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WiMMMNM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HWfk-AMM sir Kohidors Mdlitz, Inmderf, Mors, St. Wien, Keimichort, Kriem und Wsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. —48. Jahrgang. —————m— Nr. 242. Freitag, den 16. Oktober 1896. Diese» Blatt erscheint täglich (außer Sonn» und Festtag») abend» für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige- -— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!« Postanstaltcn, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalten« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bi» spätesten» vormittag 10 Uhr. Volksbibliothek MtW uud ZmMd m 12 bis 1 W. Tage-geschichte. * — Lich teuft ein, 15. Okt. Wie bereit» erwähnt, hält Her, Ingenieur Schuberth aus Breslau morgen Freitag im goldnen Helm hier einen Expe- rimental-Vortrag über die wunderbaren L-Strahten. Herr Schuberth verfügt über die allerueuesten vervoll kommneten Apparate, unter anderem daS „FluvroS- kop" mit welchem es möglich ist, durch Körperteile, Bücher, verschlossene Behälter rc. Gegenstände klar und deutlich mit bloßem Suge zu sehen. Diese Ec- scheinung ist so verblüffend, daß man ee eben gesehen haben muß, um e» glauben zu könne». H-rr Schubert behandelt die Sache nicht etwa in geheimnisvoller Weise, sondern e» kann Jeder nahe an die Apparate herantreten und aus nächster Nähe die Vorgänge beobachten. Da nur dieser eine Bo,trag statrsindet, wird e» hoffentlich da» hiesige Publikum nicht ver säumen, diesen Experimenten beizuwohnen. Für die Mitglieder des Kaufmännischen- und Gewerbe-Verein» überbringen die Vereinsboten die BilletS. Für Nicht mitglieder hat Herr Lorenz (Hotel golduer Helm) den Barverkauf. * — Heute nachmittag feierte die hiesige Schützen» gilbe ihren diesjährigen Herbsteinzug. * — Am DienStag vormittag verstarb plötzlich der Expedient Liebold auf dem Steinkohlenwerke Hohndorf-Vereioigtfeld infolge BlutsturzeS. * — Die Königl. Awtshauptmaonfchaft Glau chau macht folgendes bekannt: Den Wegebaupflich- tigen des Bezirks wird die rechtzeitige Vornahme der Herbstarbeiten zur Herstellung und Unterhaltung der Kommunikationkwege, namentlich Beseitigung von Unebenheiten der Fahrbahn, Eingleisen der letzteren, Heben der Gräben, womöglich Abtreiben der Ab schläge, Anfahren und Einbauen deS zu Nachbesse rungen nötigen Materiales, Ergänzung der Baum- Pflanzungen, Anpfählen und Anbinden der Bäume usw. mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß den vorhandenen Wegewärtern zur Unterstützung und schnelleren Ausführung der erforderlichen Her» stellungen, soweit nötig, die erforderlichen Beiarbeiter zu stellen sind. * — Callnberg, 15. Okt. Die hiesige Schützrngesellschaft beging heute ihren Herbsteinzog. * — In Mülsen St. Jakob und Mül sen St. Niklas ist die Maul- und Klauenseuche erloschen. * — DaS Konkursverfahren über daS Vermögen deS Bäcker« Paul Hermann Schubert in Mülsen St. NiklaS ist nach erfolgter «bhaltung deS Schluß termins aufgehoben worden — Zum Schutze gegen Insekten sind jetzt die Obstbäuwe, nachdem sie von Rtndenschorf, Moosen und Flechten gereinigt worden, mit Kalk, unte, welchpi RtndSblut gemischt ist, zu bestreichen. Die ätzende Beschaffenheit deS Kalkes zerstört die tu den Rindenriffen sich aufhaltenden Insekten und deren Eier. Der Kalkanstrich dient ferner zum Schutze der Bäume gegen Frost, indem die weiße Farbe die stark wärmenden Strahlen der Sonne reflektiert und da» durch die unzeitige und lokale Erwärmung auf der Südseite deS Stammes abschwächt. Weiter wird durch den Kalkanstrich daS ungeflügelte Weibchen des Frostspanner», welche» iw Oktober seine flach unter der Erd« befindliche Puppe verläßt, verhindert, an den Stämmen hinaufzukriechen, und muß so, ohne seine Eier im Schutze der Aeste ablegea zu können, an der Erde verkommen, wo dann auch die gelegten Eier verderben. Endlich aber wird