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Sude gehende« Monat MLrz bereit» zehn Stück Rindvieh kovtreband ge«acht. — Rochlitz. 21. März. Von dem gegen 1 Uhr mittag» von Großbothen «ach Glauchau ver kehrenden Persouenzuge wurde am Donner»tag kurz hinter Tahla« eine Frau überfahren und dadurch getötet. Die Unglückliche dürfte den Tod gesucht haben, da sie sich erst unmittelbar vor dem Zuge in» Glei« geworfen hatte. — I« tiefe Betrübnis wurde die Familie deS Bahnhofsportiers in Greiz versetzt. Der Sohn, Elektrotechniker in Freiberg, besichtigte mit einem Freunde eine elektrotechnische Anstalt in Chemnitz, alS er bemerkte, daß der Kessel in der Wasserstation ohne Wasser sei. In dem Augenblick, als der Freund die Treppe hinaufeilte, um den Wasserhahn zu öffne«, erfolgte auch schon die Explosion des Kessels, wo durch dem jungen Manne der Kopf vom Rumpfe gerissen wurde und der Tod deS Unglücklichen so fort eintrat. — Acht Handlungsgehilfen in Gera, die ge meiuschaftlich «in Achtel-LooS der Schweriner Geld lotterie spielten, gewannen dieser Tage das große LooS in Höhe von 300,OM Mk. Sie waren natür lich recht erfreut über den unverhofften beträchtlichen BermögenSzuwachS. 8 Berlin, 23. März. Zu wüsten Tumulten, die voraussichtlich eine Anklage wegen LandfriedenS- bruchs zur Folge haben weiden, kam es am Sonn abend abend in der Gollnowstraße. Die Kutscher mehrerer Gefährte gerieten in Streit mit einigen Strolchen, die ihnen den Weg versperrten. Die Strolche erhielten Beistand auS einer nahegelegenen übel berüchtigten Kneipe. Der Kutscher und ein zu Hilfe eilender Schutzmann gerieten in schwere Be- drängniS, schließlich trafen aber aus einem nahege legenen Polizeirevier mehrere Schutzleute ein und eS gelang nach hartem Kampfe, die Strolche in die Kneipe zurückzudrängen. Inzwischen rückten allmählich im mer mehr Hilfsmannschaften heran, sodaß zum Schluß eine Polizeimacht von 50 Schutzleuten und 4 Wacht meistern zur Stelle waren, welche einen Sturm auf die Kneipe unternahmen. Nach Ueberwindung harten Widerstandes wurden die Gäste, mehr als 50 Per sonen, sistiert, 33 Männer, meist Zuhälter, und 3 Frauenspersonen wurden auf der Wache für ver haftet erklärt und in» Polizeigefängnis abgeführt. Der freigelassene Rest der Exzedenten rottete sich aber wieder in der Straß« zusammen und eS kam noch- mals zu wüsten Ausschreitungen, wobei ein Schutz mann thätlich angegriffen wurde. Infolgedessen wur den nochmals 3 Verhaftungen vorgenommen. 8 BreSlau, 22. März. Der hiesige Schiffs baumeister und geprüfte Taucher Oscar Müßig hat von der zum Schadenersatz verurteilten englischen Rhederei beziehungsweise von der Versicherungsge sellschaft, welche für die von der „Erathie" zum Sinken gebrachte „Elbe" haftbar ist, den Auftrag erhalten, mittelst Tauchversuchen die Lösung der Bergungs frage herbeizuführen. 8 Hadersleben, 23. März. Durch eine große Feuersbrunst wurde in vergangener Nacht der Hof Leerdt bei Sommerstedt völlig eiogeäschert. Achtzig Stück Hornvieh und fünfzig Schweine sind in den Flammen umgekommen. Ein Dienstknecht, welcher der Brandstiftung verdächtig ist, wurde ver haftet. 8 Nürnberg, 23. März. In der Nacht zum Sonntag überfuhr ein Expreßzug einen unbe kannten Mann, der schwere Verletzungen davontrug. Der Fremde machte über seine Persönlichkeit wider spruchsvolle Angaben. Später fand man nicht weit von der Stelle, an welcher er aufgefunden wurde, den Körper eines entkleideten Mannes, dem die Lokomo- Freiwillig arm. Original-Roman von Jda^ohn-Arnstadt. (Fortsetzung.) AlS der Mond groß und voll über dem Walde aufging, stand sie am Fenster ihres Giebelstübchens, die schmalen Hände über der Brust gefaltet, den Blick gen Himmel