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Wochen- und Nachnchtsblatt zugleich ßtMs-Äzchkr für Löhndorf, MdH, Aernsdors, Urdorf, Kl Wien, LeinriHrorl, Mnemu md Nülfen. Aintsbltrtt für den Stadtrat zn itiehtenstein. —. - — 46. Jahrgang. — Rr. 218. Freitag, den 18. September 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 2S Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — I n s e r a t e werden die viergespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. TageSgeschichte. * — Lichtenstetn. Ami. Oktober d. I. tritt aus den sächs. StaatSeisenbahnen und den mitoerwalteten Privateisenbahuen der Winterfahrplan in Kraft. Nähere Auskunft erteilen vom )6. d. M. ab di« Stationen und Auskunftsstellen. Bei diesen ist auch der neue Fahrplan zu dem Preise von 5 Pf. (Buch, form) und von 30 Pf. (Plakatform) zu erhalten. * — Im Publikum ist man noch vielfach der Meinung, daß die eigenen Kinder, wenn sie i« Geschäfte deS BaterS in der Lehre sind, nicht zur Krankenkasse angemeldet zu werden brauchen. DaS ist ein Irrtum. Auch ein solcher Lehrling muß an- gemeldet werden und kann von den Beiträgen der Sasse nur dann entbunden werden, wenn der Vater sich schriftlich verpflichtet, in eintretende« Erkran- kungSfällen hinreichend für ihn zu sorgen. — Bon weittragender Bedeutung für die zu künftige Ausgestaltung der wissenschaftlichen Heil kunde dürfte der Beschluß der österreichischen Regie rung werden, an sämtlichen Universitäten de« Landes Lehrstühle für W asserheilvrrfahreu zu errichten. „Oesterreich geht hierin," so schreibt vie Berliner „Post", „allen anderen Kalturstaaten voran und erwirbt sich dadurch ein hervorragendes Verdienst, denn in immer weitere Kreise der Aerzte sowohl, wie deS Publikum» ist in den letzten Jahr zehnten die Ueberzeugung gedrungen, daß in den Waffe,kuren eine der mächtigsten Naturheilmethoden gegeben ist. Daß sie so populär geworden ist, wie kein wissenschaftliches Heilverfahren, ist daS Verdienst des schlesischen Bauern Vincenz Prießnitz, der mit vielem Geschick und noch größerem Eifer für daS Kaltwafserheilverfahren Propaganda machte. Er und seine Schüler aber haben es auch dadurch, daß sie «» al» ein Universalmittel anpriesen und in unkri tischer Weise zur Anwendung brachten, verschuldet, daß die Aerzte sich von dieser Heilmethode abge wendet haben. Der CharlataniSmuS, der seit Prieß nitz der Wasierheilkuvde anhaftet, ist durch Pfarrer Kneipp auf die Spitze getrieben worden; aber auch sein Wirken hat wiederum die beabsichtigte gute Wirkung gehabt, den Aerzten von neuem di« Seg nungen dieses Heilverfahrens in die Erinnerung zu rufen. Wenn die Naturheilkundigen sich öfter» rühmen, daß die Einführung der Wasserkuren ihr Werk sei, so ist da» eine meist allerdings ganz un bewußte Unwahrheit; denn in der Geschichte der Medizin finden sich feit den ältesten Zeiten nach ge ringen Zeiträumen immer wieder die Anzeichen neuer Versuche zur Wasserheilmethode. Im 18. Jahrhun dert sind sie durch die schlesische Arrztefamilie Hahn mit großem Eifer wieder ausgenommen and vielfach in der Praxis versucht worden. DaS von ihnen ge legte Samenkorn hat Prießnitz geschickt zur Reif« zu bringen gewußt. In England hatte die Waffer- heilkunde seit Anfang dieses Jahrhunderts unter den Aerzte., begeisterte Anhänger; die wissenschaftliche Hydrotherapie wurde fast gleichzeitig in Frankreich durch Fleury, in Deutschland durch Wilhelm Winter- »itz begründet. Dieser Forscher, seit langen Jahren Dozent mit dem Titel eines Professor- an der me dizinische» Fakultät der Wiener Universität und Leiter der berühmten Kaltwasserheilanstalt bet Wien, hat sich die meisten Verdienste am die Schaffung wiffenschaftlicher Grundlagen für die Ausübung der Wasserbehandlung and ihre ständig wachsende Ver breitung unter den Aerzten erworben. Sein Lehr buch: „Hydrotherapie auf physiologischer und klini scher Grundlage" ,st da- Beste, waS darüber über- baupt geschrieben ist; seitdem hat die wissenschaftliche