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HWfts-MzeM str Ihndors, IS»U Amvdsrs, Mors, Hl. Mm, MimchM, DrimM md Wsm. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. ^8. JahrgaUg. —————— Nr. 287. -""N. j!"""" Donnerstag, den 10. Dezember ""KWk'.w" 1896. Diese» Blatt erscheint täglich (außer Sonn« und Festtag») abend» für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfenuige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein. Markt 179. alle Kaiser!. Postanstalten. Postboten, sowie die Austräger entgegen. — I n s«r a t e werden die viergespaltene KorpuSzetle oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bi» spätesten» vormittag 10 Uhr. Felsverpachtung. Die Teile 2 bi« 9 und 20 bi« 24 der Borwerksfelder, zusammen 6 da 27.« ar, sowie da- sogen. Beetel unterhalb de« Höhlfelde» an 2 du 4,s ar sollen vom 1. Oktober 1896 an auf 10 bez. 7 Jahre parzelleoweise unter den gewöhnlichen Bedingungen Freitag, de« 11. Dezember e., nachmittags 3 Uhr im Meutamte meistbietend verpachtet werden. Fürstlich« stieutverwattung Lichteustei«, den 4. Dezember 1896. v. Uslar-Gleichen. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 9. Dez. Morgen findet die hiesige Stadtverordneten« Ergänzungswahl statt. ES find 2 ansässige und 2 unansässige Bürger zu wählen. Die Abgabe der Stimmzettel erfolgt von vormittag- 9 Uhr bi« mittags 1 Uhr im Stadtver« ordneteusitzungSzimmer. *— Auf da- morgen abend i« goldnen Helm stattfindeude Künstler«Covcert, welches wir schon mehrfach an dieser Stelle erwähnten» fei hiermit nochmals aufmerksam gemacht. — Wo eS noch nicht geschehen, ist eS jetzt die höchste Zeit, di« Obstbäume durch Umbinden mit Dornen, Stroh oder Umgebe» von Drahtgeflecht vor Hasenfratz iw Winter zu schützen. — Weihnachtsferten. Auf die durch viele Blätter gegangene Notiz, die Verlängerung der diesjährige» WeihnachtSserie» bitr., wird von Herrn Schulrat Lötzsch folgende- witgeteilt. DaS König« ltche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter« richt- hat ausdrücklich abgelehnt, «ine allgemeine Anordnung hierüber zu treffen, will aber ausnahms weise geschehen lassen, daß solchen Schulgemeinde- Vertretungen, die darum nachsnche», je nach Lage der Umstände durch die BezirkSschulivspektionen ge stattet werde, den Schulunterricht statt am 2. erst am 4. Januar 1897 wieder beginnen zu lasten. — Weihnachtsgeschenk« und NeajahrSgrüße kön nen schon jetzt nach den Bereinigten Staaten geschickt werden. Wem daran gelegen ist, daß die betreffen den Sendungen erst zur gehörigen Zeit in di« Hände de- Empfängers gelangen, hat nur nötig, aus den Briefumschlag folgende Worte zu schreiben: „Io äelivor on Odristmas äaz?" (Am WethnachtStaq ab zuliefern), oder: „Io äsliver on (Am NeujahrStag abzuliefern). Wer Weihnachts geschenke sendet, thut auch gut, in der dazu nötigen Deklaration da» Wort: „Odristmao prsssnt" (Weih nachtsgeschenk) hinzufügen, da die amerikanischen Zollbeamten, die sonst ziemlich streng vorgehen, bei Sendungen, die augenscheinlich als Weihnacht«, geschenkt za betrachten find, Rücksicht walten lassen. *— In Mülsen St. NiklaS wurde die Erhebung einer Umsatzsteuer für Konsumvereine abgelehnt. — Dresden, 8. Dez. Die 40jährige Witwe Bergmann wurde mit drei Kindern von 4. 