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MMckM MM 1903 Liefe» Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 2S Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Pf. — Einzeln« Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Km!! r«Iegra»o»adreff «r Tageblatt. Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Postanstatten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden Vie fünfgespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bi» spätesten» vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Mr auswärtige Inserenten kostet die gespaltene Zeile 15 Pfennige die Wünsche der betreffenden Parteien zum Ausdruck gebracht, die sie an die neuen Handelsoertragsver- handlungen knüpften. reise ermäßigt hliche Stimmung und satz, mor. Kopfbedeckungen. Callnberg. llrtikel zur rrpflege twein,Arnika-Franz, , Javol, Bay-Rum- uinii'e von „Berg- Ed. Pinaud, Paris",, MterZemtbe retzman«, Hauptstraße. »3. Jahrgang. - ' - Freitag den 23. Januar Wochen- und Nachrichtsblatt frisch der ßerdem halte gute en il. Klemer in Ml ii. IMe am Lager. mbesiirMAe »ospitalstraßc Politische Nun-scha« Deutsches Reich * Die Besserung im Befinden des Königs schreitet in erfreulicher Weise fort. Beim Reichskanzler Grafen Bülow fand gestern ein parlamentarischer Abend statt, an dem Vertreter aller Parteien des Reichstages mit Aus nahme der Sozialdemokraten, verschiedene Minister, sowie Angehörige der Finanzwelt, der Industrie, Kunst und des Hofes teilnahmen. * Einen ballov ä'essai für eine Wehr st euer läßt die Reichspartei aufsteigen. In der „Post" werden von „geschätzter militärischer Seite" die Vorzüge einer solchen Steuer auseinandergesetzt, die nach dem im einzelnen ausgearbeiteten Vorschläge 25 Millionen einbringen soll. Gleichzeitig gedenkt, wie der antisemitische Abgeordnete Dr. Broeckel in der „Dtfch. Hochwacht" mitteilt, Dr. Arendl im Namen seiner Parteigenossen eine Resolution für ein Wehrsteuergesetz einzubringen. Der Ertrag dieser Steuer soll nach den Intentionen der Antrag steller in voller Höhe dem In v a li d e nw i tw e n- und Waisenfonds überwiesen werden. Unter worfen sollen der geplanten Abgabe alle diejenigen sein, die aus irgend einem Grunde zum aktiven Dienst nicht herangezogen werden, dabei aber erwerbs fähig sind. Es scheint sich vorerst wohl nur um einen Fühler zu handeln. Denn wenn das Organ des Herrn Dr. Broeckel diesen Mitteilungen hinzu fügt, daß, wie verlaute, die Konservativen, das Zentrum und die Nationalliberalen dem Anträge sympathisch grgenüberstehen, so trifst das mit Bezug auf die letzteren sicherlich nicht zu. Herr Dr. Sattler erklärte vorgestern im Reichstage ganz peremtorisch: „Auf neue Steuern lassen wir uns nicht ein, bevor nicht die finanziellen Wirkungen des neuen Zolltarifs zu übersehen sind." Der Antrag soll wohl auch nur eine mehr agitatorische Wirkung nach außen hin haben. * Die sozialdemokratischeReichs- tagsfraktion hat im „Vorwärts" eine E r - klärung veröffentlicht, in welcher protestiert wird gegen die Geschäftsführung des Präsidenten Grafen Balle st rem in der Reichstagssitzung am Dienstag, als der sozial demokratische Abgeordnete von Vollmar den Fall Krupp und die Stellungnahme des deutschen Kaisers dazu erörtern wollte. Frankreich. * Weshalb die H u m b e r t s in Schlafwagen von Spanien nach Paris gebracht worden sind, fragte in der Kammer der Abg. Sembat den Justiz minister. Andere Gefangene würden mit Hand schellen und zwischen zwei Gendarmen transportiert. Der Justizminister entgegnet, daß der Transport im Schlafwagen der sicherste Weg des Transportes zu sein schien. * Paris. In den Wandelgängen der Kammer wurden gestern die Erklärungen des deutschen Reichs kanzlers im Reichstage lebhaft erörtert. Die warmen Worte, mit denen Graf Bülow der zivilisatorischen Aufgaben Frankreichs gedachte, riefen große Genug tuung hervor. Vielbesprochen wurde, namentlich unter den sozialistischen und nationalistischen Depu tierten, der vom Reichskanzler zitierte Bericht Rado- lin's über Millerand. Afrika. * Im englischen Natal ist