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*— Mülsen St. Riela», 11,Sept. Bei de« schweren Gewitter gestern Nachmittag fuhr ein Blitzstrahl an der Leitung del L. Echarf'sch«« Hause» nieder, sprang ungefähr 1'/» m über der Erd, von der Leitstange ab und fuhr recht» und link» die Hinterfront de» Hause» entlang, zertrümmerte die Schuppenthüre und ließ auch sonst noch an der In- und Außenwand Spuren der vernichtenden Kraft zurück. Bei dem gegen 8 Uhr auftretendeu nicht minder starken Gewitter wurden am südöstlichen bez. südlichen Himmel dreimal nach einander Feuerscheine bemerkt. Die freiw. Feuerwehr wurde alarmiert. — Interessante Uebungen werden gegenwärtig auf einigen Telegraphenämter» vorgenommen. E» handelt sich um eine neue Methode de» Telegraphie ren», wozu ganz besonder» konstruierte Apparate verwendet werden. Diese Apparate solle« vorläufig nicht dem öffentlichen Verkehr dienen, sondern sind nur bestimmt, den Dieustbetrieb innerhalb der Post zu erleichtern. E» handelt sich bei dieser neuen Art von Telegraphie darum, die Telegramme nicht auf dem bekannte» Papierstreifen mit Punkten und Strichen, sonder» teilweise nach Gehör aufzunehmen. Bei der KriegStelegraphie haben wir übrigen» schon fett lange« Jahre» sogenannte Klopfapparate, bei denen die Telegramme nach Gehör, und Vibrier- apparate, wo sie uach dem Gefühl ausgenommen werden. — Die Kritik bei Manövernist manch mal eine sehr scharfe, und die Worte werden dabei nicht immer auf die Soldwage gelegt. Bei den letzthin stattgefundenen Manöver« wurde ei« Urteil gefällt, welche» sich durch seine Kürze und drastische Wortfassung auszeichnet. Tin Angriff war mißglückt, da rief der Schiedsrichter seinem Adjutanten zu: »Reiten Sie zu er solle seine Artillerie ein- pükeln lassen!" — „Aber, Exzellenz —" replizierte der Adjutant. — Mit den Worten: „Reiten Sie und richten Sie au», wa» ich Ihnen befehle!" schnitt der Schiedsrichter alle Einwendungen seine» Adju tanten ab. „Zu Befehl, Exzellenz!" sprach der Ad jutant, drückte seinem Pferde die Sporen in die Flanken und stob über die Felder hinweg, hinüber zum Kommandeur de» die Unzufriedenheit de» Schieds richter» erregenden Truppenteile». Einen solchen Auftrag auSzurichten gegenüber einem in höherem militärischen Range stehenden Offizier mag für einen Adjutanten gerade keine süße Pflicht sein, aber der Dienst kennt keine HöflichkeitSrücksichte«. — Zwickau, 11. Sept. Ein furchtbarer Blitzstrahl fuhr gestern nachmittag kurz vor 5 Uhr in den Turm der Katharioenkirche. Ein Strahl der selben traf die elektrische Leitung, zersplitterte die Holzleiste, schlug etliche Kapseln ab und zerschmolz fast alle, selbst die stärksten Bleisickerungen. Am meisten hat die Lei"^ „um Elektromotor gelitten. - Zwickau, 11, Sept. Bei dem gestern Nachmittag über hiesige Stadt gezogene« Gewitter schlug ein Blitz in einem auf dem Hauptmarkt hal tenden Wagen der elektrischen Bahn, wobei die elek trische Leitung desselben demoliert wurde, sodaß der Wagen außer Betrieb gestellt werden mußte. Die Passagiere kamen mit dem Schreck davon. — Glauchau, 11. Sept. Ein bedauerliches Unglück ereignete sich gestern kurz vor dem Gewitter in Jerisau. Dort wollte der Konditor I. aus Glauchau eine Anzahl Hühner in seinen Hof treiben, wobei eine Henne da« von ihm in einem Kartoffel- beet niedergelegte geladene Jagdgewehr berührte; da» Gewehr entlud sich, der Schuß ging dem Besitzer durch die Brust und verletzte ihn tötlich. — Kirchberg. Eine drollige Szene ereignete sich am Donnerstag bei der Fahrt de» von Wilkau kommenden Mittagzuges der hiesigen Schmalspurbahn. In der Nähe der Wolfschen Fabrik desertierte plötz lich ei« Läuferschwlin au» dem Zuge. Al» daS ZugS- personal de« Flüchtling bemerkte, brachte e» den Zug zum Halte« und machte Jagd nach dem