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Rinnen und oberhalb de« Gasthof« i« einem Felde — An« dem Vogtland« 22. Juli. Sin mehrere tiefe Ächer gerissen und die Kartoffeln I Opfer der zn Anfang dieser Woche auch t« Bogt» herauSgespült. Ungleich ärger al« hier scheint da« i land« herrschenden abnormen Hitze wurde in Unter» IL?j Wetter wieder im Vogtland« ausgetreten zu fei«. Ja Werdau war e« von wolkenbruchartigem and überaus starken Hagelfall, die Hagel-Körner in der Größe einer Haselnuß, begleitet. Ja der Garten- straße wurden viel« Fenster eingeschlagen. Da« Was ser in den dortigen Hausfluren und Parterrestuben stand mehrere Zoll hoch und richtete an dem Möble- ment rc. größeren Schaden an. Such der Schaden, den da» Unwetter auf den Fluren, namentlich in den Getreidefeldern, ««gerichtet hat, dürfte ein großer sein. Unter anderem hat er» Blitzschlag die Pam- pel'sche Scheune auf der Sorge entzündet, ein an derer am Gichler'fchen Wohnhaus der Reichenbacher Straße den Giebel herabgeschlagen, ein dritter die Bogelstange auf der Schützenwtese zerschmettert, während ein vierter auf Schubert'« Neubau an der KvnigSwalder Straße einige Arbeiter betäubte. Der da» Unwetter begleitende Sturm richtete auch an den auf dem Schützenplatz errichteten Buden großen Schaden an. In Meerane und Crimmitschau trat da» Wetter weniger heftig auf. Der Blitzschlag in LangenchurSdorf scheint sich nicht zu bestätigen. — Zwickau, 22. Juli. (Oeffentliche Ber- handlung vor dem König!. Landgericht, Ferien- Strafkammer II.) Der am 17. Januar 1871 zu Reichenbach i. B. geborene, zuletzt in Hohudorf wohn» hafte Bergarbeiter Paul Hugo Kreßner, ein rück fälliger Dieb, entwendete geständigermaßen am 3. Juni d. I. in Röblitz auS einem Ladentischkasten eine» Materialwarenhändlers ein Portemonnaie mit einem Teldinhalt von 26 Mark. Die Fertenstraf- kammer verurteilte den Angeklagte» zu einer Zucht hausstrafe tn der Dauer von 1 Jahr 3 Monaten und 5 Jahren EhreurechtSverlust. Mit Rücksicht auf die Höhe der Strafe wurde Kreßner wegen Flucht verdachts sofort in Haft genommen. — Anuaberg, 23. Juli. In den letzten Tagen ist eS einigen täglichen Besuchern unseres PöhlbergS gelungen, an den Basaltblöcken höchst interessante natürliche Gebilde zu entdecken. So steht der scharfe, mit einigermaßen reger Phantasie begabte Besucher an de» „großen Butterfässern" auf der nördlichen Pöhlbergseite: einen „assyrischenKönig", einen „Türkenkopf mit Turban", an der östlichen Seite, ebenfall« zur rechten Seite deS Weges einen „schlafenden" und einen „forschenden Einsiedler". Weiter oben am Berge befindet sich auch eine ziem lich tiefe Höhle, die aber ohne sicheren Führer von dem Fremden kaum gefunden werden wird. Auch hat man rm Walde links deS WegeS noch vor den „Butterfässern" ein aus Baumwurzeln bestehendes Gebilde gefunden, welches viel Aehnlichkeit mit einem jungen liegenden „Reh" hat. — In botanischer Be ziehung ist eS gelungen, den akonitblättrigen Ranun kel (Rannnoulus LconitiloliuZ) au» den höchstgele genen Gegenden unsere« Erzgebirge» auf unseren Pöhlberg zu verpflanzen; derselbe blühte tn vielen Exemplaren in diesem Jahre üppig. — Plauen, 22. Juli. Heute nachmittag hat in der Gegend von Neumark ein überaus heftiger Hagelschlag großen Schaden angerichtet. — Neustädtel, 22. Juli. Gestern mittag entstand im Wohnhause deS Berginvaliden Seifert Feuer, durch welche» der Dachstuhl vernichtet wurde. Leider erlitt ein in einer Dachkammer schlafendes Kind de» vergmaurer» Roßner schwere Brandwun den. Der Besitzer verlor schon vor sieben Jahren durch einen Blitzschlag Hau« und Habe und liegt seit mehreren Jahren nebst einem größeren Sohne krank darnieder. Der Klang seiner Stimme rief sie in die Gegen- wart zurück, und lächelnd, wobei ihr die Farbe wie