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Nr. 124. 1896 vsrimUt», 10 W, B. ! 4 Der Stadtrat. Lauge. AlSdann noch außenstehende Steuerbeträge werden exekutivisch beigetrieben werden. Lichtenstein, am 30. Mai 1896. Ke-nspee» .««schlug «r. 7. Telegramm-Adreste, L«-ev»»tt. 4«. Jahrgang. — Sonntag, den 31. Mai Die alte Hoaptwafferleit««- wird Montag und Dienstag, de« L u«d S. Juni, wegen Reinigung derselben anßer Betrieb gesetzt sein. Lichtenstein, 30. Mai 1896. Die Wasserwerk- Verwaltung. Götze. Ueber hiesige Ortsbezeichmrngen. Bon Hugo Colditz. (R-qdrmi »«r»»ko.) Wie OrtSbezeichnungrn ost die einzigen Quellen find, auS denen sich geschichtliche Nachrichten schöpfen lasten, so geben uns auch in Lichtenstein viele solcher Namen manche interessante Nachricht, wenn wir ihrer Entstehung nachforschen. Um Gegenwart und Brrgangenheit enger zu knüpfen, sei in folgendem versucht, einige dieser Denk mäler unserer Vorfahren in Kürze zu beleuchten. Namen, die sich selbst erklären oder nicht Anlaß zu ortSgeschichtlichen Bemerkungen bieten, sind unberück sichtigt geblieben. Dankbar würde ich für jede auch noch so kurze Notiz sein, die Nachstehendes ergänze« könnte. Anger. Ma» unterschied einen oberen und niede ren Anger. Der erstere war daS wenig nutzbare Gelände zwischen der Hartensteiner Straße and dem Bache, soweit eS nicht in Prioatbesitz war, der letztere lag oberhalb der Schiefermühle zwi schen dem «herrschaftlichen Fischbach- und de« Berge. Beide diente« den Bürgern zur Hütung ihrer Haustiere, wurden aber seit 1784 teilweise verpachtet, um Gewinn für die Stadtkaste zu ziehen. Seit 1883 ist der niedere Anger vollständig in Privatbesitz übergegangen, während der obere zum teil noch Stadteigentum ist. Die Sngerwiese war ein Wiesengrund längs der heutigen Angergaffe und wurde bis gegen Eade deS vorigen Jahrhundert» dem Bürgermeister zur Nutznießung gegeben (später teilweise ver- pachtet), wie auch der zu Feuerlvschzwrcken ge- grabene„Bürgermeisterteich", den später bis zurAuS- fülluug die gesamten Vertreter der Stadt nutzten. I« der Badergasse stand das Haus de- „Ba- derS-, des BarbierS und Heilkünstlers, m dem Stötze und Wannen, die der Bader, wie er scheint, vou der Stadt gepachtet hatte, Bäder ermöglichten. In der Bleichgasse befand sich bi» vor ea. 20 Jahre« eine Bleicherei. Den Burgwald findet mau auch Burkwald ge schrieben. In ihm hat niemals etoe Burg gestände«, aber wahrscheinlich leitet sich der Name von dem oberwendischen Lvreic-bäriicu — kleiner Kiefer wald her, da wir ja in der Nähe (Mülsen, Röd- litz) wendische Ansiedelungen haben. lieber den Chemnitzerberg führte bis 1826 die Straße «ach Chemnitz, denn die Chemnitzer Straße wurde 1824—26 ange legt, wozu die Stadt 1000 Thaler beistruert«. Sie führte nun nicht mehr an Schule and Hospital vorüber, sondern durch di« „Weinkellergaffe*, die vom „Weinkeller* (Ratskeller) bi» au die „Mäd chenschule* (jetzt da« Hau» de- Herrn Bernstein) sthrte. „ , Di, Damms abrik (nicht Dampffabrrk) war ur- sprünglich eine Spinnerei, deren Besitzer um 1820 Christian Dam» hieß. Da man andrrwärt« um »les« Zett den Dampfbetrieb einführte, waren die Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HWsk-KMger flr MMrs, Mitz, Imvdnf, Mkdorf, ZI Wm, KnmWrt, Amm» mt MH» Amtsblatt für den Ltadtrat zn Lichtenstein. vetmmtwachimg. Der am heutigen Tage fällige zweite Stadtanlaaentermin ist bis längsten» zum SS. Junk dfs. Js. au die hiesige Stadtstellereinnahme abzuführen. »elmmmechim-. Wir beabsichtigen, mit zu erhoffender Genehmiguug de, Königlichen Auf- sicht-behörde. da» der Stadtgemeinde Callnberg gehörige Lehmar«be»1eich- grundstück an der hiesigen Teichstraße au de» Meistbietende» zu ver« kaufen. Kauflustige werde« gebeten, ihr, Angebote bi- ZN« S J««i ds-. IS. bei dem unterzeichneten Bürgermeister »iederzulegen. Die näheren KaufSbediugungen sind bei demselben zu erfahren. Auswahl unter den Bietern wird Vorbehalte». Callnberg, am 29. Mai 1896. Der Gtadtgemeinderat. Prahtel, Bürgermeister. hiesigen 3 Handsptnnereie» nicht mehr konkurreuz- fähig und stellten den Betrieb ei». E« bestanden nämlich noch die Heppe-Fabrik in der Bleichgaffe und die Vieweg-Fabrik auf dem jetzt P. Thonfeld- schen Grundstücke. Der Dracheustei», der Bergteil mit dem Hause deS Herru Weber Merkel, hat nach mündliche« Berichte seinen Namen um die Mitte diese- Jahr hundert- durch kindliche- Spiel erhalte». Einsiedelei heißt der von Lärchen umstandrue ebene Platz auf dem Abhauge gegenüber dem Stadtbade; auf ihm soll einst die Klause eiue» Einsiedler- gestanden haben. Esel-Wiese heißt die Wiese gegenüber der Schie- fermühle, welche vermutlich zur Hütung derMühlen- esel gedient hat. Die FSrbergasse ist «ach der in ihr befindlichen älteste« (schon vor 1600) und lange Zeit einzigen Färberei benannt, in welcher die Tuche der hiesigen Tuchmacherinnung fast ausschließlich schwarz ge färbt wurde». Von den Friedelsträuchern sind an der Zwickauer Straße link- nur noch Reste erhalten. Sie werden so geuauut uach Daniel Friedel, 1695 Besitzer de- „unteren Gasthofe-" (Weißes Roß), zu dessen Fluren sir gehörteo. Fränerweg heißt der Weg von der Schloßallee nach der Stollberger Straße. Er hat de» Fröner« au- Hohndorf gedient, um zu dem hiesigen Vor werk (jetziges PalaiS) oder nach RüSdors zu ge- laoge«, um dort ihre Frondienste zu verrichte«. Galgenberg heißt die Höhe hinter dem Schützen- Hause, wo man jetzt Sand abbaut. Hier hat that- sächlich in früheren Jahrhunderten „ da» Gericht", der Salgen, gestanden. Vorher soll der Berg „Streitberg" geheißen haben, weil hier 1103 eiu Kampf mit den Zwickauern stattgefuuden habe. Gemetndebrache auch Vie „Leede" (Leithe) genannt, ist ein Streifen von etwa 12 Scheffel am Hohensteiner Wege. Es hat hier em Besitztum gestandeu, das durch de« 30jährigen Krieg zu einem „wüsten Gut" geworden war. Wegen ausgelau fener Steuerschuld wollte ,s die Herrschaft ver steigern lasten, mußte e« aber, da sich kein Käufer fand, für 80 Gulden (gegen 400 M.) selbst er stehen. Graf Otto Albert schenkte e- darauf am 6. November 1670 der Stadt, „da«it der Rat damit thue, wa» er wolle", jedoch solle eS „zur Besserung de- gemeinen Wese«-" angewendet wer den. Nachdem das Grundstück al» Gemeiudebrache zur Hütung benutzt worden war, wurde e« seit 1727 verpachtet und später (vermutlich zum