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Sächelchen. Bei« Verlassen de« Museum« beachte man übrigen« auch die a« der Giebelwaud im Freie« au«-estellten Gegenstände, zumeist Gegenstände der Landwirtschaft and Hausgeräte. Wir empfehlen de« Besuch de« Museum« auf« wärmst«, e« verdient die Aufmerksamkeit aller AaSftelluugSbesucher im reich« sten Maße. — Traktätchen mit Prophezeiungen über die Ereignisse der Jahre 1897 bi« 1908 wurde« am Donnerstag und Freitag in den Leipziger Straßen verteilt. Danach finden 1897 große Kriege statt, 1898 «ine Konföderation von 10 Königreichen, zu denen Bulgarien gerechnet wird! Siu Antichrist Napoleon tritt 1899 al« König eine« der griechischen Staaten auf und verfolgt di« Christen von 1904 bi« 1908. Die Himmelfahrt der 144 002 Christen, welche den Tod nicht sehen werden, findet am Don nerstag, de« 12. März 1903 ungefähr um 3 Uhr «achmittag« statt, wogegen da« Herabkommen Christi in Jerusalem, um die Juden zu erretten und den Antichristen zu vernichten, am 23. April 1908 ge schieht. Der Herausgeber dieser lustigen Broschüre ist Pastor M. Baxter in London, dessen Bild sich auf d«r ersten Seite befindet ! — Zwickau, 20. Aug. Entwichen ist heute vormittag ein Gefangener über die Mauer der hie sigen Strafanstalt. Derselbe wurde aber alSbald vor der Bierbrücke von einem Bterfahrer aufgehalten und dem «acheilenden Beamten übergeben. Ein hin- zllgekommener Schutzmann unterstützte den Beamten beim Transporte nach der Anstalt. — Hartenstein. Am Mittwoch mittag brach in de« zur hiesigen Fürst!. Oekonomie gehörigen drei nebeneinander liegenden Scheunen und zwar in der mittleren derselben Feuer au», welches alle drei Scheunen bis auf die Umfassungsmauern vollständig zerstörte, wobei 450 Centner Stroh, Häckselmaschine, OekonomiearbeitSgeräte und ein Kutschwagen mit verbrannt sind. — Leutersdorf. Ein Riesenhecht. Beim Fischen de« zum Rittergute MtttelleuterSdorf ge. hörigen, auf Oberoderwitzer Feldflur gelegenen großen Bleichteiches wurde ein Hecht gefangen, der das re spektable Gewicht von 29'/, Pfund hatte. Daß die FischauSbeute beim Vorhandensein eines solchen FischräuberS den gehegten Erwartungen nicht ent sprechen konnte, sondern manche fette Schleie und mancher feiste Karpfen an der Zahl derselben fehlte, ist selbstverständlich. — Neuhausen bei Sayda. Im Purschen- steiner Waldrevier fand ein Sommerfrischler 3 ge sunde, durchweg gute Steinpilze im Gewichte von 590, 820 und 1130 Gramm. Diese drei Kolosse dürften ein ganz netter Ptlzgericht ergeben haben. — Jöhstadt, 19. Aug. Geradezu rührende Erfahrungen ergeben sich bei dem zu Gunsten der hiesigen Abgebrannten eingeleiteten Unterstützungs werk«. So gingen heute auS DreSden-Altstadt al- undeklarierte Sendung 700 Mk. an den hiesigen Bürgermeister ein alS Ergebnis einer Sammlung bei wohlhabenden, hochherzigen Menschenfreunden, mit dem Bemerken, daß di« Geber ungenannt und unge kannt zu bleiben wünschten. Möge den edlen Gebern ihr Liebeswerk reichlich gelohnt werden! — Plauen i. B. Vor einem schweren Un fall wurde ein hier arbeitender böhmischer Maurer behütet. Als man mittelst einer Kette auf einem Bau am Postplatze eine viele Zentner schwere Granit platte aufstellen wollte, riß der Haken der Kette und die Platte fiel nach dem Maurer zu. Dieser sprang zurück, strauchelte aber und fiel. Seine Füße kamen unter die Platte; zum Glück lagen aber Balken auf dem Boden und so entstand zwischen der Platte und dem Erdboden ein hohler Raum. Diesem Umstande hatte e« der Maure, zu danken, daß er nur eine Quetschung deS rechten Knöchels erlitt. Beim Fallen hatte er sich eine leichte Verletzung an der Hand zu gezogen. In der Einwohnerschaft wurde der Unfall arg übertrieben erzählt. — Die Rietzelschen Eheleute in Gautzsch haben ihre Ansprüche aus di« von Zigeunern geraubt gewesene Elsa Vetter in