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WW-ÜWM fll Keftdorf, WSÜH, Zernsdorf, Züsdorf, St, LOien, Keinrichort, Naricnan Wh Nülsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. > - > - > - . — - — 46. Jahrgang. — - - — Nr. 202. -««s»»«» Sonntag, den 30. August 1896. Diese« Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennig«. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserat« täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Belanntmachnng. Da» weitere Abladen von Schutt und Asche auf dem zeither alS Bürger meisterteich bezeichneten, nunmehr vollständig aaSgefüllten Platze an der Chem nitzer Straße wird hiermit zur Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 5 M. —- untersagt. Für die Zukunft kann der dem Gasthose zum goldnen Löwen gegenüber liegende sogenannte Kupserteich bi» auf Weitere» al« Schuttabladeplatz benutzt werde». Lichtenstein, am 29. August 1896. Der Etadtrat Lange. Wolf. Sparkaffen-Expeditionstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstag- und Sonnabends. Hausverl-uf. Da« zur Konkursmasse der Stellmachereigeschäftsinhaberin Winter gehörige, in Eallnberg bei Lichtenstein an der Hartensteiner Straße unter Nr. 17L gelegene, mit 12 770 M. zur LandeSbrandkaffe eivgeschätzte Hau-- grundstück, bestehend au» einem 1892 neu erbauten WohnhauS mit Erker vorbau, Durchfahrt und au-gebautem Treppenhaus, auS einem neu erbauten Werkstattgebäude, Holzschuppen und Hofraum, soll au« freier Hand ver kauft werden. Wert de» Grundstückes 1894 im ZwangSoersteigerungSversahren auf 16 050 M. festgeftellt. Damaliger Versteigerung»-Erlös 16 800 M. Nach dieser Zeit Grundstückswert wesentlich erhöht durch Hivzaschlagung einer Fläche von 0,3 Ar zum Hofe. Gesamtfläche : 3,8 Ar, Steuereinheiten: 170,15, Ge samtbetrag der zu übernehmenden Hypotheken: 14 879 M. Näheres durch den Konkursverwalter Rechtsanwalt Stiehler in Lichtenstein. TageSgeschichte. *— Lichtenstein, 29. Sug. In dem Kon kursverfahren über da« Vermögen de« Bäckers Paul Hermann Schubert in Mülsen St. Nikla« ist zur Abnahme der Schlußrechnung de« Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen daS Schlußver zeichnis der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger Über die nicht verwertbaren BermögenSftücke der Schlußtermin auf den 19. September 1896, vor mittags 11 Uhr vor dem Königliche» Amtsgerichte hierselbst bestimmt. *— Herr Zahnkünstle» O Wehrmann in Gla«. chau schenkte als früherer Schüler der hiesigen Schule von ihm selbst sorgfältig auSgeführte Zeichnungen des menschlichen Gebisses, die im Unterrichte sehr gut Verwendung finden können. — Schulentschuldigllug-zettel sind nach einem Urteile de« Reichsgerichts als Urkunden anzusehen. Die Angabe einer falschen Thatsache in solchen Schreiben, z. B. die unwahre Mitteilung, ein Kind sei krank, ist als Urkundenfälschung zu bestrafen. Diese bedroht da» Strafgesetzbuch mit Gefängnis. — Bruder Sigl schreibt in seine« „Bayr. Vatert.": „Gegen 3M sächsische Turner, welche von einer Turnfahrt nach Spanien, Afrika uod Italien soeben zariickgekehrt sind, feierten in Genua die Bis- «arck'sche Tripelallianz derartig, daß nach Abfahrt auS diesem Hasen ein berauschter Turner über Bord fiel, ohne seine Adresse zu hinterlassen, und ein an derer vor Begeisterung für Italien sich erstach und in Palma auf der Insel Mallorca begraben wurde". Netter, liebenswürdiger Herr, dieser Bruder Sial! — DaS „Dresdner Journ." schreibt: In Nr. 39 der „Neuen Wurzener Zeitung" von 28. März d. I. ist unter der Gpitzmarke „ein Brief au» dem Jrrenhause" auszugsweise ein Schriftstück veröffent licht