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WMMEMilUM Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich HWsk-SnMr für Kuhdorf, KöSU Irrivdorf, Kördorf, St. Mim, KeimWert, Narimau md Mölfm. Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. 48. Jahrgang. > Nr. 186. Mittwoch, den 12. August -"L'"".-;',1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Volksbibliothek Mittwoch md Zoonabmd m 11 dis 12 Wr. TageSgefchichte. * — Lichtenstein. Eine Anzahl Verleger sächsischer Provinzialblätter bereiten ein Gesuch an das König!. Ministerium vor, in Sachen der Verordnung vom 29. Mai 1895, betr. die Ver öffentlichung von Geheimmitteln durch die Presse. Die Petenten ersuchen das Königl. Ministerium, di« betreffende Verordnung vom 29. Mai 1895 vollständig aufzuheben, hingegen Mittel und Wege zu suchen, daß solche Heilmittel, welche eine Gefahr für da- Wohl der Menschheit in sich tragen, innerhalb deS Königreichs Sachsen überhaupt nicht mehr zum Verkauf gebracht werden dürfen und daß derartig« verboten« Artikel im BerordnangSwege bekannt gegeben werden. ES würde dann von selbst auch di« Ankündigung derartiger Geheimmittel unter bleiben. Für den Fall, daß da» Königl. Ministerium die Verordnung vom 29. Mai 1895 aufrecht erhalten will, wird gebeten, Verfügung zu treffen, daß den Zeitungsverlegern ein von einer Centralbehörde, nicht aber vou den in ihren betreffenden Anschauungen so mannigfaltig abweichenden Bezirksärzten und ärzt lichen Bezirksvereinen aufzustellendes und von Zeit zu Zeit zu ergänzendes Verzeichnis solcher „Geheim- mittel", welche alS bedenklich zu erachten und von der Ankündigung auszuschließen sind, zugängig ge macht werde, um in den interessierten Kreisen Klar heit und festes Rechtsbewußtsein darüber zu schaffen was zulässig und waS strafbar ist. * — Wenn der Wind über die Stoppeln weht und der Ertrag der Ernte geborgen in den Scheuern ruht, dann Pflegen im deutschen Vaterlande die gro ßen Manöver zu beginnen, die auf Jung und Alt, Mänulein und Fräulein ihren ganz besonderen Reiz und Zauber ausüben. Die großen Kaisermanöver gestalten sich geradezu zu Festen ersten Ranges für die ganze von ihnen betroffene Gegend; aber auch die gewöhnlichen KorpSmanöver bringen des Reiz vollen und Interessanten eine solche Menge, daß man nach Jahr und Tag danach gern von ihnen spricht. Zunächst ist es die Einquartierung, die dem Haus vater und der Hausmutter allerdings wohl weniger Freude bereitet, die aber von den übrigen Mitglie dern der Familie mit lautem Jubel begrüßt wird. Mit neugierigen Augen werben die bestaubten KriegS- svhne gemustert und schnell wird Freundschaft mit ihnen geschlossen. Gern hilft die jugendlich« Schaar beim Säubern und Putzen von Kleidung und Waffen- gerät des Manövergastes, der, nachdem er sich an Speise und Trank und durch ein paar Stunden Schlaf gestärkt, bei dem zur festgesetzten Stunde stattfindenden Appell ganz gewiß kein Wort der Aus stellung zu hören bekommen soll. Jeder ist stolz auf „seinen" Soldaten. Mit Staunen werden die Unter offiziere und der Feldwebel betrachtet, und nun gar erst die Offiziere. Man steht sie mit ganz anderen Augen an, als wenn man ihnen in der Garnison- stadt begegnete. Man kennt genau das Quartier der Chargierten; hier wohnt der Major, dort der Hauptmann, so geht es von Mund zn Munde. Zieht dann die Einquartierung zum Manöver hiaauS, dann folgt ihr gewiß jeder Ortsbewohner, dem eS seine Thätigkeit nur irgend gestattet. Nach den Klängen eines fröhlichen Marschliede» geht e- in Schritt »nd Tritt mit den BaterlandSverteidigern in den frischen Morgen hinaus. Wer selbst einmal Soldat gewe sen, der spricht nun auS Erfahrung über die Idee und Ausführung der Manövers und findet aufmerk same Zuhörer. Prächtig