Reichenbach aufgegebev. Seit Anfang voriger Woche besucht daS Mädchen die Schule, die 2. Klasse der ersten Bürgerschule, und wird in den hauptsächlichsten Lehrfächern unter« richtet, wobei sie leicht aufntmmt und gute Fort schritte macht. Insbesondere muß die korrekte Schreibweise und gute Handschrift Verwunderung erregen, welche sich daS Kind in der kurzen Zeit be reit« angeeignet hat. Die Genehmigung der Schul behörde vorausgesetzt, soll daS Mädchen nächste Oster« mit zur Konfirmation gebracht werden. — Pegau, 20. Aug. Vermißt wird hier (nicht in Luga« wie daS „Chemnitzer Tagebl." irrtümlich berichtet«) s«it vorigen Montag der zehn jährige Schulknabe Willy Lucke. Wegen deS nähe ren verweisen wir auf die gestrige Nummer unter „Lugau". — Schandau, 20. Aug. Auf demPfaffen- stei» fand man vor einigen Tagen beim Nachgraben an der Stelle, woselbst mau kürzlich die zahlreichen Urnenschrrbev gefunden hatte, einen interessanten Bronzegegenstand, der wahrscheinlich in früherer Zeit als Haarschwuckstück verwendet worden ist. Der Gegenstand besteht au« einem kleinen sauber gear beiteten Stab, an dessen beiden Enden sich löffel artige Ausarbeitungen befinden. Der Gegenstand «ar Pfaffensteinrestanraut« beabsichtigt, sei»« Kunde in einem Schranke aufzustellen, so daß man künftig auf der Höhe de« Berges ein klein«- Pfaffeusteinmusenm aatreffrn wird. Im Herbst, wenn der Fremdenver kehr auf de» Berge etwa« nachgelassen hat, sollen die Nachgrabungen fortgesetzt werdev, so daß man noch manchen interessanten Fund auf dem Pfaffen- stein wachen dürfte. Interessant ist übrigens die am Fuße deS Felsen- sich hinziehevde, gewaltige Mauer, welche man ca. '/s Stunde weit verfolgen kann. Freilich bietet die- oft Schwierigkeiten, da die Mauer an vielen Stellen von dichtem Gestrüpp gänzlich überwuchert ist. — In Ha mm er brücke ging Mittwoch nacht- da« Thermometer bi« unter den Gefrierpunkt (1'/» Grad unter Null) zurück, sodaß früh ein starker Reif auf den Fluren lag. Die von mehreren Seiten be richteten Anzeichen deS Eintritt- früher Winterkälte haben auch anderwärts Bewahrheitung gefunden, indem «S der Schneemann in diesem Jahre in der That sehr eilig zu haben scheint. So schreibt man vom Brocken, daß dortselbst am Montag früh der erste Schneefall eivtrat, begleitet von einem „rasen den Weststurm-, der ein gar fürchterliches Geheul vernehmen ließ. Fröhliche „Schneebataille" gab e- während der letzten Tage auch im Riesengebirge, wie nicht minder den Karlsbader Kurgästen ebenfalls schon mit „frischem Schnee" aufgewartet worden ist. Die Badegäste waren von dieser winterlichen Ueberraschung inmitten deS Hochsommers nicht sonderlich avgenehm berührt. — Einen aufrrgenden Fund machte am Sonn tag vormittag die Frau eine- EirwohnerS von Ronneburg, als sie den Fußweg nach Gera ging. Sie fand in der Nähe de- „SterneS" rin Portemonnaie mit 3 Pfennigen Inhalt. Ja dem Portemonnaie steckte aber noch eine Visitkarte mit dem Namen Otto Hartmann. Unter demselben stand mit Bleistift geschrieben, Magdeburg-Nossen August 1896. Die Rückseite trug die Worte: „Die- mein letzter Schritt, findet ihr mich, so bin ich tot. Gruß Otto." Entweder liegt ein schlechter Witz, oder die traurige That eines Selbstmorde« vor. Die erschrockene Frau hat natürlich der Gendarmerie Anzeige von dem Funde gemacht. 