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Telegraph vor einig«« Tagen die Nachricht, daß die Zahl der durch die jüngste nordjapanische Flutwelle ertrunkenen Personen auf zehntausend geschätzt wird. Die Flutwelle, welche sich 70 Meilen weit über die Nordküste au-dehnte, steht in Zusammenhang mit vulkanischen Erscheinungen. So wenig wie dem Ein« l fiusse de» Winde- gegenüber verhält sich die Meeres« I oberfläche dem Erdbeben gegenüber unthätig. Durch Übertragung der Erdbeben auf die Meere entstehen Flutwellen, welche ihre Wirkungen auf unglaublich weite Entfernungen hin äußern. Insbesondere im Stillen Ozean, dessen Küsten häufigen Erdbeben aus gesetzt sind, entstehen mitunter Flutwellen, welche das gesamte gewaltige Becken in Erschütterung ver setzen. Als beispielsweise Vie Stadt Arica an der peruanischen Küste am 13. August 1808 durch Erd beben zerstört wurde, spürt« man die Wellenbewegung des erregten Ozeans noch an den Küsten von Neu seeland, Australien und Hawaii. Als da- südlich von Arica gelegene Jquique von dem gleichen Un glück betroffen wurde, gingen dir Flutwellen Über eine Entfernung von 2003 Meilen bis zu der japa nischen Stadt Hakadot auf Jeddo und überschwemm- ten die japanische Ostküste. Um Weihnachten 1854 wurde die Stadt Simoda in Japan durch ein Erd beben zerstört. Die Erdbebenwelle übertrug ihre Wirkungen aas den Ozean und in 12*/« Siunden langte in San Francisko, also 8400 Kilometer weit entfernt, die Flutwelle an. In Erinnerung ist noch die Krakatoa-Katastraphe deS Jahres 1883. Diese zwischen Java und Sumatra gelegene Insel bildet eine Fortsetzung der vulkanischen Kette auf Java. Am 20. Mai 1883 begann der Balkan Percuaten Asche auszuwerfen, und am 26. und 27. August er langten die Ausbrüche ihre Verderben bringende Gewalt. Der größere Teil der Insel sank ins Meer, nur der südliche Teil blieb und wurde sogar durch dar Aufsteigen deS an der Westseite gelegenen Meeres boden vergrößert. Zwei kleine Inseln (Calmeyer und Neers) entstiegen der See, versanken aber bald wieder. Diese vulkanischen Wirkungen zogen eine mächtige Beunruhigung de» MeereS nach sich, wel ches ungeheure Wellen über die Ufer von Sumatra und Java wälzte, wo Andscher und Mcrak zerstört wurden. Vermehrt wird die Wirkung solcher Flut wellen durch die kolossale Brandung, welche entsteht. Die Riesenwelle nähert sich der Küste und wird am Grunde in ihrem Fortschreiten etwa» gehemmt, weil der Meeresboden allmählich flacher wird. Die oberen Schichten, welche ihre alte Geschwindigkeit beibehal- ten, sangen an, nach vorn überzustürzen. Eine zweite und dritte Welle folgt, verlangsamt sich gleichfalls am Meeresboden, und so bildet sich eine Art Wellen mauer, die dann mit donnerndem Brausen zusammen« bricht, da« Land überflutet und alle Hindernisse mit sich reißt. Dieser Art ist auch bre Katastrophe, welche über die Nordküste Japan- hereingebrochen ist. Deutscher WetchStag. Sitzung vom 23. Juni. Nm BuudeSratStische: Staatssekretär v. Nieber- ding, Minister Frhr. v. Hammerstein, Geh. Rat Planck, Obelforftmeister Dankelmann. Dom zweiten Buche rückständig find noch die §8 819 und 819a, betr. den Wildschadenersatz. Abgg. Graf Mirbach, Frhr. v. Stumm und Pauli beantragt» Streichung deS Paragraphen. Abg. Frhr. v. Gültlingen (Reichsp.) be antragt Streichung nur deS Ersatzes für Hasenschadev. Abg. Pauli (ReichSP.) empfiehlt seinen An trag, den ganzen Wildschadenersatz aus dem Bürger lichen Gesetzbuch« herauSzubrtngen und ihn der Landesgesetzgebung zu überlassen: event. möge man aber die Hasenschäden auS dem Paragraphen heraus- FrühlingSwehen und Vogelgesang und der Kleinen Stimmen: „Vater, Matter!" Er begriff anfangs nicht, was über ihn gekom men war, und versuchte solche Phantasie alS thöricht und in seinen reifen Jahren unstatthaft zu ver scheuchen, aber umsonst; immer wieder flüsterte ihm eine weiche, süße