsschiffe „Gazell e", „V i n e t a" und „P a n t h e r" beschießen das Fort San Carlos, welches die Beschießung erwidert. Das Dorf San Carlos ist niedergebrannt. * Den italienischen Untertanen in Caracas wurden, da sie jede Beteiligung an der Zwangsanleihe des Präsidenten Castro verweigerten, die Geschäfte geschlossen und polizeilich bewacht. Castro meinte: „Hier sind wir Herren, trotz der Kriegsschiffe!" Die deutsche Firma Blohm zahlte 50 000, Konsul Valentiner 20 OM Bolivares als Beitrag für die Anleihe. Aus Stadt und Land Lichteustei« 23. Januar. *— Haben die Leser die Post-Abgesandten, welche ihnen die Briese usw. ins Haus bringen, in diesen Tagen genauer angesehen? Die Antwort wird lauten: Es sind die alten guten Bekannten, die schon so manche frohe und, wenn es sein sollte, auch leidige Nachricht ins Haus brachten, immer pünktlich und zuverlässig, gern gesehen, immer will kommen! Ist dabei wirklich nichts ausgefallen? — Nun, auch der Briefträger, und der erst recht, hat mit den Witterungs-Unbilden zu kämpfen I Das ist es immer noch nicht. Also, bitte aufzumerken: Nicht alle, wohl aber die älteren dieser Herren kann man jetzt vergnügt blinzelnd, nach der rechten oder livkenSeite schauen sehen, und dort zeigensich die unterm 3. Januar verliehenen „goldenen Achselstücke" oder die Schulter-Aufschläge, wie sie offiziell genannt werden. Bei schon weniger Postunterbeamten kommt noch ein „goldener Stern" am Kragen hinzu, das Zeichen des Herrn Oberbriefträgers usw., für noch längeren treuen Dienst. Diese Schulteraufschläge sind natürlich nicht stolze Prunkstücke, aber sie sehen auch gar nicht so bescheiden aus, repräsentieren sich im Gegenteil recht schmuck und geben der Uniform einen Abschluß. Die Schulter-Aufschläge allein tuns ja nicht, es kommt aus die Leistung des Beamten an, der sie trägt, aber wenn man bedenkt, was in den 15 Jahren Dienst, die zur Erringung dieser Auszeichnung notwendig sind, geleistet worden, welcher Weg an so viel Tausenden von Diensttagen allein schon zurückgelegt ist, dann kann man schon begreifen, wie die Herren mit dem neuen Uniform- MMmMiWU Wochen- und Nachrichtsblatt »nie ^6188l6r 10 Pfg., 1 Dtzd. 40 Pfg- 1903. ii Posten t-. r. Telegrammadreffer Tageblatt. eilst ä tss xestsw msec Auter Vater Hohenstein-Er. maufHypothek, Schuld, Zechsel rc. durch Geld- pößneck, i. Th. Lll 86lü6ü 5 Liter ZMtlkmMii SS Pfg. ttner 2 M «5 Pf hlt i.vorzügl.Qualität Julius Küchler klärte feierlich, daß e Partei unter keinen Um ständen eine Beschrch ff g der Redefreiheit zuzulafsen gewillt sei. Daran^^dreitete sich der Redner sehr NimWM M im MstM. vü. Berlin, 22. Januar 1903. (Nachdruck verboten.) Den weitausgrößten Teil der heutigen Etats beratung füllte eine mehrstündige Rede Bebels aus. Es war bereits vor Beginn der Sitzung bekannt, daß Beb-l als erster Redner das Wort ergreifen würde, und daran knüpfte sich die Erwartung, daß der sozialdemokratische Führer, wie schon in der Presse, so auch im Hause Protest gegen die Geschäfts führung des Präsidenten einlegen würde. Man sprach sogar davon, daß von sozialdemokratischer Seite Graf Ballestrem provoziert werden und dann durch Appell an das Haus, das bekanntlich nicht mit ihm einverstanden ist, sowie durch Verweigerung des evtl, vom Zentrum beantragten Vertrauensvotums zur Abdankung gezwungen werden sollte. Diese Gerüchte erwiesen sich jedoch bald als unbegründet. Bebel ging mit ebenso großer Gründlichkeit wie Ruhe und Sachlichkeit auf die Einzelheiten des Etats ein, so daß man fast zu glauben geneigt war, er würde sich ganz in ihnen verlieren. So ging er mit großer Ausführlichkeit auf die venezolanischen Wirren ein, kritisierte sie sehr abfällig und wendete sich be sonders gegen die Forderungen für Heer und Marine. Seine bis dahin ruhige und sachliche