worden, welcher Klagen über Anstaltöbehand- lung und Verdächtigungen von Anstaltsärzten, Be amten und Wartepersonal enthält. Der zu Grunde liegende, von der Redaktion auf Erfordern vorgelegte Brief rührt von einer Geisteskranken her, die vorher ia dem Jrrensiechenhause zu Dresden wegen hallu zinatorischer Verrücktheit und Verfolgungswahn unter- gebracht gewesen ist. Die angestellten Erörterungen über die auf beide vorgenannte Anstalten sich be ziehenden Beschwerden haben ergeben, daß die in dem Briefe erhobenen Anschuldigungen bezüglich beider Anstalten völlig anbegründet sind. Die Kla gen der Kranken, die zufolge deS ErörterungSergeb- nisseS ihrerseits sich unverträglich und zeitweilig sogar gewaltthätig gezeigt hat, find nach dem über- eiustimmenden Gutachten der Aerzte, welche sie be handelt haben, lediglich al« ein Ausfluß der Ver leumdung»« und Schmähsucht, in der ihr geistiger Zustand sich besonder» geäußert hat, anzuschüu Der Brief in seinem vollen Wortlaute läßt unschwer die Ueberzeoguag erlange», daß e» sich darin um Äenße- rauaeu etue, unzurechnungsfähigen, geisteskranken Person handle, und e» ist deshalb nnr zu bedauern, daß e» nicht vorgezoge» worden ist, den Brief sofort der zuständige» Stelle z« Einsichtnahme und »eiteren Entschließung vorzvlegen, anstatt ihn so, wie eS geschehen ist, mit für die Beurteilung erheblichen Weglassungen zu veröffentlichen. — Dresden, 28. Aug. Se. Majestät der Kaiser wird am 2. September al» Gast Sr. Majestät de» Königs Albert abends */r7 Uhr in Dresden auf de« Leipziger Bahnhofe eintreffen und im König lichen Residenzschlosse Wohnung nehmen, am nächsten Morgen zur Parade deS Königl. sächs. Armeekorps nach dem Truppenübungsplätze Zeithain und am Nachmittage desselben Tage« von hier au« nach Meißen sich begeben, von wo die Rückkehr nach Dres den am selben Abend nach ^/-10 Uhr erfolgen wird. — Leipzig. In den letzten Tagen kehrte in einem Gasthause am Brühl «in Mann ein, der al« großer Herr herrlich und in Freuden lebte. Als er einige Tage anwesend gewesen war, wollte er die Rechnung ohne den Wirt machen und wieder ab reisen. Man erwischte aber den Menschen, einen zwanzigjährigen Kaufman», und steckte ihn, da er keinen roten Heller bei sich führte, ein. — Zwei schwere Unfälle ereigneten sich auf einem Steinkohlenwerke in Zwickau. Ja der Mittwoch Nachtschicht erlitt der Fördermann Otto Hermann Lorenz durch einen den Berg hereingehen- den leeren Hunt eine Zermalmung de« Unterschen kels und der Häuer Ernst August Burkhardt durch ein sich lösende» Stück Kohle eine Zerreißung der Weichteile am rechten Fußgelenk durch Kontusion. Die Verletzten wurden im Stadtkrankeuhouse unter gebracht. — Glauchau, 28. Ang. Gestern nachmit tag in der 5. Stunde kletterte de« 11jährige Sohn de» hier Theodorstraße Nr. 3 wohnhaften Feuer man»» R. zum Dachfenster heran» auf das Dach, kam hierbei aber zum Fallen und stürzte drei Stock werke hoch herab. Der Knabe durchschlug im Fall eiue horizontal am Keller angebrachte Thür und — lief dann eiligst davon. Trotz de» gefährlichen Sturzes hat R. außer einer leichten Verletzung de» Schlüsselbein» wunderbarerweise keinen Schaden ge nommen. — Unter aufgestapelten Hafergarbe» entdeckte man dieser Tage auf Niederlungwitzer Flur eine starke, ca. 50 om lange Kreuzotter. DaS gr- jährliche Reptil, welche» sich alsbald gegen seine Verfolger wandte, konnte noch rechtzeitig getötet wer- de». Dieser Vorfall zeigt, daß man bei jetzigen Erutearbeite» gaoz besonders auf da» Gezücht Acht haben muß. — Stollberg,27.Aug. Vergangenen Mitt woch fand im hiesigen Hotel zum „Weißen Roß" die dritte