Stimme in baS Ohr und stand eine schlanke Mädchengestalt vor seinem Blick. So suchte er Christa eine» Tage» auf und sagte ihr alles — sagte ihr, daß fie ihm teurer wäre, als sein Leben. Und Sie? Sie schenkte seiner Werbung ein aufmerksame-, willige- Ohr. Warum auch nicht? Sie, die eine- Vater» Schutz, einer Mutter Liebe kennen gelernt, die nach einer wärmeren zärtlicheren Neigung gelechzt hatte, al- wie Verwandte sie einem mittellosen Mädchen «ntgegenzubringen Pflegen, die so sehnlich nach einem Heim verlangt hatte, da- sie ihr eigen nennen konnte, nach festeren, innigeren Banden, als sie bisher gekannt — warum hätte sie ihn nicht anhören und gern hören sollen? Welch köstliche Luftschlösser erhoben sich vor den Blicken de- jungen Rädchen», al» fie in der Stille ihre» kleinen Zimmer- über Wilhelm Rainer- An trag nachdachte! WaS that eS, daß er um so viel älter war al« sie? Was that eS, daß sein ernste-, strenges Gesicht so ganz ander« auSsah, al» da«, welches sie sich erträumt hatte für den Mann, der einst der Held ihre- Leben« werden würde? Wenn Wilhelm auch älter war, so würde er desto nach sichtiger gegen sie sein: sie würde daS Szepter kraft ihrer Jugend und Schönheit wahrhaft königlich über ihre» willigen Uulerthan schwinge». Und war er auch nicht schön wie Apollo, so »ar er doch gut und briugeu, denn der Hase trete nur al- Einzel-, nicht aber al- Rudelwild auf. Ebenso möge «au Fasan«» aus dem Gesetz« h«rau»briug«n. Am richtigsten sei e« aber, die beiden Paragraph«» ganz zu streichen, denn daS Bürgerliche Gesetzbuch solle doch eine Kodi fikation bestehenden, bewährten Rechte- darstelle», und thatsächltch bestehe die Regreßpflicht doch nur in 7 Proz. de« Deutschen Reiche«. Abg. Graf Mirbach (kons.) ist ebenfalls für Streichung beider Paragraphen. Er bekämpft vor allem den 8 819», demzufolge für Schaden durch Schwarz-oder Rotwild, da- in einem anderen Jagd- bezirke seinen Stand hat, der in diesem anderen Be zirke Ersatzpflichtig« haftbar sein soll. Man solle sich doch vor allen vexatorischen Bestimmungen hüten; man möge die Wildschadenersatzfrage der LandeS- gesetzgebuvg überlassen. Abg. Gröber (Centr.) meint demgegenüber, daß diese Frage einer besseren Regelung entschieden bedürfe, die im Bürgerlichen Gesetzbuch zu erfolgen habe, da eS sich hier um Schutz deS Eigentums handle (Sehr richtig, link«). Wie schwer es ist, diese Angelegenheit in den einzelnen Landtagen zu regeln, daS haben wir in Preußen gesehen. Wir würden geradezu eine Unterlassungssünde begehen, wollten wir jetzt den Herren recht- folgen. Auch die Hasen müssen wir in Z 819 lasse«. Herr Pauli meint zwar, die Hasen seien nicht schädlich, nun, bei uu» find sie schädlich, aber vielleicht haben die Hasen jenseits der Elbe einen andere» Charakter, vielleicht sind sie da weniger genußsüchtig. (Große Heiterkeit.) Minister a. H amm e r st e i n: Die JagdrechtS- srage wurde bisher allgemein al« solche de» öffent lichen Recht« betrachtet. E« sei gewissermaßen der öffentlichen Meinung eine Konzession gemacht wor den, al- die verbündeten Regierungen diesen Teil deS JagdrechtS, den Wildschadenersatz dennoch in dem Bürgerlichen Gesetzbuch, da» doch Privatrechtsfragen regele, mit berücksichtigt hätte«. Jetzt fragt e» sich nur, wie man sich dazu zu stellen habe und ob die Kommission durch Aufnahme der Hasen und Fasanen über die Vorschläge der Regierung hinausgegangen sei. Der Fasan ist mn schädlich, wenn er in Massen gezüchtet wird, und da das nur in großen Besitzungen geschehen kann, so wird auch diesrr Großbefitzer am meisten geschädigt. Große und prinzipielle Bedeutung könne er dem Umstande überhaupt nicht beimessen, ob der Schaden durch Fasanen hier mit berücksichtigt werde. Hafen können großen Schaden nur unter gewissen kulturellen und klimatischen Umständen anrichten. Wenn ein Gärtner teure Orchideen auf dem Felde stehen