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r»ie<>escht<Lt« *— L ich tenst ein. Da» endgültige Ergebnis der Beraftzählungim Königreich Sachse» vom 14.Juni1895 ist nunmehr im „Dre»d. Journ." bekannt gegeben wor den. Darnach betrug die ort-anwesende Bevölkerung Sachsen» an genanntem Tage 3,753,262 Personen, d. j. 110 Personen weniger, als nach der vorläufigen summarischenNachweisung angenommen worden waren. Dem Geschlechte nach verteilt sich die Gesamtzahl auf 1,824,560 Personen männlichen und 1,928,702 Personen weiblichen Geschlecht». Aus je 1000 männ liche Bewohner kamen somit 1057 weibliche Bewohner. Bei der Berufszählung im Jahre 1882 hatte da» Verhältnis 1000 : 1059 betragen. ErwerbSthätige im Hauptberuf fanden sich 46,4 Proz., Dienende, 'm Hauthalt der Herrschaft lebend, 1,8 Proz. und An gehörige ohne Hauptberuf 51,8 Prozent unter den 3,753,262 Personen. Unter den einzelnen Berufs» gruppen beschäftigt und ernährt in Sachsen die Land wirtschaft immer noch die meisten Personen, nämlich 540,830. Darunter sind 283,201 ErwerbSthätige, 5662 Dienende und 251,967 Angehörige ohne Be ruf. Nach der Landwirtschaft kommt zunächst die Textilindustrie mit 504,093 Personen, dann daS Baugewerbe mit 340,655, d--S BekleidungS- und ReimgungSgewerbe mir 270,195 und da» HandelS- gewerbe mit 258,796 Personen. Bei den übrigen ErwerbSgruppen erreicht die Zahl der durch sie er- nährten Personen noch nicht eine Biertelmillion. Die Metallverarbeitung nährt 182,222, da« Ver- kehrSgewerbe 178,914, das Gewerbe für Nahrung«- und Genußmittel 168,780, für Holz- und Schnitz, stoffe 157,727, die Industrie der Steine und Erden 128,606, der Bergbau und was damit zusammen hängt 111,315 Personen. Die übrigen Gruppen bleiben unter 100,(XX) Personen zurück. *— Callnberg, 2. Juli. Die KönigS- würde beim diesjährigen, gestern beendeten Vogel schießen erhielt Herr Musikdirektor Kaiser. Der ent scheidende Schuß für denselben wurde durch Herrn Webermstr. Ernst Lehm abgegeben. — Vom 11. Juli d. I. an tritt für den Per sonenverkehr nach Ostseebadeorten eine Neuerung ein, die freudig zu begrüßen ist. ES werden von da au in Chemnitz direkte Rückfahrkarten nach den See badeorten, sogenannte Sommerfahrkarten, auSge- geben, die 45 Tage lang zu allen fahrplanmäßigen Zügen gelten and Anrecht auf 25 Kg Gepäckfreige wicht gewähren. DaS Gepäck wird durchgehend ab- gefertigt und braucht nicht mehr wie bisher in Ber lin, Stettiner Bahnhof, neu aufgegeben zu werden. Die neuen Fahrkarten gelten zwar an sich nicht zur llebersahrt der Reisenden in Berlin vom Anhaltischen »ach dem Anschlußbahnhofe mittels deS eisenbahn seitig gestellten Omnibusses, doch ist die Einrichtung getroffen worden, daß Reisende mit solchen Som- werkarten sich ohne Unbequemlichkeit deS Omnibusse« bedienen könne», indem die Zugführer während de« ZugaufenthaltS in Elsterwerda oder Falkenberg Kar ten für die Omnibussahrt verkaufen. Der Ueber- fahrtSpreiS beträgt für einen Erwachsenen 1 M. 50 Pf., für ein Kind unter 10 Jahren die Hälfte. — Dresden, 30. Jani. Im Kömg Albert- Hafen wird, nachdem die beiden eisernen Brücken und das Becken bereits der Benutzung übergebe» worden sind, gegenwärtig an der Fertigstellung deS nördlichen und südlichen Plavum« und an der Er richtung von Baulichkeiten daselbst gearbeitet; neben dem Zollamt und dem Wohnhaus mit Expedition für den Hafenbeamten ist eine Anzahl Güterschuppen erbaut und der Bau eine« großen NiederlagSraumeS in Angriff genommen worden. — An der neuen Eiseobahnbrücke wird zur Zelt auch der letzte links- uferige Bogen und Pfeiler fertiggestellt, da» Planum Schwere Kämpfe. Roman von I. Pia. I»! Nachdruck »erdatru. (Fortsetzung.) »Ich begreife nicht, wie man mit einer pflicht vergessenen sündhaften Person Mitleid haben kann," sagte