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WOMIsßtyMgM Wochen- und Nachrichtsdlatt Ml-ich flr Loftdors, Ddkj, Zmvinrs, Mkrs, Zl Mn, Atimchnl, Ammn mt Mlf» Amtsblatt füv den Stadtrat zu Lichtenstein. -— - - — — 4«. Jahrgang. > — - Nr. 139. K«r«s»-A.««fchw» Donnerstag, den 18. Juni 1896. vek«»t»«chii»g. Auf die nachverzeichnete, das Schlachten und Berpfunden von Biehstücken betreffende Bekanntmachung deS Königliche» Ministerium- de- Innern, über deren Inhalt viele Bewohner hiesiger Stadt nicht genügend orientiert zu sein scheinen, machen wir andurch wiederholt aufmerksam mit dem Bemerken, daß Zuwiderhandlungen gegen die in Frage stehenden Vorschriften unnachsichtlich geahndet werden. Lichtenstein, den 15. Juni 1896. Dee Ttadtrat. Lange. Bekanntmachung, das Schlachte« und Verpfuude« vo« Biehstücken betreffend. Wie da- Ministerium de- Innern wiederholt ausgesprochen hat, liegt die im Gesetz- und BerordnungSblatte Seite 265 abgedruckte Verordnung deS Finanz ministeriums vom 26. Juli 1864 lediglich auf dem Gebiete der Steuergesetz gebung, insofern sie zur Lösung eines hierunter entstandenen Zweifels darüber Bestimmung trifft, wer der Steuerbehörde gegenüber als ein solcher anzuseheo ist, welcher „da- Viehschlachten gewerbmäßig* betreiben will, mithin die Voraus- setzung festsetzt, unter welcher die Verpflichtung zur Anmeldung der zum Schlach ten und zur Aufbewahrung des Fletschwerks dienenden Räume bei dem Haupt- Zoll- oder Haupt-Steuerawt deS Bezirks einzutreten hat. Die angezogene Verordnung hat daher weder da- damals geltende König lich Sächsisch« Gewerbegesrtz abgeävdert und abändern können, noch steht sie mit der gegenwärtig geltenden Deutschen Gewerbeordnung in Widerspruch. Da durch sie den gewerbepoltzeilichen Vorschriften über die Anmeldung de» GewerbebetriebS bei den Gewerbspolizeibehörden nicht präjudiziert wird, so ist in jedem einzelnen Falle zu prüfen, ob da- Schlachten und Berpfunden von Bieh stücken die Kennzeichen der SewerbSmäßigkeit an sich tragen und eventuell ob eine Verletzung der gewerbspolizeilichen Bestimmungen vorliegt oder nicht. Irrig ist daher die vielfach ausgesprochene Ansicht, daß Jeder innerhalb eines Kalenderjahres nach der Verordnung vom 26. Juli 1864 bi- zu drei steuerpflichtigen Biehstücken zu schlachten und verpfunden berechtigt sei und wegen unbefugten gewerbmäßige» AuSschlachten» nicht bestraft werden könne. SS wird vielmehr unter Umständen auch schon wegen eine- ein- oder zweimaligen Schlach tens und Berpfunden« eine Bestrafung eintreten können und hinwiederum von einer strafrechtlichen Verfolgung eines öfteren als dreimaligen Schlachten- und Berpfunden- innerhalb eine» und desselben Jahre- abzusehen sein. In jedem Falle aber ist davon auszugehen, daß daS etwaige Verlangen, daß Jeder, der auch nur eiu Biehstück au-schlachte und ve,Pfunde, eine mit ge werbspolizeilicher Genehmigung versehene Schlächterlianlage besitzen müsse, ein zuweitgehendes und demnach zurückzuweisen ist. Dresden, am 18. November 1889. Ministerium de- Inner«. vou Nostttz-Wallwitz. GerSdorf. r«se-,eschichte. * — Lichtenstein, 17. Junk. Da« gestern abend im Garten de- Hotel- zum golnen Helm hier fiattgefundene Große Concert von der Kapelle des Kgl. Sächs. 6. Jnf.