Volltext Seite (XML)
NWMWcMÜzM Wochen- und Nachrichtsblatt Pyleich fir Loftdors, Mkt, Zmvdorf, Whorf, Zt. Wie», Femilhort, Anim» mH Mat Amtsblatt für den Ltadtrcrt zu Lichtenstein. — —- ... —. . 48. JahxgaUg. - Nr. 135. »""'B.'*""'"* Sonnabend, den 13. Juni 1896. Giese« «a« «schch» t«,li L«>e-Oesch1chte * — Lichtenstein, 12. Juni. Die große 600 m-Meter umfassende Menagerie von Fischer ist auf dem Teichplatzt in Lichtenstein angkkomwen und ist die größte Menagerie des Kontinents, denn waS diesem Geschäft au Renommee voraufgeht, verspricht etwa- Reichhaltiges an Tieren aller Gattungen. Außer der Löwenabteilung, die au» 10 Exemplaren besteht, welche in der Dressur von den Geschwistern Fischer vorgeführt werden, sind noch Raubtiere aller Gattun gen vertreten. Der Besuch dieser reichhaltigen Me nagerie wird allen, insbesondere den Schulen, zu empfehlen sein, da sie viel Belehrendes bietet. * — Der Flieder und die Rose, so verschieden sie sonst von einander sind, gehören sie doch zu den allerbeliebtesten Gaben, welche un» der Frühling bietet. Der Flieder ist eine wohlfeile Zimmerzier in dieser Jahreszeit, aber trotzdem beliebt bei Arm und Reich, Alt und Jung, sein Duft weckt liebliche Erinnerungen, und ein Fliedersträußchen bleibt im mer eine poesievolle Spende. Darum sehen wir auch in den meisten Gärten den Flieder, und seine Blüten büsche sind begehrt, so begehrt, daß die prächtige» Blüten von Unberufenen vom Baume oder Strauch herabgrrissen oder herabgeschlagen werden, gerade kein Zeichen von Verständnis für Naturpracht. DeS Flieders eigentliche RegierungSzeit ist zu Pfingsten, gegenwärtig bereitet er sich vor, seine Herrschaft der Rose, der schönen, reizvollen Blumenkänigin, abzu treten. Dank der Kunst der Gärtner und dem schnel len Versandt aus südlichen Ländern haben wir saft Im ganzen Jahre Rosen, aber auch zu Preisen, die eS nicht einem Jeden gestatten, mit einer Rosen knospe im Knopfloch eiuherzuw andern. Gegenwärtig ist daS etwas anderes, vom Rosenstock im kleinen Heim bis zu den wohlgepflegteu Zierroseu in grö ßeren Gartenanlagen, eS fehlt nirgendwo, und wo dennoch kein eigener Besitz vorhanden sein sollte, findet ein gutes Wort sehr leicht eine gute Statt. In der Rosenzeit find die Menschen gemeinhin am welligsten von den Zeitkrankheiten der Nervosität und der Verdrießlichkeit erfaßt, und wer vou seinem Ueberfiuß geben kann, der giebt auch gerne. Immer hat die Rose in hohem Ansehen gestanden, schon im Altertum, sie war damals »in beinahe noch belieb terer Schmuck, wie heute, wo unzählige Varietäten uns herzlich erfreuen. Wir haben ja verschiedene Rosensorten, auch außer der kostbaren Marvchal Nil, die immer eioev gewissen Geldwert behalten und iu der Regel vom Gärtner erworben werden müssen, aber hören wir eine Rosenart so ganz besonders rühmen, so kann der, welcher sie uicht hat, ganz ein fach dagegen frage»: Aber welche Rose ist denn häß lich? Keme eiuzige! E» muß nicht gerade die und die Rose sein, welche wir in dieser schönen Jahres zeit zu unserem Schmuck ausersehen, wenn eS nur eine Rose ist, deren Farbenpracht und zarten Bau wir bewundern, deren köstlichen Duft wir voller Entzücken einatmen. Wir schließe» mit den Worten deS Dichters Wilhelm Langenwiesche: Ist unser Häuschen auch noch so klein, Rosen sollen darinnen sein.' Rosen im Zimmer, Rosen im Garten, Du sollst sie pflanzen, sollst ihrer warten, Sollst sie begießen und sollst sie binden, Sollst in Dein goldene- Haar sie winden. Ist unser HäuScheu auch noch so klein, Rosen sollen dariunen sein. * — Eine Mahnung, die sonst in der Regel nur zu« Weihnacht-feste laut wird, erscheint auch i« Sommer angebracht, »ämlich