gewandt, und was sie unhörbar für Menschenohren flüsterte, die Schwergeprüfte, Worte unendlicher Liebe und tiefen Glaubens, daS nahmen die Engel der Lüfte auf ihre Geisterschwiogen, trugen eS mit sich fort, — weit, weit, einem fern pilgernden, einsamen Wanderer zu, und er wandte sich, wie von Küsten nmhaucht, und weinte wie ein Kind. Giebt e» doch einen Weg von Herz zu Herzen? Zweiter Teil. Die Saison verlief diesmal glänzender alS je In dem kleinen Badeftädtchen am Fuße der Brun- neckShöhe. War eS die unerträglich heiße Tempe ratur, welche die Großstädter früher und zahlreicher als gewöhnlich in Thüringens schattig-kühle Wälder trieb; oder machte der neue Badearzt so viel von sich reden ? Alle Billen und Pensionen waren über füllt; sogar im alleischlichtesten Tsgrlöhner-Hause — fast wie an den VorstellungStagen in Bayreuth und Oberammergau — war kein Fuß breit Woh nung zu haben und unter den vielen fremden Men schen verloren sich die biedern Einheimischen wie Halme ans einem Teppichbeet; der Concerte, Reunion-, Land- und Seepartien war kein Ende, in und vor den Häusern wimmelte und flimmerte, tönte und ärmte e»! tive de» Expreßzuge» de« Kopf vom Rumpfe getrennt hatte. Ueber deu merkwürdige» Vorgang fehlt noch jede Aufklärung. * Ein« unheimliche Geschichte wird au» Bud a- pest gemeldet: Auf der Debreczia-Tißafüreder Strecke geriet ein Güterwagen de» Lokalzuge» in Brand. In Tißasüred wurde der Vorfall »ahrgenommen, weitere Gefahr abgewendet und der Zug fuhr weiter. Der Kondukteur bemerkte jedoch, daß ein Hund dem Trai« unentwegt folgte. Man suchte das Tier zu ver scheuchen — vergeben». Der Maschiuenführer er stattete in der nächsten Station dem StationSchef die Meldung, eS müsse etwas tn dem Zuge nicht richtig sein. Der Chef ordnete die Ausladung de» Güterwagens an, und als ma« eine Kiste ablud, be- gan« der Hund, der nicht von der Stelle gewichen war, jämmerlich an zu winseln. Die Kiste wurde geöffnet und man fand darin den scheinbar leblose« Körper eine» acht- bis zehnjährigen Mädchens. Der Eisenbahnarzt entdeckt« noch Spuren von Leben in dem Kinde, und es gelang, das offenbar narkotisch eingeschläserte Mädchen zum Bewußtsein zu bringen. DaS arme Kind war so geschwächt, daß es keinerlei Aufklärung zu geben vermochte. Die Untersuchung des mysteriösen Vorfalles ist sofort eingeleitet. "Wiener-Neustadt, 23. März. Im städtischen Walde, sowie in Gleiten bei der Prein sind große Brände au-gebrochen. Biele Joch Wald sind bereits vernichtet. * * AuS Wie« berichtet das dortige Extrablatt vom 19. ds«.: Bon einem Passanten wurde gestern nachmittag nächst dem Lusthause im Prater die kniende Leiche eines zwölfjährigen Knaben an einem Baume erhängt aufgefunden. Da» unglückliche Kind mußte erst ganz kurz vorher den verhängnisvollen Schritt gethan haben, doch blieben sofort angestellte Wiederbelebungsversuche erfolglos. Im Besitze deS Kindes fand man nicht den geringsten JsentitätS- nachweiS, die Taschen deS KiudeS enthielten außer einem Kronenstück keinen anderen Gegenstand. Spät abends erschien auf dem Polizei - Kommissariate Leopoldstadt die Wirtschafterin des Bäckermeisters Johann Uhl, und erstattete die Anzeige, daß der Enkel ihres Herrn, der zwölfeinhalbjährige Real schüler Viktor Klein, vermißt werde. Ueberall sei nachgefragt worden, wo man glaubte, daß sich der Knabe aufhalten könne, allein alles Suchen sei ver geblich gewesen. Die von der Frau gegebene Be schreibung ließ keinen Zweifel darüber obwalten, daß der jugendliche Selbstmörder identisch mit demselben war. Zu Tode erschrocken über die entsetzliche Nach richt, die de« Beamte der Wirtschafterin gab, eilte diese in die Totenkammer und erkannte thatsächlich in der Leiche den