derkehrte, schaut« sie ihm in da» edle, schöne Gesicht, da» ihr wie das Ideal wahrer Männlichkeit erschien. „Sie werden wich für recht thöricht halten", meinte sie, „wenn ich Ihnen sage, daß ich, so gern ich Wasser sehe, doch große Angst davor habe. Zum Beispiel würde ich mich nur sehr schwer entschließen können, auf einem Kahn, selbst auf einem größeren Schiff zu fahren. Ich habe immer da» Gefühl, al» ob mir da» Wasser vor vielen Jahren einmal recht verhängnisvoll geworden wäre. E» kann ja nur ein sehr lebhafter Traum gewesen sei», aber zuweilen habe ich deutlich die Empfindung, als ob da» Wasser sich über meinem Kopfe schlösse, — o! e« ist seltsam!" Sie brach mit einem leichten Schauer ad, und Wiede» wurde ihr schöne« Gesicht bleich. „Wie merkwürdig! E» muß ein böser Trau« gewesen sein!" rief Marie. „Denken Sie, Fräulein Rainer, für mich giebt e» kein größere- Vergnüge», al- mit Max zusammen auf dem Wasser zu gondeln". „E- war kein Traum", nahm Clotilde plötzlich da« Wort; „und ich bin erstaunt, daß sich Elfried« «ine« Ereignisse- erinnert, da- in ihrer frühesten Jugend stattfand. Sie konnte kau« drei Jahre zähle«, al- sie in Kirnburg in da- Wasser fiel". „Also wirklich?" rief da- junge Mädchen eifrig. „Ut^tver, Tante Clotilde, rettete mich vor demEr- „Baron Kuno von Reifenstein, Ihr unglücklicher Vetter, Herr von Hollwang". Kaum waren die Worte gesprochen, al« Clotilde sie auch lebhaft bereute, sie wollte in Elfriede die Erinnerung an ihre frühere Jugend nichtwachrufen, und um da- Gespräch kurz abzubrecheu, erhob sie sich. „E- ist Zeit, daß wir »ach Hause gehen, El friede", sprach sie und reichte der alten Frau von Hollwang zum Abschied die Hand. Berthold war inzwischen zu Elfrieden getreten, die sich de» alte» Herrn Gunst schnell erworben hatte. „Sie müssen un» häufig besuchen, mein liebe- Fräulein", sprach Berthold herzlich. „Marie ist nicht kräftig genug, um viel auszugehen, und wird Ihnen sicher dankbar fein, wenn Sie ihr oft Gesell schaft leisten". Elfriede dankte dem alten Herrn für seine Tüte und fügte hinzu: „Ich komme sehr gern, wenn ich weiß, daß ich willkommen bin". „Ich habe mich oft gewundert, daß Ihr Vater «S übe, sich vermochte. Sie feinem Hause so lange fern zu halte« — nicht ein«al während der Ferien Sie kommen zu lassen", meinte Marie plötzlich. Die beiden jungen Da«en standen jetzt von den übrigen etwa» entfernt, die in ein lebhafte- Gespräch über die Vorteile u«d Nachteile einer kleine« Stadt geraten waren. Die ätherisch, Erscheinung Marien- entzückte Elfriede; doch mischte sich tn ihre Bewunderung ein schmerzliche», bedauernde- Gefühl. Der sonnige Sommertag fand die jusae Frau ungewöhnlich wohl, aber so jung and uuerfahrru Elfriede auch »ar, sah st« doch, daß hier «1« junge« Lebe» langsam kadaver gesessen, den« es trat bald nach dem Stiche starke Anschwellung und Blutvergiftung ein, welcher der junge, kräftige Mann unter furchtbaren Schmerzen am Montag erlag. — Markranstädt, 22. Juli. Bei dem heute nachmittag unsere Flur streifenden Gewitter wurden fünf Reseda pflückende Kinder in Miltitzer Flur von eine« Blitzstrahl getroffen. Ein« von ihnen war sofort getötet, die vier andere« wurde« nur betäubt. — Seht nicht zu Kurpfuschern! Ende Septem ber vorigen Jahre» fiel da- damals 2 Jahre alte Töchterchen des LohnkellnerS Peschel in Zittau in eine« unbewachten Augenblicke die Treppe der elter lichen Wohuung hinab. Die Kleine, ein kräftig ent wickeltes Kind, kam, nachdem sich da« anfängliche Weinen gelegt, der Mutter wieder entgegengelaufen, ohne Schmerzempfindungen zu äußern. Ein in die nächsten Tage fallender Wohnungswechsel ließ da- Ereignis zurücktreten. In der neuen Wohnung aber fiel den Elter» sehr bald auf, daß da» Kind oft wimmerte; da-Köpfchen erhielt nach und nach eine schiefe