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Wochen- und Mchrichtsblatt ^gleich fir L-Hsdorf, KW, Zmirdors, Mors, Zl. Mn, Lmmifrort, AlMM mt Mn Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. —- 46. Jahrgang. - — > — .. - . . Rr. 129. Sonnabend, den 6. Juni 1896. oder da» Wo» «it 10 Pfü«i«a» Serech«», Bekanntmachung. Laut einer Verordnung de« Königlichen Ministeriums de« Innern besteht nach den gemachten Wahrnehmungen bezüglich der Bestimmungen über die Ein fuhr von Tieren nach Oesterreich-Ungarn in den beteiligten Kreisen noch vielfach Unklarheit. ES find daher diese Bestimmungen von der Kommission für da« Beterinürwesen zusammengestellt worden, auch hat daS Königliche Finanz- Ministerium die EisenbahnstatiovSbeamten angewiesen, bet der Annahme von Btehsendunger. nach Oesterreich-Ungarn die Beteiligten auf die geltenden Bor- schriften aufmerksam zu machen. Um diese Bestimmungen auch im allgemeinen zur Kenntnis de« Publikums zu bringen, werden dieselbe», erhaltener Anordnung gemäß, nachstehend ver- öffentlicht. Lichtenstein, am 30. Mai 1896. Der Stadtrat. Lange. Bm. Bei Diehseadange» aus dem Königreiche Sachsen nach Oesterreich, Ungarn ist wiederholt die Beobachtung gemacht worden» daß die Versendung der betreffenden Tiere infolge von Unkenntnis über die «»schlagenden Bestim mungen an der Grenze oder in Oesterreich-Ungarn Beanstandungen der Einfuhr erlitten haben, die ihnen neben dem Verdruß noch Verlust an Zeit und Geld veranlaßten. ES sei darum ausdrücklich darauf hingewiesen, daß bei der Ein fuhr von Tieren nach Oesterreich-Ungarn gewisse Bedingungen erfüllt werden wüsten, welche in dem Biehseuchenübereinkowmen zwischen dem deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn vom 6. Dezember 1891 (ReichSgesetzblatt vou 1892 S. 90 fg.) festgesetzt sind. Nach Z 2 de« bezeichneten UebereinkommenS ist bei der Einfuhr von Tieren, welche Träger des NnsteckungSstoffe« vou Tierseuchen sein können (d. s. Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine) nach Oesterreich-Ungarn ein UrfprnngS- zengnis (Paß) deizubringen. Dasselbe wird von der Ortsbehörde ausgestellt und ist mit der Bescheinigung einer staatlich augestellten oder von der Ortrbe- Hörde hierzu besonders ermächtigten Tierarztes über die Gesundheit der betreffen den Tiere zu versehen. DaS Zeugnis muß von solcher Beschaffenheit sein, daß die Herkunft der Tiere und der bis zur EiutrittSstatiou zurückgelegte Weg mit Sicherheit verfolgt werden kann. Die tierärztliche Bescheinigung muß sich ferner darauf erstrecken, daß am Herkunftsorte und in den Nachbargemeinden inner halb der letzten 40 Tage vor der Absendung die Rinderpest oder eine andere Seuche, hinsichtlich deren die Snzeigepflicht besteht, und die auf die betreffende Tiergattung, für welche die Zeugnisse ausgestellt sind, übertragbar ist, nicht ge herrscht hat. Für Pferde, Maultiere, Maulesel und Rindvieh find Einzelpässe aurzu- stellen, für Schafe, Ziegen und Schweine Sesamtpäste zulässig. Die Dauer der Gültigkeit beträgt 8 Tage. Läuft diese Frist während de» Transportes ab, so muß, damit die Zeugnisse weitere 8 Tage gelten, da» Vieh von einem staatlich angestcllten oder von der Staatsbehörde hiezu besonder ermächtigten Tierarzte neuerdings untersucht werden und ist von diesem der Befund auf dem Zeugnisse zu vermerken. Bei Eisenbahn- und SchiffStranSporten mutz vor der Verladung «ine be sondere Untersuchung durch einen staatlich angestelltev oder von der Staatsbe hörde hierzu besonder« ermächtigten Tierarzt vorgenommen und der Befund in daS Zeugnis eingetragen werden. An der böhmischen Grenze ist von Seiten Oesterreich» der Verkehr mit Tieren auf bestimmte EintrittSstationen nicht beschränkt worden, ferner wird auch die tierärztliche Untersuchung an der Grenze nicht verlangt, sondern erst in der Ausladestation vorgenommen. Zur Ausstellung der oben erwähnten Ursprungszeugnisse (Pässe) ist durch die Verordnung zur Ausführung drS ReichSgesetzeS die Ab ¬ wehr und Unterdrückung von Viehseuchen betreffend, vom 30. Juli 1895 (Ges. und Berorbn.