Rainer streng. „Auch mir ist da» ein Rätsel," warf Clotilde ein. »Ihre Borahne, Baron, war sicherlich eine sehr schöne Frau, aber eine ebenso schamlose." »Vielleicht," und Christa schien eS, als ob KunoS Stimme ei» wenig kalt und gezwungen klänge. »Aber, mein Fräulein, der ganze Borgang spielte sich vor vielen Jahren ab, und es sollte uns schwer fallen, sie heute gerecht zu beurteilen. Bon ihrem Fehltritt berichtet die Geschichte allerdings genau, von ihre« Unglück und den Versuchungen, denen sie ausgesetzt war, wissen wir aber nur sehr wenig. Arme Christine! WaS kümmert e« Dich, ob unsere Meinung über Dich günstig ist oder nicht." »Ihre Schönheit ist es, die Sie wie Christa bestrickt," bemerkte Clotilde, ihm nachsichtigzulächelnd. »Wäre die Baronin häßlich gewesen, so würden Sie ihr gewiß nicht so eifrig da» Wort reden." »Sehr wahrscheinlich," stimmte Knno mit einem Lächeln bet, welche» Clotilden noch mehr zu seiner Gefangenen machte. »Doch kommen Sie, da» Abend essen wird un» erwarten." Sie stiegen die breite Treppe hinunter und traten tn de» sonnenhellen Spetsesaal, in dessen Mitte die reich besetzte Tafel stand. Hier war alles licht und glänzend, dazu Kano« animierende Unterhaltung — rock bald war der beklemmend« Druck, der sich in kommt etwa» höher zu liegen, al» da» der Marie»- brücke. Der den Elbstrow in vier Bogen überspan nende Brückenteil wird au» Lisen hergestellt. Aus de» Neustädter Ufer wird die Bahn auf einem Viadukt weitergeführt werden. — Dre»den, 1. Juli. Am 17. Juli feiert eine hier wohnende Dame, Frau Abrahamsoh», ihren 100jährigen Geburtstag. E» dürfte wohl die älteste Einwohnerin Dresden» sein. Die Hundertjährige ist noch verhältnismäßig sehr rüstig und lebt zur Zeit in großer Vorfreude ihres seltenen JubeltageS, der Angehörige aus weitester Ferne, selbst auS Amerika, um dir Greisin vereinigen wird, unter denen auch Urenkel sich befinden werden. — Um in dem Weichbilde der »Alten Stadt" der Handwerks- und Kunstgewerbe - Ausstellung zu Dresden frohen Kinderjubel laut werden zu lassen, plant der Festausschuß am 12. Juli ein Kinderfest. Auf die Bitte des betr. Ausschusses hat der hiesige Turnlehrerverein die AuSsührung deS gedachten Feste» übernommen und ist in seinen verschiedenen Unter- ausschüssen lebhaft thätig, um dasselbe sowohl für die Kinder recht genußreich, al- auch für die Be- schauer, bez. Eltern belustigend zu gestalten. ES soll bestehen in einem Festzuge vou etwa 1000 zum Teil kostümierter Kinder, in turnerischen Vorführungen, Turn- und allerlei Scherzspirlen, was alles dazu beitragen wird, Leben in die altertümlichen Räume zu bringen. Gleichzeitig soll den Kinder» Gelegen heit geboten werden, die »Atte Stadt", sowie die Ausstellung zu besichtigen. AIS Teilnehmer wird man zunächst die Kinderturnabtejlungen der hiesigen Turnvereine heranziehen, sodann eine Auswahl von Schülern und Schülerinnen im Alter von 9 bis 14 Jahren aller Schulen nach Maßgabe ihrer Schüler- bestände treffen. Weil aber infolge Platzmangels nur etwa 1000 Kiuder Berücksichtigung finden können, wird wohl manch frohes Kinderherz zurückbleiben müssen. Da daS Fest die Zeit von 3 btS 8 Uhr umfaßt, so wird Sorge getragen werden, daß die Kinder sich an paffenden Getränken erquicken können. Die vom Finanz-Ministerium geliehenen Zette bieten bedeckten Raum zur Speisung aller Kinder. Ein Teil der Spiele wird auf dem fiskalischen Teile, jenseits der H-rkuleSallee stattfinden, um auch dem Publikum der Ausstellung Gelegenheit zu geben, sich an de« frohen Treiben der Kinder zu ergötzen. — Leipzig. Drohendes Bergunglück tn Leip« zig. Der neue AuSsichtSturm auf dem Scherbelberge im Rosenthal«, der sich ganz bedeutenden Besuches erfreute, kann vorläufig nicht mehr bestiegen werden, weil er sich etwas geneigt hat. Bei dem künstlichen Hügel, der nur aus lockerem Materiale besteht, ist daS wohl nicht zu verwundern. — Leipzig, 1. Juli. Der Hochverräter Ja coby ist zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehrenverlust und Zulassung de, Polizeiaufsicht ver urteilt worden. — Chemnitz, 1. Juli. Eine Maffenerkran- kung ist tn hiesiger Kaserne auSgebrochen, deren Ur- fache noch nicht definitiv festgrstellt werden konnte. Es sind nämlich etwa 50 Soldaten des hier garni- sonierenden Jaf.