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i« ihre Polizei und Artillerie ein. Et« Aafstand gegen die Engländer ist im südafrikanischen Matabele- Land au-gebrochen. Di« Erhebung kam so plötzlich, daß «ine ganze Zahl von Weißen von den Einge borenen erschlagen ist. In Italien liegt vom abeffy- nischen Kriegsschauplatz noch immer nicht- neue- von Bedeutung vor. Eine gefährliche Beschuldigung gegen seinen Borgänger hatte der Premierminister Rudini ausgesprochen, indem er behauptet, eine Anzahl von Dokumenten über den abessynischen Feldzug seien nicht aufzufinden. Hinterher korrigierte er sich aber dahin, daß er sagte, diese Papiere seien i» Afrika von den Schaaren König MenelikS erbeutet. In Konstantinopel läßt sich jtzt Fürst Ferdinand feiern, der Beherrscher der Bulgaren. Da er aber eine recht bedeutende Selbsteingenommenhrit entwickelt, scheint er dem Sultan eben nicht sehr zu gefallen. Von Konstantinopel reist er nach Petersburg; vor dem Czaren wird er sich wohl anders ducken, wie vor dem Sultan. JnOstafien und auf der Insel Kuba dauern die bekannten Wirren noch fort. — Einen „Fahrplan 1896", gleichzeitig „Führer durch di« vereinigten Ostseebäder", 104 Seiten stark, wit zahlreichen Illustrationen und einer Reisekarte (15 Pfg.) versendet die bekannte Rhederei Braeuulich- Stettin auch in diesem Jahre. Die vor uns liegende dritte Auflage umfaßt, wie «S im Vorworte heißt, die sämtlichen 15 Badeorte des Verbandes derPom. merschen Ostseebädec und bringt über dieselbe» in ebenso übersichtlicher Form, wie wünschenswerter Ausführlich keit alle« das, was einBadegast über die Reisen und Ver hältnisse des BadeS nur immer zu wissen wünschen kann. Da eS sich in den Beschreibungen nur um Thatsachen handeln kann, so muß anerkannt werden, daß die rührigen Verwaltungen der Ostseebäder recht ernstlich bestrebt sind, allen Wünschen der Badegäste gerecht zu werden und womöglich ihnen zuvor zu kommen. Auch in Leipzig werden die Fahrpläne durch da- Bäder-BerkehrS-Bureau der Firma F. W. Grauprn- stein, Packhofstraße 11/13, verteilt. — Am 12. Dezember wurde bekanntlich der Postsekretär a. D. Kretzschmar in der Dresdner Heide durch zwei Schüsse auS einem Jagdgewehre ermordet. Als Thäter wurde bald daraus in Schle sien ein Arbeiter, namens Maiwald verhaftet, der sich seitdem beim Landgericht zu Hirschberg in Unter suchungshaft brfiadet. da er noch eines zweiten in dasiger Gegend verübten Mordes, sowie verschiedener anderer schwerer Verbrechen überführt ist. In Hirsch berg dürfte dem Vernehmen nach seinerzeit auch die Verhandlung in der Kretzschmar'schen Mordsache mit erfolgen; der Mörder soll die That eingestanden haben. Inzwischen sollen aber Zweifel an der Zu rechnungsfähigkeit Maiwold'S entstanden sein, sodaß sich in dieser Richtung noch Erörterungen nötig ge macht haben, wodurch die Sache natürlich in die Länge gezogen wird — Chemnitz, 27 März. Die Pelzmühle, unstreitig eine« der schönsten Gartenetablissements in der Umgegend und in der schönsten Jahreszeit das Ziel zahlreicher Ausflüge, erhält jetzt eine Erweiterung durch eine Conditorei, welche hr Heim in einem netten Bau am Eingänge deS Gartens erhält. Der rührige Wirt des Etablissements, Herr Peter, hat sich, um den größeren Anforderungen gerecht zu werden, entschlossen, eine eigene Conditorei einzu- richten. Um dieselbe allen Gästen leicht zugängig zu machen, mußte rin Stück Mühlgraben überwölbt werden, und auf diesem so gewonnenen Platz ward dar neue massive Gebäude errichtet, welches jetzt schon unter Dach ist. — Zwickau, 27. März. Am Raschberg bei Zwickau, am westlichen Muldenufer, haben sich mehr fache Erdrutsche und infolge deS Kohlenabbaues er- Freiwillig arm. Original-Roman von Ida John-Arnstadt. (20) «-chdrx« »rrbitr». (Fortsetzung.) „Diese armen, kleine» Fingerchen", bedauerte