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WmMMMLzM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HesWr-Knznzn str Kohedns, Zedlitz, Zernsdorf, Mors, Sl. Lgidien, Ltinrich-rl, Nmennu uni» Wsen. Aintsblcrtt für den Stndtrat zu Li^tenftein. - 48. Jahrgang. — - Rr. 261. Sonntag, den 8. November 1896. Lieser Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 2b Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werdrn die vtergespalteu« KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tag-s-eschtchte. *— Lichteosteiu, 7. Noo. Auch in unserer Stadt zirkuliert jetzt eiue Liste zur Einsammlung freiwilliger Gaben für die unglücklichen armenischeu Witwen und Waisen. *— Bei dem Eiseobahnunfall in Höhlteich wurde u. a. auch der verheiratete Geschäftsreisende Wacherer in Schönheide, «tu Lehrerssohn aus Löß nitz, schwer verletzt, der im Stvllberger Krankenhause untergebracht ist. Derselbe hat infolge Zusammen stauchung deS ganzen Körpers eiue schwere Rücken marks- und Gehirnerschütterung erlitten and war ziemlich 24 Stunden bewußtlos, er ist noch nicht transportfähig, die Folgen find z. Z. noch nicht ab zusehen. Nach anderen Mitteilungen ist derselbe be reits gestorben. — Am Bußtag, welcher auf Mittwoch, den 18. d. M. fällt, sowie an besten Borabend ist die Abhaltung von Tanz- und Concertmufiken und an dren, namentlich mit Musikbegleitung verbundenen geräuschvollen Vergnügungen an öffentlichen Orten verboten. Derartige Vergnügungen dürfen auch an dem auf Sonntag, den 22. dss. Mc». fallenden Totenfestsonntag nicht abgehalten werden, hingegen besteht für den Vorabend des Totenfest sonntag« in dieser Beziehung keine Beschränkung. Am Vorabend deS Bußtages und am Totensestsonn- tag können Theatervorstellungen, iu welchen ange messene ernste Stücke zur Aufführung kommen, ab gehalten werden. Dagegen find Theatervorstellungen am Bußtage überhaupt verboten. — Eta Kaufmann, der bei einem Postamte Drucksacheu mit je 3 Pfg. frankiert aufgeben wollte, wurde damit abgewiesen, weil der Inhalt der Sendungen nur die Beförderung als Warenprobe zum Postsatze von 10 Pfg. zuließ. Der Absender versuchte darauf sein Heil bei einem anderen Post- amte, bet dem er die Sendung auch anbrachte. Die zuständige Oberpostdirektion stellte aber gegen den Kaufmann auf Grund deS Z 236 deS Strafgesetz buches Strafantrag und der Angeklagte ist auch wegen Betrug- verurteilt worden und zwar mit der Begründung, daß die erstmalige Auslieferung der Postsachen auf ungenügende Kenntnis der Absenders mit den BersendungSbestimmungeu zurückzuführen sei, die zweite Handlung sich ab» in allen ihre» Teilen al« Betrug kennzeichne. — Ueber Se. Königl. Hoheit den Prinzen Max teilt daS Stuttgarter „Deutsche BolkSbl." auS einem Londoner Privatbriefe Folgendes mit: „In White chapel war ich schon einige Male im Gesellenhause und in der deutschen Kirche. Prinz Max ist dort in seinem Wirkungskreise. Er übt hier sehr viel An ziehungskraft au«, da er auch englisch Predigt, und zwar immer in armen Vierteln.- — Dresden, 6. Nov. Gestern morgens ist der Personevdampfer „Dresden" oberhalb Zehren infolge plötzlich einfalleudeu Nebels auf den in der Thalsahrt begriffenen, mit Kohlen beladenen Kahn deS Schiffer- W. Krüger aus Sachsenhausen gerannt und hat denselben zum Sinken gebracht. Personen sind nicht verletzt worden, ebenso wenig liegt ein Verschulden des Personal« vor. *— Zwickau,?. Nov. Gestern abend nach 11 Uhr wurde durch den vorherrschenden Nebel auf der Strecke Mosel-Zwickau durch Ausfahren eines Güterzuge« auf den Personenzug ein Bremser au« Chemnitz getötet uud 3 andere Zugsbeamte schwer und 5 Personen leichter verletzt. Ein« Anzahl Wagen wurde teils zertrümmert, teil« stark beschädigt. Ueber die Ursache deS Unfalles ist Untersuchung bereits eingelritet. —"Zwickau, 