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MiWckMkMWM Wochen- und Rachnchtsblatt zugleich HWfk-DzM für Kohndsrs, ASdkitz, Amirdorf, Mors, Sl Wie», Keimichrort, MrimM md Uülsm. Arntsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. — . . 4g. Jahrgang. — -—> Nr. 216. Mittwoch, de» 16. September 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (anher Sonn» und Festtags) abends sür den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige- — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalten« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. TageSgeschichte. *— Li ch tenstein, 15. Sept. Heute feierte Herr Rentier und Bäckermeister Gustav Arnold hier das 60jährige Meisterjubiläum. Aus Anlaß dessen wurde derselbe durch ein Morgeuständcheu vom Stadtmusikchor geehrt und im Lauf« des heuti gen Vormittags überreichte der Obermeister der Bäcker- Innung, Herr Hofmann, dem Jubilar ein in Farben druck auSgeführteS Diplom unter herzlichen Glück wünschen. — In einer auswärtigen Zeitung finden wir folgende Zeilen, deren Beachtung wir auch unserem Leserkreise empfehlen: Mit den länger werdenden Abenden wächst auch das Verlangen nach Lesestoff, und umsichtige, den Wünschen ihrer Abonnenten ent gegenkommend« Redaktionen sorgen deshalb für Er weiterung und Verallgemeinerung, sowie für kritische Sichtung deS Inhalte« der ihnen anvertrauten Zei tung. Sehr wichtig ist bei diesem Bestreben der Redaktion der Verkehr mit dem Publikum — mit dem Publikum nicht nur als Empfänger, sondern auch als Teber. Denn das Publika« weiß natur gemäß mehr als der Einzelne! Ein Blatt kann sich nur dann auf der Höhe behaupten und seinem Leser kreise bieten, was dieser verlangt, wenn eS auch von ihm unterstützt wird, wenn sich unter dem Publikum Korrespondenten finden, die — für angemessene Ent schädigung oder aus Liebe zur Sache — interessante und wichtige Neuigkeiten mitteilen. Und da braucht sich auch Keiner zu genieren, wenn er in der Eil« der Meldung gerade kein Meisterwerk der Schön- schreibekunst liefert, oder wenn dieser oder jener Satz zu kurz oder zu lang gewachsen ist. Da« bringt Alles der Zeitungsschreiber schnell in Ord nung. Wenn Einer etwas Neues erfährt, da« auch für Andere Interesse hat, so mag er sich immer sagen, daß der beste Ort, so etwa- anzubringen, die Zeitung ist. Der Zeitungsmann macht immer ein betrübtes Gesicht, wenn er einmal — und dieS kommt vor — sagen hört: «Na, do bringen Sie ja die Geschichte endlich; ich wußte «S schon lange." Fragt er dann den Bericht u i ch t erstatt«!: «Ja, warum haben Sie denn kein Sterbenswörtchen da von gesagt?" so hört er gewöhnlich die wenig er freulichen Worte: „Ich dachte, Sie wüßten'S schon!" Freilich, wenn Jeder denkt, der Andere weiß schon, waS er ihm etwa zu sagen Hütte, da könnten wir nur die Papiermühlen stille stehen lasse«. Wer also — und dieS ist die Moral der langen Rede — etwa« erfährt, wovon er denkt, daß es Andere auch interessiere» und zum Ohrenspitzen veranlassen könnte, der grübele nicht erst lange hin und her über Satz bau, Wortstellung, Stilistik und derlei Nebensachen, sondern bringe sein W-ssen brühwarm auf'« erste beste Papier und schicke eS der Zeitung. Wenn er aus dem Lande wohnt, darf er'» natürlich nicht der Botenfrau, diealle Wochen einmal vielleicht gelegentlich hereinkommt, in den Korb thun, sondern dafür ist die Reich-post erfunden. Alle Mitarbeiter, die fix und frisch ihre Sache anbriogen, sind der Zeitung willkommen, und wenn sie da- Wann? und da» Wo? in ihrem Bericht nicht vergessen und die Ei gennamen nicht allzu undeutlich schreiben, ist ihr Bericht so schön, wie man ihn sich nur wünschen kann. — Ob für die Karkosten eine« geretteten Selbst mörders eine Krankenkasse haftbar ist, diese interes sante Streitfrage hat vor kurzem da- preußische Ober- BerwaltungSgericht in bejahendem Sinne entschieden. Die Ortskrankenkasse der Gastwirte Berlins hat ge mäß den Bestimmungen deS Kranken