er und zog die ringgeschmückten flüchtig an seine Lippen; doch Anita gab ihn mit dem Fächer einen leichten Schlag auf die Schulter. „Da Sie sich das Versprechen so schwer denken, so will ich'S Ihnen sagen: Sie sollen heute, am heiligen Weihnachts abend, endlich einmal lachen, nicht wie immer, so melancholisch, al« trügen sie den Schmerz der ganzen Welt in der Brust, sondern wie ich, frisch, fröhlich, laut, auS tiefstem Herzen heraus. Wollen Sie?" „Ich wollte schon gern, doch e» wird nichts werden. Mein Herz ist tot, Donna Anita". Die Kleine sah ihm eine Weile ernsthaft in die Augen. „Nein, «S ist nicht tot, sondern nur ver loren an eine schöne Deutsche; ich lese eS hier au« diesen blauen Sternen in klarer deutlicher Schrift... Sagen Sie, warum find Sie nicht dort, sondern bei un«?" „Weil Dom Mondeiro, Ihr Vater, einen Corre- spondenten und ich die Stelle eine- solchen suchte." „So! . . . Da« ist eine geistvolle Antwort, di« ich mir auch selbst geben konnte. . . Wollen Sie immer hier bleiben?" „BiS Sie mich fortfchicken werden." „Ha, ha, ha, . . . DaS wird wohl bald ge schehen, verlaffen Sie sich darauf! Ich bin sehr un zufrieden mit Ihnen, und Sie wissen, Anita hat di« erste Stimme i« Hause." hebliche Bodensenkungen gezeigt. Der Berg wird deshalb abgeholzt und die Bodeneinsenkungen, in welchen sich Wafsermassen anfüllen, sollen zugeschüttet werden. — Wilkau, 26 März. Der verstorbene Freund und Wohlthäter unsrer Gemeinde, Her Kom merzienrat Gustav Dietel, hat der hiesigen politischen, Schul- und Kirchengemeinde letziwillig je 100000 M, also in Summa 300000 Mark vermacht. Diese hoch herzige That spricht in so beredten Worten, daß sie eine- weiteren nicht bedarf. — Waldenburg, 28. März. Heute in früher Morgenstunde suchte und fand die Witwe eines vor Kurzem verstorbenen Flelschermetsters hier, die in guten Verhältnissen lebte, den Tod in der Mulde. Seit dem Verluste ihres Gatten war die Bedauerns werte von tiefer Schwermut befallen und zweifellos m einem Anfalle geistiger Störung hat die Unglück liche Hand an sich gelegt. Ihr Leichnam ist bisher noch nicht aufgefunden worden. 8 Ein entsetzlicher Unglücksfall trug sich am Mit- woch am Steueramtgebäude in G reiz zu. Ale die in vorgerückten Jahren befindliche Schwester de« ver storbenen Henn Steuerinspektor Schmid damit be schäftigt war, im zweiten Stockwerk deS Hauses ein Doppelfenster auSzuheben, wurde sie vom Schwindel ergriffen und stürzte a>if die Straße herab, unglück- licherweife gerade in den hölzernen Gartenzaun hinein, sodaß sich die Aermste im vollsten Sinne deS Worte- aufspießte. Erft den Anstrengungen zweier Männer gelang es, die Verunglückte auS ihrer schrecklichen Lage zu befreien und ein Stück Zaun, welche- noch iw Leibe steckte, zu entfernen. Die Verunglückte erlitt furchtbare Verletzungen. Die rechte Brust wurde breit aufgerisskn und die Lunge angebohrt, sodaß da- Blut hellrot auS Mund und Nase strömte. Die Bauchbscken wurde» quer über den halben Leib herüber aufgeschlitzt. Am linken Oberarm wurde da- Fleisch außen und innen handbreit bi- auf den Knochen durchrisscv. Die Bedauernswerte wurde in bewußtlosem Zustand nach dem Landkrankenhause ge bracht, wo sie hoff miigSloS darniederliegt. Z Berlin, 28. März. Der Kaiser hat, einer Meldung aus Genua zufolge, der italienischen Ge sellschaft vom Rothe» Kreuz den Betrag von 4000 Lire mit der besonderen Widmung für die in Afrika Verwundeten Soldaten gespendet. 