-Blt. S. 74) ein bestimmtes Kormnlar vorgeschriebrn. Endlich mag noch darauf hingewiesen sei», daß beim Ausbruche von an steckenden Tierkrankheiten an oder in der Nähe der Grenze zur Abwehr und Unterdrückung derselben der Verkehr zwischen den beiderseitigen Grenzbrzirken sowie der einen gefährdeten Grenzbezirk durchlaufende Verkehr von der K. K. Statthalteret in Prag für gewisse Grenzstreckeo zeitweilig besonderen Beschrän kungen und Verboten unterworfen werden kann. Die Versender von Tieren haben sich deshalb vor der Absendung durch Anfragen bei den österreichischen beziehentlich den diesseitigen Srenzbehörden zu vergewissern, ob der Einfuhr ihrer Tiere Hindernisse im Wege stehen. *— Lichtenstein, 5. Juni. Vorgestern passierte unsere Stadt und unsere Nachbarstadt Callnberg ein Zigeunertrupp mit 6 bespannten Wagen. Dieselben nahmen ihren Weg »ach Glauchau. *— Ein recht reichhaltige» und amüsantes Pro gramm bot die hier bcstrenomwierte Spezialitäten- Gesellschaft Siegmund Lohn au« Leipzig in der gestrigen Vorstellung im goldenen Helm. In ersterer Linie dürsten die Chinesischen ExentricS her vorgehoben werde». Kraft und Gewandheit, wett eifern mir einander, und können wohl mit Recht al» unübertrefflich genannt werden. Da« Ballet-En semble: „Terpsichore" verfügt über Tänzerinnen, wie sie jedem größeren Theater zur Ehre gereichen würde«. Grazie und Eleganz wechseln beständig mit einander ab. Wohlverdienter Beifall wurde de, hier selten gesehenen Darstellung zu Teil. Brothers Weston als akrobatische ClownS leisten in ihrem Fach aner kennenswertes. AlS vorzüglich können wir die Ge- sangS-Daettisten Döhn und Walde, 1 Herr und 1 Dame, bezeichnen. Geschulte Stimme, theatralischer Bortrag und reizende Toillette» entfesselten dem Pub likum wahre Beifallsstürme. Als Soubrette führte sich Frl. RucinSka ein, und errang durch ihre De centen und lebhaften Borträge die Gunst de« Audi torium«. Herr LouiS Poßner, auf dem Programm als Humorist verzeichnet, entledigte sich seiner Auf gabe voll und ganz. Derselbe erheiterte das Publi kum durch neue Couplet» namentlich zündete eine vov ihm vorgetragene musikalische Ballade, verschiedene Soirseu betreffend. Ihm ebenbürtig zur Seite steht Her, Ludwig Glaser, welcher sich hauptsächlich dem Charakterfach widmet. Da» Programm ist ein durch feine Decenz und Abwechselung Jedermann speziell auch dem Familien-Publikum entsprechende», und der Besuch nur zu empfehlen. Morgen Sonnabend findet die Abschieds-Vorstellung statt, zu welcher «in ganz besondere« Programm tu Aussicht genommen ist. — Wie die Entwickelung der Laubhölzer und Staudtengewächse in diesem Frühjahre durchschnittlich m» 14 Tage gegen andren Jahre« zurückgeblieben ist, so haben auch die Na d elh ö l ze r ihr zarte» Maigrüu erst seit kurzem angelegt, und nunmehr prangt der Wald im schönsten Frühlingsschmucke. Das junge Grün der Kiefer», Fichten und Tannen hebt sich wirksam von der dunklen Färbung der alten Nadeln ab. — Wie die Lotterie oft schäkert, kann «an aus der Gewinnliste der zuletzt gezogenen 5. Klaffe er sehen. Rach derselben sind die Nummern 81450, 81451 und 81452 mit je 3000 Mark gezogen worden. Da» kommt selten vor. — „Nur ein guter Mensch kann et» guter Arzt sein." Diese- Wort des berühmten