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MMMnbtWMM I ftüher Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich HesHG-Snzchkr für Löhndorf, Udlitz, Kernsdorf, Urdorf, St. Wien, Leinrilhsort, Noricnou nnd Mtsm. Aintsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. 48» Jahrgang. — — ... Nr. 243. Sonnabend, de« 17. Oktober 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige- — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 16. Oktbr. Vergangene Nacht wurde hier starte- Wetterleuchten, von einem fernen Gewitter herrührend, wahrgenomwen. *— In den Gehöften Brandkataster-Nr. 2 für Oberwinkel und Brand kalaster - Nr. 3 für G, ünefeld ist die Maul- und Klauenseuche aus« gebrochen. — Im BrandverficherungS - JnspektionSbezirk Glauchau kamen im Jahre 1895 in d?n Städten 17 und auf dem Lande 40 Brände vor, wofür im ersteren Falle 71254, im letzteren 149 810 Mk. Ver- gütungen gezahlt wurden. Darunter waren mutmaß lich vorsätzlich angestiftet 3, beziehentlich 15; durch Fahrlässigkeit entstanden 3, darunter 1 durch Kinder, bez,ehentlich 4; mutmaßliche Fahrlässigkeit 3, da runter 1 durch Kinder, beziehentlich 4; FeuerungS- anlagen —, bez. 2; mangelhafte FeuererungSanlagev 3, bez. 1; mutmaßlich mangelhafte FeuerungSanlageu 1, bez. 1; Blitzschläge 1, bez. 9; unbekannte Ursachen 2, bez. 4. — Gegen da- Kgl. „Dresdner Journal", da- säch sische RegierungSorgan, wird prozessiert. Nachdem es die Staatsanwaltschaft wiederholt abgelehnt, ist nun doch gegen das „Dresdner Journal" eine Of- fizialklage eingeleitet und dem Schöffengericht über wiesen worden. Es handelt sich um die Verweige rung einer Berichtigung de- Militärschriftstellers Herrn».Lindemann in Berlin, »nd so wird nun gegen das „Journal" vor Amtsrichter Dr. Becker in Dre«- de» in nächster Zeit ein Prozeß wegen Uebertretung de« Prrßgesetzc« stattfinden. — „Laßt jede Hoffnung hinter Euch!" — diese ernsten Dichterworte kann man jetzt den Bielen zu rufen, welche durch Einblick in die Gewinnliste der I. Serie der Lotterie der Dresdner Kunst- und Ge- werbeauSstellung sich davon überzeugen, daß sie eine — Niete gewonnen haben. Wer thatsächlich einen Gewinn erwischt, der kann al- förmlicher Glückspilz gelten, kommen doch auf 100000 Lose nur 4000 Gewinne. — Dresden, 15. Okt. Der Hauptgewinn der Lotterie der Dresdner Ausstellung de« sächsischen Handwerk« und KunstgewerbeS ist einer armen Fran, die in der vierten Etage eine« Hause- auf der Pir- vaischen Straße eine kleine Wohnung inne hat, zu gefallen. Der Gewinn besteht bekanntlich in drei vollständigen Zimmereinrichtungen. — Die Dresdener Hofbühue hatte dieser Tage im Altstädter Hoftheater einen Vühnenbravd gehabt. Im zweiten Akt vom „Freischütz" geriet in der Wolfsschluchtszenerie eine Koulisse in Brand, und die Flamme brannte lichterloh auf. ES erschienen sofort Feuerwehrleute auf der Bühne, welche die Flammen erstickten. Bewundernswert war die Geistes gegenwart des Herrn Nebuschka, der in der Rolle de- KaSpar in der Szene beschäftigt war und, ob wohl er wenige Schritte von den Flammen entfernt war, ,uhig lachend sitzen blieb. So geriet denn auch da« Publikum nicht in Unruhe und die Meisten mögen wohl gar geglaubt haben, da- Feuer „gehöre dazu." Nur wenige Inhaber von Logenplätzen eilten hinaus. — Leipzig, 12. Okt. Zur Beschickung der unter de« Protektorate Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen stehenden Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung zu Leipzig 1897 ist der Schlußtermin für Anmeldungen auf deo 15. Dezember 1896 festgesetzt worden. An die sem Termin kann nicht« mehr geändert werden. Wer sich also noch an der Ausstellung beteiligen will, für den ist eS die höchste Zeit, seine Anmeldung schleunigst zu bewirken. — Nachdem das Königliche Ministerium zur Veranstaltung einer Ausstellung-- Lotteine die Genehmigung erteilt hat, beginnt der Verkauf der Lose schon am 