Stellung. Auf dem Rat einer Nachbarin fuhr am 25. November die Muter mit dem Kinde nach Hainewalde zu dem „Einrenker Zöllner". Dieser war mit der Diagnose de» Falles gleich fertig: „DaS Kind hat das Schulterblatt 'rau», eS wird bucklig werden" und wollte an die Behandlung de» Kinde» nicht recht heran. Auf Zureden der erschreck ten Mutter übe« ahm er doch die Behandlung, gab eiue Flasche „Schmiere" mit der Verordnung, damit die Schulter de» Kinde« drei Wochen lang früh und abend» tüchtig einzureiben und dann wieder zu kommen. Nach Bezahlung von 50 Pfennigen reiste die Mutter mit dem Kinde wieder nach Haase. Ob gleich die Mutter der Weisung Zöllner« pünktlich nachkam, verschlimmerte sich der Zustand deS Kinde- mehr und mehr. Am 18. Dezember brachte de» Vater da» Kind wieder zu Zöllnern. Dieser renkte nu» da« Schulterblatt ein, wobei da» Kind heftig weinte, legte ein Pflaster über die Schulter, erklärte, „da« Pflaster würde längere Zeit liegen bleiben, wenn e« abfiele, dann sei es gut, andernfalls solle Peschel mit dem Kinde wiederkommen und er würde ei» neues Pflaster legen". Mit dem tröstlichen Zu spruche: „Hier haben Sie Jh, Kind wieder, nun wird eS nicht buckelig!" entließ Zöllner den Vater mit dem Kinde, da» drei Aepfel aus Zöllners Hand freudig annahm. Bereit- am nächsten Tage fiel da- Pflaster ab; am Halse des Kindes zeigte sich eine Geschwulst und der Zustand de« KindeS ver schlimmerte sich rapid, so daß Ende Januar die be kümmerten Eltern nach und nach drei Aerzte befragten, welche übereinstimmend eine Verletzung der HalS- Wirbelsäule feststellten und aus Unterbringung deS Kinde« in einer Klinik drangen. Am 25. Februar fand da« unglückliche Kind Aufnahme im Kranken haus zu Zittau; e» war schwer krank, hielt den Kopf beständig rechtsseitlich rückwärts und vermochte nicht mehr zu stehen. Lähmungserscheinungen. Nach elfwöchiger Behandlung kam da» Kind zurück zu den Eltern, war etwa» gebessert, aber nicht geheilt; Hei- hinsiechte. Die leuchtenden Augen, daS hektische Rot aus den eingefallenen Wangen, der kurze, trockne Husten verrieten die traurige Wahrheit nur allzu deutlich. „Ich habe Ihren Papa gern, Fräulein Rainer", fuhr Marie fort, da Elfriede schwieg, „er ist mir stet- mit so großer Güte und Liebenswürdigkeit be gegnet, aber dennoch fürchte ich mich vor ihm". „Wirklich?" entgegnete die andere slnnend, den« sie fragte sich, ob die Gefühle, welche sie für ihren Vater hegte, auch mit einer gewissen Scheu vermischt wäre«. „Tante Clotilde sagte mir immer, daß mein Vater den Verlust meiner Mutter so tief betrauerte, daß eS besser wäre, ich käme nicht eher nach Haus«, al» bis fein Schmerz etwa» gelindert wäre". „Max erzählte mir davon", entgegnete Marie in mitleidigem Tone. „ES muß unsagbar traurig gewesen sein, und ich wundere mich nicht, daß Ihr Bate» «ich: länger tu Bucheneck zu bleiben vermochte, nachdem sie fortgegaugen war". Elfriede achtete der Worte „gegangen" nicht weiter; sie hielt sie einfach für eine milde Form, in der «a« vom Tode spricht; während Marie nicht ander» glaubte, al« daß die Tochter von de« Schick sal der Mutter unterrichte» sei. „Ich habe zu weuig Freuudinueu", fuhr sie fort, da Elftiede schwieg; „ich schließe «ich sehr schwer an andere an, aber zu Ihnen, liebe- Fräulein, zieht e- «ich merkwürdig hin, wollen Sie mir eiue Freun dt« fein, wollen St« «ich oft besuchen?" Elfried« schaute ihr dankbar i» da« vo« Plötz» sicher Erreg««« glüheude Gesicht. Schwere Kämpfe. Roman von I. Pia. Nachdruck orrbatrn. (Fortsetzung.) marxgrüu der 32 Jahre alte Rittergut-arbeiter Franz Müller, verheiratet und Vater eiue» Kinde«. Nach der Rückkehr vo« der Feldarbeit am Moatag «ittag brach Müller plötzlich zusammen und ver- schte», ohne da» Bewußtsei« wieder zu erlangen. Der au» Gaffenreuth