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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich WWZ--MM siir Koftdorf, ZödH, Kmirdors, Mdrrf, Zt. Wien, Ztimchratt, KmkM M M» Amtsblatt für den Ltadtrat zu Lichtenstein. > —— - > 46. Jahrgang. —- — . - — — Nr. 101. "'"'B.'?!'"""" Sonnabend, den 3. Mai "i?" 1896. »d« da« R»»» «U 10 Psomig« « »«««pai« 1 Mart « — «dqeva Au»»« 10 «t«e»ea.— Inserat, »ad« d^»ta»»«»a «chBch bi« spiitch«« ««M»« 10 Uhr. rase-r-schicht«. * — Lichtenstein, 1. Mai. Die Gewinnliste der 21. Dresdner Pferdelotterie ist erschiene», dieselbe kann in unserer Expedition eingesehen werden. * — Wir stehen im Zeichen des ersten Mat, der Walpurgisnacht. Im germanischen Heidentum fiel eine- der wichtigsten Feste auf diesen Tag, die mit Tänzen verbundene Frühlingsfeier. Heute hat die Walpurgisnacht nur noch eine berüchtigte Bedeutung, nach dem Volksglauben kommen nämlich in dieser Nacht die Hexen mit ihrem Meister, dem Teufel, auf dem Blocksberg zusammen. Im Erzgebirge und Vogtland bestehen noch heute alte Sitten und Ge bräuche, die sich mit der Austreibung der bösen Geister verknüpfen. Besonders verbreitet ist das Besenschleudern, wobei alte Rutenbesen mit Stroh und Pech umwickelt und in der Finsternis auf den Höhen und den Lüsten geschwenkt werden. Auf den Bergen werden Feuer angezündet und lustig knalle» die Schüsse inS Thal. Auch in unserer Gegend ist diese Sitte noch im Gebrauch. In ihr liegt noch ein Stück BolkSpoesie, die an vergangene Zeiten erinnert. * — Bon R. Fritzsche'» Kursbuch für Sachsen, daS übrige Mitteldeutschland, Böhmen und die hauptsächlichsten Anschlußbahnen in Nord- und Süddeutschland, sowie Schlesien rc. ist die SommerauSgabe erschienen. Dieselbe enthält die vom 1. Mai ab giltige» Fahrpläne de, Eisen bahnen, Fahrposten und der Sächsisch Böhmischen Dampfschiffe und außer einer Eisenbahnkarte deS dichten sächsischen Netze« eine solche für Mitteleuropa. Die neue Ausgabe weist eine umfassende Neugestal tung de» Inhalte- mit einer ganz bedeutenden Ver mehrung desselben auf. Die Fahrpläne enthalten zahlreiche neue Strecke»; eine Preistafel für Zeit karten nach den frequentesten Stationen von Dres den, Leipzig, Chemnitz und Zwickau aus ist hinzu- gekommen, besonders aber wird ein Verzeichnis der Berge und Aussichtspunkte de- Erzgebirge», der sächsisch-böhmische» Schweiz und der Lausitz willkom men sein. AuS diesem ist zu ersehen: die Höhe der Berge, ob Restaurant vorhanden, die ZugangSstatio- »en, die Entfernung von diesen und die Seite de» Kursbuches, auf welcher der Fahrplan dieser Sta tionen za finden ist. Endlich enthält das Buch als wertvolle Zugabe eine Ueberstcht der in der Reise saison verkehrenden Sonderzüge zu ermäßigten Preisen. Der Preis von 50 Pfennigen ist bet der Reichhaltig keit des Kursbuches, die ohne Konkurrenz ist, ein sehr billiger und nur durch die riesige Verbreitung deS Buches ermöglicht. — I« .den beteiligten Kreisen herrscht vielfach Unklarheit darüber, welche derim Handel befindlichen Farben zu den Giften im Sinne der Anlagen zu dieser Verordnung gehören. ES ist deshalb von den Apothekenrevisoreu ein Verzeichnis der gebräuchlichste» Giftfarben unter Bezeichnung mit ihren HandelS- namen ausgestellt worden, welches von den Beteiligten an Kanzleistelle der König!. AmtShauptmanvschaft Glauchau eingesehen werden kann. — Zur Beachtung! »Raubst Du dem Bogel sein Nest und Ei, ist's mit Gesang und Obst vorbei!" Dieses Sprüchlein kann jetzt, wo die Sing vögel mit dem Nisten and Brüten beginnen, der Jugend nicht oft und eindringlich genug eingeschärft werden. Aber nicht allein mutwillige Knaben stellen den Vogelnestern nach, auch Raubvögel, Katzen, ge werbsmäßige Vogelfänger vernichten alljährlich Sing vögel, so daß alle Kreise mitwirken müssen, die Säu ger in Flur und Hain zu schützen. — Der Untergang der Erde im No vember 1899. „Professor" Falb soll behauptet haben: „Die größte Gefahr droht der Erde von dem im Jahre 1866 entdeckten Kometen, der als Revo lutionär das Weltall durchsaust, ohne sich dabei an bestimmte Bahnen oder Regeln zu binden. Er er scheint im November 1899 