8 Ueber ein verhängnisvolle« Jagdvergnügen wird der „KönigSb. Hart. Ztg." au« Pillau be richtet: Aus Weichselmüude traf am Montag die telegraphische Nachricht ein, daß am Sonnabend ein Förster von dort mit einem Boot ohne jede Beglei tung zur Ausübung der Jagd in See gefahren und bi- Montag noch nicht zurückgrkehrt sei. Von Pillau konnte nur geantwortet werden, daß daS Boot dort nicht gelandet sei. Der Lotseudampfer „Pilot", welcher Montag ganz früh wieder nach See ging, um während deS zur Zeit stattstndenden Seeschießens die etwa ankommenden Schiff« vom Lande fernzu halten, bemerkte nun nördlich von Pillau einen Lach-, tutter und daran ein kleine» Boot. Die Lotsen steuerten auf die Boote los und fanden auch wirklich in dem kleinen Kahn den vermißten Förster, der vor Kälte, Hunger und Durst ganz ermattet und dessen Hände und Beine bereit-angeschwollen waren. Wie der Förster berichtet, hätte der am Sonnabend wehende Südwestwind ihn vom Strande so weit ab getrieben, daß er nicht die Kraft besessen habe, daS Boot gegen ven Wind an Land zu bringen. Außer dem sei der Kahn voll Wasser geschlagen, daß er ununterbrochen milder Mütz« habe ausschöpfen müssen. In dieser verzweifelten Lage hat der Förster unweit Weichselmünde bereits eineu Fischer, der auch ganz allein in einem Boote gewesen, um Hilfe gebeten, wurde von diesem jedoch mit dem Bescheide abge wiesen, daß er mit sich selbst genug zu thun habe, um sich an Land zu rudern. Dem Spiel der Wellen preisgegeben, wurde der Forstmann immer weiter fortgetneben, da traf er Montag einen dänischen Schoner au, dessen Kapitän ihm genügend Speise und Trank gab und ihm die Richtung nach Pillau wieS. Glücklicherweise hatte sich auch die See ab gestillt und bald bekam er den Lachskutter vor Pillau in Sicht. Ueber drei Tage hatte der Unglückliche in der verzweifelten Lage auf See zubringe» müssen. 8 Zwischen Hamburg und Antwerpen ist ein Streit darüber au-gebrochen, welche von den beiden Städten der größte Hafevplatz deS Kontinents sei. Wenn die dem englischen Verfahren entsprechende kleinere Vermessung der Schiffe und die infolgedessen beschlossene Erhöhung der Hamburger nach der Raum tonn« bemessenen Hafenangaben uw 20 Proz. einige Antwerpener Zeitungen veranlaßt haben, zu erklären, die Hamburger Angaben über den Hafenverkehr seien bisher viel zu groß gewesen, und in Wirklichkeit sei nicht Hamburg, sondern Antwerpen der größte Hafen deS Kontinents, so könnte doch erst ein genauer Ver gleich über Hamburger und Antwerpener Anschrei bungen diese Frage entscheiden. Weit wichtiger aber al« die Vergleichung de« Berkehr-umfange» zweier Häfen zu einer bestimmten Zeit ist die Vergleichung ihrer Entwickelung. In der Zeit vo« 1884 bi- 1894 hat sich der Hafenverkehr Antwerpens vou 4328 an- gekommenen Schiffen mit 3470873 Tonnen auf 4721 Schiffe mit 5 002704 Tonnen gehoben, der jenige Hamburg- von 6844 Schiffe« mit 3 727724 Tonne« auf 9165 Schiffe mit 6288821 Tonue«. * Lin Brief, den ein seit vier Jahre« tu der französische« Fremdenlegion dienender, 'M«» * »VT «WWE« ' «an» au seine Eltern gerichtet hat, enthält folgen de«: „Ich habe nun mein fünfte« Jahr angefange» und wenn e« gut geht, hoffe ich Euch doch noch eia» mal wiederzusehen. Allerdings ist und bleibt diese Hoffnung gering, denn täglich und stündlich find wir vo« Tode bedroht durch wilde Tiere und wilde Menschen. Und ich wollte lieber tot sein, als in deren Hände zu fallen. Lieb« Eltern, ich war wieder 14 Tage krank, überhaupt sind wir immer halb krank von Strapazen und Hitze. Unsere Offizier« behandeln un- wie da« Vieh, auch liegt ihnen nicht- an «n«, am wenigsten an uns Deutschen. Säbelhiebe und Solbenschläge giebt «S jeden Tag, besonder- für die Rekruten. Auch werden Hände and Füße zusammen gebunden und so wird man nackt in die Soune ge legt. WaS da- bri 30 bi» 40 Grad Hitze und bei den Tausenden von Mücken »c. für Qual ist, könnt Ihr Euch nicht vorstellen. Kameradschaft kennt man hier nicht wie bei an- zu Haus bei den Sol daten. Ich bin hier noch einer der kräftigsten. Bo« denen, die mit mir ankamen, ist über die Hälfte tot." Der Verfasse, diese- Briefe- ist nicht etwa ein De serteur, sondern wurde s. Z. eine- kleinen Fehler- Wegen militärfrei; im übrigen aber kräftig und ein gewandter Turner wurde er von einem der in der Aachener Gegend ihr Unwesm treibenden Werber verlockt und nach Frankreich