>Reg. Nr. 105 (Straßburg) war überaus zahlreich besucht, denn die prächtige Witte rung, die einen längeren Aufenthalt im Garten er- möglichte, hatte sich so mancher Concertfreuud zu Nutze gemacht und war mit Familie der freundlichen Einladung des rührigen Wirtes, Herrn Lorenz, ge folgt. Die Concertvorträge der Kapelle boten daS ihrige, um den Abend zu einem recht genußreichen auch auf musikalischem Gebiete zu gestalten» weshalb auch den Musikern reicher AplauS zu teil wurde. * — Heute Mittag zog ein schwere- Gewitter über unsere Stadt und Umgegend mit wolkenbruch artigem Regen und Graopelwetter, mit Schloße» unter mischt. Dem Blitz folgte Schlag auf Schlag und schwere Befürchtungen wurden wohl bei manchem unserer Bewohne, gehegt, aber glücklicherweise ging daS Ge witter ohne Gefahr vorüber. Drr Regen hatte in der unteren Bachgasse dem dortigen Bache so viel Wassermafsen zugeführt, daß derselbe seit längeren Jahren keinen solchen Wasserstand wie diesmal er reichte und auch auf Straßen und Plätze» war die Wasseransammlung so stark, daß die Schleuße» die Fluten fast nicht zu bewältigen vermochten, so z. B. au derjenigen unterhalb de« Metzner'schen Wohnhauses, wo die Wassermafsen ca. 1 m Schnittgerinne demolier ten. — In unserer Expedition, bet Herrn Färberei besitzer Hugo Heyder, sowie bei Herrn Kaufmann Frttz Härtel hier und bei den Fabrikanten Herren Paul Zierold und Gebrüder B-rger in Callnbrrg hatte der Blitz in de» Fernsprechapparaten Schaden durch Verbrennung der Spindel verursacht. — In Bernsdorf knickte der Sturm einen großen Kirsch baum um. — Wie uns ferner mitgeteilt wird, schlagder Blitz heute mittag tnHrinrich-orttn einen Obft- baum, welcher unmittelbar vor einem Hause steht. Gleichzeitig nahm derselbe seine» Weg in da- an grenzende Ferdinand Ebert'sche Wohnhaus und ver sengte in der Wohnstube die an der Wand hängen den Bilder. Weiterer Schaden wurde glücklicherweise nicht verursacht. * — Ein Freund unseres Blatte- brachte uuS heute einen Kornhalw, auf Rötzlttzer Flur gewachsen, welcher mit der Aehre eine Läuge vou über zwei Meter hatte. — Zum Fahrscheinverzeichni« für zasammen- stellbare Fahrscheinhefte vom 1. Mai d. I. ist der erste Nachtrag erschiene«. Derselbe wird von deu Fahrkartenausgabestelle» an da» Publikum unentgelt lich verabfolgt. — Junge Leute, welche zur Laudwirtschaft über gehen, oder sich zum Oekonvmir-Verwalter, Molkerei- Verwalter, Buchhalter, Rechnungsführer und AmtS- Sekretär auSbilden wollen, erhalten bereitwilligst über diese empfehlenswerte Carriöre und auf Wunsch auch unentgeltlich passende Stellung nachgewiesen. Ausführliche Programme versendet gegen Einsendung von 20 Pfg. in Briefmarken de, Vorstand de- Land wirtschaftlichen Beamten-Verein» zu Braunschweig, Madamenweg 160. — König Albert wird der Einweihung deS Kyffhäuser-DenkmalS, an dem sich die meisten regierenden Häupter Deutschlands beteiligen, nicht beiwohne». Mit seiner Vertretung ist Prinz Fried rich August betraut. — Sester» vor 2S Jahre», am 16. Juni 1871, fand der Siegeseinzug der auS Frankreich heimgekehrten Truppe» in Berlin statt. An diesem Einzug »ahmen im ganze» 42,OM Mann teil: die Garde, «in Bataillon de« König-- Grenadin - Regi ments und die Abordnungen der sämtliche» übrigen Truppenteile deS deutschen Heeres. Nachdem Kaiser Wilhelm I. auf dem Tempelhofer Felde Heerschau übe, die Einzugstruppen gehalten hatte, zog er an ihrer Spitze in Berlin ein, gefolgt vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm, Prinzen Friedrich Karl, Fürsten Bi-marck, Grafen Moltke, der am Tage des Ein züge- zum Feldmarschall ernannt worden war, und dem KrtegSminifter von Roo», de« der Kaiser am nämlichen Tage in den Grafevstand erhoben hatte. Vor den lorbeergeschmückten Truppen her wurden die erbeuteten Kriegstrophäen, 81 Fahnen und Adler getragen. Am Brandenburger Thor wurde dem Kaiser von Ehreujungfrauen ein Festgedicht über reicht und am Eingänge zu den Linden begrüßten ihn die Väter der Stadt. Unter den Linden waren