Tiere, da» de«« auch «ach längerem Bemühe« wieder glücklich eingefangen wurde. Der Zug erlitt dabei eine ge ringe Verspätung. — Die schädliche Wirkung des Spiritismus zeigt sich an einem elfjährigen Knaben in Planitz, welcher mehreren spiritistischen Sitzungen beigewohut und sich so aufgeregt hat, daß er jetzt von Zeit zu Zeit in Halbschlaf verfällt und von Geistern Phau- lasiert. — Am Donnerstag nachmittag kurz nach 3 Uhr zog über Anuaberg ein Gewitter, welche« »ebe» schwachen elektrischen Entladungen von einem gewal tigen Hagelschlag begleitet war. — Leugenfeld, 10. Sept. Auf hiesigem Bahnhofe kam gestern Vormittag eine Ladung Gänse an, leider ganz ermattet. Ei« Teil der Tier« lag tm Wagen bereit« tot; «in anderer Teil wurde wohl mit auSgeladen, fraß auch noch, fiel jedoch darauf um und verendete. Di« betreffenden Händler sind auf diese Weise um 40 Stück ihrer Tiere gekommen. — Am Donnerstag nachmittag zog über die Frauensteiner Gegend ei» überaus heftige» Gewitter. Ja Pretzschendorf schlug der Blitz zwei Mal ein. Er tötet« im Oberdorf« 3 Kühr und eutzündete im Niederdorf« die Wtrtschaft-gebäud« vo« Baumgart. Auch in Röthenbach brannte e» zugleich. Dabet schloßt« r» in Friedrbach so heftig, daß die Pferde von der Arauensteiuer Pofi für eiuig« Zett ausgeschirrt werden mußte«. — Jöhstadt. Durch eine» wohlaezielteu Schuß hat am 8. September abend» Herr Gastwirt Pietsch im Gchweiz«rhäusel zu Sorgeutyal 1« hiefiger Flur einen wütend sich grberdenden Ochsen er legt. Diese» Tier war Tag» zuvor einem Weiper- ter Fleischer vom Gchlachtplatz entlaufen und hat sowohl dort al» in Pseil-Sorgrnthal einig« Personen verletzt. — Al» am Donnerstag nachmittag über Dorf hain uud Umgegend ein Gewitter zog, traf ein Blitzstrahl die au» Dorfhain gebürtige, auf der Wiese beschäftigte unverheiratete Hulda Ilgen so schwer, daß da« 29jährige Mädchen auf der Stell« getötet wurde; an Brust und Leib waren die Kleider voll ständig verbrannt. Dicht daneben arbeiteten «och ein« Frau uud ei« Mädchen, welche jedoch außer dem Schrecken keinen Schaden erlitten. — Zwischen Komotau uud D-utsch- Kralupp ging am Donnerstag ein Wolkenbruch nieder, der 2 Eisenbahubrücken zerstörte, infolgedessen der Verkehr gesperrt ist. Auch in SebasttauSberg, Krima-Neudorf und Reitzenhain hat da» Wetter tüch tig aufgetroffen. E» folgte Schlag auf Schlag. In Rettzenham schlug es m eine Klammer fabrik ein, und sollen für ca. 100^0 M. Klammern verbrannt sei«. — Wer ob der kleinen Verdrießlichkeiten de» Lebens sich unglücklich fühlt, der mag am Schicksal der Familie deS Schmied» Benofsky in Diehmen in der Lausitz lernen, wa» wirkliches Unglück ist. Seit über zwölf Jahren ist die Mutter gelähmt, so daß sie sich nicht mehr bewegen kann. Durch «nen Fehltritt stürzte der Vater vorige» Jahr auf die Tenne uud wurde halb arbeitsunfähig. Al» am 1. August d. I. da» furchtbare Unwetter über die Ober lausitz zog, traf ein Blitzstrahl da» Han» BeuoSky'S und brannte es mit aucn Nebengebäuden nieder. Nur mit Mühe gelang es dem Sohne, seine kranken Eltern zu retten. Der GasthofSbesttz^r Steglich überließ in menschensreuudltcher Weis« den schwer- geprüftes Leuten sein AuSgedingehau» al» Wohnung. Hier starb nach drei Wochen der Schmiedemeister BenofSlh. In der Nacht zum 5. September ver nahm man Plötzlich einen ungeheuren Donnerschlag. Der Blitz war tu daS Hau« gefahren, hatte auch einen kleinen Brand verursacht. Der Sohn Benofs- ky'S wollte seine Mutter in Sicherheit bringen, stürzte aber mit ihr, wobei die arme gelähmte Frau ein Bein brach. — Der achtjährige Sohn des Eisenbahnarbei- terS GremS in Röd « rau hatte sich vorige Woche durch einen verrostete« Nagel eine Verwundung am Fuße zugezogen. Die Wunde wurde nicht für ge fährlich gehalten, bis der Fuß anschwoll. Der hin zugeholte Arzt stellte