5. Nov. Zimmermann Franz hier starb an Blutvergiftung, die er sich durch ein« am SS. Oktober erfolgte unbedeutende Verletzung der Hand mittelst deS VeileS zugezoge« hatte. — Glauchau, 4. Nov. Die Wahl Mac Kinlev'S zu« Präsidenten der Bereinigten Staaten wird jedenfalls wieder eine Zollerhöhung für Da- menkleiderstoffe drüben bringen. (?) Darum werde» sich nunmehr die amerikanischen Kunden noch große Vorräte zu den jetzt niedrigen Zöllen zulegen wolle», weshalb schon in den nächsten Tagen große Bestel lungen erwartet werden. — Die Firma Pfefferkorn und Ko. wird hier eine Kammgarn-Spinnerei er richten. — OelSnitzi. E, 6. Nov. Wie der „Oel-n. VolkSbotr" hört, wurde im Gotteshilfeschacht hier am 5. d. M. bei 504 Meter Schachtteufe, 38 Meter unter dem Glückaufflötz, daS Bertrauenflötz erteuft. Die Mächtigkeit desselben konnte bis jetzt nicht fest gestellt werden, zur Zeit ist eS 1 Meter aufgeschlossen. Glück auf! — Rußdorf. Tin Jagderlebnis, daS leicht üble Folgen hätte haben können, stieß etlichen Ge- raer Jägern zu, die in fideler Laune da- Nußdorfer Jagdrevier ausgesucht, vorsichtig ein Gehölz umstellt hatten und dort einige Rehe zu erlegen gedachten. Lange Zeit ließ sich kein Wild sehen, sodaß man schon dachte, vergeblich auf die Rehe gepirscht zu haben; da brachen kurz vor einem Jäger zwei Rehe hervor, sprangen auf diesen zu und warfen ihn zu Bodeu. Zwei Schöffe trachten aus dem Gewehr deS nieder geworfenen Jägers, doch keins der flüchtigen Rehe ward zur Strecke gebracht, zum Glück auch keiner der tn der Nähe befindlichen Kollegen. Der Um- stürz ist für de» Jäger ohne schlimme Folgen abge gangen, doch will sich der N-mrod künftig bester decken, daß er nicht wieder über den Haufen gerannt wer drn kann. — In Eibenstock wurde am 4. d. M. in dem Bache in der hiuteren Rehmeder bOJchrealte Handarbeiter Eduard Adolf Uhlmann erfroren auf- gcfun den. — Zwischen Klingenthal undGraSlitz befindet sich die sogenannte Kupferhawmermühle. Dort war am Montag früh der Arbeiter Böhm auS Eibenberg mit dem Auflegen deS Treibriemens auf die Welle beschäftigt, wa« er ziemlich ungeschickt an stellte. Plötzlich wurde er an den Beinen erfaßt und unzählige Male herumgeschleudert, sodaß der Kopf des Unglücklichen bald nur noch eine unförm liche Maste bildete. Böhm war sofort tot; er hinter läßt Frau uud Kind. — Ein Fleischer auS Eisenberg, der am Donners tag voriger Woche in daS Gehöfte de« Gutsbesitzer- Lorbeer nach Königshofen bei Eisenberg kam, um Vieh einzukaufen, hörte auS einem Stalle da- Stöhueu und Räuspern eines Menschen. Er benach richtigte den Eisenberger Gendarm, der sich sofort nach dem Gute begab, trotz der Weigerung der Bauersleute den Stall öffnete und ein etwa 19jäh- rigeS Mädchen in grauenhaftem Zustande, völlig nackt, vor Schmutz starrend und im Unrate kauernd, darin vorfand. Der Gendarm ordnete die sofortige Lntferuuug de» Mädchen« au« dem Stalle an; e« mußte dann, obwohl die Leute sich weigerte», in Gegenwart der Beamten gereinigt und bekleidet werden. Wie festgestellt wurde, ist das Mädchen die Tochter Martha der Lordeer'schen Eheleute; sie war seit etwa sechs Jahren verschwunden. Die Un glückliche soll im zwölften Jahre blödsinnig gewor» den und seit dieser Zeit im Stalle verborgen worden sein, weil die Eltern di« Kosten sür Unterbringung l ihrer Tochter in eine Irrenanstalt gescheut haben, j OrtSeinwohner bekunden, daß da» Mädchen in der Schul« ein kluges und fleißiges Kind gewesen sei, aber drei andere Kinder der Leute solle» blödsinnig gewesen sein. DaS Ehepaar ist sofort tu Haft ge nommen worden. — Döbeln, 5. Nov. Tin würdige- Paar in Sreifendorf, der frühere WirtschaftSbesttzer Gott fried Gleisberg und dessen Ehefrau Christiane Doro thea, feiert heute die „Eiserne Hochzeit" (65jLhrigeS Ehejubiläum). Beide Eheleute