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lautes Gelächter Luft machte. Selbst der sonst so maßvolle Abgeordnete Frese (frs. Vgg.) ließ es sich nicht nehmen, in ziemlich scharfer Weise den Aus führungen Heyls entgegenzutreten, während Gotham (frs. Vgg.) mit dem gewohnten Feuer und der üb lichen Schürfe gegen die Agrarier zu Felde zog. Die Rede des Grafen Posadowski in ihrem leidenschafts losen Ton und streng sachlichen Inhalt fand nicht den Beifall, der ihr eigentlich gebührte, da sie keine Versprechungen, sondern nur Mahnungen an die Rechte enthielt, die sich ja bekanntlich nicht gern be lehren läßt. 3« MsWemiWn Wim. Dresden. Wie der „Dresdner Anzeiger" auf Grund zuverlässiger Informationen mitzuteilen in der Lage ist, bestätigt sich die Meldung der „Frankfurter Zeitung", betreffend ein Ueberein - kommen zwischen dem Kronprinzen und der Kronprinzessin bezüglich des zu er - wartenden Kindes in keiner Weise. Der Königliche Hof hat in dieser Beziehung keinerlei Wünsche geäußert oder Anordnungen verfügt. Ferner ist es unwahr, daß der Kronprinz auf Ehescheidung nicht wegen Ehebruchs, sondern wegen bös willigen Verlassens klage. Seine Klage lautet nach wie vor auf Aufhebung der Ehegemein schaft wegen Eheirrung. Auch die Nach richt, daß ein Mitglied des österreichischen Hofes der Kronprinzessin ein Schloß an der Grenze Böhmens für die Entbindung zur Verfügung gestellt habe, ist völlig aus der Luft gegriffen. Wien. Offiziös wird erklärt, daß der Wiener Hof in der Affaire der sächsischen Kronprinzessin nicht interveniere, daß ihr kein Schloß in Oesterreich angeboten wurde und daß alle derartigen Nachrichten unbegründet seien. Genf. Justizrat Körner reiste nach Nizza ab, von wo er nach Dresden zu reisen gedenkt. Die Unterhandlungen mit der Kronprinzessin von Sachsen und ihren Vertretern, welche übrigens, wie verlautet, guten Fortgang nehmen, sollen nötigenfalls schriftlich fortgesetzt werden. Auch Dr. Zehme wird am 15. Januar, nachdem er in Gegenwart Lachenals noch eine Unterredung mit der Kronprinzessin gehabt haben wird, abreisen. * * Zu der Angelegenheit der Frau Kronprinzessin ergreift ein offenbar intimer Kenner der Verhältnisse das Wort in der „Kreuz zeitung". Er schreibt: „Wer die Kronprinzessin mehr als nur ober flächlich zu kennen Gelegenheit hatte, wird von vornherein den Gedanken abweisen, daß religiöse Beweggründe, und seien es auch nur solche negativer Art, ihren Schritt herbeigeführt oder zu ihm beige tragen hätten. Zunächst muß betont werden, daß ein kirchlicher Gegensatz zwischen ihrem Elternhause und dem Dresdener Hofe nicht besteht. Die Prin zessin trat mit ihrer Vermählung nicht in eine andere Sphäre ein, sondern blieb in derselben streng katholischen Umgebung, in der sie ausgewachsen und erzogen war. Zwischen ihrem Gemahl und ihr be stand in religiösen Dingen allerdings ein gewisser Gegensatz. Es ist der Gegensatz zwischen ernsthafter Auffassung aller religiösen Lebensfragen und jeder individuell gerichteten Oberflächlichkeit, die in den Geboten des Gewissens wie in kirchlicher Lebens- ordnung nur lästige Schranken des persönlichen Be liebens empfindet. Man kann die Persönlichkeit der Kronprinzessin nicht besser kennzeichnen als durch den Hinweis, daß ihr das Wort „Pflicht" ein un bekannter Begriff war. Sie wußte ihre glänzende äußere und innere Begabung nicht in den Dienst einer Sache, sondern stets nur in den ihrer stets wechselnden persönlichen Neigungen und Bedürfnisse zu stellen. Es ist anzuerkennen, daß sie auch auf diese Weise dem sächsischen Hause, namentlich in den ersten Jahren, unschätzbare Dienste geleistet hat. Ihre unvergleichliche Anmut und