der Kalkanstrich auch zum Schutze gegen Hasen angebracht, zu wel chem Zwecke ihm dann irgend ein stark riechender Stoff, wie sog. Franzosenöl, Jauche au» Aborten oder RtndSblut beigegeben wird; letztere« sollte schon de»halb nie fehlen, weil e» dem Kalkanstriche einen festeren Halt am Baume giebt. — Wie e» in der Welt steht. Weil in Europa sud sonstwo «ich«» von besonderer Bedeutung paf» stert, beschäftigen sich die Zeitungen immer noch mit Hellem Eifer mit der Czaren-Rundreise, die nun von Darmstadt au» ihren Abschluß findet. Czar Niko laus verweilt ein paar Tage im Familienkreise bei seinem Schwager, dem Großherzog von Hessen, er kann sich in diesen Tagen der Ruhe nochmals alles durch den Kopf gehen lassen, was er in den letzten beiden Monaten erlebte. Der junge russische Selbst. Herrscher wird vielfach falsch beurteilt: er ist kein stolzer, unnahbarer Charakter, vielleicht genau da» Gegenteil ist der Fall, aber er ist ein vorsichtiger Mann, der sorgsam bemüht ist, seine Autorität nach außen hin zu wahren. Seine Ernennung zum Chef eine» hessischen Kavallerie-RegtmenteS durch seinen Schwager vermag die politische B.deutung des Parise, Besuche- in keiner Weise abzuschwächen, ganz müßig ist auch der Streit darüber, welche Ab machungen zwischen Frankreich und Rußland be stehen. Sicher ist, daß Czar Nikolaus II. durch seine Pariser Bifite den Franzosen den Kamm unendlich gesteift hat, und die Kostenrechnung für die fried liebenden Völker Europa'» s. Z. schon in Form von neuen Militärvorlagen kommen. Da» ist eine be stimmte Wirkung der Pariser Eotrevue und keine angenehme. ES könnte gar nichts schaden, wenn im Reichstage in den bevorstehenden Verhandlungen ein mal mit die Frage nicht blos aufgeworfen, sondern auch nachdrücklich beantwortet würde: „Wie denkt daS deutsche Volk über Ruhland?" Die angebliche Möglichkeit, die russische Politik könnte sich noch einmal ändern, ist ein schöner Gedanke, von dem man aber nicht» andere» sagen kann, als daß eS ander» kommen wird. Die Franzosen haben, mie die Pariser Journale auSrechnen, ganze Schcsfclsäcke voll Gold für die Czar-Feiertage nach Part» ge- bracht: 80 Millionen Franks will die dortige Ge schäftswelt eingeheimst haben. Vielleicht macht man in der ganzen Ausstellung vom Jahre 1900 kein solche« brillantes Geschäft. Die Fürstenbesuche an der Seine folgen übrigens einander, jetzt hat man den König Georg von Griechenland dort, dessen Re gierung weniger als je daran denkt, ihrem betrüge rischen StaatSbankerott ein Ende zu machen. Wenn die edlen Griechen einmal Erben de« OSmanenreicheS werden sollten, wird Europa am Ende noch einsehen, daß der Großtürke mit seiner liederlichen Staats verwaltung noch lange nicht der schlimmste Bruder war. Im übrigen liegen au» dem Orient hervor ragende Dinge heute nicht vor and erfreuliche erst recht nicht. Auch au« dem sonstigen Europa ist nicht» von Wichtigkeit za verzeichnen. Drüben, in den Bereinigten Staaten von Nordamerika, wird die Agitation für die näher und näher heranrückende Präsidentenwahl mit außerordentlicher Leidenschaft und recht wenig Skrupeln betrieben. Man glaubt au den Sieg de» „Europafeindeü" Mac Kinley. Den größten Mund hat der Mann gewiß. — Dresden, 14. Oktbr. Die Synode hat heute einstimmig in erster Lesung den Kirchengesetz' eutwurf, die Festsetzung de« Mindestbetrags de» kirchendienstlicheu Einkommen» der Kirchschullehrer und anderer mit dem Kirchendienft beauftragter Per sonen betreffend genehmigt. Bisher betrug diese« Einkommen zuweilen »och nicht einmal 100 Mark. Jetzt ist aber bestimmt: Da« kirchendienstliche Ein kommen eine» kirchschullehrers oder eine» sonstigen, auf die Amtsdauer mit Kirchendienft beauftragten ständigen Lehrers soll, dafern ihnen die Versorgung de» vollen Küchendienste» obliegt, ohne Rücksicht nahme auf den Wert einer WohnuugSentschädtguag nicht unter 250 Mk., wenn aber dieser Kirchendienst nicht