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«er «n Eon»« und Festtagen die neue Linie auch für de» Personenverkehr dienstbar zu machen und zu diese« Zweck« zwischeu Waldheim und Sriebethal Personenzüge abzuferlige». — O «ltuitz i. E., 26. Nov. Nachdem erst vor wenigen Wochen ein ziemlich heftiger Erdstoß hier »ahrgenommeu wurde, fand v ergangene Nacht 3,11 Uhr abermals ei» solcher statt. Derselbe «ar von solcher Stärke, daß sogar die Möbel erzitterten, ev — Schneeberg. Der älteste Feldwebel der König!. Sächs. Armee ist der in unserer Stadt woh nende Pensionär Christian Gottfried Schönberg, der am 8. Dezember seinen 90. Geburtstag feiert. lieber den Leben-gang de- alten Soldaten wird folgende mitgeteilt: Schönberg ist am 8. Dezbr. 1806 in Weißdach bei Rochlitz geboren. Am 31. Dezbr. 1826 ist er al- Land-Rekrut bei der 9. Kompanie 2. Inf.« Regt. Prinz Max in Freiberg eingestellt, am 21. März 1828 zum Gefreiten, 21. Oktober 1829 zum Korporal, 25. April 1834 zum Sergeanten, 16. Ok tober 1839 zum aggr. Feldwebel und am 10. August 1840 zu« etatmäßigen Feldwebel ernannt worden. Schönberg ist seit 23. Mai 1835 Fechtmeister im Floretfechten und seit 12. Juli 1837 Fechtmeister im Sewehrfechten. Bo« Herbst 1850 an stand er iu Schneeberg beim 8. Juf.-Batl. der 2. Jnf.-Brigade Prinz Max, war später HauSmann in der Kaserne zu Schneeberg und lebt seit 31. August 1882 al» Pensionär. Er hat den Feldzug 1849 in Schleswig mitgemacht. Außer anderen Feldzugs- und Ehren zeichen ist er im Besitz de» BrrdienstkreuzrL vom Verdienstorden. — Zu Ehren de« alten Herrn soll am 6. Dezember iu Schneeberg von Freunden, Be kannten und Kameraden eine größere Festlichkeit ver anstaltet werden. — Sebnitz, 25. Nov. Ein Opfer ihre» Berufe» ist eine Dresdener Diakonissin geworden, welche zu einem hiesigen, am Typhus schwer Er- krankten gerufen worden war und denselben auch mit Aufbietung all' ihrer Kraft rettete. Dafür aber trug sie selbst den Kei« der ansteckenden Krankheit mit sich fort, und nicht lange danach verschied sie in Dresden im blühenden Alter von 32 Jahren. — Et» Arbeiter, der in K ö ni g st e t n mit Aus besserung der elektrischen Leitung beschäftigt war, griff au- Versehen an den LeitungSdraht. Der Mann konnte vom Drahte nicht mehr abkommen und mußte fürchterliche Schmerzen ausftehen, bis ihm dadurch Hilfe wurde, daß man das Elektrizitätswerk iu Kenntnis setzte, daS de» Strom abstellte. Eine Minute später wäre der bedauernswerte Mann dem Tode verfallen. 8 Frankfurt, 26. Nov. Ueber Thätlich- keiten gegen den Staatsanwalt berichtet die „Franks. Ztg.": Auf der Strafkammer kam es heute zu einem aufregenden Vorfall. Der Zuhälter Karl Rich. Reis- gen wurde wegen Kuppelei zu zwei Jahren Gefäng nis verurteilt. Bor der Urteilsverküudigung geriet der Angeklagte über die Aussage der Dirne, deren Zuhälter er war, in derartige Wut, daß er gegen den Staatsanwalt (Assessor Pfefferkorn) ein schweres hölzernes Tintenfaß schleuderte, zum Glück ohne zu treffen. Dann zerbrach er die Schranke der Anklage bank, um den Staatsanwalt anzugreifen. Endlich suchte ,r die Zeugin zu mißhandeln, woran er nur durch die vereinigten Kräfte von vier Schutzleuten uud eine- Gefängnisbeamten gehindert werden konnte. DaS Urteil hörte er gefesselt, schäumend vor Raserei an. Er versuchte dabei mehrfach unter Drohungen gege« die Richter uud den Staatsanwalt, die Kette zu sprengen. * * Rom, 27. Nov. In Catania entdeckte die Polizei eine seit Jahren ihr Unwesen treibende or ganisierte Verbrecherbande, die bereits eine Reihe von Morden auf dem Gewissen hat. Ja ihrem Lager fand man Revolver, Dolche und große Geldsum men vor. * * Athen, 27. Nov. Die Gasanstalten in PyraeuS sind durch Ueberschwemmungen unter Wasser gesetzt worden. Die Beleuchtung