Liebenswürdigkeit, die Lebendigkeit ihres Wesens, Schönheit und Klug heit führten ihr im Sturme die Herzen des Volkes zu, wo immer sie sich zeigte. Auch ernsthafte Männer, Gelehrte, Künstler, hohe Beamte, wußte sie unwider stehlich für sich einzunehmen, und auch außerhalb Sachsens hat sie bis zu den hohen und höchsten Stellen volle Sympathie für sich zu wecken verstanden. Aber in den Höherstehenden Kreisen zeigte sich schon seit Jahren eine unverkennbare Wandlung. Die Unbeständigkeit ihrer Urteile, das Unbedachte und Unzuverlässige ihrer Aeuße- rungen, das man anfangs ihrer Lebhaftigkeit zu gure ge schrieben hatte, führte allmählich dahin, daß man ihren Worten überhaupt weniger Gewicht beilegte. Man nahm die Prinzeß Luise nicht mehr ernst. Man er kannte die trefe Unwahrhaftigkeit ihres Wesens, die sie, nebenbei gesagt, auch in den letzten Wochen ihres Dres dener Aufenthalts in einem Maße betätigt hat, das weit über den beabsichtigten Zweck einer Vertuschung ihrer Pläne hinausging. Diese Wandlung mag nament lich innerhalb ihres hohen Verwandtenkreises selbst der Prinzessin deutlich geworden sein. Die jetzt verwitwete Königin Carola, die, selbst kinderlos, der jungen Nichte und präsumtiven Nachfolgerin mit einem Herzen voll mütterlicher Liebe entgegengekommen war, zog sich resigniert mit jedem Jahre mehr von ihr zurück. Der verewigte König Albert ließ die Prinzessin in den letzten Jahren völlig gewähren, ohne ihr die mindesten Hindernisse in den Weg zu legen. Schon daraus läßt sich ermessen, was es mit den Vor würfen gegen die „Beengung des Hoflebens" usw. auf sich hat, mit denen der Schritt der Prinzessin erklärt wird. Dem Zeremoniell des Hofes hat sie sich stets zu entziehen gewußt, soweit es unbequem war. Immerhin läßt sich nachfühlen, daß die Em pfindung von dieser Abwendung ihrer Umgebung, von der Ergebnislosigkeit ihrer Bemühungen, sich überall unbedingte Geltung und Bewunderung zu verschaffen, ihr selbst wiederum ein starkes Gefühl rmark- 1903 vormittags Ahr wird in Callnberg Der Bürgermeister Prahtel. I -'H. er Zeitgeist. Lelegrammadrege r Tageblatt. christ- stische st sie über» dtgei^ Die Hotv- 4 zum Hand- Verlag n er- vende iefert. von 8—9 Uhr entgegengenommen. Callnberg, am 12. Januar 1903. iu- pen- isöl- S3. Jahrgang. Freitag, den 16. Januar Versteigerung. Sonnabend, den 17. Januar eine Ladentafel mit Marmorplatte gegen Barzahlung öffentlich versteigert. Sammelort: Ratskeller zu Callnberg. Lichtenstein, am 14. Januar 1903. Der Gerichtsvollzieher -es König!. Amtsgerichts. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die hiesigen Ratsexpeditionen für nicht dringliche Angelegenheiten Montag, den 19. Januar 1903 ge schloffen. Anzeigen über Sterbefälle werden an diesem Tage nur vormittags Artikel zur »aarpflege branntweiu,Arnika-Franz^ s twein, Javol, Bay-Rum, Z de Quini 'e von „Berg- i ' u. „Ed. Pinaud, Paris". I /«»/(cm AmimMd as km Msiye. ob. Berlin, 14. Januar 1903. (Nachdruck verboten.) Die heutigen Verhandlungen zeigen deutlich, daß die Agrarier mit dem Zollkompromis, das sie der Regierung zugestanden, durchaus nicht auf die Vorteile verzichten wollen, die sie durch ihre Forde rungen bei dem Zolltarifgesetz für sich in Anspruch nehmen zu müssen glaubten. Nur wollen sie sich auf andere Weise für den erlittenen Verlust schadlos halten, und deshalb faßten sie in d:r Kommission die Resolution, die Regierungen um eine Differen zierung von Nohpetroleum und raffiniertem Petro leum bei der Verzollung zu ersuchen, um, wie sie sich beschönigend ausdrückten, durch eine heimische Raffinerie-Industrie eine Herabsetzung der Petroleum preise zu ermöglichen. Doch darf man kaum darüber im Zweifel