diePest ausgebrochen. In der Hauptstadt Durban ist be reits ein Fall festgestellt, daß ein Europäer von der Pest befallen wurde. Neun Eingeborene und drei Inder befinden sich dort in ärztücher Behandlung. Die Grsamtzghl der Krankheitsfälle seit dem Aus- druch der Pest beträgt 34, von diesen sind 17 Fälle tötllch verlausen. Ak 18 Aus Stadt und Land Lichtenstein 22. Januar. *— Die Einberufung der Mannschaften des Beurlaubtenstandes, Reserve, Landwehr I und II, Ersatzreserve und Dispositionsurlauber, erfolgt vom 1. April ab in der gleichen Weise wie im laufenden Mobilmachungsjahre 1902/1903. Die genannten Mannschaften erhalten bereits im Frieden eine Mitteilung über ihre Verwendung im Falle einer Mobilmachung in der Zeit vom 1. April d.J. bis 31. März n. I. Die Kriezsbeorderungen oder Paßnotizen werden in der ersten Hälfte des Monats März ausgetragen. Die Mannschaften, die in dieser Zeit nicht zu Hause sein können, haben eine andere Person im Hause mit der Empfangnahme zu beauf tragen. Die vom 1. April an nicht mehr gültigen Knegsbeorderungen oder Paßnotizen sind an diesem Tage zu vernichten. *— Achtung — falsches Geld! Große Posten österreichischer Goldstücke kursieren gegenwärtig im deutschen Geldverkehr. Die Goldkronen gleichen den deutschen Goldstücken, nur sind sie eine kleine Idee kleiner. Ein Zehnkronenstück ist indessen nur 8,50 Mk. und ein Zwanzigkronenstück 17 Mk. wert. Wer sich daher vor Schaden bewahren will, der sehe sich fortan bei Empfangnahme von Goldstücken diese genau an. *— Weib, Frau, Gemahlin Ueber die drei Begriffe machte David Strauß folgende feine Be merkungen : Wenn man aus Liebe heiratet, wird man Mann und Weib; heiratet man aus Bequem lichkeit : Herr und Frau, aus materiellen Rücksichten: Gemahl und Gemahlin. Man wird geliebt von seinem Weibe, geschont von seiner Frau, geduldet von seiner Gemahlin. Die Wirtschaft besorgt das Weib, das Haus die Frau, den Ton die Gemahlin. Den kranken Mann pflegt das Weib, ihn besucht die Frau, und nach seinem Befinden erkundigt sich die Gemahlin. Man geht spazieren mit seinem Weibe, fährt aus mit seiner Frau und macht Par tien mit seiner Gemahlin. Sind wir tot, so beweint uns das Weib, beklagt uns unsere Frau und geht in Trauer unsere Gemahlin. *— Interessanter Haftpflichtfall. Eine für Gastwirte interessante Entschädigungsfrage ist vor einigen Tagen in München zur gerichtlichen Ver handlung gekommen. Ein auf einer gepolsterten Bank sitzender Gast blieb beim Aufstehen an einer unvermerklich vorstehenden Schraube hängen, zerriß dabei seine Hose und erhob darauf Klage gegen den Wirt. Das Amtsgericht verurteilte den Wirt zu vollem Schadenersatz unter folgender Begründung: Der Wirt sei verantwortlich dafür, daß durch sein Mobiliar den Gästen kein Schaden entstehe, und müsse entweder selbst oder durch sein Dienstpersonal dafür sorgen, daß solche Vorkommnisse vermieden würden, was durch eine genaue Kontrolle ge schehen könne. *— Am Bau des Völkerschlacht-Denkmals werden augenblicklich umfangreiche Erdausschach tungen vorgenommen, um die Gründungen der mächtigen Wangenmauern der Prachttreppe im Frühjahr bewerkstelligen zu können, zugleich aber auch, um den durch die Kälte brotlos werdenden Arbeitern lohnende Beschäftigung zu geben. Die Lotterie, welche für die weiteren Arbeiten die Mittel aufbringen soll, hat eine sehr günstige Aufnahme gesunden, leider ist sie aber noch immer nicht im ganzen Deutschen Reich genehmigt. Lose L 3 Mk. sind in der Tageblatt-Druckerei (Gebrüder Koch) zu haben. *— Mülfe« Lt Michel«. Es dürfte die hiesige Bewohnerschaft die Mitteilung interessieren, daß die Freiw. Feuerwehr, vielfach geäußerten Wünschen zufolge, die am 1. Weihnachtsfeiertag mit großem Erfolge gegebene Abend-Unterhaltung noch- mall» zu wiederholen. Dieselbe findet Sonntag, den 25. Januar im Wiegand'schen Gasthof daselbst statt. zugleich KesWr-AnzeiM für Mn-ars, MM, KmMorf, Mors, A. Wien, KeinrichM, Mmm n. WseL Amtsblatt für den Ktadtrat zu Artstenstem. 