8 Bon der Berliner Gewerbeausstellung. Trotz allen Fleißes bleibt noch recht viel zu thun, und eS scheint fast unmöglich, bi« zum I.Mai, dem festgesetzten Eröffnungstage, fertig zu werden. Zwar sind die Gebäude un Asüßeren im Wesentlichen vollendet, aber im Inner« ist zum Teil noch viel zu thun. Die Wege siod noch unbefestigt, da- große, aus dem ehemaligen Spielplatz geschaffene Wasser becken ist noch nicht ganz auSgehoben, während die eS umfassenden gedeckten Wandelhallen noch ganz fehlen, kurz, an allen Ecken und Enden ist noch viel zu arbeiten, unv es wird noch manchen Schweiß tropfen kosten, ehe die Aussteller in die fertigen Räume einziehen könne». Am weitesten gediehen ist die SonderaaSstellung Kairo neben dem AuS- stellungSbahnhof und nur von diesem auS zugäng lich, sowie die Anlaar von Alt-Berlin. In beiden ist Vortreffliches geleistet. Mit große, Naturwahr heit sind die malerischen, winkeligen Gassen von Alt-Kairo dargestellt mit den geschmackvollen, vielfach echten Holzerkern au den Gebäuden, de» geheimnis vollen, vergitterten Haremsfenstern, den bunten Mo scheen mit ihren hochaufstrebenden MinaretS. Vor trefflich in ihrer täuschend natürlichen Ausführung sind auch die altegyptischen Tempelreste. Ein Bild ganz anderer Art zeigt dagegen Alt-Berlin, aber ein Bild von nicht geringerem Reiz, daS vollständig den „Im Hause, o ja; aber nicht im Geschäft." „Doch! Wenn ich nämlich will; . . . aber da kommen Pa und Ma und der langweilige Pedro mit seinem dummen Bedientengesicht und Ihren deut schen WeihnachtSgerichten, extra für Sie gekocht und gebraten . . . Hu, was wird da- für ein Esten sein, sauer und bitter, wie Sie selbst!" Der also Abgefertigte lächelte sein gewohntes schmerzliche-Lächeln und nahm seinen Platz ein, dem Chef gegenüber, zwischen der Dame deS Hauses und ihrem sonnig schönen Töchterchen. Trotz aller Bemühung seiner Wirte, ihn aufzu heitern, erschien er noch ernster uud zerstreuter, als sonst, berührte die Speisen kaum, trotzdem sie sehr gut und heute — so gut eS gegangen — nach deut scher Art zubereitet waren, und trank den feurigen Wein wie Wasser. Den Nachtisch präsentierte ihm Anita; fast un gestüm nahm sie den schweren, silbernen Tafelaufsatz au« Pedro'S Händen und ging feierlich auf den stei nernen Gast zu: „Bitte, diese Orange, Sennor Arnoldo! E» ist die schönste, und ich habe sie eigen händig für Sie ausgesucht und durchschnitten." Er verbeugte sich und nahm gedankenlos die be zeichnete, ringsum mit einem feinen Durchschnitt ver sehene Frucht; sie kam ihm eigentümlich leicht vor zu ihrer Größe; denuoch legte er sie auseinander, doch statt saftigsüßen Fleisches fiel ihm ein kunstvoll zusammengefaltetes mit deutscheu Lettern bedruckte« Papierknäuel entgegen. Sein Ches und die Hausfrau sahen gespannt zu ihm her, und Anita lachte, lachte, lachte, nicht wie eine wohlerzogene, junge Dame, sondern wie «in Charakier seiner Zeit wiedergiebt. Der alte Wart turm mit seinem scheinbar massiven Gemäuer, da« thatsächlich auS bemalten Tip-platten auf einem tragenden Holzgerüst besteht, daS alte Rathaus mit der Gerichtslaub«, die kleinen zweistöckigen Gebäude der Bürger sind außerordentlich naturgetreu wieder gegeben. Ziemlich weit fortgeschritten ist auch der Ausbau des HauptauSstellungSgebäudeS. Da« Haupt gebäude repräsentiert sich al- ein stattlicher Bau, namentlich von schöner Jnnenwnkung in der bald- runden Vorhalle und dem Hauptkuppelraum. Wenn erst die absichtlich einfach gehaltenen Langwände von dem frischen Brün der Bäume verdeckt sein werden, dann wird die Wirkung diese« Hauptgebäude- mit dem weiten freien Borraum und davor dem langge streckten Wasserspiegel de« SreS eine außerordentlich schöne sein. Ein- zeigt aber die Ausstellung schon jetzt, wo die kahlen Bäume noch nicht so sehr den Ueberblick verhindern, daß eine regelrechte Besichtigung der Ausstellung nur an der Hand eines Plane« mög lich sei» wird. Die beiden Chausseen, welche da- ganze Gebiet durchziehen, zerlegen eS zwar in meh rere, in sich abgeschlossene Teile, aber selbst in diesen sind die Entfernungen noch recht groß. Hier wird auch die den ganzen Kern de« Gebiets umfassende elektrische Bahn nicht