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WnWWMWM Wochen- und Nachkichtsblatt zugleich HeWr-ZMger für Kohüd-rf, Ndlch, Imirdors, Kirdorf, Sl. Mdim, Keimilirort, Uoricilw und Mlsm. Amtsblatt snr den Stadtvat zu Lichtenstein. — 46» Jahrgang. - - — Nr. 184. Sonntag, den S. August 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für de» folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark LS Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgeschichte "—Lichtenstein, 8. Sag. Die „Freie Daldloge", ein WohlthättgkeitSvrrein, der seit einer langen Reihe von Jahren in aller Stille eine sehr segensreiche Thätigkeit auf dem Gebiet« barm herziger Liebe entfaltete und unter Mithilfe guter Menschen in Zeiten besonderer Notstände mit unge- wöhnlich reichen Mitteln den eingreifenden Behör den zur Seite stehen konnte, hat sich von Anfang feines Bestehens an auch das Ziel gesetzt, ein Asyl für arme Lungenkranke im Gebiete der sächsischen Schweiz zu errichten. Die örtliche» Verhältnisse deS Gebietes bringen e« mit sich, baß Tausende seiner Bewohner von Jugend an in den Steinbrüchen ihr tägliches Brot verdienen müssen und hier, im Ein atmen deS scharfen, feinen Sandsteinstaubes, di« Keime zu jener furchtbaren Krankheit einsaugen, die unter dem Namen „Steinbrecherkrankheit" bekannt ist. Wer den entsetzlichen Verlauf durch eigene Be obachtungen kennt, weiß, daß hier ein „PflegehauS" eine unendlich große Wohlthat wäre. Lange Jahre hatdie „FreieWaldloge" gespart, Grund und Boden angekauft und ein bescheideurS StiftungSkapital be schafft. Die Stiftung ist seitens des König!. Mini steriums deS Innern genehmigt worden und hat juristische Rechte erlangt. Der sichere Grundstein für ein segenbringendeS Unternehmen ist also gelegt. Bau und Unterhaltung erfordern aber reichere Mittel, als sie ein schlichter WohlthätigkeitSverein gewähre» kann, daher hat sich die „Freie Daldloge" mit Ge nehmigung deS König!. Ministeriums des Jauern an die Oeffentlichkeit gewandt und erläßt unter dem Titel „Für «ine gute Sache" einen Aufruf. Wir sind der sichern Hoffnung, daß de» Ruf zu, Mithilfe am Baue einer „Zufluchtsstätte in tiefer Erdennot" Tausende von Herzen und Händen öffnen wird, muß e« doch für Jeden, der einmal frohe Er- holllngSstunden in den schönen Bergen unserer Säch sischen Schweiz verlebt hat, eine Ehrenpflicht sein, durch eine Gabe diese gute Sache nach Kräften zu unterstützen. Die Expedition unseres Blattes ist gern bereit Gaben hierfür zur Weiterbeförderung entgegen zu nehmen. * — Morgen Sonntag hält der hiesige Turn verein sein diesjähriges öffentliches Schauturnen mit Concert im Tarngartell (Hotel zum Helm) hier ab. Bei dem regen Interesse, welche- der Turnkunst und namentlich dem dasigen Turnverein entgegengebracht wird, dürfte «in recht zahlreicher Besuch zu erwarten sein. Die turnerischen Vorführungen sind »ach dem Programm sehr reichhaltig und verweisen wir auf das Inserat in gestriger Nummer d. Bl. — Wer am Morgen des 9. August gegen '/,5 Uhr die ausgehende Sonne erwartet, der wird statt der gewohnten runden Scheibe nur eine schmale Sichel aufgehen sehen, die etwa ebenso aussieht, wie der Mond am vierten Tage nach dem Neumond. Freilich geht von der Sonnenstch«! immer noch genug Licht aus, um da- Auge zu blenden. Der Beob achter muß daher ein dunkelfarbiges GlaS zu Hilf« nehmen, wenn er das seltene Schauspiel be trachten und seinen Verlauf verfolgen will. LS findet eine totale Sonnenfinsternis statt, die freilich in Deutschland nur partiell ist. — Beschreibung über die morgen stattfindende, wenn auch hier nicht ganz bemerkbareSonuevfinsterniS. Jutereffant ist, wie eine totale Sonnenfinsternis ent steht. Wenn bei einer abziehenden Depression die schwe- reu schwarzen Kumuluswolken vm» Wind« über den Himmel gejagt weichen, da kann man häufig die Beobachtung machen, daß in demselben Augenblicke wo die Wolke vor die