gebürtige 21 Jahre alte Dienst knecht Degenkolb wurde am Freitag beim Arbeiten auf dem Feld« von einer Fliege in» Gesicht gestocht«. Da» Insekt hat jedenfalls vorher an einem Tier überrafchen. Bi« auf et««» Ware« die Säuger zur bestimmte« Stund« zugegen und harrte« «« seh«- lichft de- letzte«, der di« Notenbücher bot sich hatte. Rach lange« Warten die Ueberraschuvg al» verfehlt ausehend, entkleideten sich schließlich die Sänger, «« zu baden. Da, al» schon der letzte von ihnen im Wasser stak, kam der Mann mit den Noten schweiß- triefevd an. U« ihr Vorhaben doch noch auS- zusühren «vd da keine Zeit mehr za verlieren war, krochen die Sänger alsbald wieder au« dem W.sie», berieten einen Augenblick und stellte» sich daun, in Badehose und pudelnaß, wie sie waren, im Kreise auf und sangen ihre Lieder, um dann noch einmal flink in» Wasser za springen. Ju solcher Situation dürfte wohl noch selten ein Ständchen gesungen wor den sein. *— Chemnitz. In der von Zimmermann- schen Naturheilanstall wurde kürzlich die Jahre-feier abgehalten, an welcher außer den Kurgästen und VerwaltuugSbeamte« der Anstalt viele geladene Gäste, Herr Bürgermeister a. D. Stadler, mehrere Herren Stadträte und Stadtverordnete teilnahmen. Di« Feier nahm um 4 Uhr in dem schön geschmückten Saale der Anstalt durch «ine Begrüßungsrede de« Vorsitzenden de- Vorstände-, Herrn Stadtverordneten Ufert, ihren Anfang, worauf der Chefarzt Dr. DiSqus in einem Bortrag« die in der letzte» Zeit gtschaffeuen Neuerungen in der Anstalt erwähnte und i» rühmen der Weise deS Stifters, deS Geheimen Kommerzien rat» v. Zimmermann, gedachte. Di« Anstalt ist vor 10 Jahren gegründet worden und hat sich bi« heute in einer Weise entwickelt, daß Chemnitz stolz darauf sein kann. In den letzten Jahren ist «in Flügel an gebaut worden, in welchem die einzig in ihrer Art dastehenden ungefähr 40 Zander'schen Apparate uutergebracht sind, vo» denen ein großer Teil durch Elektrizität in Bewegung gefetzt wird. Weiter sind drei ruhig liegende Schweizerhäuschen für nervöse Patienten erbaut und ein Croqaet- und Lawn-Ten- niSplatz mit schönen Anlagen geschaffen worden. Direkt hinter der Anstalt erhebt sich eine elegant eingerichtete Wandelhalle, welche ebenfalls im letzten Jahre neu erstanden ist. Schließlich ist noch ein großes Terraiu der ehemaligen Stollberger Straße hinter der Anstalt behufs Erweiterung derselben hin zugekauft worden. Die Anstalt hat noch fünf tn der Nähe gelegene Villen gemietet, in denen Patienten untergebracht werden. Nach dem Vortrage erfolgte eine Besichtigung der Anstalt, worauf die Festteil- nehmerbeieinemvorzüglichen von derDörr'schenKapelle gespielten Concerte einen Imbiß einnahme», welcher in der liebenswürdigsten Weise von Herrn Direktor Weiß nebst Gemahlin kredenzt wurde. Hierbei wur den auch verschiedene Toaste auf die Herren Dr. DiSquo, Dr. Auffhammer, Dr. Hummel, Frl. Dr. Grünberg, Herrn Stadtverordneten Ufert nebst Fa milie, Herrn Dir. Weiß und Gemahlin, sowie auf die Kurgäste auSgebracht. Ei« Tänzchen beschloß daS schön verlaufene Fest. — Die größten W-bstühle der Welt baut die sächsische Webstuhlfabrik in Chemnitz. Bor einigen Jahren hat sie einen ihrer mechanischen Riesenstühle an die Filzwarenfabrik Lanificio Rossi in Pierre Vicentina in Italien abgeliefert. DaS Monstrum hatte eine Gesamtlänge von 10,» m, eine gesamte Weite von 2,4 m und eine Kammbreite von 9,is m. Der auf ihm gewebte Stoff ist 9 m breit. Dies war vor einigen Jahren, seitdem hat dieselbe Fabrik aber auch Stühle für 10 m breite Ware gebaut. — Waldenburg, 23. Juli. Bei dem gestern aachmittag hier aufgetretenen Gewitter scheint bei Etchlaide eine Art Wasserhose niedergegange« zu sein. Im Werner'schen Gasthofe Hatten die Wassermassen handhohen Schlamm abgelagert, auf der Straße tiefe