Blutvergiftung fest, welcher der bedauernswerte Knabe erlegen ist. 8 Berlin, 10. Sept. Große» Aufsehen er regt hier die Verhaftung eines BankdirektorS, die, wenn nicht alle« täuscht, den Ausgangspunkt eine» neuen großen Bar.kskandals darstellt. Der Direktor Oskar Schuster von der Norddeutschen Handelsge sellschaft (Leipziger Straße 13S) wurde gestern in später Abendstunde vor «ioem Hause der Hedemann straß;, in welchem seine „Freundin", eine Witwe Itzig, genannt Ilsen, wohnt, in dem Augenblick ver haftet, als er dort mit seiner Freundin in einer Droschke vorfuhr. Die Ehefrau de» Direktor- Schuster lebt in Dresden. In eingeweihteu Kreisen war man auf die Verhaftung längst vorbereitet, wie man Schuster denn in geschäftlicher Beziehung stet» nur mit größtem Mißtrauen gegeuüberstand. Er hat die von ihm gegründeten und geleiteten Insti tute — die Berliner Jmmobilienaktienbank, die deut sche Spar- und Depositenbank, den Kaiser Wilhelm- Bauverein, die Charlottenburger Terraingesellschaft, ebenso die R^xdorfer, ferner die Berliner Brauhaus- gesellschaft usw. — benutzt, um deren Vermögen an sich zu bringen, so daß sie zum Teil zahlungsun fähig wurden; er war auch Begründer de» Allge meinen deutschen Sparverein». ES handelt sich «m so bedeutende Summen, daß man sich wundern muß, wie sich Schuster so lange hat über Wasser halten können. Wo die Summen geblieben sind, ist noch nicht hinlänglich klargelegt. Der persönliche Ver brauch Schusters soll ein gewaltiger gewesen sei«; er wird auf 80 0Ü0 Mark jährlich (!) geschätzt. Es hat den Anschein, als ob dieser Festnahme noch an dere auf dem Fuße folgen werde». 8 Am Mittwoch fand in der Tonhalle zuver - lin eine gutbesucht« Protestoersammlung gegen die Greuelthaten in Armenien statt. E» sprachen der Prediger Faber, der armenische Professor Thoumajan und Dr. LepsiuS. Letzterer konstatierte, baß nach seinen Ermittelungen in den letzten Monaten 88243 Armenier erschlagen worden sind. Die Versammlung, die dem Reimer stürmischen Beifall speudete, ging sehr bewegt auseinander. 8 Berlin, 11. Sept. Der Hauptgewinn von 30 000 M. der Internationalen AuSstell«agSlotterie fiel gestern auf Nr. 140407. 8 Einen Fehlbetrag vo» 20 000 Mark hat da» deutsche Sängerfest in Stuttgart ergebe». Mau hatte sich darauf gefaßt gemacht, eine weit höhere Summ« decke« zu »Men. 8 Hamburg, 11. Sept. Uut«r großartiger Beteiligung — mehr al» 3000 Personen wäre« an- wesead — fand in Hamburg gestern bei Sagebiel unter Borfitz de» Senior» Dr. theol. Behrman», de» erste« Geistliche» de, Stadt, eiue Bersamml««a statt, worin der Armenier Professor Thumajan i« franzö- sischer Sprache die armenische Frage behandelte. Der Redner, besten Vortrag durch Pastor Barleb ver deutscht wurde, schilderte die Leide» feine» Volke» und behauptete, die Armenier kö«»tm mit der türkische« Bevölkerung recht gut tu Frieden leben, aber die Regierung hätte ihre Ausrottung beschlossen. Er vermöge nachzuwetsen, daß die Befehle zu, Verübung der Greuel au» dem Palaste de» Sultan» gekommen seien. Er apelliere an dir Wohlthätigleit der Ham burg:», da die Armenter Hunger stürben. Der Vor trag machte tiefen Eindruck und fand allgemeine Zustimmung. Nach einem Schlußwort de» Pastor- Man ward beschlossen, einen Hilfsbund in Hamburg zu konstituieren. 