da- freundliche Er suchen, bei Familieneinkäufen, llameutlich solchen um fangreicheren Charakter-, wie zu Ausstattungen, zu Gefcheukeu usw. doch die heimische Geschäftswelt uicht zu übersehen. Der Grund, we-halb gegenwärtig dies, Erinnerung angebracht erscheint, ist darin zu fache», daß die durch die verschiedenen großen Aus stellungen im deutschen Reiche (Berlin, Nürnberg, Kiel, Stuttgart) aagefachte Reiselust jetzt schon in rechter Blüte steht. Wenn auch die ermäßigten Fahr preise eS minder Bemittelten sehr wohl gestatten, eine solche Spritztour bei nicht zu große, Entfernung zu unternehmen, so sind eS doch zumeist die wohl habenderen Kreise der Bevölkerung, welche in di« Ferne ziehen, dort recht viel sehen und dadurch zum Kaufen animiert werden. Mancher für den Sommer oder Herbst geplanter Kauf, manche- Geschenk wird gleich mit erworben, wenu etwas Paffendes unter die Augen kommt, und sogar zum Abschluß von ganzen Su-stattungSkäufeu läßt man sich bewegen. Zum Schluß heißt eS dann wichtig: „doch ganz ander», wie zu Hause!" Mit Verlaub, da- ist nun doch nicht so ganz und gar richtig. Selbstverständlich ist ja, daß man beim Besuch einer Ausstellung viel neue- findet; wäre dem nicht so, würde ja Niemand kommen, und da» ganze Unternehmen wäre zwecklos. Aber alle diese Neuheiten sind entweder schon im Handel oder kommen gleich in den Haudel und sind also überall zu beziehe», und Wiederverkäufer erhalte» vom Fabrikanten allenthalben die entsprechenden Preise. Dann ist man aber auf einer Reise, nament lich im Anfang, wenn da» Amüsement noch groß ist, und die Strapazen »och gering sind, wett mehr zur Nachsicht aufgelegt und leichter zum flotten Einkauf geneigt, wie zu Hause, wo man sich vor bekannten Geschäftsleuten kein Blatt vor den Mund nimmt. Alle» da» fällt in der Fremde zumeist fort, dazu auch daS leidige Feilschen, da- für viele Deutsche mit dem Einkäufen zu Hause untrennbar verbunden ist. Zuletzt ist aber noch im Äug' zu behalten, daß man zu Hause sich gar uicht die Mühe gab, so recht »achzusehen, waS eigentlich alle-da ist. So bewundert man vielfach auswärts da- Neueste, und hat keine Ahnung, daß man dasselbe auch daheim, uicht teurer, haben kann. E» ist eine liebe Gewohnheit, Fami lienangehörigen und guten Freunden von einer Reise eine Kleinigkeit mitzabrtvgrn, und fern sei eS, diesem netten Gebrauch ein Ende machen zu wollen; denn daS Schönste von einer Reise ist doch immer die Rückkehr nach Hause und eine frohe Ueberraschung für liebe Angehörige. Dagegen also kein Wort. Nur gegen daS umfangreiche Einkäufen, da- man zu Hause viel ruhiger und viel besonnener nach reiflicher Ueberleguug besorgt, sollen diese Zeilen sich richten. Man kauft in der Hast doch so manches, waS schließlich dem Zweck nicht so ganz entspricht, und die scheinbaren Vorteile eine» solchen Reise-Ein- kause-, vorausgesetzt, daß sie überhaupt vorhanden wäre», gehen damit wieder verlöre». Der „Ruhm" aber, au-wärt- gekauft zu haben und nicht daheim, kann kein solche- Hochgefühl erwecken, daß man da rüber die heimische Geschäftswelt vernachlässigt. Mögen diese Zeilen vom verehrten Publikum so freundlich aafgeuommen werden, wie sie geboten werden. (Nachdruck verboten.) — UeberauS groß ist in diesem Jahre die Raa- penplage auf den Obstbänmen und besonder- auf den Rosen. Diese ungewöhnliche Erscheinung dürfte mit dem auffalleudeo Mangel an Schwalben in die sem Jahre zusammenhängen, welche die eifrigsten Vertilger der Raupen und Insekten find. Die Schwal ben sollen auf ihre« diesjährigen Zuge »ach dem Norden durch Witterungseinflüsse massenhaft zu Grunde gegangen sein. Leider wird ihnen auch, wie in Spanten und Italien, wo