1. November dS. Iß. Der verkauf ist im Königreich Sachsen und in den thüringischen Staaten landesherrlich genehmigt. In Kommissionsverkauf werden Lose nicht abgegeben, der Verkauf findet nur gegen bar statt. Die Ge winne werden nur von Su-stellungsgeg-nstänbrn auSgewählt, und die Auswahl wird so getroffen, daß die Projekte für jeden einen effektiven Wert haben, so daß also auch jeder glückliche Gewinner sie gebrauchen oder leicht zu einem diesem Werte entsprechenden Preise umsetzen kann. Der 1. Haupt gewinn wird einen Wert von 30.000 Mark, alle Gewinne einen Gesamtwert von */s Million Mark haben. Der Preis eine« Loses ist auf 1 Mark fest gesetzt. — Da die Leipziger Ausstellung wohl mit großen Besucherzahlen zu rechnen habe» wird, so spielt die VerpfleguugSfrage unter den Vorarbeiten eine große Rolle. Wollte man allen Verhältnissen Rechnung tragen, so müßte die Zahl der zur Be wirtung der vielen Tausende von Besuchern nötigen Restaurants usw. eine so hohe sein, daß die Existenz- fähigkeit der Gastwirtschaften fraglich würde. Im Interesse der Pächter muß aber die Zahl und Größe der Wirtschaften beschränkt werden. Man hat nun für Leipzig drei Gruppen derselben vorgesehen und jeder dieser Kruppen eine besondere Anziehungskraft beigegeben. Die Hauptgruppe von 11 oder 12 Wirt schaften lagert sich um de» großen Teich mit den Wasserkünsten, während daS „Thüringer Dorf" und „Alt-Leipzrg" mit je fünf Wirtschaften Bilder au« der Vergangenheit in einer dem Namen und G-biet der Ausstellung entsprechenden Form bringen. Zu den Wirtschaften kommen noch automatisch betriebene Ausschankstätten und einige Kosthallen im Innern der AuSstellangSgebäude, auch im „Vergnügungs park" ist mit einigen der dort untergebrachten Schau stellungen ein Ausschank verbunden. ES erscheint da mit für die Verpflegung genügend vorgesorgt, aber eS ist dabei keineswegs da« Bedürfnis überschritten, wie er bei so manchen Ausstellungen der Fall war. — Chemnitz, 15. Okt. DaS Fische» deS Schloßteiches hatte auch dieses Mal «in äußerst zahlreiches Publikum an die Ufer deS gegenwärtig mit seinem Schlamm prunkenden Bassins gelockt. Tausende harrten mit Eimern und Kannen bewaffnet de« Augenblicks, wo e« ihnen vergönnt sein sollte, eine- der zappelnden Schuppentiere kaufen zu können, und auf der Speisenkarte von Chemnitz wird in den nächsten Tagen Karpfen, Schleie und dergl. gewiß nicht fehlen. Die Fisch« wurden an zwei Ständen zu folgenden Preisen verkauft: Karpfen 75 Pfg., Schleie 90 Pfg., Hecht 90 Pfg. und «al 1 60 Mk. Die größere» Karpfen, z. B. solche von über 7 Pfund Gewicht, wurden teilweise von Teichbesitzern zu Zuchtzwecken gekauft; im Großen und Ganzen ist der Ertrag reicher als vor 3 Jahren. Der Gewinn dürfte diesmal über 5000 Mark betragen. — Zwickau, 15. Okt. Gegen 71 Militär- pflichtige junge Leute der Jahrgänge 1871 und 1872 au« den Aushebungsbezirken Zwickau und Glauchau ist bei der König!. Staatsanwaltschaft hier daS Ver fahren wegen Hinterziehung der Wehrpflicht anhängig gemacht worden. — Am Sonntag logierte sich bei einer Witwe in Glauchau ein Schlaffer unter dem Namen Brösecker ein, stahl in der darauffolgenden Nacht seinem Schlaskollegen 44 Mark and verschwand dann. Die Polizei konnte sich jedoch noch rechtzeitig diese- Burschen versichern und fand bei ihm gestohlen» Legitimationspapiere aus die Name» Brösecker, Mach und Winkelmann, außerdem noch verschiedene Pfand scheine, goldene Ringe usw. Jetzt nennt sich der Mensch Weber. — Lößnitz, 14. Okt. In dem Hause des Schneidermeister- Pügner hier ist jcht seit 100 und in dem de« Schneidermeister-L istner seit 75 Jahren von derselben Familie (Vater und Söhnen) da- Schneiderhandwerk betrieben worden. Beide Häuser waren au- diesem Anlaß vorgestern von der Schneider innung mit Tuirlanden geschmückt worden; auch wurden von der Innung verschiedene Festlichkeiten veranstaltet. — Sebnitz, 14 Olt. Sin nichtswürdiger