der Straßen funktionierte infolgedessen nicht. Mehrere Fabriken sind vom Wasser vollständig umgeben, die Arbeiter feuern Notschüsse ab. Mehrere Leichen sind auS dem Jlifsas geborgen worden. Eiv Zug der Pelo- ponneSbahn entgleiste. Der Maschinist wurde getötet. * * London, 26. Nov. Die „Daily Mail" hatte am Dienstag eine Wiener Depesche über einen angeblichen Plan einer Teilung der Türkei ver- öffeutlicht, dessen Ueberbringer an den Kaiser von Oesterreich der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch gewesen sei, der jetzt dem Jagdvergnügen in der Nähe von Wien obliegt. Die Meldung fand wenig Beachtung, da sie einer Erfindung allzu ähnlich sieht. Heute ergänzt nun „Daily Mail" sie durch die über Berliu kommende Mitteilung, dem Troß- fürste» Nikolaus sei «S gelungeu, die Zustimmung deS Kaiser» vou Oesterreich zu eine« abgeäuderten Plane zur Teilung der Türkei zu erlangen, unter gewiffeu ausbedungenen Voraussetzungen, deren Ein tritt abgewartet werden müsse, eh« ein offener Schritt zur Verwirklichung deS TrilungSplaneS gethan werde. Als äußere- Zeichen der neuen austro - russischen Verständigung sei ei» Besuch de» Kaiser» von Oester reich i» Petersburg Anfang 1897 — wahrscheinlich Ende Ja»uar — vereinbart. Deutschland «erde vo« der Verständigung l» Kenntnis gesetzt «erde», «bm a»f seine» Teil falle keia türkische» Gebiet 1 bei eiuer Teilung. Al- Ersatz »»erde Rußland ver sprechen, Deutschland iu China seine Unterstützung im gemähreu. — Daß die Nachricht auch in dieser Form falsch ist, kann ohne weitere- behauptet wer den. Vielleicht hat «an sich zwischen den Mächten über gemeinsame Schritte iw Falle von Aufständen oder neuen Metzeleien in der Türkei verständigt. Weitere» ist sicher nicht beschlossen worden. * Eine Lufttorpedo - Gesellschaft hat sich iu England gebildet und bietet ihre Erfindung allen Regierungen an. Der Lufttorpedo ist die greulichste Maffenmordmaschine, die eS bi» jetzt giebt, und der Mensch an de» Jahrhundert» Neige hat e» auf die sem Gebiete doch schon herrlich weit gebracht. Die Lufttorpedos werden durch den Kane Pennington- Motor betrieben und haben Zigarrenforni. Durch selbstthätige Steuerung ist e» möglich, sie in «ine beliebige Höhe und Richtung einzustellen. Dann wird der Motor in Betrieb gesetzt, und der Apparat, gewissermaßen ein kleines lenkbare- Luftschiff, schlägt seinen bestimmten Weg ein. Ohne Bedienungsmann schaft, aber mit 20 Ztr. Dynamit beladen. Selbst verständlich ist er nur bei Windstille oder güustige« Winde zu gebrauchen. Dan» ist die Wirkung aber auch grauenhaft, denn durch einen auf Zeit einge stellte» Mechanismus wird der mitgesührte Spreng stoff unterwegs in beliebig größeren und kleineren Menge» abgeworkev. Um also z. B. Pari» zu neh men, wird man sich nicht mehr monatelang einem verzweifelten Kamps auSsetzen, sondern au» sicherer Entfernung einige Hundert dieser Lufttorpedo» ent senden, welche die Stadt dem Erdboden gleich machen. Hoffentlich bewährt sich die Erfindung, denn sie brächte die Menschheit wieder ei» Stück dem er wünschten Ziele näher, daß der Krieg den Krieg verschlingt. * * 8 ondo », 26. Nov. In einer Fabrik zu Sheffield wurden in Gegenwart deS Hrrzoq» von Cambridge Versuche mit einem von dem Kapitän Boyton erfundenen Panzer angestellt, der aus Skahl mit Zusatz einer Chrom-Verbindung besteht, welche dem Stoff eine ganz außerordentliche Härte verleihen soll. Der Panzer soll der Infanterie als Schutzwehr dienen uud zwar in der Weise, daß er de» ganzen Mann deckt; in seinem oberen Teile erhält der Pan zer Schießscharten. Die Dicke soll nur */, mm be tragen und doch genügen, die Geschosse eines Geweh res neuer Konstruktion au» einer Entfernung vo» 30 Metern vollständig zu entkräften. Die Geschosse hinterlassen angeblich in