gebracht. So große Mühe dir Behörde sich giebt, diesen erbärmlichen Werbern da- Handwerk zu legen, so fallen ihnen doch immer wieder junge Leute zum Opfer. * * Da- Zugstück für dte Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 soll ein Riesen-Fernrohr werden, da» den Mond scheinbar auf 60 Kilometer nahe bringt. DaS wird natürlich ein gewaltige- Rohr mit scheunenthorgroßem Glase wrrden und soll eine sech-tausendfache Vergrößerung bewirken. Man wird also jede« Divg so sehen, al« wenn eS 6000 mal näher wäre. Da der Mond 360000 km vo« un« entfernt ist, würde er also aus 60 km heran- gezogen erscheinen, da- ist eine Entfernung wie dte von Plauen bi« Gößnitz an der Eisenbahn nach Leip zig. Wenn der Mond vort hinter Crimmitschau tn der Nähe von Gößnitz stünde anstatt tn seiner wei ten Entfernung am H mmel draußen, so würde seine wunderbare, mit zahlreichen Rtnggebirgen, Rillen «nd ausgedehnten Ebenen bedeckte Oberfläche un» einen prächtige» Anblick gewähren und viele winzige Einzelheiten erkennen lassen, die bisher noch nie et« menschliches Auge geschaut. Unsere Gelehrten zwei feln aber, ob der Pariser Versuch gelingt. Mag da- Pariser Instrument noch so vorzüglich gebaut sein, eS befindet sich immer in einer großen Stadt, wo die untere» Luftschichten vou Dunst erfüllt sind, der nie schwindet, wo die von dem Häusermeer erwärmten Atmösphärenteile aufsteigen und eine stetige Wallung deS ganzen Dunstkreise» bedingen und da-Bild ver zerren. Sogar französische Astronomen haben ihre Bedenke» zu erkennen gegeben. * * Charleroi, 21. Aug. In der Nähe der Station Bieeville stieß ein Personenzug auf «ine« rangierenden Güterzug, wobei 27 Personen verwun det wurden; 20 der Verwundeten befinden sich in Lebensgefahr. Ein Passagier ist vor Schreck wahn sinnig geworden. Die Katastrophe wurde durch die Unvorsichtigkeit eine- Weichenwärter» verursacht. Der selbe ist seit dem Unglück verschwunden. * * Valencia, 21. Aug. Ein heftiger Cyklo« wütet in der Stadt und richtet große« Schaden a« Häusern und Gärten an. Mehrere Häuser stehen unter Wasser. Zahlreich« Personen sind verletzt. * * Christiania, 21. Aug. Nach der Abreise Nansens vom „Fram" hatte letzterer, wie das „Mor- genbladet" meldet, ei« EiStreiben zu bestehen, daL so stark war, daß man Proviant und Hütten auf da- Li» bringen mußte. Später fand kein Treiben mehr statt. Der „Fram" hatte noch Proviant für 3 Jahre, sowie 5—600 Tonnen Kohlen an Bord. Audree soll geäußert haben, jetzt sei eS zu spät aufzufahren. Er will Spitzbergen am 20. d. M. verlassen. * * Am 17. August war io Christiania große Gratulation-kour bei der Matter der Frau Eva Nansen, Frau Maren Sars, di« ihr 85. Lebens jahr vollendete. Die greise Frau ist die Schwester eine- unsterblichen Dichters, Welhaven, der einst wohl ein Denkmal bekommen wird. Sie ist weiter die Witwe eine« berühmten Naturforscher«, des Pro fessor» Michael SarS, b« dessen Tode im Jahre 1870 unter den Gelehrten der ganz«« Welt Geld für eine Ehrengabe au Frau Sar« gesammelt wurde. Sie ist weiter die Mutter zweier hoch angesehener Pro fessore« an der Universität zu Christiania, deS Historikers Ernst und des Naturforscher» Ossian Sar» und der al- Künstlerin nicht «»bedeutenden begabten Gattin Frithjof NausenS. So lebt die Frau Sar» in großen Erinnerungen und inmitten der Kulturarbeit deS Tage-. "Christiania, 21. Aug. Der „Fram" wurde vom 14. März 1895, dem Tage, an welchem Nausen ihn verließ, bis zum Mai 1896 vo» Lise «ach Norden getrieben «nd ist dabei bi» zum 85. Grade 57 Minute» gekommen. Bon da aus wurde er «ach Südwest, dann «ach Süden getrieben, bi ungefähr zum 82. Grade. Am 19. Juli wurde di« Maschine zum erste« Mal gebraucht. Rach furcht- bare« Schwierigkeiten kam daS Schiff am 13. Aug. au» dem Eise lo», ungefähr 7 Meilen nördlich von der dänischen Jasel bei Spitzbergen. Land wurde