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MMMckUMM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich WO--MM fir LoDorf, ZödU Kemdars, Mors, Zt. Wit», KtimiH;^ Kimm M M» Amtsblatt für den Stadtrat 5U Lichtenstein. Nr. 72. Aernsprech-rlnschluk Str. 7. 46. Jahrgang. — Freitag, den 27. März LeNaramm-Ndreff« r 1896. Diese« vl«u «schaut tt,liq l<mß« e«m- und Festtag«) abend« str dm s»lg«d«n Tag.' ««tajtl-rüch» «J-g«P«i« 1 Mart » Psemrig«. — «>qel»« «mo»« 10 »amim^ — VesteMmge» «chüm «ch« d« Uz^ditio» in Lichtschein, Mar« 17», all« «aiserl. Postanstattr», Pofchate«, smu« di« «»ätr»»« «Mgege». — J«s«rat« «erd« di« OierMspatde» LarpUchM» oder den» «am» mit 10 Psrnnigm b'rechmi. — Anaehme d« Jasaat« tiigüch di» späteste»« »onnitta, 10 Uhr. . »««-s,-fchicht- *— Lichtenstein. Bo» mehreren Bewoh nern auf dem Schäller hier wurde dieser Tage unter einer Anzahl schwarzer Stare auch ein solcher von schneeweißer Farbe beobachtet. — Schon fangen die Bäcker und Konditoren an, ihre Läden und Schaufenster mit Zuckerdüten, den Vorläufern deS neuen Schuljahres, auSzustatten; denn eS ist ja von AlterS her Sitte, den kleinen A-B-C-Schützen, die zum ersten Male in die Schule gehen, eine bunte und süße Gabe in Form einer Zuckerdüte darzurelchen und ihnen somit das wichtige Ereignis des ersten Schultages durch ein Stückchen Poesie, wie sie den Kindern verständlich ist, zu ver klären. Bon jeher war iu allen Schulen, die Ele- mentarschüler ausnehmen, auf der ersten Stufe des schulpflichtigen Alter« die Zuckerdüte ei» Schmuck an der Eingangspforte zur zweiten Stufe deS jugend lichen Alters, zur Schulzeit. Reich und arm kannten die Zuckerdüte aus der eigenen Jugend in lang- entschwundener Zeit. Doch jetzt wird der alte Brauch vielfach verworfen und es heißt: die Zuckerdüte ist gefährlich! Sie ist bedenklich gegenüber der von der Schule zu repräsentierenden Würde, fördert den Neid - und die Scheelsucht, begünstigt nicht blo« die Nasch sucht der Kinder, sondern auch den Klafsenhaß der Erwachsenen. Und darum soll die Zuckerdüte aus der Schule verbannt werden. Nicht in der Zucker düte an sich, sondern im Uebe,schwang, mit dem sie auSgestattet wird, liegt da« Verderbliche. ES giebt manche Auswüchse in unserer Kindererziehung zu be kritteln und auSzurotten. An der Poesie der Kind heit braucht man sich nicht zu vergreifen. Und glück- licherweise haben Kinder von 5 bis 7 Jahren, mögen sie in Hütten oder Palästenwohnen, noch so viel Naive tät, daß sie für die Poesie der Kindheit ein unbe wußtes Verständnis haben! — Bon einem Gartenbesitzer wurden kürzlich drei 6jährige Rangen ertappt, die den Gartenzaun überklettert hatten und Raten abschneiden wollten. Eden war einer der drei Kleinen damit zu Ende ge kommen, als der Besitzer deS Gartens hiozukam und die abgeschnittene Rute faßte. „WaS macht Ihr für dumme Streiche?" fragte er, „könnt Ihr nichts Ge- scheidtereS ? du da," wandte er sich an den Ruten schneider, „kannst du rechnen ?" Kopfnicken des Knaben war die Antwort. „Nun, so sage mir, wie viel jeder von Euch dreien Hiebe bekommt, wenn es zwölfe setzt!" „Sechse," sprach der Schlaumeier, „ich mag keine!" und entsprang durch die offenge- lassene Gartenthüre. — Dresden, 25. März. Anläßlich deS Land- tagSschlusseS findet am Sonnabend nachmittag im hiesigen Residenzschloß ein Diner statt. 200 Ein ladangen sind hierzu ergangen; auch die Königliche Familie nimmt daran teil. — Zwickau, 24. März. Bei dem hiesigen 9. Infanterieregiment Nr. 133 treffe» am 1. Mai d. I. 44 Unteroffiziere der Reserve zu einer 20tägigen Uebung und am 7. Mai 442 Mannschaften der Re- serve zu einer 14tägtgen Uebung ein. Dieselben ge hören de» Jahrgängen 1889 und 1890 an und werden dem vierten Bataillon zugetetlt, bei welchem sie die 15. und 16. Kompanie bilden. Aus dem Land wehrbezirk Zwickau werden hierzu 39 Unter- offiziere und 343 Mannschaften beordert. Während der Herbstübungen werden bei dem hiefige» Regiment ebenfalls Unteroffiziere