Volltext Seite (XML)
MMMckUMM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich UWs-MMr für Kohndorf, MdH, Aemdorf Urdorf. St. Lzidim, Keimichort, NoriniU mit Men. Amtsblatt für den Stadtvat zu Lichtenstein. ««. Jahrgang. Rr. 223. Donnerstag, den 24. September ?'!!"' 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends sür den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige- — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Karserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. vtffMe CMelMtlli-Atzni r» Lich ter steil vom 22. September 1896. Die Sitzung wird in Anwesenheit von 10 Mit- gliedern des Kollegiums um 8 Uhr durch deo Bor- sitzenden, Herrn Baumeister Hedrich, eröffnet. Herr Oettel ist entschuldigt. Ferner wohnten der Sitzung die Herren Stadt räte Beyerlein und Nötze bei. Da Anträge vorher nicht gestellt werden, tritt man sofort in die Beratung der Tagesordnung ein. 1 ., Kenntnisnahme der amt-hauptmaonschaft- lichen Bestimmungen bet Regulierung des Angerwie- senplatzeS. DaS Kollegium nimmt von einer dies bezüglichen Verfügung de, Kgl. AmtShauptmannschaft Glauchau Kenntnis. 2 ., Beschlußfassung über Unterstützungen aus der Webendörferschen Armenstiftuvg. Bon selten dcS RateS ist auf Vorschlag der ArmenversorgungSbthördr be schlossen worden, die von der durch Tod abgeschie denen Witwe Merkel innegehabte Bollstelle der Webendörfer-Stiftung nunmehr der Witwe Karoline Schlemmer zukomwen zu lassen, und die ebenfalls frei werdende Halbstelle gleicher Stiftung der Jo hanne Schütze zu übertragen. Das Kollegium kann die getroffene Wahl nur billigen und tritt dem Rats beschluß bei. 3 ., Beschlußfassung übe, Herstellung der GaS- und Wasserleitung auf der neu angelegten Querstraße. Nachdem di« Vorschläge der beiden in Betracht kom menden Ausschüsse, auf der neuen Querstraße GaS- und Wasserleitung einzurichten, die Genehmigung des RateS gefunden haben, tritt auch daS Kollegium einstimmig diesem Beschlusse bei. Zur Herstellung beider Leitungen find voraussichtlich ca. 1150 Mark erforderlich. Al» nachträglich eir-gegangen und nicht auf der ausgeschriebenen Tagesordnung stehend liegt noch ein Gesuch de» Herrn Ratskellerpachter Heinz zur Be- schlußfassung vor, in welchem derselbe den Wunsch um Vergrößerung deS Gastzimmer» im Ratskeller unter Begründung auSspricht. DaS Kollegium ge nehmigt daS Gesuch gegen eine Stimme unter der Bedingung, daß Herr Heinz die notwendig werdende Bausumme (300—350 Mark) mit 5 Prozent ver zinst und außerdem von Gesuchen um Pachtermä ßigung fernerweit Abstand nimmt. Schluß der öffentlichen Sitzung: 9 Uhr. Hierauf geheime Sitzung. TageSgeschichte. * — Lichtenstein, 23. Sept. Wie de» Ka lender uns anzeigt, hat mit heute früh der Herbst sein Regiment augetreteu und zwar in Wirklichkeit in recht stürmischer Weise. Hoffentlich sind unS auch noch freundlichere Herbsttage beschert. * — Heute ritten eine größere Anzahl Offiziere vom Generalstabe deS XII. sächs. Armeekorps nebst Dienstmannschafteu, von Hohenstein kommend, hier durch. * — Auf Folium 214 deS Handelsregisters deS Kgl. Amtsgerichts Lichtenstein, die in Hohndorf bei Lichtenstein ihren Sitz habende „Steinkohlenaktien- gesellschaft Bockwa-Hohndorf-Bereinigtfeld bei Lich tenstein* betreffend, ist am 19. dieses Monats ver lautbart worden, daß der Sesellschaftsvertrag zu 8 4 5 20 und 45 Abs. 8 anderweit abgeändert und zu 8 37 unter d berichtigt worden ist, sowie daß da» Grundkapital durch Rückkauf und Amortisation von je 2 Stück Stamm- und Prioritätsaktien und durch Zusammenlegung von je 5 Stammaktien und von je 3 Prioritätsaktien zu je einer Aktie im Nennwerte von 500 Mark unter veseitiguug der bisherigen Vorzugsrechte de» Prioritätsaktien auf den Betrag vou 1138000 Mark herabgesetzt werden soll. * — Hohudorf. Der Gemeindeälteste Ott» Fürchtegott Schaufuß hier ist als Standesbeamte, für den StandrSamtSbezirk Hohndorf bestellt und verpflichtet worden. Stellvertreter deS Standesbe amten ist der Temamdevorstand Karl August Rein- hold hier. * — Bern » dorf, 21. Sept. Heute feierten die Gemeinde« Gersdorf und Bernsdorf ihr gemein same- Mission-fest in Bernsdorf. Der FestgotteS- dienst in dem diesmal besonders schön geschmückten GotteShause begann nachm. 