diesjährige Versammlung der 1. Polizenxckutiv- beamtr» der Städte der Königlichen KreiShauptmaan- schaft Zwickau unter Vorsitz des PolizeiwachtmristerS Wiedemann-Stollberg statt. Ausgezeichnet wurde dieselbe durch die Anwesenheit de» Bürgermeister» Lösch-Stollberg, welcher in einer kurze» Ansprache die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit der Zusammen künfte ganz besonder« hervorhob. Außerdem wurde die Versammlung durch den Besuch der AreiSober- gendar»«t Rothe «d Möckel au» Zwickau, eisiger Brigadier» uod Gendarmen de» hiesige» Bezirk» beehrt. — Frohburg, 28. Aug. In der Flur Venu dorf bei Frohburg ist durch Bohrung nach Braun kohlen ein ausgedehnte», ca. 11 Mete» mächtige», weniger tief lagernde« Flötz aufgefunden worden. — Pegau, 27. Aug. Gestern erschoß sich in der Nähe de» Pulvertu»«e« ein 17 Jahre alter Seminarist au« Pegau. Die Gründe, welche den jungen Mann zu dem tief bedauerlichen Schritt ver anlaßt haben, find nicht bekannt. — Au» dem Manöverleben unserer Truppen wird folgende interessante aber ernste Episode mit geteilt. Mittwoch, den 26., zum Schluß der Ma növer der 48. Brigade, stürmt nach langem, an strengendem Marsche das 107. Regiment den von den 106e»n tapfer verteidigten Weidaer Berg westlich Riesa. Da» Signal „DaS Tanze Halt" und „Sammeln" beendet die Uebung. Die Truppen marschieren ermüdet aber wohlgemut ihren Quar tieren zu, nur die berittenen Offiziere bleiben zurück und versammeln sich auf der Höhe, am da« Lob der Vorgesetzten für ihre Führung und für die Leistungen de, ihnen unterstellt gewesenen Abteilungen in Em pfang zu nehmen. Unterdessen türmten sich rasch und unerwartet von Süden her auf den Höhen jen seits de« Jahnabache» dunkelblaue Wolken auf. Plötzlich erschallt «in dumpfer Donner hier, ei« Donner dort; man glaubte das Toben de» Geschütz kampfe« wäre von neuem entbrannt. Die dunkle Wetterwand nähert sich mit SturmeSeile und mit dem letzten Wort de« die Kritik abhaltenden General» bricht em Unwetter loS, wie es wohl kaum Jemand der Anwesenden erlebt hat und erleben wird. Blitz auf Blitz, Schlag auf Schlag, orkanartige Wind- stöße, rabenschwarze Finsternis, wallnußgroßer Hagel schlag! Menschen und Pferde, über 160 an der Zahl, werden vor dem Sturm und Hagel hergetrie ben. Die Pferde steigen, schlagen hinten und vorn au», reißen sich los, stürzen, wälzen sich mit de» Reitern auf dem Boden — ein wildeS Chaos sich sortbewegend, fluchend, schimpfend, schreiend — Schmerzensschrei überall, eine dämonenhafte Jagd über das freie Feld. Glücklich, wer daS kleinste Bäumchen an Feldwegen erwischt, nicht al» Schutz gegen das Wetter, sondern gegen die umherrasende» Pferde. Nach wenigen Minuten hört der Hagel schlag auf, nicht aber seine Folgen. Ueber die Hälfte der Pferde sind verschwunden, die Reiter mit wasser- gefüllten Stiefel» und völlig durchnäßter Kleidung, mit vom Hagelschlag, Stürze» und Pferdeschlägen schmerzenden Gliedern, Händen, Gesicht uod Nacken irren auf den überfluteten Feldern uod Wegen um her und suchen vergeblich ihre Pferde. Zu derselbe» Zeit haben sich bei den auf dem Rückmarsch befind lichen berittenen Truppen ähnliche Szenen abgespielt. Di« Kavallerie war in alle Winde zerstreut, von der Artillerie waren die Pferde, gepeitscht von de« Hagelschauer, mit den schweren Geschützen querfeld- em durchgegangen und blieben erst nach vollkomme ner Erschöpfung im tiefen Acker halten. Und schließ lich hat der Himmel, welcher diese» grauenhafte Wetter schickte, doch die Betroffenen gnädig beschützt; geringe Verletzungen nur an Menschen und Pferden waren die Folgen dieser bösen Augenblicke.