hat, dann kann der Has« fie aller dings brechen (Heiterkeit). Ebenso ist der Schaden unter Umständen in Baumschulen groß, wenn der Hase der Witterung-Verhältnisse halbe, in Not ist, aber dagegen schützt daS Umwickeln der Stämmchen am unteren Ende mit Stroh. Ist das vielleicht zu viel verlangt? Man denke doch auch an die Einnahmen der Besitzer der event. Geschädigten auS der Jagd- verpachtung. In Hannover haben daher gerade auch die kleinen Grundbesitzer darum petitioniert, de» Er satz für Hasenschaden zu beseitigen. Wenn ich gleich falls dafür eintrete, so vertrete ich gerade die Inte ressen der kleinen Landwirte und Gemeinden, um ihnen die Einnahmen aus den Jagdpachten zu er halten (Beifall recht«). Weiter bekämpft der Minister die Regreßpflicht »ach 8 819 a; eS würben zahllose Prozesse darüber entstehen, da das Wild nur gar zu oft seinen Stand wechsele. (Beifall recht-.) Abg. Frhr. v. Gültlingen (ReichSP.) be- fürwortet seinen Antrag, den Ersatz für Hasenschaden zu stretchen. Abg. Lenzmann (freis. VolkSP.) findet e« bezeichnend, daß der Landwirtschaftsminister heute treu und kounte sich einer gewissen Würde und ernsten Männlichkeit rühmen, die etwas Großes, Imponie rendes an sich tragen. Sie war eS müde, Kindern lesen, schreiben und rechnen oder gar nähen und grobe Strümpfe stricken zu lehren. Da war Bucheneck tausendmal vorzu- zieheu und vor allem, Wilhelm liebte sie ja — gewiß, sie war sicher, er liebte sie! Sich zu fragen, ob auch sie ihn liebte, kam ihr nicht in den Sinn, sie war zufrieden in dem Be wußtsein, daß sie geliebt wurde und Buchenrck ihr Heim sein sollte. Sie fragte sich nicht, ob, wenn eines TageS ihr Herz zur vollen Macht seiner leiden schaftlichen Gefühle erwachte, zu dem Bedürfnis nach wahrem Berstandeusein, zur volle» Fähigkeit zu lieben und zu leiden — er auch daun imstande sein würde, ihr Verlangen zu befriedigen. Wilhelm liebte sie und hatte gemetur, sie werde ihn auch mit der Zeit lieb gewinnen; er war klug und gut, er mußte «S wissen, und damit gab sie sich zufrieden. Nach kurzem Brautstand führte Wilhelm Ratner sein juageS Weib in daS HauS, in welchem seine Schwester noch immer die Herrschaft führte. ES war die- ein großer Fehler, doch war eS ihm nie in de» Sinn gekommen, seine Schwester zu bitten, daß sie sich ein neue- Heim gründe; auch wär« e» fraglich gewesen, ob sie seinen Wunsch be achtet haben würde. Sie war über deS Bruder- Vermählung sehr ungehalten. „WaS will er noch?" fragte sie sich. „Konnte er nicht zufrieden sein?" Äon Kind au hatte sie so gewissenhaft für ihn gesorgt wie kein Anderer, und na» schob er sie bet Seite, weil et» uuter dem Beifall d,S Baude» der Landwirte füv den SchBff der kleineren Bauern ausgetreten sei. (Widerspruch recht».) E» ist nur aut, daß Herr Grüber schon gesprochen hat, «an sieht doch uu» wenigsten» wie der Hase läuft. (Heiterkeit.) Ich kann nur hoffen, daß nicht etwa da» Centrum noch za guterletzt da« Hasenpanier ergreift. (Heiterkeit.) Wenn Sie den kleinen Besitzern gegen den Hase»- schaden Einzäunungen empfehlen, so maq da» wohl im Osten gehe», aber nicht bet uv» tm Westen, wo dir Parzellen ganz kleine sind. Unsere klugen Land räte haben einmal da» Aufstelle» vo« Klappern be föhle», aber e» hat sich gezeigt, daß die Klapper« die Hasen nicht verschenchten, sondern sogar anzogeu. (Heiterkeit.) Will man ernsthaft Schadenersatz, so muß dieser auch von den eigentlichen Eigentümer« de« WtldeS, von denen, io dessen Revier da« Wild seiuen Stand hat, geleistet werden. Der Herr Land- Wirtschaft-Minister hat auf Eingaben der kleine» Landwirte in Hannover und speziell auf den dortige» Provinzial-Landtag hiugewiesen, indem dort viele Kleinbauern säßen, und der gleichwohl sich für Strei chung der 88 819 und 819» au-gesprocheu habe. Man kennt ja die Durchschiebungen, durch welche ein solcher Provinzial-Landtag zu Staude kommt; wenn