viel helfen, wenigsten- wird man sie im Wesentlichen nur dazu benutzen, um voll einem Ende der Ausstellung zum anderen zu gelan gen. Die Bauten zwischen Treptower Chaussee and Spree haben ebenfall« tüchtige Fortschritte gemacht. Da- Gebäude für Chemie ist im Neußrren ziemlich fertig. Noch weiter ist da« in Holzfachwcrk herge stellte Gebäude der Stadt Berlin, an welchem schon die innere Einrichtung in Ausführung begriffe» ist. Ziemlich weit ist auch da« hart an der Spree ge legene Gebäude für Fischerei, da- m nordischem Stile mit vielfacher Anwendung deS Holzes erbaut ist und mit seinen grüne» Dächern weithin leuchtet. Auch das Aipenpanorama, daS sehr geschickt ange legt ist, naht seiner Vollendung. Kurz, der Gesamt eindruck der Au«stellung«-Bebäude ist schon jetzt ein erfreulicher und läßt darauf schließen, daß die ganze Anlage in Verbindung mit den vorhandenen schönen Anlage» eine überaus wirkungsvolle Gestalt erhält. Wie aber die Sache am 1. Mai aussehen wird, da rüber läßt sich schwer ein sichere« Urteil abgeben. 8 In daS Untersuchungsgefängnis in Moabit ist der Kaufmann Eugen Friedmann eingeliefert worden. ES ist dies ebenfalls ein Vetter der ver hafteten Fritz und Hermann Friedmann. Eugen Friedmann wohnt in Schöneberg; bei ihm befinden sich die Kinder deS in Bordeaux in Haft gehaltenen früheren Rechtsanwalts Fritz Friedmann. Der Ver haftete war früher Direktor der Jmwobilienbank in der Lripzigerstr. 135 in Berlin und ist auf Antrag der Nachfolger im Direktorium wegen Unterschlagung verhaftet worden. Er ist am 18. Dezember v. I. aus d?r Verwaltung der Jmmobilienbank ausgeschre- den, deren Aufsichtsrat Dr. Fritz Friedmann noch vor einigen Monate» war. 8 Hamburg, 27. März. In einem Artikel mit der Ueberschrift „Wiener Zumutungen" treten die „Hamburger Nachrichten" der Auffassung Wiener Blätter entgegen, daß Deutschland, nachdem es durch seine Zustimmung zum englischen Anträge wegen Verwendung de« egyptischen Reservefonds zu den Kosten der Dongola-Expedition Italien einen außerhalb der Dreibund-Verpflichtungen liegende» Dienst erwiesen habe, damit in loyaler Weise die Verpflichtung übernommen habe, auch für Oesterreich- Ungarn einzutreten, wenn für dieses außerhalb deS Dreibuudes gelegene Interessen auf dem Spiel stän den. „Wir sind", führt da- Blatt au«, „auf Grund de« politischen Zweckes de« Dreibundes stet« der rechter Kobold. „Nun, lesen Sie doch! . . . Da, da! Wo der blaugemalte Streifen hinläuft .... Wie sehen Sie mich denn an? . . . Fallen die deut schen Helden in Ohnmacht? . . . Geben Sie her! Ich werde «S Ihnen vorlesen . . . Hinaus, Pedro, bis ich klingle! . . . Also m-ine Herrschaften: „An meinen Sohn, Arnold, Freiherrn von Brunneck zur BrunneckShöhe. Mei» geliebter Sohn, komm' heim zu Deinen Eltern, Deinen Schwester» und zu Deiner Braut. ES ist alle- geordnet. Wir segnen Deinen HerzenSbund und erwarten Dich sehnsuchtsvoll. Möchte diese Nachricht bald in Deine Hände gelange». Deine treuen Eltern Eberhardt, Freiherr von Bruvneck. Julia, Freifrau von Brunneck, „Invietu8 sum." geb. von Steyer." . . . Nuu? . . . Pa! Ma! . . . Ihr seid ja Alle so still. Fliegt denn ein Engel durch - Zimmer? Lache» Sie doch, Arnold von Brunneck zur Brunn eckShöhe, wie Sie es versprachen, oder ist ein Ande rer der Gesuchte?" „Bitte, Donna Anita, geben Sie mir die Zei tung, und . . . verzeihen Sie, . . . Sie Alle! Ich kann ja nicht daran glaube», au so viel Glück." Er spraug auf und hielt da» jetzt vollständig eutfaltete Blatt dicht vor seine Angen, obgleich e- strahlend hell war in der Halle, sah er nicht-, al- «io Chao- von Schwarz und Weiß und Blau im wilden Durcheinander vor seinen in Thränen ver- dunkelteu Blicke» auf uud uud nieder tanzen. „Wie er zittert!" flüsterte Sutta ihre» Eltera zu, „schick' ihu hinüber, Pa, tu seiue Klause."