Versicherungs gesetzes im Statut «inen Passu« de« Inhalt- aufge- uowmen, daß sie bei „vorsätzlich herbeigeführteu Krankheiten nicht haftpflichtig" sei. Ein im Gast- wirtSgewerbe beschäftigte- Dienstmädchen stürzte sich in selbstmörderische, Absicht in die Spree, wurde je doch gerettet. Da« Mädchen erkrankte infolge der schweren Erkältung und wurde in einem städtischen Krankenhaufe auf Kosten der Armenverwaltung ärzt lich behandelt. Die Krankenkasse lehnte die Erstat tung der Kosten ab, da ihrer Meinung nach eine „vorsätzliche" Kravkheit vorliege. Der Bezirksaus schuß aber verurteilte die Krankenkasse zur Zahlung, da eine Person, welche einen Selbstmord begehen wolle, noch keineswegs die Absicht habe, sich hierbei vorsätzlich eine Kravkheit zuzuziehen. Gegen diese Entscheidung legte die Ortskrankenkasse beim Ober- BerwaltungSgertchte Berufung ein. DaS Letztere schloß sich jedoch der Auffassung deS Bezirks,»»- schusseS an und bestätigte das Urteil desselben. — DaS Kgl. Ministerium d«S Innern bringt im „DreSd. Jour." folgenden Dankerlaß: Seine Majestät der Deutsche Kaiser haben durch den König lich Preußischen Gesandten der Königlich Sächsischen Regierung gegenüber zum Ausdruck bringen lassen, wie Allerhöchftdieselben mit besonderer Befriedigung vernommen haben, daß die Königlich Preußischen Truppenteile, welche während der diesjährigen Kaiser manöver in Ortschaften deS Königreichs Sachsen einqaartiert gewesen find, trotz der gesteiger ten EivqaartierungSlast überall die herzlichste Auf nahme und da« bereitwilligste Entgegenkommen ge funden haben. Die auS diesem Anlasse kundgegebene dankbare Anerkennung wird Allerhöchstem Wunsche entsprechend zur Kenntnis aller beteiligten Kreise und Bewohner de- Landes gebracht. — Für den XIV. deutschen TurnkreiS (König reich Sachsen) wird folgendes bekannt gegeben: Die nächste GauturnwartSversammlung wird in Rücksicht auf daS am dritten Sonntag im Juli 1897 in Plauen im Vogtland staltfindende zweite KreiSturn- fest nicht erst nächste Ostern, sonder» schon am An fang Januar 1897 in Dresden abgehalten werden. Der nächste Borturnerlehrgang wird voraussichtlich wieder zu Ostern, und zwar in der Zeit vom 10. biS 24. April 1897 in DreSden stattfinden. Die Anmeldung der Teilnehmer hat bei den Gauturn vertretern zu erfolgen. *— MülsenSt. Michel», 13. Sept. I» der letzten Woche ist wiederum einem Weber der neuen mechanischen Weberei hier, Emil Sonntag, eine Hand dadurch verkrüppelt worden, daß er mit der selben in daS gangbare Getriebe geriet. Die betr. Unfälle sind zwar mit der größten Vorsicht in vielen Fällen unvermeidlich und deshalb sehr zu beklagen, sie würden aber weniger vorkomme», wenn nicht alle« so in rasender Eile vollzogen würde, wo etu Arbeiter stets über den anderen kommen und mehr fertig bringen möchte. — Dre-den, 13. Sept. Die Bevölkerung-- zahl Dresden« stieg im Monat August auf 344 050 Köpf« (1895 den 2. Dezember 336 440). — Wer kauft da« Wendische Dorf der Alten Stadt? Wie jetzt bekannt gegeben wird, find die Häuser und Bauten auf Abbruch im Ganzen oder Einzelnen bil- lig zu verkaufen. Dieselben bestehen au« gutem ab- gebundenem Holze und könne» al« Land- oder Park häuser, sowohl für Vergnügung--, als auch Wohn zwecke Wiederverwendung finden. Architekt Grothe in Dresden giebt aus Anfragen nähere Auskunft. — Leipzig, 14. Scpt. Eine» unheimlichen Fund machte dieser Tage die Postanstalt Oetzsch- Gautzsch, nämlich den Leichnam eines neugeborenen KindeS. Am 25. August war auf einem hiesigen Postamt« ein nach M.