6 und 11 Jahre» heute früh, Oppellstraße 24, vergiftet aufgefuuden. Die Frau vollbrachte die That in Aufregung über den gestern erfolgten Tod ihres ManneS. — Dresden, 8. Dez. Wieder forderte hier eins jener unsinnigen Bravourstückchen, wie sie sich leider sehr häufig abspielen, ein Opfer. Ein junger Mann von 21 Jahren, der schon einen Teil seines Wochenlohnes in Spirituosen umgesetzt hatte, prahlte in einer Restauration der Friedrichstadt damit, daß er ein halbe-Liter Rum auf einen Zug leeren würde. Als ihn verschiedene seiner Bekannten von der Aus führung seine» Borhaben« abhalten wollten, beharrte er erst recht auf seinem Borsatze und führte sein Borhaben aus. Heute vormittag verstarb der junge Man» iusolge de« unmäßigen Spirituosengenuste». — Gestern versuchte sich «in alter 71jährig«r Mann in seiner Wohnung zu erschießen. Derselbe traf sich nur in die Magengegend, matzte aber nach schweren Leiden noch am Abend seinen Geist aufgeben. — Chemnitz, 8. Dez. Einem Geschäftsin haber der innere» Klosterstraße wurden gestern abend in der 7. Stunde aus einem Schaukasten, welcher vou der Außenseite des Haus«» abgehoben und in der Hausflur erbrochen worden ist, nachstehende Gegenstände gestohlen: 25 — 30 Korallenschnüre, mittlere Perlengröß«; 25 StückHerrrnketten (Double), davon einige mit Scharnier, gestempelt, die meisteu Ketten sind mit dem Zeichen 0. O K. versehe», welche« auf de» Ring, der die Kette mit der Feder verbindet, angebracht ist; 23 Stück Damenuhrketteo, mit dem Zeichen 0. O versehen, 10 Stück davon mit Karabinerhaken und Federring, daran a» drei teiligem Kettchen ein Anhängsel in Herzforw, die anderen gleichfalls mit Karabinerhaken und Feder ring, doch ist da» herzförmige Anhängsel an einfache« Kettchen befestigt, die Kette» sind von Doubl«; 12 Stück Dawenuhrketten, dreiteilig mit dem Zeichen 0. O K. (Doublä); 7 Stück vergoldete Herrenuhr ketten, 4 Stück Chatlaine, dabei ein Stück in Nickel, einen Dolch darstellend, beim Herau-ziehen jedoch eine Scheer« euthalteud. Der Gesamtwert der ge stohlenen Gegenständ« beläuft sich auf etwa 500 M. Von dem Dieb, bezw. den gestohlenen Sachen fehlt »och jede Spur. — Infolge der Initiative deS dortigen Ge- werbevrreinL ist nunmehr auch in Glauchau die S» ündung einer Schutzgemeinschaft gegen unlauteren Wettbewerb erfolgt. — Die Firma Ang. Clauß in Hohenstein feierte am 7. d. M. ihr 25jährigeL Bestehe». Au» diesem Anlaß erhielten die daselbst beschäftige» Ar beiter Sparkassenbücher eiugehändigt, in welche je nach der Dauer des ArbeitSverhältniffe», und zwar pro Arbeit-jah, 10 Mk., die Beträge von 10 bi» 240 Mk. eingetragen waren. Die Arbeiter stiftete» ihrem Chef eine künstlerisch auSgeführte Gedenktafel. Unter den Arbeitern herrschte natürlich über die un erwartete Beschenkung große Freude. — Waldenburg, 8. Dez. Se. Durchlaucht Prinz Georg von Schönburg-Waldenburg ist gestern abend, von Schloß Hermsdorf kommend, zu mehr tägigem Aufenthalt hierselbst eingetroffen.—Gestern abend, etwa 10 Miaute» vor 6 Uhr, wurde hier ein Meteor beobachtet, welches, nicht sehr hellleuch Zwischen Lipp' und Kelchesrand. Roman von I. Berg « r. l?! Nachdruck drrtotru. (Fortsetzung) „Na, na, da« wird wohl so sein, gnädige Frau! Ich habe auch recht wa« Gute« gekocht. — Dem Herrn Leutnant sein Leibgericht: Geräucherte Schweine rippchen mit Erbseu uud Sauerkohl. Und noch eine Extraspeise — Käsetorte mit Schlagsahne! Alles ist fix und fertig und wohlgtlung«, gnädige Frau!" In demselben Moment fahr rasch eine Droschke vor da- HauS. Die Majorin zuckte zusamme», ihre Augen leuchteten, ihre Lippen zitterten vor Erregung. Sie streckte unwillkürlich beide Hände gegen die Thür, durch welche ihr Sohn etutreten wußte. Da schellte eS auch schon im Korridor. Anne Marie lief hi-au« uud öffnet«. Nun scholl Helle» Lach«» auf dem Gange, im nächst«» Augenblicke wurde die Thür aufgerisseu und uod ein schlanker junger Mann, der dir Uniform eine- Artillerie-Leutnant» trug, eilte mitauSgebrei- tete» Armen auf die alte Dame zu und schloß sie zärtlich a» seine Brust. „Wulf, lieber Wulf!" stammelte sie. Daun brach sie in ein herzbrecheude» Weine» uud Schluch zen aus. Die Majorin empfing ihre« Sohn immer so. — Aber e« waren Freudenthräum, die sie vergoß. Wulf lacht« und küßte ihr wiederholt Mund und Hände. Danach schwenkte er sie rin paar Mal jubelnd im Kreise her»«. „Um GotteSwillen, laß «ich! — Du brittast «ich um!