Arzte» Prof. Dr. Billroth trifft auf ihn selbst am meiste» zu, dar zeigen seine Briefe, (herausgegeben von Dr. Fischer). Ein Beispiel von deS Gelehrten zartfühleuder, überall mitleideader Seele giebt folgender Brief an Professor Dittel vom Mai 1889, in dem er schreibt, wie sehr ihn der langsame Verfall seine» Kollegen Dr. BreiSky schmerze und wie er «« beklage, daß dessen Arzt der Frau deS unrettbar Erkrankten die volle Wahrheit gesagt habe. „Ich gebe zu, daß dies unter Umstän den notwendig ist; doch hier halte ich es nicht für notwendig. Wie soll die arme Frau ohne Spur von Hoffnungsschimmer noch die Wochen ertragen, bis der Erlöser aller Leiden sanft an ihren Mann herantritt! Wir müssen ihr immer Mut einflößen und dem armen Kranken Morphium. Eine harte Arbeit! Doch bedenken wir wohl, daß jeder Haus arzt Hunderte von Malen in dieser Situation ist und seine unheilbaren Kranken täglich ost sehen muß. Ahnte der Jüngling diese moralischen Qualen, wenn er begeistert in den Tempel AeSkulapS tritt — er würde gewiß oft umkehren! Dem unverschleierten Bilde vo» Sei» gegenüberzustehen, dazu gehört die gauze unerschrockene Resignation, die wir un« nur langsam in unserem Berufe erkämpfe»." Au» dieser Anschauung entwickelt sich Billroth- Vorsicht, mit der er junge Leute, die sich dem ärztlichen Berufe widmen wollte», beriet. Selten bestärkte er den Kandidaten in seioem Lorhabeu. Er that e» nur dort, wo er Intelligenz, Willensstärke uud Begeiste rung zweifellos vorfand. Gewissenhaft, fast schonungs los betonte er die Mühsal und Verantwortlichkeit des ärztlichen Berufes. Die höchsten Ansprüche stellte Billroth an sich selbst; je berühmter sein Name, je glänzender seine Leistu igen werde», desto ungenügen der dünkt ihn sein Wissen und sein Können. Im Juli 1873 schreibt er an Frau Professor Serge» in Karlsbad: „Biele Operierte und mehrere zu Ope rierende hängen noch mit ganzer Seele an mir; von Jahr zu Jahr mehrt sich ihre Zahl, die Last wird schwerer und schwerer. Bor einer Stunde verließ ich eine vortreffliche Frau, die ich gestern operierte — eine schreckliche Operation. Mit welchem Blick sie mich heute ansah! „Werde ich leben?" Ich hoffe, sie wird leben; doch unsere Kunst ist so un vollkommen! Ein Jahrhundert stet« sich steigernde» Wissens und Erfahren» möchte ich haben, dann könnte ich vielleicht etwa« thun! Doch so, wie e» nun ein mal ist, geht eS doch recht langsam mit unseren Fortschritte», und da» wenige, wa» der einzelne er reicht, ist schwer auf andere übertragbar, ebenso wie sich die Kultur von einem Volke zum anderen doch nur unvollkommen überträgt; der Empfangende matz doch da- Beste noch dazu thun." Sehr interessant in ihrer Schärfe und Einfachheit sind die Winke, welche Billroth seinem Schüler Prof. Mikulicz giebt für die Abfassung eines Kompendium« der speziellen Chirurgie: „So etwas muß man machen, wenn man jung ist; später wird man so von deS Gedan ken- Blässe angekränkelt, daß e» immer schwieriger wird. Mein Rat ist: Wenn Sie überhaupt Neigung dazu habe», so thun Sie eS jetzt! Halten Sie sich an das häufig vorkowmende: die Raritäten deuten Sie nur an; sie haben keinen Wert für die Studen ten. Breiten Sie sich gehörig au«, wo Sie au« eige ner Erfahrung reden; anderes erwähnen Sie nur beiläufig. Die Vollständigkeit eine-Lehrbuch» bleibt immer eine Illusion. Neue Auflagen müssen immer mit neuem Leben wieder in die Welt geschleudert werde». Schreiben oder diktieren Sie flott hinter einander; drei Monate »ach dem zuerst Geschriebene» lesen Sie den Anfang wieder durch und streichen Sie unbarmherzig, wenn auch mit blutendem Herzen, Seien Sie in der Stilistik sehr streng gegen sich;