sein, daß sich hinter dieser Maske des Interesses für das Gemeinwohl, für nationale In dustrie, und wie sonst die schönen Worte alle heißen mögen, die man heute zu hören bekam, etwas ganz anderes verbirgt, nämlich die krasseste Jnteressen- politik, die ja die Herren auch sonst immer verfolgt haben. Hinter der Resolution steht als oau8a movsns die Sorge um die Spiritus-Industrie, die allerdings arg verfahren ist. Und, das muß man den Schutz zöllnern lassen, die Konsequenz, mit der sie ihre Ab sichten verfolgen, ist eine bewundernswerte: Da werden die schwerwiegendsten Bedenken, die von den Regierungsvertretern mit dem nachdrücklichsten Ernst geäußert werden, einfach wie Luft behandelt, die fachlichsten Beweisführungen der Gegner ungläubig ' belächelt, und wenn kein anderes Mittel mehr übrig bleibt, nun so greift man eben zu dem, das sich beim Zolltarif so vorzüglich bewährt hat: Es wird abgestimmt. Damit haben sie dann ihr Ziel er reicht; denn wenn der Reichstag überhaupt beschluß fähig ist, haben die Zollfreunde ja doch die Mehr heit. Und so wurde denn auch heute die erste Re solution mit 152 gegen 70 Stimmen in namentlicher Abstimmung angenommen. An demselben agrarischen Strange ziehen die von den Abgeordneten von Heyl (nl..) und Speck (Z.) beantragten Resolutionen, die im Wesentlichen beide in gewissen Fällen Lösung des Meistbegünstigungsverhältnisfes mit fremden Staaten wünschen. Daraus geht klar und deutlich hervor, daß es sich hier lediglich um eine agrarische Spekulation zu Gunsten der Spiritusindustrie han delt. Und trotz der abmahnenden Worte des Grafen Posadowski werden sie wohl auch hier wieder ihren Willen durchsetzen. Aeußerlich unterschied sich die heutige Verhand lung von der gestrigen durch größere Lebendigkeit, die in zahlreichen Polemiken zum Ausdruck kam. Wieder war eS der Abgeordnete von Heyl, der durch seine Rede den Unwillen der Linken erregte, so daß sie demselben durch wiederholte Zwischenrufe und Dieser Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 25 Pfg., durch di« Post bezöget, 1 Mk. 50 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle »aiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünj-espaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätesten« oornnttag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die ügespaltene Zeil« 15 Pfennige. — etique, Brillantine, Haar kräuselwasser, Mmiuert unschädlich re. re. empfiehlt eric u. Kräutergewölbe n roten Kreuz. Curt Lietzmann Bekanntmachung Die hiesigen Gesellschaften und Vereine weiden hierdurch daran erinnert, daß alljährlich im Monat Januar ein Verzeichnis der Vereinsmitglieder einzu- rrichen ist und die Namen der für das neue Jahr gewählten Vorstandsmit glieder dem unterzeichneten Bürgermeister anzu zeigen sind. Nichtbeachtung dieser Anordnung wird erstmalig mit 10 Mark bestraft. Callnberg, am 10. Januar 1903. De». Bürgermeister. Prahtel. Bekanntmachung. Laut erstatteter Anzeige ist das Einlagebuch Nr. 2899 der Stadtsparkasse Callnberg, ausgestellt auf Gustav Richard Riedel, Oelsnitz i. E., dem seit herigen Inhaber desselben abhanden gekommen. Gemäß Z 16 des Regulativs für genannte Sparkasse vom 11. September 1885 bringen wir dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis, daß Ansprüche an die betreffende Spareinlage bei deren Verlust binnen 3 Tagen bei der unterzeichneten Ver waltung geltend zu machen sind. Callnberg, am 7. Januar 1903. Die Äparkafsenverwaltung. Prahtel, Bürgermeister. Wochen- und NachrichMlatt zugleich KMsts-AWM für Kühndorf, Mitz, Zernsdorf, Düsdors, St. ßgidieuMimchrort, Narienan A. Mlfen Amtsblatt für den Stadlrat zn Lichtenstein. 12 Kervsprech-Nnschluß