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Nr. 53 1896 ob« b«m Die nächste Nummer dieses Blattes erscheint des Bußtags wegen Donnerstag abend. r«l»-ram»»-Ndre^« r L a, e b » «11. Fer»sprech.«»schl«ß Str. 7. — -u 4K. Jahrgang. —— Mittwoch, den 4. März Ium Bußtage. Wieder ein Batztag. Und wozu? Um uns aus'S Reue die göttliche Traurigkeit über unsere Sünde in da» Herz zu holen, vor Sott unS zu beugen, Go.teS Gnade zur Vergebung zu suchen und umzukehreu von unseren Sündenwegen. Wirst du da« thun? E« kann nicht erst Umfrage unter dem Volke gehalten Verden, wer dazu geneigt ist oder nicht, Bußtage werden gehalten, auch wenn du nicht willst. Die Geschäfte werden geschlossen, auch wenn du lieber feilschtest; Musik und Tanz schweigen, auch wenn sich dein Fleisch ärgert; die Bußglvcken verkünden die BaßtagSfeier, auch wenn du sie nicht hören willst. Bußtage müssen sein, and Biele sind, Gott Lob, ja auch »och so weit Christen, daß sie Herz, Gewissen und auch Verstand haben, die« zu verstehen. So ist denn heute also wieder ein Bußtag und zwar der Erste de» Beiden «n diesem Jahre. Wo aber wollen vir an diesem hingehen, um unS die göttliche Trau rigkeit in da- Herz zu holen? Wollen wir hinaus- gehen an den Sinai, wo Gott da- Gesetz gegeben hat? Wollen wir unseren Wandel mit den Tafeln MosiS vergleichen, wie ich, du und ein Jeder in feinem Stand, da» ganze Volk, die Obrigkeiten sogut wie die Arbeiter, der Herr und die Frau im Hause sogut wie die Dienenden, der Lehrer sogut wie die Schüler, der Pastor selbst auch, welcher Buße pre digen muß, sogut auch wie die Gemeindegliedrr? Ja, Gotte- heilige- Gesetz, da- über alle Sittengesetze und Moralsysteme erhaben ist, ist der untrügliche Maßstab, an dem du Einzelner and ein ganze-Volk gemessen wird. Bor diesem ist'- nicht- mit dem Traume von einer Liebe Gotte-, die zuletzt alle- gut sein lasse, auch zu einem Leben voller Betrüge reien, und geheimen oder auch offenbaren Schande stille schweige. In dem heiligen Gotte-gesetz, da wider ein BlbelauSzug, noch eine Revision der Bibel au» der Welt bringt, weil e- auch in da« Gewissen «ine« jeden Menschen unaustilgbar eingegraben ist, steht and bleibt noch immer die Drohung GotteS mit großer Schrift geschrieben: »Ich der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missethat an den Kindern bi« in da- dritte und vierte Glied, die wich hassen." An den Buß tagen wird diese- Zeugnis laut und schon die am Bußtage geschloffenen Thüren zu den Geschäft-lokalen, Arbeitszimmern, Orchester and Tanzbösen sind Weck stimmen für da- Einzel- wie für da« Volk-gewisse», da« sonst durch den Lärm der Welt, die Mühen der Tage«arbeit und die ruhelose Hast und Jagd der Geschäfte und Bergnügangen betäubt wird. Doch mehr al- nach Sinai weist an« dieser erste der bei den Bußtage im Jahr« nach dem Berg Golgatha. Wir sind ja mit ihm in der PassionSzeit. Wie «S im Hause zweierlei Weckstimmen zur Buße giebt, die Strafe de- BaterS und die Thränen der Mutter, letztere wohl auch tiefer noch eindringev und schwerer auf die Seele fallen, so auch im großen Haushalte Gotte«; die eine sind die Schläge de« Gesetze«, die andere ist da« Blut Jesu Christi, für ün« vergossen am Kreuzesstamme. Dahin wollen wir an diesem Bußtage gehen, um unS die göttliche Traurigkeit in da- Herz zu holen. „Christus ist di« Ver söhnung für unsere Sünden, nicht al lein aber für die unsere», sonder» auch für dergauzenWelt. Odaß vom Worte diese« Frieden- her unserem parteizerrissenen Volke, da- sich nach dem Versöhner Christus nennt, der Wahre Frieden käme! Ja, gerade diese- Wort, da« die Versöhnung verkündigt, ruft zur Baße. Durch unser Volk geht in dieser Zeit «in kalter Seist der Sonderung und Vereinzelung, und in bitterer, lei» deuschaftlicher Fehde bekämpfen sich die Parteien untereinander mit der spitzen Feder auf dem Felde der Presse, mit der schlagfertigen, scharfe« Zunge auf der mit seinem Rate zur