'tattfindenden mit «II mz ergebenst ein. «hard Neubauer zgebrrg. an Kreuzungs- fahren neuerbaut. leischerei en- und Gesellschafts lichtanlage, Turngarten, gerichtet, ist mit lebend, i—20 000 Mk. Anz. zu ichtenstein-C. «WeMikel «zur «chevMae billigsten Preisen stets zu haben. Emaile MM Brillantine, Haar- uselwafser, //s Haarfarbe ert unschädlich :. empfiehlt KrmetergewölLe len Kreuz. Lietzmann ZimmuM ns le» MstM ad. Berlin, 21. Januar 1903. (Nachdruck verboten.) Nach den gestrigen Vorgängen im Reichstag und nach der allgemein abfälligen Beurteilung des Verhaltens des Präsidenten durfte man eine Er klärung des Grafen Ballestrem — etwa eine Ant wort auf den feierlich in der Parteipresse eingelegten Protest der sozialdemokratischen Fraktion — oder eine Stellungnahme der anderen Parteien in dieser Frage erwarten. Aber nichts von dem geschah: Als ob nichts vorgefallen wäre, eröffnete der Prä sident die Sitzung, in der die erste Lesung des Etats fortgesetzt wurde. Auch sonst war man etwas ent täuscht. Die Rede Richters zum Etat, von der man sich so viel versprochen hatte, erfüllte keineswegs die Erwartungen, die man betreffs ihrer gehegt hatte. Das Neue, das heute in die Debatte hineingetragen wurde, war die Kolonialpolitik und der Empfang der Burengenerale in Berlin. In den Mehrausgaben für Kolonien und Marine glaubten die Redner der Linken dis Ursache sür das Defizit gefunden zu haben, während die Rechte den Grund des finanziellen Tief standes des Reiches in der Behandlung der Ausgabe von Staatspapieren sah nnd als wirksamstes Mittel gegen die Finanzkalamitäten einen verstärkten Schutz der Landwirtschaft empfahl. Auch die Swinemünder Depesche und andere Kundgebungen des Kaisers wurden gestreift, doch richtete sich die Kritik, die sich eigentlich gegen das Verfahren des Präsidenten wenden sollte, mehr gegen die Person des Kaisers, so daß der Reichskanzler mit besonderem Nachdruck darauf hinwies, daß die Verantwortung ihn allein träfe, und er bitte, solche Angriffe, wie in den letzten Tagen, gegen seine Person zu richten. Ein eigent licher Fortgang der Geschäfte ist insofern zu ver zeichnen, daß bereits heute ein von Mitgliedern aller Parteien unterzeichneter Antrag vorliege, einzelne Teile des Etats der Budgetkommission zu überweisen. Einen eigentümlichen — aber jedenfalls nicht besonders günstigen Eindruck machte die schwache Besetzung des Hauses gerade bei so wichtigen Ver handlungen wie die Etatsberatungen, war der Saal doch bei Beginn der Sitzung fast ganz leer. Erst im Laufe der Diskussion füllten sich die Bänke, aber selbst noch während der Rede des Reichskanzlers, zu der sicherlich alles, was im Hause anwesend war, in den Sitzungssaal geeilt war, durste es sehr zweifel haft erscheinen, ob die beschlußfähige Anzahl von Abgeordneten zugegen war. Viel besser besucht waren wieder die Regierungstische und die L-M Tribünen; denn die verlockende Aussicht, eine der 's. ? berühmten Richter'schen Reden zu hören, hatte auf das Publikum die alte Anziehung ausgeübt. Wer WM aber von den Tribünenbesuchern nicht bis zum WM Schluffe ausharrte, kam nicht auf seine Rechnung. Wenn die Rede Richters auch unendlich viele Punkte WW berührte und sich Richter wieder zeigte als der WM „Geist, der stets verneint", so waren seine Aus- führungen so wahr, wie selten. Die Kanzlerrede hingegen dürfte dem Grafen Bülow neue Sympa- thien erworben haben; denn die warme Hingabe und Begeisterung, mit der er heute für seinen Monarchen eintrat, übertraf die gestrige Wärme noch um be- deutendes. Das, was er gestern nur durchblicken ließ, sprach ec heute mit klaren Worten aus; deren HW Sinn etwa folgender war: „Wenn absolut ange- M griffen werden muß, so greift mich an I Ich bin der Verantwortliche, ich werde Rede und Antwort WM stehen!" Im seltsamen Eontrast mit den hoch- M politischen Fragen, die besprochen wurden, stand die M Forderung des Abgeordneten Liebermann von Sonnen- M berg (Antiftm.), der Aqissrstqtue in der Wandelhalle W eine andere Aufstellung zu geben, der einer gewissen M Komik nicht entbehrt«. Bon den andern Rednern, W v. Kardorff (Rp.) und Schrader (frs. Bgg.) wurden