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KkWr-Mzcher sir Kohndorf, JödH, Amirdorf, Mors, Sl. Hidm, LeimiHsort. Kmem« lind Mm. Aintsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — 4«. Jahrgang. — Rr. 279. »--«sprech.«»sch,«. Dienstag, den 1. Dezember 1896. Diese« Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtag«) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark SS Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werde» die viergespalteae KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennige» berechnet. — Annahmt der Inserate täglich bis spätesten» vormittag 10 Uhr. «olksbibliothek Mtmch nd Fmadeod m 12 dis 1 W. Vela<Ntm<ch«<g, die Dtadtverordnetenwahl 1« Callaberg betreffead. Durch die erfolgte Wahl deS Stadtverordneten Herrn Bäckermeister Johaan Adam Kertzsch er zum unbesoldeten RatSmitgltede und wegen Ablaufs der Wahlperiode der Herren Stadtverordneten Fabrikanten Ludwig Paul Zierold, Handelsmann Eduard Weidauer und Webermeister Paul Kretschmar hat die Wahl von S aufäffige« und eiueS uuunsäsfiaeu Stadtverord» teu, gemäß der Bestimmungen in ZA 5, 6 und 7 de« vrt«stat»re« für di« Stadt Eallnberg vom 1. September 1874, stattzustnden. Als Lag der Wahl ist Mittwoch, der S. Dezember diese- Jahre festgesetzt worden und hat die Abgabe der Stimmzettel a. für die aufSssige« Wähler vormittags von 10 bis 12 Uhr, b. für die »»ansLffige» Wähler nachmittags von 8 bi« 5 Uhr im Katsfitzrmgszimmer zu erfolgen. Rach Ablauf oer vorbezeichneten Standen wird daS Wahllokal geschlossen und nur diejenigen zur Abgabe ihrer Stimmzettel noch zugelassen, die sich in demselben befinden. «uf den zugefaltet abzugebenden Stimmzetteln sind die Namen der zu Wählenden so zu bezeichnen, daß über deren Person kein Zweifel übrig bleibt. DaS Stimmrecht ist in Person auSzuüben. Stimmberechtigt sind alle in der auSgelegten Wählerliste eingetragenen Personen, also alle Bürger mit Ausnahme der Frauenspersonen und derjenigen a. welche öffentliche Armenuuterstützung erhalten oder im Laufe der letzten 2 Jahre erhalten haben; b. zu deren Vermögen gerichtlicher Konkurs eröffnet worden ist während der Dauer des Kontur«verfahren-; o. welche von öffentlichen Sewtern, von der Advokatur oder von dem Nota riate suspendiert worden sind, auf die Dauer der Suspension, sowie der Removierten auf fünf Jahre von Zeit der Remotion an; ä. denen durch richterliche« Erkenntnis die bürgerlichen Ehrenrechte entzogen worden sind, auf die Dauer dieser Entziehung; s. welche sich wegen eines Verbrechen« oder Vergehen«, daS nach demStraf- grsetzbuche die Entziehung der Ehrenrecht zur Folge haben kann oder muß in Untersuchung befinden, ingleichen Derjenigen, welche Freiheitsstrafen verbüßen oder zwangsweise in einer öffentlichen Beflerungk- oder ArbeitS- anstalt unt-rgebracht find; l. welche unter polizeilicher Aufsicht stehen; A. welche die Abentrichtung von Staat«- oder Gemeindeabgaben, einschließlich der Abgaben zu Schul-Arwen-Kaffen länger als 2 Jahre ganz oder teil weise im Rückstände gelassen haben; st. welche die Selbständigkeit verloren habe» oder die in ß 17 der revidierte» Städteordnung für den Erwerb des Bürgerrechts festgesetzten Borbeding ungen nicht mehr erfüllen. Wählbar sind alle stimmberechtigten Bürger, welche im Stadtbezirke ihren wesentlichen Wohnsitz habe», mit Ausnahme der dem Stadtgemeinderate bereits angehörenden Personen und der besoldeten