Stelle za sein. Er sei mild- thätig und hänge mit herzlicher Liebe an seinen Sachsen, die auch ihrerseits mit inniger Liebe sich zu ihm hingezogen sühler. Mit dem aufrichtigen Wunsche, daß Gott den hohen Jubilar »och viele Jahre zum Gegen Sachsens und der gesamten deut schen Armee erhalte» wolle, schloß Redner unter Ausbringung dreimaliger von der Versammlung be geistert aufgenommener Hoch- auf Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg. Ein an den hohen Jubilar abgrsand- teS Telegramm lautet folgendermaßen: „Ew. Sgl. Hoheit wollen gestatten, daß unter zeichneter Verein bei seiner heutige» Zusammen kunft in treue« Anhänglichkeit zum bevorstehenden 50jährigen Dienstjubiläum die kameradschaftlichsten Glückwünsche in größter Ehrerbietung darbringt. GotteS Segen mag immerdar über Ew. König!. Hoheit walten! Kgl. Sächs. Militärverein Lichtenstein". Die Antwort auf eben angeführtes Telegramm ging heute vormittag ein und lautet: «Kgl. Sächs. Militärverein Lichtenstein! Telegramm erst heute früh erhalte». Dank« herzlich für die Glück» und Segen«wü»fche. Georg, Herzog zu Sachse»." *— Sm 29. v. M. sind, wie aus ganz sicherer Quelle in Erfahrung gebracht worden, in Kirch berg i. S. in offenen Geschäften — ein Falsifikat eine« 20-Markstücke- und eine- Fünfmarkstücke ssilbern) verausgabt worden. — Elfteres trägt die Jahreszahl 1894, da- Müuzznchtn L, da- Bildni« Sr. Majestät deS König- Albert, Letztere- die Jah reszahl 1875, Münz;eichen 8, da- Bildnis S«. Majestät deS Kaisers und König- von Preußen. Diese Falsifikate sind aus Zinn und Blei gegossen und äußerst plump auSgeführt. Da« Zwanzigmart- stück ist oberflächlich, um das Aussehen zu erhalte», mit Bronze überzogen. Da« Fünfmarkstück fühlt sich fettig an, und zeigt am Rande unebene Gußstellev. Bei den Münzstücken fehlt die Randschrift. Der BerauSgaber ist ein 15—17 Jahre alter junger Mensch und war mit grauem Hut und schwarzem Anzug bekleidet; derselbe hat beide Münzstücke durch Schulkinder verausgaben lassen. — Vorsicht! — An Stelle des auS dem Bezirke verzogenen Gutspachters Thomas in Gesau ist das bisherige stellvertretende Mitglied Herr Gutsbesitzer und Vor werkspachter Sonntag in Grumbach, als wirkliche- und an Stelle des letzteren Herr Gutsbesitzer Eduard Gröber in Schönbörnchen als stellvertretende- land wirtschaftliches Mitglied der Körkommissio» für den Bezirk de. Königlichen AmtLhaoptmannschaft Glau chau auf die Zeit bi- Ende August 1898 gewählt worden. — Die Kirchenkollekte am ersten Bußtage und ihre Verwendung. Seit über 20 Jahren wird am ersten Buß tage jeden Jahres in unserer sächsischen Landeskirche eine Kollekte für die Zwecke der inneren Mission veranstaltet. Der Landesverein, der sie zu verwalten und zu verteilen hat, ist dadurch in den Stand gesetzt worden, alljährlich eine große Zahl christlicher LiebeSwerke in unserem Sachsenlande mit größeren oder kleineren Beihilfen zu unterstützen. Manche Anstalt ist dadurch schon von schweren Sorgen befreit worden. Die vorjährige Kollekte ertrug insgefammt rund 17600 Mk. Diese Liebesgaben sind unter Genehmigung deS hohen Lan deskonsistoriums in folgender Weise verwendet worden: dem Landesverein für innere Mission wurden gewährt 1408 Mk., dem Heim für epileptische Kinder zu Kleinwachau bei Rade berg 880 Mk., den Frauenheimen „TobiaSmühle", und Borsdorf bei Leipzig 1936 Mk., der Unterstützungskasie für Berufsarbeiter der inneren Mission 352 Mk., für Seemanns mission (unter denen viele sächsische Landsleute) 352 Mk., für die Anstalten zur Ausbildung von Berufsarbeitern (Dia- konissen-Anstalten zu Leipzig und Dresden, Brüderanstalt zu Obergorbitz) 2992 Mk., dem Schriftenvereint (für sich und die Kolportage der Stadt» und Kreisvereine) 1232 Mk., für die Magdalenenhilfsvereine in Leipzig und Dresden 1408 Mk., zur Einrichtung von Gemeindediakonien in Schönheide, Oederan, Dippoldiswalde, Rodewisch, Marienthal, Neustadt Neschwitz, Kamenz 2112 Mk., für die Herbergen zur Heimat in Riesa, Zschopau, Meerane, Lößnitz, Pauw, Borna 2992 Wochen- und Nachrichtsblatt -«gleich HtM-ZuM flr MM, Mlih, Amsdorf, Mors, Zl. Win, KnnWorl, Ammn md Ma. Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. Rednertribüne, mit den SeulenschlLgrv heftiger Für- und Gegenrede in der Unterhaltung. Wohin soll eS nn« noch kommen, wenn da- fo weite« geht, da sich Jeder bi- herunter zum Lehrling und zur Tochter im Hause mit „Politik und mit der Regierung" be faßt, anstatt lieber sich um sich za bekümmern, Ein kehr bei sich zu halten und zuzusehen, wie er einen versöhnten Gott bekomme? Das hat aber seinen Grund eben darin, weil jetzt Jeder vor deS Anderen Thüre kehrt und sich vielfach um Dwge kümmert, die iHv oichts angehen, Jeder regieren will. Ist da- die richte „Bolkserhebavg", wo innerhalb des Volk« immer nur die Schuld von einem Gliebe auf da- andere, von einer Partei auf die andere gewälzt wird? Wo eS so steht, da ist der Leib faul. Denn nicht bloS im Reiche GotteS, auch in dem äußeren Leib de« Volke- darf es nicht so sein, daß der Leib zer. fällt in streitende Glieder, welche richten wollen, ohne sich selbst zu richten. Nur jene Erhebung ist die «echte, welche geschieht in der Beugung, die wir be kennen, wir All«, die Glied«« unser- Volksleben», alle haben Teil an der gemeinsamen Schuld. Wir müssen unS aber dabei Wohl hüten vor dem ver- kehrten Sprachgebrauch des Worte- „Volk". Denn dieser schneidet ein Stück weg und nennt„daS Volk" bald die Regierten im Gegensatz zu den Regierenden, bald die minder Hervorragenden im Gegensatz zu den Hervorragenden, bald die Nicht-- und Weuigbesitzen- den im Gegensatz zu den Etwas- oder Bielbesitzen- den. Und so hat man zuletzt die Sünde ans die Häupter der Obersten gewälzt und das sogenannte .Volk" reingewaschen, als käme alles Verderbe» der Gegenwart nur von oben herunter, ja, man hat sich in diesem trügerischen und heuchlerischen Gedenken zu solch empörendem Haß aufgestachelt, daß man sagt, eS sei „dem Volke" am besten geholfen, weon man seine Fürsten und Obersten in den Staub träte. Diese« Wahn von einem „schuldlosen Volk" greift immer weiter um sich. Aber die Zerrüttung im HauS- und Familterleben, all ver Prunk, die Hoffart, die Schwelgereien, die Laster und Verbrechen alle« Art auch im „Volke" sind wahrlich Niemandem anbe fohlen. Darum gilt «S zu bekenne», daß „die ganze Welt" gesündigt hat, daS ganze Volk, Alle, Jeder, du a» deinem Teile auch." „Versöhnung" aber, Versöhnung GotteS und Versöhnung untereinander, ist zu finden und hat Bestand nur in dem Einen, de« allein de« Versöhne« ist. Christus ist die Ver- söhnung für unsere Sünden. Nur so weit Einer in Ihm Versöhnung GotteS sucht, hat er Vergebung der Sünden und Frieden mit Gott und nur so weit die Sünder: Mann und Weib, Eltern and Kinder, Obere und Untere, allerlei Stände und BerufSarten in Ihm sich zusammengefunden und Eins geworden, werden sie mit einander EinS. Die Pest der Zwie tracht wie aller Sünde tretbt nicht« auS al-der Geist Christi, deS Versöhner«, um deßwlllen Gott „treu uvd gerecht ist, daß er unS, so wir unsere Sünde bekennen, die Sünde vergiebt und reinigt unS von aller Untugend." Er ist und bleibt mit seiner Gnade und seinem Geiste allein der Helfer auS aller Rot- Za ihm müssen wir u»S bekrhren. — *— Lichtenstein, 3. März. Bei Gelegen heit der gestrigen MonatSoerfammlung de« hiesigen Kgl. Sächs. MilitärvereinS wurde durch den Vor sitzenden desselben, Herrn Stadtrat Beyerlein, in entsprechender Ansprache auf daS auf de» 4. März fallende 50jährige Mititärdievst-Jubiläom Sr. Kgl. Hoheit Prinz Georg, Kommandeur de« Kgl. Sächs. XII. Armeekorps, hingewieseo. Redner feierte den Jubilar als einen treabewährteu und beliebten Feld. Herrn sowohl im Krieg«, wie i« Frieden. Aber nicht nur als Soldat, sondern auch iu alle» GtaatSgeschäf« teu habe er Erfahrung, um, wen» «S gilt, auch