Bubenstreich wurde dieser Tage durch die Aufmerk samkeit eine- an der Eisenbahnstrrcke zwischen hier und Krumhermsdorf stationierten Bahnwärters ent deckt. In der Nähe der sog. Finkengüter hatte ein noch schulpflichtiger Junge einen Stein auf die Schiene» gelegt, der von der Maschine eines vorbeifahrenden Süterzuge« zermalmt und zur Seite geschoben wurde. Mit diesem Erfolge jedoch keineswegs zufrieden, hatte der Junge nunmehr mit großer Mühe bereit« fünf große Steine auf daS Gleis g« wälzt, al« die nichts würdige That noch kurz vor dem Passieren eine- Personenzuges von dem erwähnten Beamte» bemerkt wurde, der das Hindernis beseitigte und den jugrnd- liche» Attentäter dingfest machte. — Ein Linsengericht mit Schlangen ist da« Neueste, was auf dem Gebiete der Kochkunst erfun den oder doch herzustellen versucht wurde — aller dings ohne Absicht de« E-finderS. In einer Familie in Niederpoyritz ist der Man» draußen mit Gartenarbeit beschäftigt, während die Hausfrau in der Küche daS Mittagessen bereitet und ein Linsen gericht kocht. Um nicht bei de» warmen Tagen den Ösen zu Heizen, hatte man, wie ei» Dresdner Blatt schreibt, auf einem Küchenherd ein Feuer angezündet, wozu man getrocknete- leichtes Reisig verwendete, das in Bündel gebunden nach ländlicher Sitte hinter dem Hause aufgeschichtet und in der Sonn« getrocknet war. Die Mahlzeit war endlich fertig und der Tisch gedeckt. Der Hausherr uad seine Familie haben sich bereits an ver Tafel niedergelassen und warten auf da-, was die Mutter auftrage» wird, di« zur hohen Befriedigung aller eine stattliche Schüssel mit Linsen hinstellt. Da eS am Ende der Woche kein Fleischtag war, so konnte natürlich von Kotelettes nicht die Rede sein, und um so freudiger erstrahlte daS Gesicht de« ManncS, als er beim Füllen seines Teller- bemerkt, daß die gute Haus frau wenigstens ein stattliches Fischlein gespendet, daS er im ersten Augenblick für einen Aal ansieht. Aber Lir.se» mit Fisch resp. Aal war doch ein so neues Gericht, daß sich der Hausherr den gewaltigen Wurm etwas genauer ansteht, wobei sich sein Gesicht immer mehr verlängert. Als ziemlich guter Fisch- keoner entdeckt er, daß der Fremdling mit einem Aal oder Elbfisch wenig Aehnltchkeit hat, obgleich in de» Linsen eine vollständige Verwandlung vor sich ge gangen sein konnte. Noch bestürzter ist aber die Frau über den Fund, da sie weder einen Fisch, noch ein andere» ähnliche« Tier zur Mahlzeit verwendet hatte, und immer mehr überzeugte man sich, daß e- eine Schlange sei, die durch irgend ei« Rätsel in die Linsen geraten war und sich wahrscheinlich auf dem Reisig gesonnt haben mochte. SS liegt wohl nahe, daß da- Reptil mit dem Reisigbündel in die Küche getragen und beim Feueranzündell geflüchtet und iu de» Topf geschlüpft war. Ob man eine Giftschlange oder eine Blindschleiche «itgesotten, war nicht sicher festzustellen; aber mit dem Linsengericht war eS vor bei und dabet ein Glück, daß man nicht schon vorher davon genossen hatte. Die Familie soll aber für Linsengerichte eine Abneigung erhalten haben. 8 Berlin, 15. Okt. Heute nachmittag wurde die Berliner Gewerbe-Ausstellung geschlossen. Kom merzienrat Kuehnemann brachte ein Hoch auf den Protektor der Ausstellung, Prinz Friedrich Leopold, aus. Baumeister Feilsch dankte der Staatsregierung und den städtischen Behörden für die thatkräftige Förderung der Ausstellung; Geheimrat Goldberger dankte »amen« der Ausstellungsleitung ihren amt lichen Organen und den Ausstellern selbst für die Rührigkeit und Opferwilligkeit. Der frühere Hau- delsminister v. Berlepsch brachte ein Hoch auf de» Kaiser au». Der Kaiser ließ dem Arbeitsausschuß seiu Bedauern auSdrückev, behindert zu sein, dem srierlichen Schlußakte der so großartig augelegten und schöa verlaufenen Berliner Gewerbe-Au-stellung 1896 beizuwohne». StaatSminister vrefeld erklärte di« Au-stellung für geschloffen. Die drei Vorsitzen-