Grmeindebeamten, auch die Ausscheidenden mit Ausnahme deS Herrn Kertzsch«: find wieder wählbar. Callnberg, am 30. November 1896 Der Bürgermeister P r a h t e l. Tage-geschichte. *— Lichtenstein, 30. Nov. Der hiesige Turnverein hielt gestern abend im Saale deS neuen SchützenhauseS hier eine öffentliche Aufführung ab und brachte durch seine Darbietungen den Besuchern einige genußreiche Stunden. DaS umfangreiche Pro gramm gelangte in exakter Weise zur Ausführung und zollte man reichen Beifall. Im Turnen wurde vorzügliches geleistet und auch der humoristische Teil versetzte die Besucher in heiterste Stimmung. — Jetzt bei der beginnenden kästen Jahreszeit, wo bald eine dicke Schneeschtcht die Fluren bedeckt, sei daran erinnert, den hungernden, darber.de» Bögeln hilfsbereit einen Tisch zu decken. In jedem Garten, jedem Hofe findet sich wohl eine Stelle, die mau durch eine leicht anzubringende Vorkehrung schnee frei halte» kann und auf der dann Abfälle auS der Küche, Brosamen, Körner rc. auSgestreut werden. — Bezüglich der Weihnachtsferien hat daS Königliche Ministerium des Kult«» und öffentlichen Unterrichts de» Königlichen Bezirksschulinspektionen anheimgegeben, auf gestellten Antrag den Unterricht auSfallrn zu lassen, wenu der 23. Dezember auf eine» Montag und der 2. Januar auf einen Sonn abend fällt. — Eine Stehvorrichtung für Zweiräder. Dieselbe besteht darin, daß der Fahrer imstande ist, ohne abzusitzen, durch eine bet jedem Rade anzu bringende, kaum sichtbare und sehr wenig wiegende Vorrichtung sein Rad plötzlich zum Stehen zu bringen (Umkippeu ausgeschlossen), und dann nach jeweilig nötiger Unterbrechung weiter fahren zu können, u»d zwar auf jeder beliebigen Straße. Bon welcher Wichtigkeit dies in Städten ist, da hierdurch mancher Unglücksfall und in weiterer Folge manche Strafe verhütet wird, braucht nicht hervorgehoben zu wer den; aber auch auf dem Lande wird sich diese Er findung sehr gut bewähren, da auch dieselbe de« Fahrer zum Beispiel daS lästige Absitzen behufS Orientierung nach der Karte erspart bleibt. Der Erfinder, Herr Rauwolf in Wien, hat diese Vorrich tung bereits patentieren lassen. — Am 31. Dezember 1896 verjähren im Gebiete de« Königreich« Sachsen folgend« Forderungen aus dem Jahre 1893: Die Forderungen der Apotheker, Fabrikanten, Buchhändler, Kaufleute und Händler jeder Art, Spediteure, Künstler, Handwerker für ge- Durch Nacht zum Licht. Erzählung au« dem niederdeutschen Landleben von Hugo Werth. lM »«re»ten.> (Fortsetzung.) Gust« fuhr in ihrer Erzählung fort: „DaS hat Kathrin nun sehr recht gefunden und gestern zu Wilhelm gesagt, sie gönne das der Anna von Herzen, denn so einMädchev, das di, Bursche» solocke, sei ein leichter Bogel — na, Du weißt ja, wen» die anfängt zu schimpfen! Da hat nun Wilhelm daS Mädchen in Schutz genommen und gesagt, sie sei gar nicht so schlimm, wie man sage, uud Kathrin, nun, die hat ihm tu« Gesicht gesagt, er sei auch in sie vernarrt, und so hat ein Wort da« andere gegeben, und daß sie sich nicht geschlagen ist alles." „O, solche Streitigkeiten gehen schnell wieder vorüber; Du meinst doch nicht etwa, daß die beiden gar nicht wieder zusammenkowmen?" fragte Liese mit einem ängstlich gespannten Blick zu der Köchin hiuübrrsrhend. „Die kommen nie wieder zusammen," beeilte sich diese zu versichern, „nein, »ein; da« soll hoch her- gegaugen sein. Nie komme« sie wieder zusammen. Der hat mit der