Sonne tritt, die Gegenden unter Ihr in tiefen Schatten gehüllt werden, während unmittelbar danebru ringsum die Fluren i« hellsten Stmnenglanze strahlen. Und wie die Wolke weiter zieht, wird es hinter ihr wieder hell, aber mit der Wolke rückt «ich ihr Schatten vorwärts and immer neue Landschaften »erden in Dämmerlicht getaucht. DaS ist ein Bild der Sonnenfinsternis, wie man es sich nicht besser denken kann. Bei den wirklichen Sonnenfinsternissen vertritt der Mond die Stelle der Wolke. Bet seinem Kreislauf um die Erde tritt der Mond in jedem Monat einmal z. Z. de» Neumon des zwischen die Sonne und die Erde. Mannigfach wechselt hierbei seine Stellung, bald ist er der Erde näher, bald weiter von ihr entfernt, bald unter, bald über der Sonne. Führt ihn aber seine Bahn gerade durch die Linie, welche den Mittelpunkt von Erde und Sonne verbindet, so entzieht er uuS der Sonne Licht und ruft eine Sonnenfinsternis hervor; und wie der Schatten der dunklen Wolke über da- Land zog, so gleitet der Schatten de« Monde» über die Erde. Wäre der Mond um Vieles größer, oder wäre er uns um viele» näher, so würde die ganze Erde in seinem Schattenkegel liegen, so aber, wie die Größen- und EmfervungSverhältnisse liegen, wird die Erde nur von der Spitze des Schattens getroffen. Der Kernschatten, ebenso wie der ihn auf beiden Seiten umgebende Halbschatten breiten sich auf der Erde zu einem Kreise aus, der um so größer sein wird, je näher der Mond der Erde steht, und um so kleiner, je weiter er sich von ihr entfernt. Nur diejenigen Bewohner der Erde, die von dem vorüber ziehenden Schattenkreife getroffen werden, sehen die Sonne verfinstert, während für alle anderen Gegen den die Finsternis unsichtbar bleibt. Da, wo der Kernschatten vorüberzteht, wird dt« Sonne ganz ver schwunden sein, innerhalb diese« kleinen Kreise», des sen Durchmesser auf der Erdoberfläche im allergün stigsten Falle höchsten» auf 360 lrm steigen kann, ist daher auch die Finsternis eine totale. I merhalb de» HalbschattenlreiseS ist die Finsternis nur eine teilweise; an seinen Rändern wird man nur eben noch eine Berührung von Sonnenrand und Mond rand bemerken können, während für die auf der halben Entfernung deS Durchmessers, also auf einem Kreise Wohnenden, dessen Durchmesser nur halb so groß ist, wie der Durchmesser de» Halbschattens, auch die Sonne zur Hälfte vom Monde bedeckt wird. Nun kann eS auch vorkomme», daß der Mond so weit von der Erde entfernt ist, daß die Spitze seine- SchattrnkegelS ihre Oberfläche Überhaupt nicht berührt, dann kann die Sonne nicht ganz bedeckt werden, son dern sie ragt ringsum über den Mondrand hinan-, die Finsternis wird keine totale, sondern für alle diejenige», welche von der Verlängerung der Schatten achse getroffen werden, eine ringförmige; zur Seite dieser Orte ist sie wiederum nur eine teilweise. Die Breite dieses lichten Ringe« kann bi« auf 1/20 der Sonnenfcheibe steigen. — Erledigt: Sine ständige Lehrerstell« an der Bürgerschule zu Lichtenstein. DaS Einkommen beträgt außer WohnungSentschädigung 1100 Mark and steigt während der ersten 10 Jahre aller 2 Jahre, später aller 3 Jahre um 100 Mark bis zum Höchst gehalt von 2200 Mark. WohnungSentschädigung für einen Verheirateten 240 Mark, für einen Un verheirateten 100 Mark. Gesuche sind bi« zum 29. August an den Stadtrat in Lichtenftei» einzareichen. * — Die in Nr. 181 unsres Blatte- enthaltene Notiz, daß deS im Gasthof zum Schwan in St. Egidie » verübten Gelddiebstahls einige Radfahrer verdächtig seien, wird auf Gruud einer «nS von zu ständiger Seite zugegangeuen Mitteilung hiermit widerrufen. * — Hohndorf. Am Donnerstag vormittag wurde in der Bahnhofstraße von eine« Geschirr rin ca. 2jährig«S Kind überfahren, wodurch dasselbe Rippenbrüche, sowie schwere innere Verletzungen erlitt. * — Bei Herrn Strumpfwirker Baumann in Röblitz steht ein Obstbau« zam ersten Male ta diesem Sahre in Blüte. * — In