ist es auch eine Nacht im Biwak mit zu verleben, hell brennen die Wachtfeuer, in langen Reihen gestreckt liegen die Soldaten aus Stroh in ihre Mäntel gehüllt. Hat man unter den Einquartirrten einen guten Freund, so darf man an dem Nachtlager unter freiem Himmel wohl teilueh- men; der darauf beim Eivil folgende Schnupfen hat nicht« zu bedeute«. — Am 9. August waren es 42 Jahre, daß fern von seiner sächsischen Heimat König Friedrich August H. in Brennbichl bei Imst in Tirol tätlich verun glückte. Die Pferde de» Wagens wurden scheu, der Wagen fiel um, und der König wurde so unglücklich herausgeschleudert, daß ihn eine» der Pferde mit dem Hufe an den Hinterkopf schlug. Ehe noch ärzt- liche Hilf« zur Stelle war, verlor er daS Bewußt sein und starb nach wenigen Stunden in einem Zimmer deS Gasthauses am Brennbichl, wo jetzt eine Gedenktafel befestigt ist. An der Stelle aber, wo der unglückliche König seine tötliche Verletzung erhielt, steht seit dem Jahre 1855 eine Kapelle. Die Kleider, die Friedrich August an jenem Tage trug, bewahrt daS Johanneum in Dresden. * — Mülsen St. Micheln. Am 8. August verunglückte ein Schlosser in hiesiger Fabrik dadurch, daß demselben beim Abhacken eines glühenden Stück Eisen» darselbe direkt inS Auge sprang, so daß er sofort in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Die Verletzung ist schwer und eS wird wohl daS Auge verloren sein. * — Mülsen St. Micheln, 10. Aug. Ein schöner Tag war für den Gesangverein Liederkranz der gestrige, da mit dem 25jährigen Bestehen deS Vereins zugleich die Weihe eines von zarter Frauen hand gewidmeten Banners verbunden war. Ver schiedene Vereine von Crossen thalaufwärtS biSLich- tenstein-Callnberg hatten sich dazu, mit uud ohne Musik, mit und ohne Banner oder Fahne einge funden. Nach beendigter Versammlung bei Herrn Flämig erfolgte durch Herrn Pastor Werner di« Weihe deS neuen Banners. Dieser Weihe schloß sich ein Umzug der auswärtigen und OrtSvereine, nebst Festfrauen, Kutschen und Berittenen an. Da« neue Banner voran, hielt man dann bet Kretzschmar Ein zug zum Festkommers. Nachdem der gefeierte Verein den Reigen im Singen eröffnet hatten, schlossen sich die geladenen Vereine an. Ein „Grüß Gott" dem Verein Liederkranz zur weiteren Pflege des edlen VolkSgesangeS. „Grüß Gott!" — Dresden, 10. Aug. Auf der Lennästraße stieß man beim Straßenbau auf ein 6 Meter langes und 2 Meter breites Massengrab, In das während der Schlacht bei Dresden etwa 100 bis 110 gefallene Krieger gebettet worden sein mögen. Die gefundenen Gebeine wurden nach dem Tolkewitzer Friedhof übergeführt. — Leipzig, 9. Aug. ES ist noch zu wenig bekannt, daß im evangelischen Vereinshause, Roß straße 14, in eine« geräumigen, rauchfreien Saale ein reichlicher und kräftiger MittagStisch für 60 Pf. verabreicht wird, ohne daß man gezwungen ist, vier zu trinken oder Trinkgeld zu geben. E» haben iw vergangenen Semester gegen 100 Studenten dort zu Mittag gegessen. Vielleicht ist auch jungen Kauf leuten, die von auswärts kommen und in Leipzig Stellung finden, ein solcher MittagStisch erwünscht. Zur Lektüre liegen über 70 TageSblätter und unter haltende Zeitungen au». Um so eher wird man auf diese« Anerbieten achten, wenn man erfährt, daß der Gewinn dem LiebeSwerk der Inneren Mission zu gute kommt. — In Sachen der dritten sächsischen Oberpost- direktiou sei darauf hingewiesen, daß natürlich auch der Reichstag noch ein Wörtchen mitzusprechen hat. Wenn dieser dir Kosten für die Errichtung der Ober postdirektton Chemnitz nicht bewilligt, so wird natürlich aus ihrer Errichtung nichts. Seit langem schon lag, wie man erfährt, die Angelegenheit im Reichsschatzamte, wo erwogen wurde, ob ein« dritte sächsische oder eine afrikanische Oberpostdirektioo