Andrucksweise wurde immer lebhafter, als er nach 2stündiger Rede bei der inneren Politik auf die Kundgebungen des Kaisers kam. Mit großem Geschick verstand er es, die Klippen zu vermeiden, an denen v. Vollmar ge scheitert war, und es gelang ihm ohne Unterbrechung des Präsidenten, seiner Meinung über die Kund gebungen im Staatsanzeiger zum Fall Krupp Aus druck zu geben. Fast unbemerkt war er zu diesem Thema gelangt, indem er sich wohlweislich scheute, den Namen Krupps auszusprechen. Besonders scharf werden seine Worte, als er von der Aeußerung des Welten »lernen der Spulerei, erei u. Weberei sucht 0 MarkAnfangswochen- Auf Antrag der Erben soll das zum Nachlasse des Sekretär Christian Friedrich Oeser gehörige Haus- und Gartengrundstück Nr. 3971- des Brand katasters Abt. -1., Nr. 9001 des Flurbuchs, Blatt 923 des Grundbuchs für Lichtenstein am 29 Januar 1993, vormittags 10 Uhr in dem Verhandlungssaale des unterzeichneten Gerichts freiwillig versteigert «werden. s Die Versteigerungsbedingungen können in der Gerichtsschreiberei für Nach laßsachen eingesehen werden. König!. Amtsgericht Lichtenstein, am 10. Januar 1903. sich reis »3. Jahrgang. Sonnabend, den 24. Januar ä oaodmittsx Ar 19 Herusprech-Attschlus, Liese« Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Bierteljährlicher Bezugspreis l Mk. 25 Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Jns.erat e werden die fünfgespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlicken Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die ^gespaltene Zeile 15 Pfennige. — zugleich KeMsls-Anzeizer sm Mn-ors, KUih, Kerusd-rs, Mrdors, St. Wien, KeinMsort, Umm« n. Msen. Amtsblatt für den Ktadtrat zir Achlenstem. Klarlrl. Kronprinzen („elende Sozialdemokratie") sprach, sür den er nur den Ausdruck „der junge Herr" hatte Selbstverständlich mußte diese Rede im Hause große Unruheund Erregung Hervorrufen, denn sie überbot alles isherDagewcseneanAngriffenaufdiePersondesKaisers. Hebel selbst bewegte sich im allgemeinen in parla mentarischen Formen, während sein Fraktionsgenosse L st Wurm sich für einen vom Präsidenten als unzu- lässig bezeichneten Zwischenruf einen Ordnungsruf zu- UDW zog. Trotzdem veranlaßte die Schärfe der Angriffe den Reichskanzler sofort zu antworten, um diese Angriffe als unberechtigt zurückzuweisen. Der Kanzler sprach mit sichtlicher Erregung und wünschte, daß die alte Praxis, die Person des Kaisers in die Debatte zu ziehen, nicht bald wiederkehren möchte. Als er dann auf die sachlichen Aeußerungen Bebels einging, legte sich allmählich seine Erregung und er war wieder ganz der alte. Besonders wendete er sich gegen die Ausführungen des Abg. Bebel über unsere Sozialpolitik. Der letzte Redner des Hauses, WM der nationalliberale Abgeordnete Haffe, übernahm es, gegen das Vorgehen des Präsidenten bei gegen v. Vollmar zu protestieren und diesen Protest auch auf seine politischen Fr. unde auszudehnen. In so scharfer Weise wie du«*'-Hasse war bisher noch von keiner Seite Einspruch .-hoben worden, denn er er. Nächsten Dienstag, den 27. dss. Mts., abends 8 Uhr, zum Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers, findet ein Festkommers im Gasthof zum Deutschen Haus (Wasserschänke) statt. Alle patriotisch gesinnten Männer Hohndorfs werden hiermit freundlichst geladen, recht zahlreich daran teilnehmen zu wollen. Für Unterhaltung ist gesorgt. Hohndorf, am 23. Januar 1903. Der Ausschuß für Patriot. Feste. Schaufuß, Bors. Men!! ich billigste Preise. "MW ßpreise ermäßigt. fröhliche Stimmung und Umsatz, > Humor. Kopfbedeckungen. Callnberg. Auktion. «nabend, den 24. d. M., :üh 9 Uhr an versteigere Zschiedrichs Restaura- Nähmaschinen, 1 Sofa, »tstuhl, 1 Tisch, 1 Partie und Filzpantoffeln, Klei- tücke, Mützen und ver- ItA. Gelfert, Auktionator.