8 Kiel, 11. Sept. Da» Schulschiff „Ulan" erlitt in der Ostsee durch Kollision mit eine, Schieß scheibe Havarie. Es wurde leck. DaS Schiff er reichte vergangene Nacht glücklich de» Kriegshaft«. " Brüx, 11. Sept. Die Verdämmung de» Anna Hilfs-Schachte» ist erfolgreich durchgeführt. Die Tcrrainbewegungen find zum Stillstand gekom men. Die Wiederaufnahme de» Bahnbetriebes ist in wenige« Tagen zu erwarten. " Graz, 1l. Sept. Vorgestern mittag er folgten in Laibach zwei kurze Erdstöß. Die Fenster klirrten, an allen Gemäuern entstanden Riste. " Zermatt, 11. Sept. Am Lyrkamm sind gestern Professor Grunert, dessen Wohnort »och un bekannt ist, und di« Führer Imboden und Ruppen ebLestürzr. Alle drei find tot. ""Wien, 11. Sept. In dem galizischen Städt" chen Skole wurden 15 Personen von einem wüten den Hunde gebissen. Die Unglücklichen wurden der SpiialSpflege übergeben. "Basel, 11. Sept. Ein Engländer ist bei der Besteigung de» WetterhornS abgestürzt und blieb tot auf dem Platze liege». " Die Petersberger „Rowoje Wremja" schreibt: Die Tafelrede, welche Kaiser Wilhelm i» Görlitz unmittelbar nach der Abreise de» russischen Kaiferpaares hielt, wird zweifellos den tiefsten Ein druck nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz Europa machen. In Anwesenheit des Grafen von Turin, deS Prinzen Ludwig von Bayer» und der höchsten Würdenträger der preußischen Armee nannte Kaiser Wilhelm den Czareu den Kriegsherrn über das gewaltigste Heer und erklärte ferner, in völliger Uebereinstimmung mit ihm, dem Kaiser Wilhelm, gehe das Streben de» Kaiser Nicolau- dahin, die gesamten Völker deS europäischen Welt teils zusammenzuführe», um sie auf der Grundlage gemeinsame, Interessen zu sammeln zum Schutz? der heiligsten Güter. Ein solches Zusammenstellen bürgt für die Aufrichtigkeit bei der Betonung der fried lichen Ziele in der Breslauer Tischrede. Solche Aufrichtigkeit verdient di« volle Sympathie aller ver nünftigen, wohlwollenden Mensche», welcher Ratio nalität sie auch angehören mögen. "Brüssel, 11. Sept. Der Soldat de Ruyter, dcr in der Grenadierkaserne in betrunkenem Zustande etwa 60 Schöffe auf seine Kameraden ab gefeuert und mehrere Polizisten getötet hatte, wurde gestern vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt. Ec wird in dem Kasernenhofe, wo er sein Verbreche« begangen hatte, standrechtlich erschossen werden. "Paris, 11. Sept. Ueber den Wirbel sturm wird weiter gemeldet, daß derselbe schrecklicher gewesen, alS Paris je gesehen. 40 dicke Bäume wurden umgebrochen, 5 Personen sterbend auf die Feuerwehrwachen gebracht und viele Personen in die Seine geschleudert. In dem Augenblicke, wo der Wirbelsturm wütete, traten zehn Redakteure de» Blattes „France" auS dem Handelsgericht; dieselben wurden vom Sturm gepackt, zu Boden geschleudert und alle mehr oder minder verwundet. Die Plätze „Republique", „Michel", „St. JaqueS", „St. Sul- pice" haben sehr gelitten. Eine Lohnkutsch« wurde gegen eine GaSlaterne geschleudert und zerschellt. Ein Omnibus mit 17 Insassen wurde mit solcher Gewalt gegen eine Mauer geworfen, daß 7 Per sonen Wege« ihrer Verwundungen ins Spital ge bracht werden mußten. Ei« GaSkaudelaber von meh reren Hundert Kilo wurde umgebrochen. Der Minister präsident Meline besuchte gestern abend die Verwun deten in de« Hospitäler« und übergab ihnen Geld- Die Blätter konstatieren, daß die Hellseherin ConeS- don am 26. Juli den Wirbelsturm genau vorher be stimmt habe, im „Figaro" aber diese Prophezeiung seitens deS Observatorium» förmlich dementiert wor den und erklärt worden sei, daß ein Cyklon in Pari- unmöglich sei, weil er durch die Mauern aufgehalte« werden würde. " Christianis, 10. Sept. Bei dem Fest mahle, welche» heute abend zu Ehren Nansens statt fand, teilte Prof. Brögger mit, e» sei ei« Nansen- Fonds zur Förderung der Wissenschaft gebildet: er betrage 210000 Krone», wtlche sämtlich durch frei willige Beiträge aufgebracht worden feie«. Mxtxratzliche Wttterxmg fiir »ex LS. Gept.« tAusgestelte Vroguos« n. d. La»vrtcht'sche« Wettertelearav») Bewölkt oder dunstig bei geringer NiederschlagSnrigang. Aloä« Heute So« tränken, u. a.: Rebhuhn - Talat, K« Um zakskr Licht« Gi« Bi wird gesucht bei Vslr Eine in der ! Rest mit Material nitzer Pflege Bä eine in Lichter , . N< sonne zwei m t erb. gut verzir ist zu verk. dem