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Nr. 126. 1896 such, eine Hypothek über 4500 Mark an den Mann zu bringe», baten st« im Gasthause den Gutsbesitzer Sachse, seinen Namen ans ein Stück Papier zu schreiben, was derselbe auch arglos that. Lin zu fällig anwesender Gärtnereibesitzer machte den Uuter- schreiber aufmerksam, daß er einen Wechsel unter schrieben haben könnte, und nun forderte der Guts besitzer seine Unterschrift zurück. Die Herausgabe wurde verweigert und einer der Gauner ergriff die Flucht. Der Uuterschreiber nahm die Verfolgung auf und stellte den Ausreißer auch. Der Gefangene versuchte das Schriftstück mit der Unterschrift zu vernichten, die Stücke wurden ihm jedoch entrissen and zeigten sich nach Zusammenstellung als «in Wechsel über 150 Mark. — Eine» Ulk, den man sich schon gefallen lassen kann, führten dieser Tage drei Studenten inMetßeu auS. Denselben begegnete in der Elbgasse ein alte« Mütterchen au» Weinböhla, welche» einen schweren mit Holz beladenen Handwagen zog und offenbar nur mit höchster Anspannung ihrer schwachen Kräfte vorwärts kam. Ohne jede Aufforderung zu» Mit hilfe spannten sich die drei fidelen Studenten vor und brachten den Wagen in einem so schnellen Tempo, daß die alte Frau kaum Nachkommen konnte, bis an da» io der Burgstraße gelegene Ziel. — AuS welch nichtigen Gründen von der Not bremse Gebrauch gemacht werden kann, hat vor ei nigen Tagen ein Reisender bei Gaschwitz gezeigt. Er faß in einer Nichtraucherabteilung deS Nacht- schnellzugeS mit einem andern Herrn und zog die Notbremse, weil der andere anfing zu rauchen. Der Zug stand, und der Mutwille deS betreffenden Rei fenden wird seine Ahndung finden. — KlosterMarienstern,30. Mai. Nach der ungewöhnlich drückenden Schwüle veS gestrigen Tage- entlud sich in den Abendstunden über hiesige Gegend ein gewaltige» Gewitter. Der wolkenbruch- artige Regen, vermischt mit scharfkantigen Schloßen, hat an Wegen und Fluren bedeutenden Schaden an gerichtet. In der Leopoldschänke, zu Räckelwitz ge hörig, zündete ein Blitzstrahl daS Wohngebäude deS Gärtners Waurich, während in Crostwitz im Stalle deS Begüterten Fulk eine Kuh erschlagen wurde. Z Die Fernsprechverbindung Berlin-London dürfte im Herbst de» nächsten Jahre» fertiggeftellt sein und zwar Über Hamburg, Bremen, Amsterdam, Dover. 8 Der deutsche Reichstag wird sich am 2. Juni bei der Wiederaufnahme seiner Arbeiten zunächst mit den ersten Lesungen deS Nachtrages zum RrichShauS- haltSetat und deS Vertrages zwischen dem Reiche und Japan, sowie der zweiten Lesung deS sogenannte» Depotgesetzes beschäftigen; daran sollen sich die dritten Lesungen deS Börsengesetzes, deS Depotgesetze», der Gewerbenovelle unmittelbar anschließe«. Bon Au. trägen auS de« Hause werden zunächst derjenige «lsaß-lothringer Abgeordneten, daS Preßgesetz betr., und die Beratung deS Kommissionsberichtes, da» BereinS- und BersammlungSrecht betreffend, folgen. Die bis zur zweiten Lesung des Bürgerlichen Gesetz buches im Plenum noch offenen Tage werden als dann mit der zweiten und dritte» Lesung des Gesetz entwurfs, betreffend die FriedevSpräsenzstärke, der RachtragSetal» und der Erledigung der noch aus stehenden Vorlagen, wie de» Gesetzentwurfs, betr. die kaiserlichen Schutztruppen, der Rechnungssachen, der rückständigen Initiativanträge und der PetitiooS- berichte in Anspruch genommen sei», so daß neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch vor der Vertagung deS Reichstages nur noch die dritte Lesung deS sogen. MargarinegrsrtzeS zu erledige» sein würde. 