auf demselben nicht Großgrundbesitzer sind, dann wenigsten» deren Kreaturen. (Lachen rechts, Beifall link«.) ES handelt sich hier um deu Schutz der kleinen Leute. Abg. v. M auteuffe l(konf.): Gerade durch di« KommissiouSbeschlüsse würden viele kleine Land wirte ruiniert werden, denn wen» sich Jagdpachler träge verringerten, würden die Gemeinden ihre Steuer« außerordentlich erhöhen müssen. Die Mäuse machen viel mehr Schaden al» die Hasen. Will man nicht auch die Mäuse in 8 819 hineinbringen. (Heiterkeit.) Baumrinde frißt der Hase nur auS Not, oder wen« e» seine Gesuudheit gebietet. (Große Heiterkeit.) Ich stehe ganz auf dem Staudpunkt« deS Landwirtschaft»- minister», der au» Erfahrungen gesprochen hat, und kann daher uur schließen: Heraus mit den Paragra phen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuche! Abg. F r o h m e (Soz.): Bei den Arbeiterschutz fragen, welche da- Volk bewegen, bei Verein-- und Gesinderecht haben die Herren auf der Rechten so gut wie geschwiegen und hier bei dieser Frag« ge raten sie aus Rand und Band, wo es sich um die noble Passion der oberen Zehntausend handelt. Oberforstmeister v. Dankelmann bekämpft hauptsächlich de» Ersatz für Hasenschäden; dieser würde lediglich eine Prämie für schlechte Wirtschaft der Gärtner und Baumschuleobesitzer darstellen, in dem diese dann ihre Zäune verfallen lassen würde». Die Regreßpflicht des 8 819er sei uur ein legislato rischer Flunker, verspreche viel und leiste nicht-. In Hannover habe sich die Regreßpflicht nicht bewährt und sonst bestehe sie nirgendswo in der Welt. Abg. v. Stein (kons.) führt auS, mit 8 819s. würde man für die Ackerbesitzer ein Privilegium schaffen gegenüber den Großforsten, ein Grundrecht, und «an sei doch froh, daß die Grundrechte abge schafft seien. Redner schließt mit der Erklärung, falls die 88 819 und 819a aufrecht erhalten wür den, würden seine Freunde voraussichtlich nicht mehr in der erforderlichen Anzahl hier bleiben, um die Vorlage durchberaten zu helfen. (Bewegung.) Vom Abg. Spahn (Centr.) ist inzwischen d«r Antrag eingegangen, daß, fall» 8 819a gestrichen werde, in Artikel 69 deS Einführungsgesetzes die ursprüngliche von der Kommission beseitigte Bestim mung der Vorlage wieder hergestellt werde, das die landeSgesetzltche Vorschrift unberührt bleibe, wonach der zum Ersätze deS Wildschadens Verpflichtete Er- jungeS, flatterhaftes Ding zufällig Haare hatte, die in der Sonne wie gesponnene- Gold leuchteten, und Augen wie «ine Glockenblume. Bei solchen Empfin dungen wurde der jungen Frau von seiten Clotil dens natürlich nur ein sehr kühler Willkommen zu teil. Christa war eine zarte empfindsame Knospe, die in der ungewohnten Atmosphäre von Bucheneck welkte und kränkelte. Sie fühlte sich nicht wohl in de« kalten, altmodischen Räumen, aus denen Clotilde jeden Versuch zur Verschönerung, de» kleinsten Schmuck entschieden verbannte. Sie fühlte sich nicht wohl in der ernsten, kalte» Schwägerin steter Gesellschaft, sie schreckte zurück vor deren strengen Worte» und ab stoßende« Wese». Und Wilhelm Rainer, der Liebende, verlor sich bald in Wilhelm Rainer, dem Ehemann. Seine jahrelangen Gewohnheiten waren nicht so schnell bei Seite gelegt; auch hatte er gar nicht die Absicht, e» zu thun. Seine Liebe war heiß und stark; fie hatte sich Plötzlich seiner bemächtigt, wie ein bewaffneter Mann, dem er unterliegen mußte; al- der Preis aber ge wonnen war, nach dem er gestrebt, als auch Christa Lehnert Christa Rainer geworden, da kehrte er zu den alten Gewohnheiten, der alten Lebensweise zurück. Daß sei» junges Weib nicht glücklich sei, kam ihm nie in den Sian. Wen» ihm Jemand htztte sagen wollen, daß ihre warme, leideuschaftliche Natur sich nach größeren Freuden, nach einem weniger mo notonen Leben sehne, so würde sein Erstaunen da rüber nicht geringer gewesen sein al« sei« Mißfallen (Fortsetzung folgt.)