an allen Sonn» uud Festtagen, sondern in geringerem Maße, mindesten« aber einen Sonntag um den andern, zu leisten ist, nicht unter 150 Mk. jährlich betragen. Einstimmig genehmigt wurde auch dir vorgeschlagene weitere Regelung der finanziellen Lage der evang.»lutherischeu Geistliche«. Die StaatS- regieruvg hat sich vorbehältlich der Zustimmung der Ständeversammlung bereit erklärt, von Beginn der nächsten Finanzpertode, also vom Jahre 1898 an» da« Mindesteinkommen der Geistlichen von 2160 aus 2400 Mark zu erhöhen. Auch soll die Gewäh rung persönlicher Zulagen nach dem Dienstalter au ständige Geistliche zur Erfüllung de« Einkommen» von jährlich 2800 Mark, anstatt bisher 2500 Mark nach 5 Dienstjahren, 320) Mart anstatt bisher 290) Mark nach 10 Dienstjahren, 360) Mark an statt bisher 330) Mark nach 15 Dienstjahre», 3900 Mark anstatt 370) Mark nach 20 Dienstjahren, 4200 Mark anstatt bisher 40 0 Mark nach 25 Dienstjahren, 4500 Mark anstatt bisher 4300 Mark nach 30 Dienstjahren, erfolgen. Der Antrag de« Herrn Superindente» Meyer-Zwickau und Genossen: „Die hohe Synode wolle beschließen, daS evangelisch- lutherische LandeSkonfistortum zu ersuchen, daß hoch- dasselbe einen Abriß von der Geschichte der christ lichen Kirche, insbesondere der Reformatio» und der evangelischen Kirche herausgebe und dafür Sorge trage, daß dieser dem Religionsunterrichte der oberen Klassen der Volksschule und dem Konfirmanden»»- terrichte zu Grunde gelegt werde," wurde dem Kon sistorium zur Erwägung überwiesen. — Am 11. d. erfüllten sich 5 Jahre, daß da älteste Zwickauer Steinkohlenwerk, der Zwickauer Steinkohlenbauverein, sein fünfzigjähriges Bestehen feiern konnte. Die Kohle wurde seinerzeit bet 166 na Tiefe aufgefunde». Damals beschäftigte da» Werk 26 Man», jetzr gegen 10)0. Bis 11. Oktober 1891, also in 50 Jahren, hatte der Verein 12,153.848 Tonnen Kohlen 12 Millionen karren oder 5 Mil lionen Kubikmeter Kohle gefördert. Ja diesem Jahre vollendete der Erzgebirgische Steinkohlenbauvereln sein fünfzigjähriges Bestehen. In diesem Zeiträume wur den 9466.356 Karren Kohlen gefördert, welche 79,033,150 Mk. Erlös gaben, während 42,182 648 Mk. Löhne und Gehalte und 6,570,601 Mk. Zehnten zu zahlen waren. DaS Personal der Beamten und Arbeiter'betrug damals 118, jetzt 1561. — Hohenstein, 14. Okt. Gestern abend 10 Uhr wurde unsere abendliche Stille durch Feuer- rufe unterbrochen, denen sich bald die Sammrlsignale unserer Feuerwehren anschlossen. Da» alte Heil- mannsche Brauhaus, das seit ca. 4 Wochen »icht mehr Brauzwecken dient, stand in Flammen und die Löschmannschaften sahen bet ihrem Eintreffen am Brandplotze, daß sich in diesem Falle ihre Thätigkeit nur auf den Schutz der umliegenden Baulichkeiten zu beschränken habe. Die alte Brauerei brannte bi» auf die Umfassungsmauern vollständig nieder. Nur wenige dürste e« geben, die Bedauern hätten mit dem alten Gebäude. Wie daS Feuer entstanden, ist nicht zu sagen, aber vermutlich ist eS angelegt. Außer dem Besitzer dürfte de» meisten Schaden »och Her« Kühnert rn Oberlungwitz haben, der Fleischerhand- Werkszeuge in dem Gebäude aufbewahrt hatte, die alle mit verbrannt sind. — Dem Kaufmann Hahn in Waldenburg ist die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Er laubnis zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. — Oelsnitz i. S., 14. Okt. Am Dienstag früh verunglückte tötlich auf einem hiesigen Stetn- kohlenwrrke der 18jährige Fördermann Arno Emil Grummt von hier. G. hatte vermutlich einen leeren Hunt auf der Fallortplatt« nicht angehängt und die Barriere »icht geschlossen und so ist der Hunt un vermutet fortgegangen und hat G. 24 Meter mit- geschletft, wobei ihm der Kopf eingedrückt wurde. — Zschocken, 12. Okt. Gestern brannte hier die Scheune de» Gutsbesitzer» Meiohart mit sämtlichen Erntevorräten nieder. — Mylau, 11. Okt. Tia Schulmädchen hat hier vor einig«« Tagen eia zweijährige» Kt»d vo«