und Mannschaften der Reserve jahrgänge 1889 und 1890 zur Uebung eingezogen. — Kirchberg, 25. März. Borgestera schon wurden an unsere Stadlkasse 2 große Kreuzottern gegen die übliche Fangprämie abgeliesert. — Gersdors bei Hohenstein, 24. März. Sestern früh V«5 Uhr ist in dem dem Brauerei- besitz» Richard Hübsch gehörige», au den Restaura, tenr Robert Hübsch verpachteten Gasthaus zum grünen Thal hier Feuer außgrbrochen, und zwar in de« wegen seiner Baufälligkeit abzubrechenben Wohnhause. Das Gebäude wurde vollständig zerstört. — Lengenfeld, 24. März. Der 50 Jahre alte, verheiratete Handarbeiter Joh. Jacob Goller in Lengenfeld hat als Markthelfer deS inzwischen verstorbenen Kaufmann» Arno Baumgärtel in Lengen- feld am 4. Januar 20 Pfund Dynamit »ach Adorf und am 8. Januar 50 Pfund solchen Sprengstoff« nach Brambach transportiert, ohne daß er in beide» Fällen den behördlich beglaubigten TranSportschei» bei sich hatte. Goller hat schon seit Jahren derartige Transporte auSgeführt; sein Transportschein war de fekt geworden und ein neuer bereits bestellt. Goller hat aber sowohl am 4. als auch am 8. Januar, als er nach Adorf und Brambach aufbrach, aus Bergeß. lichk-it nicht nach dem neuen TranSportschein gefragt. Der Angeklagte, ein noch völlig unbestrafter Mann, wurde vom Landgerichte zu Plauen zu vier Monaten Gefängnis kostenpflichtig verurteilt. — Freiberg, 24. März. Am vergangenen Sonntag mittags 1 Uhr erfolgte plötzlich ein donner- ähnlicher Knall, der, wie später bekannt wurde, durch eine in der Pulverfabrik zu Hilbersdorf erfolgt« Ex plosion herbeigeführt worden war. In genannter Fabrik war aus uubekavnter Ursache ein Säure- behälker explodiert, wodurch der über demselben be findliche Holzbau zerstört, weiterer Schaden aber glücklicherweise nicht herbeigeführt wurde. — Bei einem Gewitter, das am Dienstag nach mittag kurz nach 6 Uhr auftrat, schlug der Blitz in einem Hause in Stockhausen bei Döbeln ein. Durch den Blitz wurde die im Hause wohnende Frau Zei big, welche gerade vor dem Ofen saß, getötet. Au dem Hause wurde verschiedener Schaden angerichlet. Die Verblichene war eben erst von einem Begräbnis einer Bekannten iu ihre Behausung zurückgekehrt und glaubte sich hier gewiß vor der Gewalt de« Gewitter« geborgen. — Auf den oberhalb Prossen bei Schandau gelegenen Elbwiesen machten am letzten Sonntag nachmittag 12 Stück weiße Störche Rast und gingen hier, da sie von Niemandem gestört wurden, auf Beute nach Fröschen, Würmern und Kerbtieren aus. Am Abend durchstreiften sie nochmals in majestätischem Fluge das Elbthal, um sich alsdann in hohen Fich ten oberhalb de» Schandauer Bahnhofes zu Ruhe niederzulassen. — Bischofswerda, 23. März. Wie dem „S. E." zuverlässig mitgeteilt wird, wurden an den Waldwegen und Rändern deS an den Butterberg angrenzende» Scharfenbergreviers von Donnerstag bis Sonnabend, durch den warmen Sonnenschein hervorgelockt, 12 Kreuzottern gefangen bez. getötet. Es ist diese Erscheinung um so auffal lender, als diese giftigen Reptilien bisher nur ver einzelt in hiesiger Gegend vorkamen. — Vom Raubmörder Kögler hat sich jetzt heraus- gestellt, daß er am 17. Juli 1894, also eine Woche vor dem Morde am Töpfer, im „Kretscham" zu Reibersdorf übernachtete. Kögler'- Behauptung, er habe sich vom 14. Juli bis 20. August 1894 in Un- garn und Italien aufgehalten, dürste sonach kaum zutreffen. — Zittau, 23. März. Eine aufregende Szene ereignete sich gestern mittag auf dem hiesigen Brau- hauSteiche. Mehrere Knaben hatten sich au» Brettern ein kleine» Floß zurechtgezimmert, mit dem sie am Ufer de« Teiches spielten. Nachdem sie dar ziemlich gefährliche Fahrzeug verlassen hatten, versuchte da» etwa zwölfjährige Töchterchen einer in der Nähe deS Brauhausteiches wohnhaften Familie, auf dem Floß zu fahren; hierbei sank jedoch dasselbe iusolge der zu schweren Belastung etwa- uuter, so daß das Mädchen bis an die Knie im Wasser za stehen kam. Unglücklicherweise trieb da« Floß noch vom