dem Panzer nur einen leich ten Eindruck. Man wird die Bestätigung dieser un glaublich klingenden Meldung abzuwarten haben. * * Konstantinopel, 26. Nov. Die finan ziellen Verhältnisse werden immer elender. Auf der Pforte beispielsweise sind nur die höchsten Beamten, und diese auch nur teilweise, bezahlt; die anderen haben da- ganze Jahr noch nicht« bekommen, auch im Palais hatten seit drei Monaten, ausgenommen Izzet Bey und noch wenige Begünstigte, die Beamten kein Gehalt bekomme». Viele Beamte de- Palastes befinden sich in solcher Not, daß sie Gesuche um Unterstützung an den Sultan richten wußten. Alle Ministerien erhielten Befehl, mindestens 15—25 Proz. ihrer Spesen zu ersparen. Der Unterrichtsmmister hilft sich, »»dem er seinen Beamten kundgab, daß fortan jeder Monat vierzig Tage zähle, sodaß sie jährlich nur auf neun Monate Gehalt Anspruch habe». Deutscher Welch-t« g» Sitzung vom 27. November. Di« Beratung der Jastiznovelle wird bei M 364 und 366 der Strafprozeßordnuna fortgesetzt. EinAntrag Broekmanv-Schmidt(Warburg) will die anfängliche» KomnnssionSbeschlüsse wieder Herstellen, ev. soll die Verlesung vor den Oberlandes gerichten wenigstens dann nicht erfolgen dürfen, wenn In der Vorinstanz bei der Protokollierung die Aus sagen nicht vorgeiesen und genehmigt waren. Geh. Rat LukaS erklärt, der völlige Ausschluß der Berlesuug vor den OberlandeSgerichte» würde e« wahrscheinlich unmöglich machen, die Zustimmung des BundeSrateS zu erreichen. Die Bedenke» gegen die Berufung bei den OberlandeSgerichte» würden durch solchen völlige» Ausschluß der Verlesung sehr verstärkt werden, hauptsächlich der Kosten halber, welche die Vernehmung vo» zahlreichen Zeugen vor de» OberlandeSgerichte» verursacht. Im allgemeinen sei ja auch das Prinzip der Mündlichkeit schon durch die KomwissionSbeschlüsse hinreichend gewahrt. Abg. v. Bnchka(kons.): Nach dieser Erklärung würde man bei Annahme deS Anträge» Schmidt riskieren, daß daS Gesetz scheitere. So lieb ihm auch da» Prinzip der Mündlichkeit sei, so sei e» doch richtiger, jenen Antrag abzulehnen. Abg. Werner (Reformp.) stellt sich ganz auf den Boden d«S Antrags Schmidt. Letzterer habe ganz recht, wenn er die Protokolle nicht immer für absolut zuverlässig halte und daher unbedingte Mündlichkeit auch bei den Oberlandesgerichten verlange. Abg. Beckh (freis. BolkSp.) hält ebenfalls da», was der Antrag Schmidt verlange, für sehr wün schenswert. So, wie die Protokolle jetzt abgefaßt würden, seien sie vollständig unzureichend. Abg. v. Cuny (nl.): Er and seine Freunde fordern bei der Reform deS MtlitärstrafprozeffeS di, Mündlichkeit, um so weniger könnte« sie hier bei der Berufung vor den Oberlandesgerichten auf die Münd lichkeit verzichten. Geh. Nat Leuth« sucht bi« Bedenken -«-«» die Zulänglichkeit der Protokolle z» zerstreue»; »S werde über den Inhalt derselbe» ausreichend« k»«- trolle geübt. Ein eiugrhender Antrag veckh vervollständigt de« Hauptautrag Schmidt dahin, daß die Protokoll verlesung sich überhaupt aus die in der Haupt verhandlung gemachten Aussage», also nicht etwa auch auf die Aussage« in der Voruntersuchung er strecken dürfe. Abg. Stadthagen (Soz.) ist für de» An trag Schmidt. Lieber keine Berufung, al» eine so schlechte! Abg. v. Marquardsen (nl.) widerspricht einer Aeußerung v. Buchka, als laufe man Gefahr, auch die gewünschte Militärstrafprozeßordnung nicht zu bekommen, wenn der vorliegende Gesetzentwurf wegen Annahme deS Antrages Schmidt scheitere. Er könne dem Anträge nur beisttwmen, der allein die jenigen Garantien gebe, die wir bei der erste» In stanz schon haben. Abg. Lerno (Csntr.) widerspricht dem Antrag seines Fraktionsgenossen Schmidt. Man müsse doch stet- daran denken, daß die Richter ihrer hohen Aufgabe bewußt feie». Wenn mit diesem