8 Zum Inkrafttreten der Verordnung deS Bun- deSratS bezüglich der Arbeitszeit in den Bäckereien und Konditoreien werden bereit» olle Vorbereitungen getroffen. ES werden zwei Tafeln hergeflellt, die an die Besitzer von Bäckereien und Konditoreien zur Verteilung gelangen sollen. Auf der einen dieser rele»r«M«-Aldreffet L a-ebtatl. Kernfprech - Anschluß Str. 7. Angehör namentlich einer größeren Anzahl Schul- krnder ein anstößiges Lied. Als ein seine- Weg«- kommende» Mann darüber seinen Unwillen äußerte, wurde er, und zwar von demselben, der jene Frau belästigt hatte, nicht nur ebenfalls beschimpft, sondern soga» thätlich angegriffen und mißhandelt. Dem Thäter wurde trotz seiner bisherigen Unbescholten, hett eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten 2 Woche» zuerkannt, die er in de» LandeSstrafanstalt zu Zwickau zu verbüßen hat. Die anderen jungen Leute sind wegen Singen- jenes anstößigen Liede» ein jeder zu 2 Wochen Gefängnis verurteilt worden. — Kirchberg, 30. Mai. Während des gestern Mittag in hiesiger Pflege aufgetroffenen Ge witter» hat der Blitz in 14 zur Leitung von Halte- stelle Obercrinitz bi» in den Ort gehörigen Tel«, graphenstangen geschlagen und auf genannter Halte- stelle eine TlaStasel der Stationslaterne zerstört. An de» Stangen sind die Spuren deS Blitze» zum Teil recht sichtbar. Auch in Bärenwalbe hat der Blitz eingeschlazen, ohne besonderen Schaden anzu- richten. — AuS Plauen schreibt man dem sächsischen „Vaterland" : Im Bogtlande beginnt e» in der Arbeiterschaft zu tage». Sie ist «S endlich müde, sich fortwährend zu Gunsten des vielköpfigen sozial- demokratischen Parteivorstandes, der btS jetzt auch nicht da» Mindeste zur Besserung ihrer Wirtschaft- lichen Lage beigetragen hat, schröpfen zu lasse» und kümmert sich de-halb nicht mehr viel uw die Ber. sammlungev, in denen gewerbsmäßige Wühler dar eigene Herz und der Arbeiter Geldbeutel erleichtern. DaS vogtländische Organ der Sozialdemokratie bringt darüber folgende Klage: E» ist sehr bedauerlich seitens der hlesigen organisierten Textilarbeiter, daß sie ihre Versammlungen zu schlecht besuchen, denn dreiBersammlungen sind gescheitert wegen zu schwachen Besuchs. Giebt'S Kollegen zu unterstützen, ziehen sich viele zurück, wenn aber ein Fabrikenball ist, da kann man sie sehen und hören; namentlich werden die Aelteren immer wankelmütiger. Darum, Arbeiter von Reichenbach, besucht die Versammlungen, ob gewerkschaftlich oder politisch, bleibt sich gleich. — Treuen, 29. Mai. Ein Schwindler, de» in der Umgegend von Reichenbach angeblich im Auf trag von Fabrikanten zu den für solche beschäftigten Handwebero mit der Bestellung kam, sie hätten fal schen Schuß (Einwebfaden) erhalte», den er gleich wieder mitnehmen solle, hat daS gleiche Manöver auch bei zwei zu einem hiesigen Fabrikanten arbei tenden Weber» in Reumtengrün ausgeführt. Der Wert deS erschwindelten Garne- beträgt 28 Mark. — OelSnttz i. B., 81. Mat. Am Sona- abend nachmittag schnitt sich der im 13. Lebensjahre flehende Schuikoabe Leucht von hier, welcher mit einer Wursthackmaschine spielte, mit derselben, alS er von dem Wiegeblocke herabfiel, den linken Fuß vollständig durch. — DaS 16jährige, bei Herrn Diakonu» Laible in BrteSnttz bedienstete Mädchen Ida Lehman» hatte am Sonnabend nachmittag nach dem Aufgießea von Spiritus dar gefüllte Gefäß dicht neben dem Kochapparat stehen lassen. Plötzlich entzündete sich die Flüssigkeit, die Flasche explodierte und im Nu stand da- Mädchen in Flammen. Leide, war die Dienstherrschaft abwesend und »nr der kleine Sohn derselben war Zeuge der Katastrophe. DaS Kind versuchte zunächst die Flammen durch Uebergießen mit Wasser zu löschen und holte, als die« nicht ge lang, Hilfe herbei. Auf Anordnung der alsbald er schienenen Herren Aerzte Dr. Wolf-Cotta und Dr. Dacheuhausen-BrieSnitz wurde da« mittlerweile vor Schmerz ohnmächtig gewordene Mädchen nach der Diakonissen-Aastalt gebracht, wo rS am Sonntag früh 6 Uhr verschieden ist. — Burgstädtel bei Dr. hatten sich am Sonnabend zwei Bauernfänger zum Schauplatz ihrer Thätigkeit au-erfehen. Rach dem vergeblichen Ber- 