User ab nach der Mitte de« Teiches zu. Auf da« angstvolle Hilferufen deS Kindes eilten sofort mehrere i» der Nähe »eilende Personen herbei, die indeß zie«lich ratlos waren und zunächst nicht wußten, wie sie daS Kind au« der gefahrvollen Lage befreien konnten. Nach mehrfachen Bemühungen gelang e» jedoch einem Bahnarbeiter, eine Leine nach dem Floß hinüberza- werfe», mit der er daS Mädchen vorsichtig anS Land zog und glücklich rettete. — Insgesamt find 3 Männer des Mordes am Bankier Schneider in Zeitz verdächtig. Zunächst forscht die Polizei nach einem Manne, der sich mit Schneider auf der Straße kurz vor der That unter halten hat, und nach zwei Männern, die da» Han in der Stunde deS Verbrechen» verlassen haben. Der Zweite von diesen, rin kleiner gedrungener Mensch, sprang au» dem Hause in Hemdärmeln und zog sich seinen Rock beim HinauSkcmmen au. Da Schneider sich deS Angreifers zu erwehren gesucht hat, ist anzunehmen, daß auch dieser Verletzungen davongetragen hat. Seine Kleidung muß jedenfalls mit Blut erheblich besudelt sein. Aus die Entdeckung des Thäters stehen 500 Mark Belohnung. — Altenburg, 23. März. Heute vormit stürzte sich dir Frau einer hiesigen Beamten au» der 3. Etage ihrer in der Teichvorstadt gelegenen Woh nung. Die Frau wurde schwer verletzt — beide Knöchel sind gebrachen, im Besicht Verletzungen — aufgehoben. Bald darauf ist sie jedoch den Verletz ungen erlegen. Vorher kam sie noch auf kurze Zeit zum Bewußtsein und beklagte bitter, waS fie gethan hatte. Man steht hier wieder vor einem psycholo gischen Rätsel, da man vergebens nach Gründen sucht, welche die Unglückliche in den Tod getrieben haben könnten. Sie entstammt einer angesehenen Familie, hat einen achtbaren Gemahl und ei» kleine- liebes Kind, lebte in guten Verhältnissen und war ein schönes, lebensfrohes Weibchen. Allerdings war fie auch so nervös, daß ihr ganzes Wesen oft rätsel haft beeinflußt wurde. Heute stand sie in ihrer Stube neben einer Frau, welche Zimmerarbeiten be sorgte, und sagte zu ihr, indem sie ihr ein Gläschen unter die Nase hielt: „Da riechen sie einmal!" Wie sich die Frau einmal umdrehte, trank die Be dauernswerte daS Gläschen, welches mit Salzsäure gefüllt war, au«, erstieg einen Stuhl am Fenster und stürzte sich hinunter. ß Der Kaiser uud die Kaiserin find mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Eitel Friedrich DieuL- tag abend 6 Uhr iw besten Wohlsein in Genua ein- getroffen. DaS Wetter war herrlich. Die Umge bung deS mit Fahnen in den deutschen und italie nischen Farben reich geschmückten Bahnhofes war von dichten Menscheumasse» besetzt. Von der AuS- stetgerampe führte «in prächtiges Blumenspalter bi» zu der im Hafen liegenden Jacht „Hohenzollern." Im Wartesaale des Bahnhofes waren der Herzog von Genua, die Spitzen der Behörden und die Mit glieder der deutschen Kolonie versammelt. Nach der An kunft umarmte der Kaiser, welcher kleine Admiral»« uniform trug, den Herzog von Genua, der der Kai serin die Hand küßte. Die Majestäten begaben sich, von der versammelten Volksmenge lebhaft begrüßt, nach dem Wartesaale. Hier wurden die Mitglieder der deutsche» Kolonie vorgestellt, welche begeistert in da» von dem Generalkonsul Schneegans auSgebracht« Hoch auf daS Kaiserpaar einstimmten. Unter fort währenden lebhaften Huldigungen der Bevölkerung begaben sich alSdann der Kaiser und die Kaiserin mit den kaiserlichen Prinzen und dem Gefolge, geleitet von dem Herzog von Genua, den Behörden und der Generalität, an Bord S. R. Jacht „Hohenzollern," welche um halb 8 Uhr abends nach Neapel in See ging. Alle Schiffe im Hafen waren festlich beflaggt; die dort liegenden deutschen Dampfer brannten ben galische Feuer ab. Musikkapellen spielten die deutsche Nationalhymne. Als die „Hohenzollern" den Quai entlang fuhr, rief der Kaiser, hoch oben auf der Kommandobrücke stehend, laut: „Viva, il Kel" wo rauf die Menge mit begeisterten Rufe« „Vivs l'Im- xsrutors!" erwiederte. Zahlreiche Barken begleite-