2 Uhr. Herr DiakonuS Psr. Glänzel in Plauen i. V., früher Hilfsgeistlicher in Gersdorf, predigte über daS Wort deS Herrn Luc. 12, 49: Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde auf Erde»; war wollt ich lieber, denn eS breunete schon? und entnahm diesen Worten daS Thema: O daß doch bald dein Feuer brennte! Dies unser Wunsch im Hinblick 1. auf das Ziel, das Christus mit der Welt hat, 2. auf die Not, unter der die Heidenwelt leidet. Es lag etwas Vorwärts- treibendes in der Predigt, die erst den sichern Grund der Mission klarlegte und von da aus in fortschrei tender Entwicklung die ganze Weite der Mission«- gedanken den Zuhörern vor die Seele führte. Nach der Predigt trug der hiesige Kirchenchor eine wir- kungSvolle Festmottete vor. Die Kollekte am Schluffe deS Gottesdienste» betrug 43 M. 10 Pfg. In der darauf folgenden Nachvnsammlung im Nötzvld'schrn Gasthofe berichtete nach einigen einleitenden Worten deS OrtSpfarrerS Herr Missionar Dachselt, gegen wärtig auf Urlaub in Rudolstadt, in zwei Absätzen über seine Erfahrungen auf dem indische» MissionS- gebiete und brachte damit der Versammlung aufs Neue die Schwierigkeit deS Missionsberufs, aber auch den Segen desselben zum Bewußtsein. Beson dere Teilnahme rief er hervor durch die Schilderung seiner Reise von Indien nach Deutschland. Mit einem von Herrn Pastor Böttger in GerSdorf ge sprochenen Gebet und dem LiederverS: „Die wir un- allhie, beisammen finden" schloß die einfache, aber gesegnete Festfeier. Abgesehen von dem Erlöst für MisfiouSschriften und Missionsbüchsen, welch' letztere sehr stark begehrt wurden, ergab die Kollekte der Nachversammlung noch 17 M. 10 Pfg. — Dresden, 21. Sept. Die Beilegung der Bezeichnung „praktischer Natu,heilkundiger" ist nicht gestattet! Da» königl. sächs. OberlandeSgericht hat die Revision eine- wegen Beilegung eines arztähn- lichen Titels verurteilten Naturheilkundigen als un begründet zurückgewiesen. Der Angeklagte war in der Borivstanz de» Vergehen» gegen 8 147 Ziff. 3 der Gewerbeordnung für schuldig befunden worben, weil er sich bei Ausübung der Naturheilkunde al» „praktischer Naturheilkuvder" bezeichnet, hierdurch aber, ohne zu, Ausübung der Heilkunde approbiert zu sein, sich einen arztähnlichen Titel beigelegt habe, durch welchen der Glaube erweckt werde, der In haber derselben sei eine geprüfte Medizinalperson. DaS Urteil deS OberlandeegerichteS besagt u. a.: Während die Annahme rechtlich nicht zu beanstande« ist, dost die Bezeichnung als praktische, Naturheil- kundiger einen ärztlichen Titel enthalte, der nach Sinn und Bedeutung darauf Hinweise, daß der In haber eine» solchen Titel» die Naturheilkunde auch praktisch auSübe, so ist anderseits in voriger Instanz unanfechtbar festgestellt worden, daß dieser arztähn- liche Titel objektiv geeignet gewesen sei, den Glauben zu erwecken, de, Inhaber desselben sei eine geprüfte Medizioalperson, und daß der Angeklagte die Er regung eine» solchen Irrtums geradezu beabsich tigt habe. — Eine böse Stiefmutter wurde dieser Tage vor da- Schöffengericht Dresden geladen. ES ist die 37jährige Frau Auguste Johanne Bormann aus Kaitz. Die Angeklagte weigerte sich, in die An klagebank zu gehen. Jndeß, man machte kurze» Prozeß, sie wurde dahin gezogen. Sie war beschul digt, ihre 9jährige Stieftochter Hilda in der grau samsten Werse «ißhaudelt zu haben. So hat sie da» arme Kind wiederholt mit de« Stiele eines Aus klopfers geschlagen, gleichviel, wohin. Dann hat sie da» Siud wiederholt an die Möbel geschleudert