Begründung der Wirkung der hydriatischen Proze duren durch exakte Stoffwechseluntersuchungrn (Blut, Harn usw.) noch erhebliche Fortschritte gemacht. Bisher aber ist da» Wafferhetlverfahren an den deutschen Universitäten noch nirgends offiziell gelehrt worden, und seine praktische Anwendung war dem- «atsprechead in den Kliniken und Krankenhäusern «in« so beschränkte, daß die Aerzte nur geringe Kenntnisse vom W-rte dieser Heilmethode erwarben. Erst durch die Praxis wurden viele auf sie hingewiesen und lernten sie auSüben und schätzen. DaS wird zum Vorteil der leidenden Menschheit bester werden, wenn auch erst an den deutschen Universitäten Fürsorge für den Unterricht i« Wasserheilverfahren getroffen ist. Auf dem letzten Badeärztekongreß in Berlin wurde ein dementsprechender Antrag der Regierung übersendet, hat aber bei ihr bi-her keine Beachtung gefunden." * — Hohndorf, 14. Sept. Gestern nach mittag verunglückte auf einem hiesigen Kohlenwerk der Oberzimmerling Bauerfeind von hie» durch Ab stürzen vom BremSgeftell, wobei ihm mehrer« Rippen gebrochen wurden. * — In dem Gehöfte Nr. 221 des Brandver- sicherungSkatafterS für Mülsen St. Niklas ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. — Dresden. Freitag, den 18. September, mittags 1 Uhr wird i« Kuppelsaale de» AuSstellungS- palasteS an der Stübel-Allee die feierliche Preis- verteilung an die Aussteller statifinden. — Dr e Sd rn , 16.Srpt. Prinz Johann Georg ist auS Anlaß der Kaisermanöoer zum Major uud vataillonskowmandeur bei dem in Dresden stehenden Schützen. (Füs.-)Regiment Prinz Georg Nr. 108 be fördert, in oem er bisher Hauptmann und Kompa niechef war. Der zur Zeit 27 Jahre alte Prinz gehört seit seinem zwölften Jahre der sächsischen Armee an, in der er auch als Chef deS 8. Jafan- terie-ReqimentS Nr. 107 und L 1a 8uits deS Grrde- Reiter-RegtmentS gefühlt wird. — Dresden, 16. Sept. Ein entsetzliche, Un- glück-fall spielte sich heute vormittag um 11 Uhr auf der Landhausstraße zu Dresden ab. Dem alten StändehauS gegenüber erhebt sich der Neubau de» Polizetgebäude«. An der Straßenfront desselben ist der Bau bis zum SimS fertig. Dieser SimS ist hergestellt auS etwa 20—50 Centner schweren, reich verzierten SimSplatten. Die untere Lage der Platten war schon seit einiger Zeit fertig und fitzt ging man daran, die zweite Lage derselben aufzulegen. Die mäch tigen Platten werden mittelst Winden und Draht seilen vier Etagen hoch emporgewunden und daun auf die abschließende Stelle gebracht. Um die obeu- genannte Zeit war eine der schwersten Platten io dieser luftigen Höhe augekommen und sollte langsam al» Deckplatte auf die erste SimSlage niedergelassen werden. Nachdem die Platte ihren Standort erreicht hatte, wurde sie umgelegt. Hierbei ist jedenfalls nicht genau gerechnet worden. DaS mächtige Sandsteinstück neigte sich nach außen, die Arbeiter vermochten das selbe nicht zu erhalten, eS kippte und stürzte in die Tiefe, auf seinem Wege einen Mann mitreißend, so wie da« Balkevgerüst wie dünne Stangen zersplit ternd. Die auf die erste SimSlage drückende Last riß auf etwa 20 w Lärge, die bereits fertiggestellte Lage mit hinab und mit entsetzlichen Krachen und Bersten stürzte alles auf da» Trottoir. Hier war ein Arbeiter beschäftigt, der von rön hereinbrechenden Steinen sofort getötet wurde; der auS der Höhe mit herabgerissene Arbeiter blieb ebenfalls tot liegen und ein dritter wurde lebensgefährlich verletzt. Tausende von Menschen umstanden die UnglückSstelle, die für allen Verkehr vorläufig gesperrt ist. Eine große Blutlache kennzeichnet die Stelle, wo der eine Ar beiter seinen Tod gefunden, und der Fahrdamm ist mit Sandsteinftücken und Balkenresten übersäet. Steinstücke von mehreren Centoern Stärke waren bis auf daS gegenüberliegende Trottoir geschleudert wor den. Im Landhause hatten d,e umherfliegenden Stücke ei, e große Anzahl von Fensterscheiben zertrümmert. Die mit zwei Rettungswagen erschienene Feuerwehr leistete die erst« Hilfe. Der