-Gladbach adressiertes Paket aufgegeben worden, dessen Absender al- in Gautzsch wohnhaft angegeben war. DaS fragliche Paket ist jedoch vom Bestimmungsorte al- unbestellbar zurück- gekommen. Auch ist der angebliche Absender nicht zu ermitteln gewesen. Inzwischen hatte sich von dem fraglichen Paket ein widerlicher Geruch verbreitet, der dessen Oeffnung amtlicherseitS veranlaßte. Dabei kam der oben angegebene Inhalt zum Vorschein. Die Staatsanwaltschaft hat sofort die Untersuchung über den mysteriösen Vorfall eingeleitet. Anhaltspunkte über den oder die Thäter fehlen. — Chemnitz. Line hiesige Dame hatte d«m Rate d«r Stadt 1200 Mark mit dem Wunsche über sandt, am vergangenen Sonnabend eine Festspeisunst der Armen vorzunehme». AuS diesem Grunde war am Sonnabend ein rege« Leben im städtischen Spei sehause zu beobachten, denn nicht weniger als 1060 bedürftige Personen konnte» mit einer schmackhafte« reichlichen Mahlzeit bedacht werden. Die 1600 Per sonen erhielten je 3 Klöse, 200 Gramm gekochte« Schinken bezw. Rauchfleisch und ei» reichlich 3 Pfd. wiegendes Süßbrot. ES waren, da ja auch auf die ständigen Mittagsgäste Bedacht genommen werden mußte, 4009 Klöse anzufertigen. Dazu wurden ver wendet 18 Zentner Kartoffeln, 40 kg Kartoffelmehl, 128 k§ Weizenmehl, 6 kg Speck, sür 7 Mk. alt backene Semmel und */r kg MuSkatblumen. An Schinken bezw. Rauchfleisch waren 209 kg beschafft worden. — Zwickau, 14. Sept. Gestern abend */«7 Uhr und um 8 Uhr kehrte das hiesige Regiment in zwei Sonderzügen au« dem Manöver hierher zurück. Zahlreiche- Publikum begrüßte mit Hurrah die Hrimkehrenden. — Die am 1. d. M. hier eingetrof- fenen 150 Unteroffiziere und Mannschaften drr Re serve wurden heute entlassen. — Glauchau, 13. Sept. Seit 1. September ist der Kurzwarenhändler August Zöllner von hirr nicht wieder in seine Wohnung zurückgekehrt. Mög licherweise ist ihm ein Leid zugestoßen. Er ist 37 Jahre alt, mittlerer Statur, trägt schwarzen Vollbart und war mit grauem Jackett, hellbrauner Hose und Filz hut bekleidet. Etwaige Wahrnehmungen über den Verbleib Zöllner» bittet man der hiesigen Polizei behörde mitzuteilen. — Hohenstein, 14. Sept. Im nahen Bethlehemstifte im Hüttengrunde wurde kürzlich (28. August) das 1609. Kind ausgenommen. Man feierte da« Ereignis dadurch, daß der Wagen, der die Kinder auf dem Bahnhof Hohenstein abholte, bekränzt war, ebenso daS Pferd davor. Am darauffolgende» Tage wurde eine große gebackene „Tausend" zum Besten gegeben, die sich die gegenwärtigen Insassen de» Stift» trefflich schmecken ließen. Unter den kränk liche», der Erholung bedürftigen Kindern, welche noch bis auf weiteres im Bethlehemstift untergebracht sind, überwiegen, wie immer, die Chemnitzer. — Der Dienstknecht Richard Albrecht war am Donnerstag von seinem Dienstherr«, Herrn Guts besitzer Rob. Erler inPriefel, beauftragt worden, einen schadhaften Ackerpflug in die Schmiede nach Ehrenberg behufs Reparatur zur schaffen. Auf dem Wege dahin, und zwar bei der „Fasanerie", ward er vom Ge vitter überrascht, ein Blitzstrahl traf den Sckerpflug, der auf einen Schubkarren geladen war, und tötete den Albrecht. Nachdem der Regen etwa- nachgelassen hatte und Albrecht nicht heimgekehrt war, ging man auf die Suche nach ihm und fand ihn tot am Wege liegen. — Pirna, 13. Sept. Ein drohende« Eisen- bahn-Uvglück ist vor wenigen Tagen durch die Auf merksamkeit eine- Lokomotivführer» auf der Eisen bahnlinie Ptrna-Dürrröhr-dorf io der Nähe der Station Lohmen verhütet worbe». Al« der an diesem Tage nachmittags 4 Uhr 44 Minuten von Nmstadt abgegangeoe Zug dorthin kam, bemerkte der Führer der Lokomotive einen an dieser entstandenen Schaden. Sofort brachte der pflichteifrige Mana dieselbe zum Stehen, um etwaiges Unheil abzuwendeu. Erst al- eine von Pirna telegraphisch herbetaeholt« Hilfs- Maschine eingetroffea war, konnte der Zug bis Pirna fortgeführt werden. — Meißen, 12. Septbr. Eine interessante Naturerscheinung wurde gestern nachmittag in der Gegend von Soppen, KlögiS, Miltitz, Piskowitz und Weitzschen beobachtet. LS war eine sogenannte „Wetterfäule" oder, wie die Erscheinung auch be- z«ichnet werden kann, ein Dreh- oder Wirbelsturm, Windhose. Ein Augenzeuge schildert den Vorgang wie folgt: In der Gegend von Barnitz Soppen senkte sich, wie aus den Wolken kommend, ei» fortwährend rotierender und sich langsam von Nordwest nach