-Reg. Nr. 104 „Prinz Friedrich August" im Militärlazarett untergebracht worden, welche Symptome von TrichinofiS zeigten, doch ist dieselbe, wie gesagt, bis jetzt noch nicht erwiesen. Der Umstand, daß die Kaserne ihren gesamten Fleischbedarf auS dem hiesigen Schlachthof deckt, schließt bei der in letzterem herrschenden peinlichen Kontrolle einen Bezug trichinösen Fleische» vollständig auS, und e« herrscht deshalb die Vermutung, daß eine eventuelle Uebertragung von Trichinen durch an den Schieß- stäuden zum Verkauf gelangende Würstchen erfolgt sein kann. der Gemäldegallerte auf die kleine Gesellschaft gelegt zu haben schien, völlig verschwunden. „Ich habe Ihnen die Legende erzählt, habe Ihnen die Porträts der Baronin Christine und ihres Gemahls gezeigt, nun müssen Sie mir auch gestatten, Sie nach dem Schauplatze der Tragödie zu führen", sagte Reifenstein, als sie eine Weile bet Tisch saßen. „Ja, den möchte ich sehen!" rief Christa begierig. „Ich glaube, ich werde tagelang an nichts weiter denken könne», als an die reizende, unglückliche Ba ronin Christine". „Wie kindisch und exaltiert Du bist, Christa", bemerkte Clotilde stirnruozelvd, „man muß sich wahr haftig Deiner schämen". Kuno sah den schnellen Wechsel, der über der jungen Frau Züge glitt. Alles Leben in den blauen Augen erstarb, die Farbe wich auS ihre» Wangen, Bitterkeit, verwundeter Stolz malte sich auf ihrem Gesicht. Er wendete den Blick weg, denn der An blick schmerzte ihn, er konnte ihn nicht ertragen. „Wir sollte» die Buchenallee aufsuchen, bevor sich die Sonne zum Untergang neigt", sagte er, mit dem Bemühe», feinen liebenswürdigen Ton beizu- behatten, „denn es ist dort stellenweise zur sonnig- stea Mittagsstunde dunkel". „Wir müssen da« für ein anderes Mal aaf« sparen," entgegnete Rainer. »Ich habe heute Abend noch drüben in der Stadt za thna." »Sie werden aber die Damen hier zurücklaffen, nicht wahr? Ich habe mir nun einmal fest vorge- nomme«, sie heute noch in die Buchenallee zu führen. Eie würden «ich wirtlich sehr verpflichten, wenn Sie wir dies« Vitt« gewährten." — Die Bereinigten Berbänd« und Vereine The«» nitzer Radfahrer geben allen Radfahrern folgend« Regeln: „Fahre nicht au», «he du nicht sicher auf dem Rade blst, d. h. auch schnell auf- und absteigrn, Tempo wechseln und ««»welchen kannst. Fahre in Ortschaften stet» langsam, tu Chemnitz höchsten» in der Geschwindigkeit eine» Trab fahrenden Wagen», bei belebten Straßeoübergängen im Schritt. Fahre stet» recht», auch auf leerer Straße, bei Einbiegen tn «ine Querstraße nach recht» in kurzem, nach link- in weitem Bogen. Entgegenkommenden Fuhrwerken usw. weiche recht- auS, vorausfahrende überhole von link- unter Läuten. Berweide da- Scheumachen von Tieren, beachte besonder« warnende Winke der Führer. Berg ab fahrenden Radfahrern weiche von weitem au». Gegen Fußgänger sei in j der Weise rücksichtsvoll, erschrecke sie nicht durch unnötige» Läute», fahre i« weitem Bogen oder langsam vorbei. Tritt Neber» griffen anderer Radfahrer, Fuhrleute, Fußgänger energisch persönlich entgegen oder unter Anrufung der Behörden". — Meerane, 30. Juni. I« Januar 1895 verunglückte bekanntlich am hiesigen Güterbahahof der Hilfsweichensteller Bauch von hier infolge Ex plosion eine» GeanatstückeS, welches sich unter einer für Nestwann