und ihm durch schraube»a»tige» Umdrehe» der Rase u»d Zuhalten de» Munde« die Luft abzuhalten versucht. Da da- Kind schon in frühester Jugend so mißhan delt wurde, so ist e» körperlich nicht nur zurückge blieben, sondern auch verkrümmt, die Beckenknochen sind schief und dergl. mehr. Einwohner von Kaitz und die Verwandten des Kindes haben die Raben mutter zur Anzeige gebracht. Der Mann hat sei» Kind in Schutz genommen und ist sogar einmal de» Kinde- wegen seiner Frau davongelaufen. Bor Ge richt suchte er aber seine Frau in Schutz zu nehmen; ja, er versicherte sogar al» Zeuge, daß sein unfolg sames Kind die „Strafe" wohl verdient habe. Dem gegenüber erklärte der als Zeuge vernommene Ober lehrer Baumgarten, daS Kmb sei ein durchaus brave«, fleißiges, gutmütige- und gesittetes. Der Mann habe sich bei ihm früher selbst einmal darüber be schwert, daß seine Frau da« Kind derart mißhandele, und ihn um Rat gefragt. Die übrigen Zeuge» sprechen sich sehr abfällig über das Benehmen der Frau aus. Die Angeklagte suchte frömmelnd ihre Mißhandlungen zu beschönigen, sie sei von der edlen Absicht geleitet worden, aus dem Kinde, das sie wirklich geliebt hätte, etwas Tüchtiges zu mache». Da» Kind sei aber zu störrisch gewesen und habe sie bei den Nachbarn immer verhetzt. DaS Urteil lautet auf vier Monate Gefängnis. — Line elektrische Ruvdbahn mit unterirdischer Stromzuführung nach dem System Linker - Steude bach wird auf de, Leipziger Ausstellung 1897 gebaut werden. Die Trace der Bahn, welche ein gleisig gedacht ist, wird normalspurig s^in und von dem Hauptportale der Ausstellung rechts ringS um den Platz führen. Die Gesamtlänge der Strecke be trägt 2500 Meter, die Züge mit je zwei Wagen werden bei einer Fahrgeschwindigkeit von etwa 12 Kilometer pro Stunde und unter de, Voraussetzung, daß von 250 zu 250 Meter eine Haltestelle ange ordnet ist, in Abständen von 3^/s bis 4 Minuten verkehren; doch kann diese Zeit durch Einschieben eines fünften Zuges auf 2 di« 3 Minuten herabge setzt werden. An allen den Stellen, wo die Bah» die Wege d«S AuSstellungSplotzeS kreuzt, werden Barritzren (Schlagbäume rc.) aufgestellt und Bahn wärter postiert. — Zwickau, 21. Sept. (Oeffentliche Ver handlung vo, dem Kgl. Landgericht, Strafkammer III.) Der 14jährige Strumpswirkerlehrling Max Arthur Hüttenrauch in Rödlitz hatte, wie er selbst einge räumt, Anfang Mär, d. I. seinem Großvater, dem Kirchenkasstere, Schneide, daselbst, au» der von ihm verwahrten Kirchenkafle, 95 Mark gestohlen und diese» Geld bi» auf 2 Mark verbraucht. Von diesen 95 Mark hat er sich u. a. 2 Rcmontoiruhren nebst Kette», eine Trompete und eine Mundharmonika gekauft und kleinere von ihm gekaufte Gegenstände und kleinere Geldbeträge an feine Genossen verschenkt. DaS Kgl. Schöffengericht zu Lichtenstein verurteilte daher de» jugendlichen Dieb am 19. August d. I. wegen diese» Diebstahls zu 5 Monaten Gefängnis, wogegen jedoch der Vater Hüttenrauch« Berufung einlegte, die auch in zweiter Instanz Beachtung fand, da unter Auf hebung des schöffengerichtlichen Urteils die erkannte fünfmonatige Gefängnisstrafe auf 3 Monat« herab gesetzt wurde. — Glauchau, 22. Sept. In der am Mon tag im Theaterlokal hie» zu Gunsten der unglücklichen Armenier stattgefundenen öffentlichen Versammlung wurde folgende Resolution einmütig angenommen: Die al- Gemeiodemitglieder der Stadt Glauchau am 21. September 1896 im Thraterlokal versammelt gewesenen christlichen Männer und Frauen geben ihrer tiefen Entrüstung über die jüngsten Greuel im Orient, sowie ihrer innigen Teilnahme sür so viele, namentlich in Armenien dahingemordete Christen Ausdruck. Sie hoffen zu Gott, daß diesen Greuel» von fetten der berufenen Hüter de, «ewissen«f,eiheit und de- Christentums kräftig und mit bleibendem Nachdruck werde gesteuert werden. Sie schließe» flch der Bewegung fürbitteuder und helfende» christlicher