wieder und muß den Schlußrechnungen »ach mit der Erde zusammenstvßeu. Hierbei wird der Komet giftige Gase entladen; für die Erde und deren Bewohner ist der Untergang zu befürchten". Andere, denen noch vielmehr daS Epi theton „Ignorant" zukäme, als dem eigentlichen Ur heber de» vorstehenden UnfinnS, modifiziere« diesen, indem im „unglücklichsten Falle beim Zusammenstoß eine teilweise Verheerung, eine Erderschütterung oder ei» teilweise» AaStreten des Meere» entstehen könne". Wenn nun auch direkt nachgewiese» werden kann, daß die Falb'schen Stellungen deS MondeS, der Sonne und der Erde keinen Einfluß auf daS Wetter, noch viel weniger aber eine rückwirkende Wirkung haben können, abgesehen davon, daß seine kritischen Tage und zwar selbst der 1. Ordnung sich that- sächlich nicht durch außergewöhnliche WitterungS- erscheinungen und geophysische Ereignisse mani festierten, so ist eS doch geradezu unglaublich, daß jene Worte über die Wirkung eines zu erwartenden Kometen von Falb herrühren sollten. Unverzeihlich aber ist eS, so schreibt da» „Leipz. Tagbl.", wenn Leute, die in astronomischen, geophysische» und meteorologischen Dingen nicht einmal so viel wissen, als ein schlechte» und unzeitgemäßes populäres Werk zum Besten giebt, wenn eben dieselben zu ihren un glückliche» Wetterprognosen weniger Borkenutnisse besitzen, als der beschränkteste Schäfer Thomas, ihre Ueberhebung in gewissenloser Weise dazu benutzen, leichtgläubige Gemüter gruseln zu machen, oder so gar geistig oder leiblich zu schaden suchen. Wo ist da der Staatsanwalt? — Weshalb tritt in trüben Nächten des Mai kein Nachtfrost ein? Wer aufmerksam die Vorgänge in der Natur beobachtet, dem wird eS nicht entgangen sein, daß in den Nächten deS Mai, wo der Himmel wolkig oder trübe ist, Nachtfröste iu der Weise, daß die Temperatur am Erdboden erheblich tiefer finkt als z B. in 1 bis 2 Meter Höhe, nicht Vorkommen. Vergleicht man bei trübem Wetter die in 5 Centi- meter und in 2 Meter Höhe ausgestellten Minimal thermometer, so findet man, daß, wenn überhaupt ein Unterschied vorhanden ist, dieser nur als ein sehr geringer sich herausstellen wird. Ran muß also schon der Wolkendecke de» Einfluß zuschreibeo, Nachtfröste verhindern zu können. Und eS ist in der That so. Die Wolken- oder Nebeldecke hält, da sie wie ein Schirm wirkt, die Wärme an der Erdoberfläche zu rück und verhindert also die Ausstrahlung gegen de» kalten Weltenraum. Wir sehen de» Vorgang tn ähn licher Weise, wenn wir uns in der Nähe eines sehr große Wärme verbreitenden Ofens befinden. Meint derselbe e» zu gut, dann stelle» wir «ine» Ofeaschirm auf und setzen uns dahinter. Wir werden dann von der übermäßigen Hitze de» OfevS nicht» mehr spüren, da der Ofen die Wärme zurückhält. So ver hindern auch Wolken und Nebel den Wärmeverlust der Erdoberfläche durch Ausstrahlung. Wüßte man mithin stet», ob eine Nacht klar oder trübe sein wird, so wäre man in den meisten Fällen in der Lage, zu beurteilen, ob ein Nachtfrost eintritt oder nicht. — Die Sächsische Landeslotterie (nächsten Mon tag beginnt die fünfte Klasse der 129.) wurde zum ersten Mal Montag, den 5. März 1713 gezogen. König August der Starke hatte zur Einrichtung der selben eine Kommission verordnet, welcher bet der Ziehung der Lose Deputierte au» dem Obersteuer- kollegiom, Mitglieder de» engeren und weitere» Aus schusses der Ritterschaft und Abgeordnete der beiden Städte Dresden und Leipzig beigesellt waren. Vier Personen wurden vor Beginn der Ziehung öffentlich auf Lid verpflichtet, die Eintragungen, Manuale und Register gewissenhaft zu führen. Die Ziehung die ser ersten Sächsischen Landeslotterie, deren Einlage vier Millionen meißnische Gülden betrug, wurde iu der Leipziger Neuen Börse auf dem Naschmarkte vor genommen. — Dresden, 30. April. Ihre Majestät die Königin wohnt« heute vormittag um 11 Uhr der Hauptversammlung de» Albertv«, eins im hiesigen Carolahause bei. Für Nachmittags hatte Ihre Maje stät zur Erinnerung an de» vor 25 Jahren abge schlossenen Frieden und die damit beschlossene KriegS- thätigkeit des Albertvereins eine „ErmnerungS- und Frühlingsfeier" im