zur Zeit notwendiger sei, und um ein Haar hätte man sich für die letztere entschieden. Eine dritte sächsische Oberpostdirektion wäre dann bis auf weiteres ein Ziel frommer Wünsche geblieben. Wenn jetzt da» Reichspostamt in Gemeinschaft mit dem Reichsschatz« amte sich schlüssig gemacht hat, den Antrag zu stelle», daß in Chemnitz eine Oberpostdirektion errichtet werden solle, so ist nicht wohl anzunehmen, daß der Reichstag die Mittel dazu verweigern oder ander- al» der Antrag lautet beschließen wird. — Chemnitz, 10. Aug. Die gestrige Sonnen finsternis ist von Herrn Photograph Clemen- Seeber hier in Oberwiesa beobachtet worden. ES ist dem selben sogar gelungen, eine Photographie der Sonne 5 Uhr 10 Mi«, morgen« zu erhalten, welch« ziem lich scharf den Schatten deS Monde- zeigt, der einen Teil der Sonne verdeckt. — In Chemnitz fand am 6. d. M. im Saale der Börse eine groß« öffentliche Versammlung deut scher Handlungsgehilfen statt. SS sprach der Vor sitzende deS deutschnationalen Verbandes der Hand lungsgehilfen zu Hamburg, I. Irrwahn, über da- Thema: L. Die deutschnationale Handlungsgehilfen bewegung und ihre Erfolge und b. die Frauenfrage im Handelsgewerbe. Der Redner hielt seinen Bor trag in sachgemäßer Weise. Anwesend waren ca. 250 Personen, darunter Mitglieder des Verbände« deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig, deS Unter- stÜtzungSverein« für Kaufleute zu Chemnitz und Mit glieder der sozialdemokratischen Handlungsgehilfen. Bei der Frauenfrage kam eS zu einer bewegten De batte, da die Sozialdemokraten von der Abweisung aus den kaufmännischen Berufszweigen nicht- wissen wollten. — Zwickau schließt ein HauS, da« vor 28 Jahren, im Jahr« 1868, erbaut wurde, ia sich, in welchem bi« zum 4. August d. I. noch keine Geburt erfolgte. Am Donnerstag kam ein Töchterchen in diesem Hause zur Welt. AbereS ist in diesem Hause auch noch kein Todesfall zu verzeichnen, trotzdem der frühere Besitzer 12 Jahre lang seine» fertigen Sarg auf dem Boden stehen hatte, später jedoch verzog. — Glauchau, 9. Aug. Große Freude wird eine hiesig- Waschfrau haben, welcher jetzt von der Versicherungsanstalt für die Zeit vom 1. Januar 1891 bis 31. August 1896 die ansehnliche Summe vou 605,20 Mark an Altersrente auSgezahlt wurde. Obwohl der Antrag verspätet angebracht worden war, konnte ihm die Versicherungsanstalt Beachtung nicht versagen, da die Antragstellerin nachweislich in einem verficherungSpflichtigen ArbeitSverhältniffe gestanden hatte. — In gleicher Weise wurde» kürz lich Beträge von 240 und 450 Mark nachgezahlt. — Schellenberg, 9. Aug. Der Kirch» schullehrer Meißner in unserem Nachbarorte Dors- schellenberg wurde wegen jahrelanger betriebener Unzucht mit noch schulpflichtigen Mädchen verhaftet. Meißner ist etwa 50 Jahre alt, besitzt eine zahlreiche Familie und viele Schulden. Seine Frau ist zwar wohlhabend, aber kränklich. — In Mylau i. B. hat der Maurergeselle Kohl, auS Niederplanitz bei Zwickau gebürtig, erst seine bei einer Mylauer Herrschaft in Diensten steh ende 22jährige Geliebte Martha Dölling zu erschießen versucht und sich dann selbst erschösse». Kohl hatte auf einem am Abend stattgefundenen Spaziergange auf die Dölling aus einem 6-läufigen Revolver drei Schüsse abgefeuert, von denen aber nur zwei da- Mädchen gestreift haben, sich dann deS Nachts in die Schlafkammer derselben geschlichen, um sie hier z« erschießen, sie aber nicht aufgefunden, da die Dienst herrschaft daS Mädchen für diese Nacht in ihren eigenen Schlasräumrn behalte» hat. Hierauf hat er sich in derselben Nacht in seiner Wohnung früh morgens halb 5 Uhr erschossen. — Man wird bis an den Fuß d«S Fichtelber ger im Eisenbahnwag«» fahren können, sobald die Bahn nach Oberwiesenthal fertig ist, den»