4«. Jahrgang. Mittwoch, den 3. Juni Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HtsMMeiM fir Leftdorf, Mch, Amvderf, Kirdorf, Zt. Mm, Kmmchrnt, Kimm ml KW. Amtsblatt für den Ltadtrat zu Lichtenstein. *— Lichtenstein. Die von Sr. Durchlaucht dem Hochseligen Fürsten Otto Friedrich von Schönburg- Waldenburg errichtete Freistelle im Rettung-Hause „Marttn-Luthersttft" in Hohenstein ist zur Erledi gung gekommen. DaS auf diese Freistelle anterzu- bringende Kind soll au« den Schönburgischen Rezeß herrschaften stammen, das 12. Lebenejahr noch nicht überschritten haben und gesund sein. Gesuche um Verleihung dieser Freistelle find unter Angabe der näheren Verhältnisse bei dem Komiis der Fürstlich Schönburgischen Marien- und Alfredstiftung in Wal denburg alsbald anzubrtngen. *— Pachtfrei werden am 1. August die Bahn hofswirtschaften in Lichteastein-Callnberg und Riesa, am 1. November die in Mehltheuer, am 1. Januar die in Lommatzsch. — Die Stellenvermittlung des Allgemeinen Deutsche» LehrerivnenvereinS hat sich wieder um ein Beträchtliche« erweitert. Im BereinSjahre 1895/96 wurde» im ganzen 792 Stellen für Lehrerinnen und Erzieherinnen besetzt, und zwar 508 durch daS Leip ziger Zentralbureau und die mit desselben verbun denen Agenturen in Deutschland, 180 durch den Verein deutscher Lehrerinnen in England, 90 durch den Verein deutscher Lehrerinnen in Frankreich und 14 durch den Verein deutscher Lehrerinnen in Italien. Der Geschäftsverkehr war daS ganze Jahr hindurch ein sehr reger, auch augenblicklich sind zahlreiche Lehrerinnen- und Stellengesuche zu erledigen. Die Zentralstelle der ganzen Stellenvermittelung befindet sich Leipzig, Pfaffendorferstr. 17. — Ueber die englische Knauserei bei Reisen auf dem Kontinente wird folgender ergötzliche Vorfall be richtet: Eine vornehme Engländerin besteigt einen spärlich besetzten Wagen der Dresdner Draht seilbahn nach Weißer Hirsch. Der Schaffner nähert sich und giebt die Kart«, worauf di« elegante Dame aus dem schwergefüllten Geldtäschchen 25 Pfg. holt und fie dem über die 5 Pfg. „Trinkgeld" sehr er freuten Beamte» reicht, der sich höflichst bedankt. — Ein« gegenüber sitzende Dame löst nun ihr Billet und fragt nach dem Preis. „Zwanzig Pfennige," erwiderte arglos der Etsenbahnjünger, worauf die früher noch so phlegmatische Engländerin wie elekirj- fiert aufspringt, den Schaffner beim Sermel zupft und in gebrochene« Deutsch jammert: „Ah . . . geben Sie wieder 5 Pfg. Ich haben nicht gewußt, daß bloS kostet 20 und haben gar nix zu verschenken!" nimmt die 5 Pfg., steckt fie ein und straft daS wit- fahrende Publikum mit einem verachtungsvollen Blicke, weil e« wagt, über den Vorgang verstäud- ntsinnig zu lächeln. — Chemnitz. Am 13. November vor. Jahre» wurden zwei Pferde deS Herrn Spediteur« Bemme dadurch getötet, daß der elektrische Strom der hiesigen Straßenbahn fie vermittelst eines gerissenen Tel^- graphendrahteS traf. Nachdem die gerichtliche Unter suchung klargelegt hatte, daß d«n Katscher bet frag liche» Geschirre« hierbei keine Schuld trifft, wurden Herr» Bemme von der hiesigen Straßenbahn in Ge meinschaft mit der Kaiserl. Postverwaltung der ein geklagte Wert der Pferde von 2000 Mk. und die bis dahin entstandenen gerichtlichen Kosten ersetzt, sowie eine weitere Summe von 700 Mk. für den durch den Tod der Pferde entzogenen Gewinn aus- gezahlt. — Zur Warnung für künftige Fälle erscheint e» augezeigt, das Ergebnis einer Verhandlung vor de« Glauchauer Schvffengerichte zur allgemeinen Kenntnis zu bringen. Einer der jungen Leute, die diese» Jahr zur militärischen Musterung befohlen Ware», hatte am Tag« der Musterung eine unbe- scholteue, ihm «nbekannteFrau mit unsittlichen Redens arten belästigt, fie auch, al» fie darüber ihre Ent- rüstung äußerte, gröblich beleidigt. Derselbe junge Man» fang daun später mit «iuigea Genossen zu