* rief st» ateslo«. »Niemals wirst Du vernünftig werden, Wildfang Du!" Daun schob sie ihn etu wenig von sich fort und sah ihm zärt lich in daS vollendet schöne Besicht, in die über mütig blitzenden braunen Augen. „Wie ähnlich Du dem Vater bist, mein Sohn. Jeder Zug, jede Miene Deine- Gesicht» erinnert mich an ihn. Selbst dir Haltung, die Gestalt, die Sprache Haft Du mit ihm gemein. Ja, alle-, alle», wem Junge!" Er errötete wie ein junge» Mädchen uvd blickte stolz auf do« von einem düster» Trauerflor ver schleierte Porträt seine» Vater», welche» übe» dem Schreibtische der Mutter hiug. Tanz strahleud bot er ihr den Arm und führte sie zum Sofa an den gedeckten Tisch, wo sie sich beide uiede,ließen. Anne Marie servierte da« Mittags mahl, dem Wulf zur Freud« der alten Dienerin alle Ehre authat. Die Majorin ließ noch eine Flasche Moselwein aus de« Keller hole» und so floß eine Stunde voll ungetrübter Heiterkeit rasch dahin. Nachde« Anne Marie den Tisch abgeräumt und de» Kaffe« gebracht hatte, bliebe» Mutter und Sohn im traulichen Gespräch beisammen, da» krinen Augen blick stockte. Er hatte ihr viel mitzut«ileu uud sie hörte ihm voll Teiloahme zu, ohne seine Rede zu unterbrechen. „Ich versichere Dir, Mama, geradezu gräßlich ist e» dort hinten an der rassischen Greuze," be teuerte er, „kaum zum Aushalten! Theater uud Corcerte existieren nicht in meiner Tarntso», Bälle uud Gesellschaft«» ebensowenig. Zeitungen sind uie«al» Vorhand«« und in d«r Lrihbibliothrk nur alte Schmöker vou Anno dazumal zu finde». Der einzige Lichtblick in de« Rest ist mittag» uud abend» i« Kasino, den» die Kamerad« fi»b ohne Su»nahm« umgänglich und ortt. — Kommitzdienst bei der Batterie hatten wir die schwere Menge und kam man zum Manöver hiuau», dauu wurde die Situa tion noch schauderhafter. Abscheuliche Quartiere in Lehmhütten, nasse Biwak», schlechte Kost. — Täglich graue Erbsen mit „Schwand" und Cichorienkaffee. — Ja, auf Ehre, manchmal war'» zum Totschießen, rein zum Berrücktwerden. — Dabei nicht den gering ste» Verkehr mit deu benachbarten Gütern, weil die Besitzer Polaken sind, die nichts vou uns wissen wolle n. Die Zivilisten im Städtchen meistens Spieß bürger. Habe mich scheußlich über die Kerle geärgert!" Wulf schlug zornig mit der flachen Hand auf den Tisch. Die Majorin griff nach der Hand und streichelte sie sanft mit ihr« weichen Fingern. „Na ja, »a ja, Mama, ich brauche Dir nicht erst zu erklären, was für eia Hundeleben ich in diesem gesegneten Neste geführt habe! Stelle Dir einmal vor, daß die Hälfte der Einwohnerschaft au« polnischen Gchacherjuden besteht, di« «it lang«» Seitenlock« in denkbar schwierig« Kaftan» in den Gassen umherlungerv, d«n Offizieren die alten Klei der abkaufea und ihnen Gelder zu hohen Prozenten leihen." Die Majorin zuckte zasa«meo und blickte Wulf mit großen erschreckten Augen an. „Leider find viele Kamerad«« in der verzweifel ten Lage, sich dieser Kerle bedien« zu müssen," fuhr er ernsthaft fort. „Sott sei Dank hab« ich nicht nötig, Geld zu borg«. Im Gegenteil: ich hab« ge spart uud mir dafür Bücher augeschafft zum Studium für die Krteg«akade«ie. — Meta« gute liebreiche Mama sorgt schon dafür, daß ich kein« Mangel leide." (Fortsetzmrg folgt.) »«NU«». »e a-wäblt die Berre«: lliabrtkaut Zierold. Oekono« Herold. Musikdirektor Kaiser. Als Ersatz»«»»«