königl. Schlosse zu Moritzburg veranstaltet, zu welcher die Mitglieder deS Albert- vereiuS, sowie alle diejenigen Damen und Herren, welche 1870/71 bei den Arbeiten in den Reserve lazaretten im MoxpalaiS und in den ErquickungS- und Verbandsstationen thätig waren, Einladung erhalten hatten. Die Teilnehmer an dem Feste wurden heute nachmittag 2 Uhr 35 Min. mittelst Souderzuge» vom Leipziger Bahnhofe aus nach Moritzburg befördert und im dortigen königl. Schlosse an den von der königl. Hofwirtschaft etablierten Buffet« m,t allerlei Erfrischungen bewirtet. Ihre Majestät die Königin gedachte an der Feier gleich falls teilzunehmen und sich nachmittags in Beglei tung der Hofdamen Gräfin Einsiedel und Gräfin Reuttner v. Weyl, der Hoffräulein« v. Abeken und v. BorrieS, sowie des Kammerherrn v. Minckwitz zu Wagen nach Moritzburg zu begeben. Se. Exzellen der Oberhofmarschall Graf Bitzthum v. Eckstädt war bereits vormittags dahin gefahren, um die erforder lichen Vorbereitungen zum Empfange zu treffen, während der Oberhofmeister Ihrer Majestät der Kö nigin, Generalmajor z. D. o. Malortie, mit den Festteilnehmern de« Sonderzug benutzte. Zur Rück kehr der Festgäste, die für heute abend '/e7 Uhr in Aussicht genommen ist, steht wiederum ein Sonder zug zur Verfügung. — Dresden, 30. April. Unter großem Bei falle sprach gestern abend Giaf H oen S b r oech im Saale deS ÄkwerbehauseS über: ..Römische Kirche und evangelisches Christentum". Die Versammlung nahm folgenden Beschlußantrag an: „In Erwägung, daß das weltliche politische System der römischen Kirche, das man mit „UltramontaniSmuS" bezeichnet, eine schwere und dauernde Gefahr für daS Verhält nis zwischen Kirch« und Staat und für den konfes sionellen Frieden der Bevölkerung bildet, beschließt die von gegen 2000 deutschen Männern uud grauen Dresdens besuchte Versammlung, die Reichsregierung und den Reichstag aufzuforderu, dem Vordringen deS UltramontaniSmuS, der richt mit der katholischen Religion identisch ist, zieibewußt und nachdrücklich auf allen Gebieten entgegenzulreten und unsere» Vol ke- heiligste Güter zu wahren". — Ueber die Kranken- und Begräbniskasse des Ver bandes Deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig liegt uns ein ausführlicher Bericht für das letzte Geschäftsjahr vor, der interessantes Material darbietet über die Notwendigkeit der Krankenversicherung auch im Handelsstande. Da die Kasse an allen Orten Deutschlands vom Versicherungszwange befreit und bei mäßigen Monatsbeiträgen freien Arzt und Arznei für 26 Wochen, sowie Krankengeld bis zu täglich 5 Mark auf die Tauer eines vollen Jahres und BegräbniS- aeld bis zu 600 Mark gewährt, ist ihre Ausbreitung und segensreiche Wirksamkeit leicht begreiflich. Ihre Mitglieder verteilen sich nämlich auf 1688 verschiedene Orte, von denen in 259 Orten Verwaltungs- und Zahlstellen bestehen und infolge der großen Ausdehnung liefert der Bericht ein zu verlässiges Bild der kaufmännischen Gesundheit«- und Sterb lichkeitsverhältnisse. Auf je I00 Personen entfielen 89 Er krankungen überhaupt oder 28, die Erwerbsunfähigkeit zur Folge hatten. 19 Mitglieder waren über 52 Wochen, 63 über 26, 162 über 1.8 und 418 Mitglieder über 6 Wochen arbeitsunfähig krank. Für Influenza-Erkrankungen wurden allein M. 31526,61 und für Unglücksfälle M. 20650,— im letzten Jahre ausgegeben. Die Auszahlungen für Kranken unterstützung erforderten M. 312340,13 und für Begräb nisgeld M. 10195,70; auf die ärztliche Behandlung einschließ lich Arznei und Heilmittel entfielen allein M. 150851,33. Auf die gesamte Mitgliederzahl verteilte sich das Kranken geld mit M. 11,27, Arzt und Arznei mit M. 11,— pro Kopf. Von den als völlig gesund aufgenommenen 2491 Mitgliedern erkrankten 1177 während der ersten 6 Monate und doch ist die Kasse vielleicht die einzige kaufmännische Hilfskasse, die noch nicht durch die hohen Anforderungen gezwungen worden ist, ihre Beiträge zu erhöhen oder die Unterstützungen zu ver kürzen. Durch ein Vermögen von M. 265000,— werden die Kassenleistungen sicher gestellt. — In Chemnitz hat sich eia Verband der Arbeitgeber der gesamten Textilbranche, und zwar