Kathri» jetzt nicht «ehr zu thuo, als mit jeder anderen, nicht mehr, al« mit Dir." Liese beugte sich tief errötend über die Wäsch« »md bügelte eifriger als zuvor 4t * Seit diese« Tage war iu Li«seS ganze« W«seu «ine entschied«»« »end«raog ei«getr«ten, welche Holst und Heinrich mehr oder weniger auffiel, ohne daß st« sich dieselbe zu erkläre» ver«ochteu. SS «ar eine ihrem bisherigen Auftreten ganz fremd gewesene Hast und Unruhe über sie gekommen; häufig blieb sie lauschend stehen, als erwarte fie jemanden, der immer »och nicht ko«men wollt«, und öfter, als früher verließ sie die Heidkathe und ging auf den Hof oder zu einer Bekannten in die Tagelöhnerwohnungen. So lange Wilhelm Schnur offen mit Kathrin versprochen gewesen, hatte sie sich verhältnismäßig leicht in daS für unabänderlich gehaltene geschickt; nachdem er jetzt aber wieder frei geworden, waren in ihrem Herzen von Neuem die alten Hoffnungen und Jugendträume emporgestiegen und hatten sie mit lockender süßer Macht bethört. Sie weinte immer, er «üsse doch eines Tages noch kommen und fie au« der einsamen Heidkathe hole», um ihre «»«dauernde entsagende Liebe zu belohnen. An keiner andern würde er ja auch ein so selbstlos liebende- Weib finden, wie au ihr. Aber, daß er von allerem, wa» in ihrem Herzen vorging, keine Ahnung hatte, keine Ahnung haben konnte, weil sie ihr Geheimnis sorgsam hütete, daran dacht« fie nicht. Außerdem mußte er ja auch vou selbst kommen, wen» eS rechte Liebe sei» sollte. „Und würde er kommen?" Sie wagte «S nicht, sich diese Frage klar vor- zulegeo, sondern lebte sich immer mehr iu ei» au- bestimmtes süßeS Hoffen hinein. Heinrich gegenüber veränderte sie sich am meist«». Sie hatte sich durch da» Zusammenleben sehr au de» Bursche» gewöhnt, und e» hatte sich bei ihr «ine gewisse mütterliche Besorgtheit um ihn ent wickelt, wohl nicht am wenigsten de-halb, weil st« gesehen, daß er unter ihrer Pfleg« and Leitung so um vieles vortrefflicher, als früher, gedieh und daß er ohne sie unfehlbar wieder in das frühere Elend zurücksinken würde. Aber fie hatte allmählich auch begönne», iha mit etwas anderen Aug«n anzusehen und besonder- an jenem Abend, den die beiden allein in derHeid- kath« zugebracht, wqr ihr lebhaft der Gedanke ge kommen, ob sie nicht vielleicht an seiner Seite da- Glück finden könne, daS ihr ander« bisher stets ver weigert. Doppelt schmerzlich war eS ihr deshalb gewesen, als sie sehen mußte, daß auch er, trotzdem er sie ja sehr verehrte und hochschätzte, an Liebe zu ihr nicht glauben zu können schien und ihr diese leichtfinnige flatterhaft« Anu« vorziehen konnte. Aber jetzt, als sie wußte, daß Wilhelm Schnur wieder frei war, verflogen diese Gedanken a» Hein rich schnell und eS erschien ihr fast lächerlich, daß sie an so etwas überhaupt habe denken können; sie warf sich nur selbst vor, daß sie zu intim mit ihm gewesen sei und kümmerte sich deshalb von nun an weniger um ihn und war weniger freundlich ihm gegenüber, ja einmal kam eS sogar au» einem gering fügigen »»laß zu einer heftigen AnSeinandersetzung zwtsche» ihnen. Heinrich dachte sich wenig dabei und hoffte, daß eS nur vorübergehende Laune» seien. Trotzdem fühlt« er sich schon nicht mehr so wohl in de« kleine» Kreise, wie in der vorhergehende» Zeit. Daz« kam, daß der alte Holst etwa« kränkelte, manchmal von der Arbeit fern bleiben mußte »ad stets verdrießlich »ar. Infolge aller dieser Veränderungen blieb Hem-