L Börner hier bestimmte» Ladung Sprengstücken vom Schießplatz Lechfeld in Bayern befand. Bauch starb unmittelbar infolge der erhal tenen schweren Verwundung. Seine hinterlassene Witwe und vier unmündige Kinder wurden mit de« Ansprüchen auf Gewährung einer Rente aus Grund de» Unfallversicherungsgesetze« in ollen Instanzen abgewteseu, weil der Unfall nicht im Betriebe erfolgt sei (Bauch war zufällig an den Waggon herangr- treten und hatte sich an den Granatstücke» zu schaf fen gemacht). Auf Veranlassung deS hiesigen Amts gericht- erhoben dann die Bauch'schen Hinterlassenen durch einen Rechtsanwalt Klage gegen den Bayeri schen Militärfiskus auf Gewährung einer Rente, weil da- nicht entladene Sprengstück nur infolq- Ver schuldens der Militärbehörde auf den Waggon ge kommen sein konnte. Der Prozeß ist nun kürzlich infolge bereitwilligen Entgegenkommen- de» Königl. Bayerischen Kriegs Ministerium- durch Zahlung einer Vergleichssumme von 6000 Mark an die Bauch'schen Hinterlassenen und Zahlung der erwachsenen Prozeß- kosten beendet worden. — Tinen reizenden Beleg sür die Zutraulichkeit unserer Haus schwalben bietet das Schankzimmer de» Schirmer'schen GasthoseS inHartha b. Tharandt. Seit einigen Wochen nistet am Fenster neben dem Schanktisch ein Schwalbenpärchen friedlich trotz de« manchmal starken Tabakraucher. An die Nähe der großen Lampe, sowie an die Hausordnung habe» sich die Tierchen ganz gut gewöhnt, denn von abend» 9 Uhr an bleiben dieselben aus dem Nest und einem daneve» befindlichen Dekorationsschirm sitzen, bis früh du ch Oeffnang des Lokals Gelegenheit zum Ausstiegen ist. Die Harthaer Sommerfrischler habe» viel Freude an dieser Idylle. — Roßwein , 30. Juni. Bei dem Gewitter, welches gestern nachmittag in der 5. Stunde über unsere Gegend zog. schlug der Blitz in das Wohn haus deS Gutsbesitzer« Barth in Etzdorf, bohrte mehrere Löcher in 0a« Ziegeldach und zersplitterte auf dem Obcrboden zwei Balkenteile, worauf er, ohne zu zünden, in den Boden fuhr. In Gersdorf ver ursachte Hagelwetter bedeutenden Schaden. In Pap pendorf ist die dem Gutsbesitzer Ernst Richard Liebig gehörige Scheune mit etwa« Strohvorral, verschie denen Maschinen und sonstigen Gerätschaften nieder gebrannt. — Königstein, 30. Juni. Betreffs de» Unglücks am Lilienstein besagt eine weitere Nach» „Ich fürchte, daß ich Ihre Tüte mißbrauche," antwortete Rainer, sichtlich angenehm berührt; doch wenn die Damen Sie nicht zu sehr belästigen, lasse ich sie gern hier, bis ich sie auf meinem Heimweg abholen kann; denn wie ich in den Zügen meiner Frau lese, hat sie ihr ganzes Herz daran gehängt, heute noch in die Buchenallee zu gehen." „Ich fühle mich etwa- ermüdet,". meinte Clo tilde. „Wenn Sie mir gestatten, Baron, bleibe ich hier zurück. Die Aussicht vom Fenster ist ganz reizend und wird mir während Ihrer Abwesenheit genügend Unterhaltung bieten." Den stets beobachtenden Augen KunoS entging eS nicht, welche Erleichterung sich auf Christa- lieb lichem Antlitz spiegelte. „Ich bebau« aufrichtig, daß Ihnen die An strengung zu groß ist, Fräulein Rainer; doch kann ich nicht zureden, da wir allerdings eine nicht unbe deutende Strecke zu gehen haben. Hoffentlich werden Sie mir ein andermal daS Vergnügen gönnen, Sie nach der Bucheoallee führen zu dürfen." Clotilde trat an da» Fenster und sah, wie die drei da- Hau« verließen. Nur wenige Schritte konnten sie zusammen gehen, dann trennten sich ihre Wege. Sie blieb stehen, um noch einige Worte mit einander zu wechseln, und während Clotilde die kleine Gruppe betrachtete, beschlich sie ein seltsam unzu» frirdrneueS ahnungsvolle» Gefühl. Die Sonne stand i« Weste»; ihre Strahlen streiften Christa» Haar wie «it weichem, goldene» Finger und verliehen dem herrlichen Blood eine» aeae» Reiz. (Fortsetzung folgt.)