siud 88 Jahre alt und erfreuen sich trotz der hohen Alters einer ge wissen geistige» Frische. — Radeberg, 5. Noo. Einen interessan ten Fund machte im benachbarten Fischbach der Knecht deS Oberförster- Franke. Er fand beim Ackern einen Topf voll Silbermüuzen im Gewicht von reichlich 3 Pfund. Der ungefähre Wert sämtlicher Münzen dürfte 3—400 Mark betrage». De» Fund soll zur Begutachtung zunächst in die Dresdner Münze ge bracht werden. — Ein interessante- Buch befindet sich io der Fürsten- und Londesschule zu St. Afra bei Meißen. E» ist die» ein alter MönchSband, der, wie sich jetzt herauSgestellt hat, dem Bauernsührer Thoma- Münzer gehörte. Der Band enthält die Era-mische Ausgabe der Werke Cyprian'- und die erste Ausgabe de« Ter- tullian. Bon Interesse ist, daß die Vorrede zu letz teren mit zahlreichen Randbemerkungen von der Hand Münzer'S bedeckt ist, in denen die im römischen Sinne gehaltenen Sätze heftig bekämpft werden. Dem Fo lianten ist noch ein Borsetzblatt eingeklebt, da- eine handschriftliche Notiz einer anderen (späteren Hand) enthält. Diese giebt in 35 Zeilen eine kurze Ge schichte de« Bauernkriege» uud d,s Schicksal- Mün zer'S und bringt zwar nicht- geschichtlich Neue- vor, verdient aber doch al- zeitgenössischer Bericht Beach tung. Da sich in dem Archiv der Fürftenschule keine Notiz über da« Buch findet, so läßt sich auch nicht mehr feststelle«, wann eS auf die Bibliothek derselben gekommen ist. — Maurer Hoche in Bautzen war durch den Branntwein vertiert. Al« ihm seine Frau kürzlich abends da« Geld zum Branntwein verweigerte, schickte er seine Kinder au» der Wohnung, ergriff da« Beil und spaltete seiner Ehefrau den Kopf. Die selbe ist vermutlich sofort tot gewesen. Hiernach nahm Hoche da- Geld und ging tn die außerhalb der Stadt gelegene Restauration zur „Güldenen Aue", trank und erzählte unverhohlen, daß er soeben seine Fra» erschlagen habe. Anfänglich glaubte man ihm nicht, b!S endlich die Nachricht von dem Morde auch ia dieser Lokal drang. Nunmehr wurde Hoche sofort festgenommen. — Zittau, 5. Nov. Reichenberg in Böhmen wird abermals durch den mysteriösen Tod einer Fabrikarbeiterin, de» 24jährigen Rumler, in Auf regung versetzt. Die Genannte, welche fett dem 13. Oktober vermißt wird, wurde am Dienstag als Leiche im Liebigteiche aufgefunden. Sie hatte mit dem 25- jährtgen Arbeiter Riedel in gemeinschaftlichem Hau»- halte gelebt und wird derselbe verdächtigt, da- Mäd chen gewaltsam im Teiche ertränkt zu haben. Die Verhaftung R.'S erfolgte. Bor dem Verschwinden der Rumler soll zwischen ihr und dem Riedel öfter» Streit stattgefaoden haben. 8 Greiz, 4 Nov. Dem Kinde einer hiesigen Familie ist durch einen Hund auf wohl bisher einzig dastehende Weise da- Lebe» gerettet worden. Der Knabe schlief allem in seinem Zimmer, nur der Hund, ein Foxterrier, war noch in de» Stube, die mit Ga» beleuchtet wird, doch war die Flamme bereits auS- gedreht. DaS in etaem anderen Raume schlafende Dienstmädchen wurde plötzlich durch da- ganz eigen tümliche Geheul deS Hundes au» dem Schlafe ge schreckt, und al« di« klagenden Laute deS TiereS nicht verstummen wollten, so daß auch die Eltern de» etwa 13jäh,igru Knaben aufwachteu, eilte «an ia dessen Stube und fand da« Kind bewußtlos an der Stubenthüre liegen; der ganze Rau« aber «ar mit Ga» gefüllt. Jedenfalls ist durch eine undichte Stelle GaS auSgeströwt und hat den Schläfer betäubt, nach dem derselbe autz dem Bette gefallen uud sich bis zur Thüre geschleppt hatte. Dieser Vorgang hat wieder den Hund so erregt, daß er zu heulen anstng, wo durch er dem Kiude da« Leben gerettet hat, den» der herbeigerusene Arzt bemerkte, daß, wenn dasselbe noch 10 Minuten länger io de« mit GaS erfüllte» Zimmer geblieben wäre, der Tod etngetreten wär«. Glücklicherweise ist aber jetzt der Knabe bereit»