Lieblingsenkel ihres Herrn . . . Ein Tragödie d«S KiaderherzevS! Mit mütterlicher Sorgfalt gepflegt, wuchsen Viktor Klein und ein jüngerer Braver miteinander auf. Beide hingen mit größter Zärtlichkeit an ihrer Mutter, die auch ihrerseits wieder den Inbegriff des Glückes in den beiden Kindern sand. Da raffte vor etwa 8 Tagen jäh und tückisch eine Krankheit Frau Klein hinweg, und die beiden Knaben standen des Liebsten, das sie auf Erden hatten, beraubt da. Viktor kam zum Großvater Uhl, sein Bruder zu einem anderen Fa- miliengliede zur Erziehung. Mit dem Todestage der Mutter war Viktor Klein wie verwandelt. Die frühere kindische W ldheit, der ausgelassene Uebermut waren verschwunden, ernst, in sich gekehrt, am lieb sten mit seinen Gedanken allein und todeLtraurig ging der Knabe umher, er dachte nur an die dahin geschiedene Mama, und als er sein Herzeleid nicht mehr ertragen zu können glaubte, wanderte er in die Freudenau hinab und erhängte sich, der jugendliche Märtyrer der Kindesliebe. Nur in einer Billa ging eS vornehm still zu; sie lag tief im Walde, aber doch sichtbar genug für die Stadt uns Umgebung, um die Bewunderung Aller im höchsten Grade auf sich zu lenken. Die deutsche Tricolore rauschte in Seide über die Wald bäume hin; buntgemalte Scheiben schimmerten in den Thüren und Turmfenstern und auf den Rasen flächen, vor Veranda, Teich und Rosenbeeten spazier ten daS deutsche Reh und der brasilianische Sma- zonen-Papagei friedlich nebeneinander, während dicht am Hause, — von fremdländischem Gehölz in Kü bel« beschattet und inmitten seine« RingeS mit eine» zartsprühenden Fontäne versehen, — ein prachtvolle« Vogelhaus auS feinem Netzwerk auf einem Marmor- Sockel ruhte; das Dach im chinesischen Stile war mit reichgeschnitzten Friesen, spitzem Aufsatz und mit Glöckchen geschmückt; bei jede« leisesten Windhauch läuteten sie zart und klangen wie AeolSharfenlaut. Recht mit Absicht war die Voliere so auffallend an gebracht, und der Zweck, von überall her gesehea zu werden, war vollständig erreicht. Doch nicht jedem der dadurch Angelockten wurde der Anblick gestattet, ein ganz gewöhnlicher, abscheulich kläffende« Spitz rief sofort einen der Diener herbei, sobald sich Je mand näher an da» bronzierte Gitter heranwagte, und dann war eine abweisende Miene, eine höflich, aber bestimmt ausgesprochene Bitte um Verlassen de» Standortes gewiß. Nur Vormittags, in den Stun den von Zehn bis Zwölf war der kleine, scharf dressiert« Wächter nicht sichtbar, und der alte Baron von Brunaeck konate, auf den Arm seine» Kammer diener» und eine elegant polierte Krücke gestützt, seine Morgenpromenade vom Schloß herüber nach * Fiu »e, 23. März. Der griechische Dampf«» „DeSpiaa" geriet i« Zauto i« Brand und versank. Einzelheiten fehle« »och. " Parts, 23. März. Ei» Ehepaar Bolivet, da» erst kürzlich et» Hotel Sarni in der Rue de» Dame» geerbt und übernommen hatte, beging gestern gemeinsam Selbstmord. Wie der Arzt konstatierte, haben beide Eheleute an Säufer-Wahusin« gelitten. Dabei war der Maun erst 29 Jahre, die Fra« 23 Jahre alt. * * Petersburg, 23. März. Mehr al» 250,000 Personen werden im Laufe dieses Jahr,» nach Sibirien übersiedeln. Der größte Teil wird sich i« Gouvernement JenissejSk niederlassen, während etwa 20,000 Persone» sich im Flußgebiet des Ischim ansiedeln. " Au» London. Die englische Avantgarde der Sudan-Expeditton unter Oberst Hunter besetzte ohne Widerstand Akascheh; die Kolonne wird weiter bi» Suardeh verstoßen, wo die ersten mahdtstische» Banden umherstreifen. OSmann Digma, der alte sudanesische Haudegen, der sich in den letzten Tage» gegen die Italiener tn Kassala wendete, wird eben- sall« mit seinen Schaare» nach London gehen. Der Khalif