Paragraph da« Gesetz falle, so bekämen wir außerdem die Be rufung gar nicht uvd auch die Aussichten für die Militärstrafprozeßordnung seien ganz schwach. Abg. Haußmann (südd. Volksp.) kann in den Beschlüssen der Kommission ein« ernstliche Be einträchtigung der Mündlichkeit und de« Angeklagte» nicht finden und dem Abg. v. Marquardsen auf seinem Wege, der die Berufung überhaupt gefährdet, nicht folgen. Abg. Schmidt-Warburg tritt für seine» Antrag ein. Eine Berufung, die in Wirklichkeit keiue ^Berufung sei, weil ohne die nötigen Garantien, wolle er nicht. Abg. v. Buchka (kon?.) rechtfertigt sein Be merken bezüglich der Militärstrafprozeßordnung. Ag. Späh» (Centr.) will eine Berufung sur, wenn dieselbe eine gute, daS BeweiSverfahre» ein vollständiges ist. Der Antrag Schmidt mit dem Amendement veckh wird mit großer Mehrheit angenommen. Zu 8 370 wird ein Antrag Frohme (Soz.) angenommen, wonach in der BerufuvgSivstaoz auch dann, wenn daS Ausbleiben des Angeklagten bezw. seine« Vertreters nicht genügend entschuldigt ist, die Berufung nicht ohne weiteres verworfen, sondern io die Verhandlung eingetreten werdeu soll. Eine längere Debatte veranlaßt 8 399, Wieder aufnahmeverfahren, in Verbindung wtt 8 413 o, die Entschädigung unschuldig Verurteilter. Abg. Roere» (Ctr ): Sr rerztchte lieber auf die Entschädigung unschuldig Verurteilter, al» daß er darein willige, daß da» Wiederaufnahmeverfahren erschwert werde. Er bitte, die da« Wiederaufnahme verfahren erschwerende Bestimmung zu streichen. Geh. Rat v. Lenthe: Die Erschwerung deS Wiederaufnahmeverfahren« sei keineswegs veranlaßt durch die Rücksicht auf die Entschädigungsfrage, aber sicher sei, daß eS daS Rechtsgefühl deS Volke« ver letzen würde, wollte man auch bet einem uou ligueb Entschädigung gewähre»; andererseits gehe eS nicht, zwei Klassen Freigesprochener zu scheffev, deren eine die Entschädigung erhalte, die andere nicht. Abg. Träger (freis. Volksp.): DaS Wieder aufnahmeverfahren sei niemals ein Ersatz für di« Berufung gewesen, sondern ein ganz außerordentliche« Rechtsmittel für außerordentliche Fälle und al- sol ches nicht zu entbehren, auch wenn die Berufung wieder eingeführt sein werde. Er könne nur bitten, eS bei dem bestehenden Gesetz zu belassen. Abg. Li eb kn e ch t (Soz.) spricht sich in dem selben Siune au«. Lieber zehn Schuldige laufe» lassen, als einen Unschuldigen verurteilen. Redner berührt namentlich den Fall Ziethen. In diesem Falle stehen daS juristische Recht und da» allgemein menschliche Recht so weit auseinander, daß mau sich einfach nicht mehr verstehen kau». Geh. Rat Luka« stellt fest, die Gerichte hätte» rechtskräftig die Zietheu'schea Wiederaufnahmeanträge abgelehnt. Abg. Stadthage» geht ebenfalls auf de» Fall Ziethen ausführlich ein und erbittet driugend die Annahme deS Antrages Munckel. Staatssekretär Nieberdtng verwahrt einen von Stadthagen deS Meioeids beschuldigte» Beamte» gegen eiur» solchen unter dem Schutze der Rede freiheit ausgesprochenen schwere» Borwurf. (Bravo recht».) Abg. Spahn (Centr.) bittet den Staatssekre tär, über deu betreffenden Fall bet der 3. Lesung Aufklärung zu gebe». Der Reichstag habe jedenfalls das Recht, Mängel in einer Prozeßführung seiner Kritik za unterwerfen. (Beifall i« Centrum und link».) Schließlich wird die Erschwerung deS Wieder aufnahmeverfahren« abgelehnt. Weiterberatung morgen. Kamillennachrichte». Geboren: Hrn. Amtsrichter Beyer in Werdau et« k. G e st o r b e n: Herr GrschäftSagent MaxAugustFranz iuvantzen. — Frau Elfriede Hucho, geb. Sraaz, in Leipzig. — Hrn. Rendant Schmidt tu Frohburg ei« M. — Herr Kaufman» Martin Friedrich Seyfert tn Olbernhau. — Fra» Friede rike Amalie der». Schulrat Wigand, geb- Dürr, in Großen» Hain. — Fra» Amalie verw. Wchold, geb. Stickel, tu Lechzt«.