dem Gehöft Nr. 38 deS Brandver- flchtrungSkatasterS für Mü l s en St. Jacob ist die Maul- und Klauenseuche auSgebrocheo. — Betreff» der Petitio» der Städte Crimmit schau, Glaucha« und Meerane, um Konzession einer lektrischen Bahn zwischen diesen Städten hat der zur Begutachtung dieser Angelegenheit angerufeue Bezirksausschuß Zwickau zunächst einen Spezial- refereuten mit der Erörterung der Angelegenheit betraut. Im September d. I. wird sich sodann der BezirkSauSschuß anderweit mit dieser Sache beschäftigen. — In vielen Zeitungen sowie auch in unserer wurde des hundertjährigem Jubiläums der Erfin dung der Stenographie mit Recht Erwähnung ge- than, aber besonders darauf hingewiesen, daß durch die Reformen von Arends, Roller und Faulmann die Stenographie erst zu Dem geworden sei, waS sie heute ist. Inwieweit dies zutrifft, ist au» der Thatsache zu ersehen, daß dem allumfassenden deut schen Stenographie-System von Babelsberger im letzten Zähljahr mit ca. 65000 Unterrichteten, die Systeme Arend-, Roller und Faulmann zusammen nur ca. 11009 gegenüber zu stellen habe». Die heutige deutsche Stenographie von Babelsberger — denn nur dessen System hat Anspruch auf diese Be zeichnung, alle nach ihm erdachten Systeme find wehr oder minder unglücklich auf seiner Grundlage aufgebaut — ist mit ganz wenig Ausnahme noch dieselbe von 1834, seit Herausgabe seiner Anleitung der deutschen Redezeichenkunst. Nach Darstellungen großer, sich um die Verbreitung verdient gemachten Autoren, wie Geh. Rat Häpe und vieler großer Schulmänner seien die vermeintlichen Reformen der weiteren Verbreitung der Stenographie eher schädlich al« nützlich gewesen und kein jüngere» System habe dar GabelSberger'sche in keiner Beziehung übertroffen, sondern sei ihm weit zurückgeblieben. — Mit durchlöcherten Segel» soll nach Angabe deS italienischen Seekapitän Vassallo ein Schiff schneller segeln können, als wenn die Segel ganz sind. Derselbe behauptet nämlich, daß der Wind seine volle Kraft auf ein geschwellte- Segel nicht auSüben könne, da die unbewegliche Luft, welche die Wölbung des Segels ausfüllt, ein hindernde- Kiffen bilde. Um die Ansammlung eine« solche» Luftkissens zu vermeiden, brachte er einige Löcher im Segel an, welche einen Teil deS Winde« durch ließen, dem nachfolgenden aber dadurch ermöglichten, feine volle Kraft auf die Leinwand auszuüben. Bei verschiedenen Witterungen gemachte Versuche haben die Wahrheit dieser Behauptung dargethan und »ach einer Mitteilung de« Patent, und technischen Bu reaus von Richard LüderS in Görlitz bewiesen, daß bei leichtem Winde ein Boot mit gewöhnlichen Se geln 4 Knoten wachte, während dasselbe mit durch löcherten Segeln 5'/i Knoten erreichte. Bei besserem Winde machte dasselbe Boot 7 Knote» mit gewöhn lichen Segeln und 8^4 mit Kapitän Basallo'S Er- findang. Bei starkem Winde segelte dasselbe mit 8 resp. 10 Knoten Geschwindigkeit, was eine« Gewinn von ungefähr 20 Prozent ver Segelgeschwindtgkeit entspricht. — Glauchau, 6. Aug. Als heute früh der votensuhrmann Scheibner, der täglich von Mülse» nach hier und wieder zurückfährt, auf seinem Wege nach hier die letzten Häuser von Wernsdorf erreicht hatte, fiel plötzlich recht« seitwärts ein Schuß. Mehrere Rehposten durchdrangen die Plane de» Wagens und eine traf den Fuhrman» auch in den Hinterkopf, während mehrere andere Streifwunde» zurückließen. Da die Mutter Scheibner» auf dem Vocke neben ihm faß, hätte leicht größeres Unheil entstehen können. Hier wurde sofort ärztlicherseits der nötige Verband angelegt und die Gache selbst der Polizei zur weiteren Erörterung übergeben. Ob dieser Schuß von einem Jäger auf Wern«dorfer Flur i» unvorsichtiger Weise abgegeben, oder au- einem der au der Laudstraße liegrudea Häuser ge fallen ist, dürfte die emgeleitete Untersuchung wohl bald ergebe». — I« Werdau wurden am 3. d. M. voa einem d«r eifrigsten Reptilteufäoger, dem Zeitung»-