gedenkt sein Heer tn Dongola zu sammeln. Da seme Unterthave» mit ihm recht unzufrieden sind, so ist eS leicht möglich, daß in dem jetzigen Wirr warr seine Herrschaft plötzlich ein Ende mit Schrecken nimmt. Deutscher Meich-terg» Sitzung vom 23. März. Eingegangen ist di« Vorlage betreffend Verwen dung überschüssiger Retchseinnahmen zur Schulden tilgung. Dieselbe deckt sich mit dem Antrag Lieber insofern, al« die Hälfte der Ueberschüsse von 1895/96 und 96/97, nicht aber von 94/95 dem Reiche ver bleiben soll. Präsident v. Buol läßt zunächst nachstehende» Telegramm auS Eisenach verlesen: „Die Teilnehmer der hier zur 25jährigen Jubelfeier des Reiches ver anstalteten Festspiele bringen dem deutschen Reichstag ein donnernde« Hoch." Auf der Tagesordnung steht die 3. Lesung de» Etats, sowie die neue Vorlage. Abg. v. Limburg-Stirum (kons.): Alle Versuche zu einer Finanzreform seien im Reiche ge scheitert und man sei dabei im Reichstage nicht spar sam genug. Der Antrag Lieber, wie er jetzt auch in der Vorlage enthalten sei, sei weiter nicht« als eine Spielerei mit Zahlen. Die Regierungen seien den agrarischen Wünschen gegenüber immer nur bereit zu Worten, aber nicht zu Thaten. Unsere leitenden Kreise seien sich des Ernste« der Situation nicht klar. Abg. B a r t h (frets. Ler.) kommt auf die Wäh rungsfrage zu spreche». Die Verhandlung am 17. März im englischen Unterhaus, hätte alle Hoffnungen der Bimetallisten vernichten müssen, de« Gedanke, daß die englrsche Regierung sich auf den BimetalliSmuS einlassen könne, müsse darnach gänzlich aufgegeben werden. Schatzsekretär Graf Posadowsky begründet den Gesetzentwurf über die Schuldentilgung. Abg. Bachem (Centr.): Wenn der Reichstag sich zur Annahme dieser Vorlage entschließe, so zeige auch er ein große« Entgegenkommen, indem er aus die halben Ueberschüsse von 1894/95 verzichte. Wir stimme» der Vorlage zu, ohne uns auf die Borau«- srtzung deS Bunde-rateS festzulegen. Abg. v. Sardorff (Rp.) giebt zu, daß der 17. März deu Bimetallisten eine große Enttäuschung bereitet habe, deshalb bleibe aber die Regelung der Villa Klara unbehelligt beschließen. Ob e« allein da« interessante Vogelhaus mit de» fremdländischen und einheimische» Bewohnern war, waS ihn fast täglich hierher zog? DaS Innere der Billa hatte er noch nie betrete», nicht einmal den Garten selbst. Doch von seinem Fenster gegenüber, von der Bran- neckshöhe her blickte er so oft als möglich durch de« Feldstecher herüber aud nicht immer nach der Voliere, welche ihn da- erste, zweite und dritte Mal dazu bewogen, sondern einer fremden, jungen schwarz ge kleideten Frauengestalt nach, die gar oft langsamen Schrittes, mit blassem, gedankenvoll gesenkte« Kopfe zwischen de» Borket« daherwaudelte. Wer war die Dame? Daß eS eine der Vornehmste», eine Aristokratin vom Scheitel bi« zur Sohle sei, bewiesen ihre feiuen, sicheren, anmutigen Bewegungen und Formen, und von ihrem fabelhaften Reichtum hatte er durch seine Töchter gehört und keine Ruhe gehabt, bis Johann alle« erfahren-mögliche anSgekundschaftet hatte, denn noch nie hatte eine Dame dem alten Herrn so im poniert, wie diese bleiche, stille Erscheinung mit dem schwarzen Haar und de« rätselhaft sinnenden, melan cholische« Augen. Sie hatte den Herbst und Winter im Süden verlebt, war sozusagen mit der erste» Schwalbe in Billa Klara eingezogen und hatte die» schönste aller Grundstücke für ein ganzes Jahr ge mietet. Bo» da ab war «in «euer Stern über dem Hause aufgegange», der de» Reichtume« und feinen Seschmacke«, und al» hätten ihr gute Geister die Leidenschaft de» Nachbar Baron für die gefiederten Bewohner der Lüfte zugeflüstert, «hob sich eine» Tage«, zur unaussprechlichen Freude de» alten Herrn