zwischen den Bäumen die mit Eichenlaub bekränzten erbeute ten Kanonen und Mitrailleusen aufgestellt, voran die gewaltigen Festungsgeschütze deS FortS oon La Fare, im ganzen 678 Geschütze. Dazwischen erhoben sich Kandelaber mit Feuerdecken und an den Straßen übergängen 40 Fuß hohe Siegessäule» und die Heldenzeit verherrlichende Ricsengemälde. Nach dem feierlichen Einzuge erfolgte die Enthüllung de- Reiter standbildes Friedrich Wilhelm III. im Lustgarten. Abend« wetteiferte alle-, die siegreichen Truppen zu feiern und zu bewirten. Die Hauptstadt de- neuen Reiches erstrahlte im hellsten Lichterglanze und auf den großen Plätzen waren Tanzböden, Erfrischungs hallen rc. für die hekmgekehrtea Krieger hergerichtet, woselbst bi- in die späte Nacht hinetn der Siege«- einzvg gefeiert wurde. — Line große Retsebequemlichkeit wird vom 20. Juni ab tn den Tagesschnellzügen zwischen Leipzig und Breslau-Myslowitz über Dresden ge boten und zwar in Gestalt von Küchenwagen mit Büffetbetrieb. In den mit Settengang versehenen Personenwagen aller drei Klassen erfolgt die Bedie nung der Reisenden durch einen mit elektrischer Klin- gelvorrichtung herbeizurufenden Kellner. Eine reich- hastige Speisen- und Getränke-Karte wird ausgelegt. Die Wagen enthalten transportable Klapptischchen und an den inneren Seitenwänden Tischklappea, an denen die Mahlzeit (Frühstück, Mittagessen rc.) ein genommen werden kann. Der Fahrplan der Schnell züge, welche die bei Reisen aus langen Strecken ge wiß zu begrüßende neue Einrichtung erhalten, ist bekanntlich folgender: ab Leipzig, DreSd. Bhf. 8 Uhr 26 Min. vorm., ab DreSden-Neustadt 10 Uhr 29 Min. vorm., in BreSlau 3 Uhr 51 Min. und in MySlowitz 8 Uhr 49 Min. abends und in ent gegengesetzter Richtung ab MySlowitz 5 Uhr 25 Min. früh, ab BreSlau 10 Uh« 15 Min. vorm., iu Dre«- den'Neustadt 3 Uhr 57 Min. und in Leipzig 6 Uhr 12 Min. nachm. — Dresden, 15. Juni. Während der Pfingst- ferten unternahmen die Professoren der hiesigen Kgl. Technischen Hochschule, Rektor Engel«, MehitenS und Frühling, mit 27 Studierenden der Jagenieurabtei- luug eine Studienreise an die Weichsel und Ostsee. Nach Besichtigung der Gewerbeausstellung in Berlin fuhren die Teilnehmer der Exkursion nach Bromberg und Marienburg. Auf zwei zur Verfügung gestell te» Dampfern erreichte» sie die Schleuse von Karls dorf und weiter den Sicherheithafen von Brahe münde, dessen Abschluß gegen die Weichsel die muster gültige Brahemünder Schleuse bildet. Der Sicher- heitShafen, der ungefähr 1 gkm groß ist, dient als Liegeplatz für russische- Holz, daS durch die Weichsel und die letztgenannte Schleuse aus der Brahe weiter fortgeführt wird. AlSdann wurde die 1350 m lange, von Professor Mehrten« erbaute Fordoner Brücke, die au« fünf Halbparallelträgern mit anschließenden Parallelträgern besteht, besichtigt und eine herrliche Fahrt auf der Weichsel unternommen. An Graudenz vorbei gelangten die Teilnehmer an der Studien reise bi- zu der Stelle, wo von der Weichsel die Nogat abzweigt und fuhren tn diese ein, worauf bald die Marienburg erreicht wurde. Nach einer eingehenden Besichtigung dieser Burg wurden die alte und neue Eisenbahnbrücke über die Nogat in Augenschein genommen. Die alt« Brücke tst ei« Sitterdau ist Sastensorm und galt seinerzeit al« ein Kunstwerk, da man die statische Berechnung »och nicht kannte. Bet Dirschau wurden sodann die alte uud neue Weichselbrücke besucht; am „Danziger Haupt* wurde die BerbindungSschleuse mrt der El- binger Weichsel (einem alten Weichselarm) besichtigt. Durch einen Durchbruch im Jahre 1840, der di» vor kurzem »och di, Weichselmüuduug bildete, ge-