Teil au den Bürgermeister Scheibner) verkauft. Jetzt bezeichnet man al-„Gemeindebrache" «iue« größeren Grundstück-komplex westlich der alten Glauchauer Straße, der wohl auch scheokungSweise von der Herrschaft an die Stadt gekommen seiu mag. Goldgrude nennt «au eine jetzt nur uoch geringe Vertiefung auf de« Sroatenberge gegenüber dem Seydelscheu Sarteuhäußchen, wo «an augeblich einmal nach Gold gegraben habe. ivüi« «« «scheint »»Glich («ch« «Mw- «d «est»«») »och» s» Disiill»«» netz«« «ch« da Uspedmo« in BHvafKw, Matt 17», «tk «da da« W« mit 10 Psowig« Die Sotte-wiese, welche au der Waldenburger Straße liegt, gehört der hiesigen Kirche und bildete eine» Teil de» früheren „untere»" auf dem Schäller gelegenen PfarrguteS. DaS obere lag an der Hartensteiner Straße in der Nähe deS jetzigen Bahnwärterhäuschen-, daher dort »och heute die „Pfarrsträucher". Die Heldbrücke führt ihre Bezeichnung nach einem früheren Besitzer (Anfang deS Jahrhundert») de» Grundstücks am linken Ufer de» Bache» gegen über der Brücke. Da- Hospital zom heiligen Kreuz ist al» eine der ältesten Stiftungen Sachsen» im Jahre 1440 durch den schönburgischen Hauptmann Ru dolph v. Meckau als Asyl für Pestkrauke gegründet und war mit einer Kapelle verbunden, deren Altar dem „heiligen Kreuz" geweiht war. Im 30jäh- rigen Kriege wurde e» mit eingeäschert und 1651 besonders durch Unterstützung seiten» Georg Ernst» v. Schönburg wieder aufgebaut. Da» Julienhospital wurde al» Krankenhaus am 26. Mat 1843 vom Fürsten Otto Viktor v. Schönburg mit einem Aufwand von 63,000 M. gegründet und zu Ehren seiner Tochter Julie so genannt. Da» Kraftgäßcheuhat seinen Name» vo» Adam Kraft, der am Anfang diese» Jahrhunderts Be sitzer de» an der Nordseite anstoßenden Grund stücks war. Die Kreuzleithe wird schon vor 1500 tu Rech nungen erwähnt. Leithe bedeute» Abhang. Auf diesem Abhange hat jedenfalls in katholischen Zeiten ei« Kreuz gestanden; vielleicht geht man nicht fehl, wenn man annimmt, daß jene» Kreuz an den oben bei „Galgeuberg" erwähnten Kampf erinnern sollte, oder a» den von 1136 oder 1348. De» Kroateuberg, heute vielfachObermüllerberg genannt, hat seinen Namen davon erhalten, daß im August 1632 die Kroaten, au» denen die Holk» scheu Scharen zumeist bestanden, ihr Lager auf ihm aufgeschlagen hatten. (Forts, folgt.) *— Lichtenstein, 30. Mai. Denjenigen Be wohnern unserer Stadt und deren Umgegend, welche die Berliner Gewerbe-Ausstellung besuche«, dien« zur gefälligen Ke»ntniS, daß dort in dem große» Lesesaal für die Dauer der Ausstellung auch da» „Ltchten- steinrr Tageblatt" ««»liegt. Bei mehrtägigem Be such ist e» vielleicht manchem erwünscht, die» zu wijseo, im Fall er sich über wissenswerte etwaige Borkommniffe in der Heimat schnell orientiere» will. "— Für die 13. Abteilung de» Wahlbezirke» der land- aud forstwirtschaftlichen BerufSgeuosseu« schäft, sowie für die Wahlen zum Landeskulturrate im 10. Wahlbezirk finde» am Freitag, den 12. Ium 1896, von Vorm. 10 Uhr bi» »achm. 1 Uhr im alte« Schießhause zu Lichtenstein Ergänzung-- Wahle» statt. Die näheren Bedingungen find in den Aus hängebogen im Rat-keller zu Lichtenstein und ta Callnberg zu ersehen. WWW«