Oberstaatsanwalt, der Polizeipräsident Le Maistre rc. waren sofort zur Stelle. — Nicht eia junger Kaufmann inW«rdau, sondern in Greiz hat «ine» Apparat zum Messen der am Webstuhl sertiggestelltea Waren konstruiert. — Waldenburg, 16. Sept. Im Jahre 1841 wurde im Walde zwischen Glauchau und Mee rane ein Verbrechen begangen, das seinerzeit unter der Bevölkerung nicht geringe Aufregung verursachte. Ein« gewisse Genugthuung lag darin, daß beide Ver brecher darauf ein schlimmes Ende fanden. Jene- Ereignis ist nun von berufener Feder unter Benu tzung mündlicher Ueberlieferungen zur Grundlage einer Erzählung benutzt worden, welche in den dem nächst erscheinenden „Schönburgischen HauStalender* auf da» Jahr 1897 ausgenommen worden ist. — Stollberg. Am Sonntag abend feierten die Gruppen 10 (Hedwigschacht) und 8 (Vertrauen- und Hoffnungsschacht) de» Verein» köoigStreuer Knappen ihr 1. Stiftungsfest, die erste im Ratskeller zu OelSnitz, die letztere in der „Guten Quelle" in Lugau. Die Festordnung war in beiden Fällen sehr reichhaltig und wieS sowohl iu Reden und An sprachen, wie in musikalischen und anderen Gabe» wahrhaft Herzerquickendes auf. Den wackeren Grup pen ein herzliches Glückauf! — Reichenbach, 15. Sept. Durch den Zu sammenstoß zweier Züge hätte sich vorgestern morgen tm Bereiche des hiesigen Bahnhöfe» eine Katastrophe von unabsehbaren Folgen ereignen können, die aber durch ein gütige» Geschick noch glücklich verhütrt wurde. In einer sogen. GleiSschletfe, d«e wegen Neubaue» einer Brücke bei Oberreichenbach eingelegt ist, war der von Leipzig kommende Biehsonderzug tn der siebente» Stunde über da» ihm gegebene Halte signal, welches der Zugführer vielleicht übersehen hatte, hinausgefahreo, während der von Reichenbach nach Dresden verkehrende Schnellzug ebenfalls die Gleisschleife durchfuhr. Durch rasche« Aushalten bezw. durch die Aufmerksamkeit des Personals gelang e«, die beiden Züge, die sich bereits auf 100 m ge nähert hatten, zum Stehen zu bringen. — Plaue«. Die Bereinigung zur Förderung der Luftschiffahrt für Sachsen veranstaltet nächsten Sonntag im Garten zur „Freundschaft" eine ein malige Lustballonauffahlt mit dem Riesenballon „Chemnitz". Herr Kapitän Richard Feller, der be währte Führe» sämtlicher BallonS der Vereinigung, wird am Sonntag zum 266. Male die Reise in die Luft antreten. Die Füllung deS Ballons, mit 40 0,000 Liter Leuchtgas fast, beginnt durch die städtische Gas anstalt nachmittag 2 Uhr, die Auffahrt selbst ist auf püoklich 5*/» Uhr angesetzt worden. Während der Füllung des BallonS findet großes Extra-Covcert vom Stadtorchester statt. Der Eintritt« prei« ist ein sehr mäßiger. — Döbeln, 15. Sept. In der vergangenen Nacht kurz nach 1 Uhr hat sich in der hiesigen Ka serne abermals ein Unglücksfall mit rötlichem AuS- gange ereignet. Der Soldat Otto Lemser, au- Jena-Prießoitz bei Apolda gebürtig, ist aus einem tn de» ersten Etage befindlichen Schlafsaalfenster gestürzt und mit zerschmettertem Schädel tot liegen geblieben. Ein Sergeant und «in Soldat fanden den Verunglückten bald nach dem Sturze auf. Lem ser ist wahrscheinlich in der Schlaftrunkenheit an das Fenster, daS er geöffnet hatte, geraten und hinan»- gefallen. — Riesa, 15. Sept. Wie daS hiesige „Tagebl." mitteilt, hat Bürgermeister Klötzer in der gestrigen Ratssitzung den Rücktritt von seinem Amte al» Bürgermeister der Stadt Riesa erklärt. — Pap st darf. Von einem recht bedauer lichen Unglücksfall ist die Familie deS Herrn Guts besitzers Neukirchner hierselbft h-imgesucht worden. Das 1'/, Jahre alte Kind Christin« stürzte am ver gangenen Sonnabend nachmittag au» dem 2. Stock de» Wohnhauses hinab in den Hof und fiel gerade in einen dort befindlichen Wafferrrog, in welchem e», da der Vorgang ohne Zeugen war, dann ertrank. — Die „Oberlausitzer Zeitung und Nachrichten* schreiben: Am Sonnabend nachmittag, al» da» 22. Infanterieregiment au» Bleiwitz zur Verladung »ach dem Bahuhofe Löbau marschierte, brach ein Soldat