sie al- Leckerbissen gelte», sehr nachgestellt. * — Rödlitz, 12. Juni. Al» dieser Tage der 8jährige Schulkuade Richard Eidner, vom Spule» kommend, auf dem Heimweg begriffen war, wurde derselbe iu der Nähe de» Schweizerthale» durch einen von einem andere» Knaben geworfenen Topfscherben am Kopfe schwer verletzt, sodaß er wegen Blutver lust nach Hause gefahren werden mußte. Die Un sitte deS Steinwerfeu« rc. sollte unbedingt den Kin dern so oft wie möglich in Erinnerung gebracht werde». — Soaderzug. Zur Erleichterung des Be suche» der Berliner Sewerbeausstellung werden am Sonntag, den 21. Juni, 5. Juli, 2. und 30. August d. I. Sonderzüge zu er«äßigten Preise» von Chem nitz und Plaue» i. B. nach Berlin verkehren. Der Chemnitzer Sonderzug wird an den genannten Tage» von Chemnitz 4is Vorm., von Mittweida 4s», von Waldheim 4»i, von Bhf. Döbel» 5s und von Riesa 5ss abgeheu und in Berlin, Anh. Bhf., 9«, vorm. ankommen. Die Rückfahrt erfolgt abend» 11s» von Berlin und die Ankunft in Chemnitz 4ri vorm. Der weitere Sonderzug wird an den obener wähnten Sonntagen Plauen i. B. vor«. 3,», Reichenbach i. B. 3s«, Werdau 4i», Crimmitschau 4ss, Gößnitz 4-s und Altenburg 5s verlassen, um in Berlin 9ss vorm. einzntreffen, am Abend aber von Berlin, Anh. Bhf., 10io wieder abfahren und i» Plauen i. B. 4«« vorm. ankommen. Zu diesen Son derzügen werden Fahrkarten zu bedeutend ermäßigten Preisen mit 1 und Stägiger Giltigkeit auSgegeben. Die Fahrkarten mit Itägiger GiltigkeitSdauer berech tigen zur Hin- und Rückfahrt nur mit dem Sonder- zuge, während die 8tägigev Fahrkarten zur Hinfahrt mit dem Sonderzuge, zur Rückfahrt aber mit ge- wöhulichen Prrsonenzügen gelten. Der Verkauf der Fahrkarten beginnt drei Tage vor jeder Sonderfahrt und wird am Tage vor derselben oachm. 2 Uhr ge schlossen. lieber die billige» Preise und sonstigen Bestimmungen giebt eine bei den beteiligten Stationen unentgeltlich zu erhaltende Uebersicht nähere Auskunft. — Wie nunmehr definitiv bestimmt ist, wird Se. Majestät der König geruhen, den Parademarsch de» anläßlich des General Appelle» der ehemaligen Jäger und Schützen in Dresden stattfindende» Festzuge« am Sonntag, den 14. Juni, nachmittag» Uhr, vom Prtnzlichen Garten an der Johann- Georgen-Allee auS abzunehmen. Die Herren Offi ziere sind gebeten, sich bis zu dieser Zeil am Staub- platz Sr. Majestät einzufinden. Um den vielen auSwärtigenTeilnehmer» nicht zuzu- muteu, sich während des dreitägige» Aufenthaltes inDreSden imschwarzen Anzug bewegen zu müssen, ist ange ordnet worden, daß der Anzug znm Festzug in daS Belieben der ZugSterl- nehmer gestellt werde. Für den Kommer« am 13. Juni haben Ihre König!. Hoheiten Prinzen Friedrich August und Johann Georg ihr Erscheinen bereit» zugesagt. Lebhaftes Interesse wird von allen Seiten auch der Festfahrt am Montag, den 15. Juni, entgegeogebracht und dürfte die Teilnahme an der- felben eine sehr starke werden. — Leipzig, 11. Juni. Ein blutiger Vorgang hat sich gestern abend in einem Gartengrundstück am Nordplatze, welche- dem Edler'schen Ehepaar gehört, abgespielt. Die „Leipziger Reuest. Nachr." melden hierüber: Kurz nach 8 Uhr kam Edler im aufgereg tem Zustande in den Garten und forderte seine da selbst anwesende Frau auf, sich mit ihm in eine im Garten befindliche Laube zu begeben. AIS die Frau sich weigerte, geriet Edler in Wut und brachte der Frau mit einem Messer mehrere Wunden in der rechten Schläfe bei; die indessen dem Anschein nach nicht schwer sind. Zwei Herren, welche den Vorgaog beobachtet hatten, drangen in den Garten ein und befreiten die Frau anS den Händen deS wütenden Ehemannes. Dieser floh hierauf in die Laube und schnitt sich dort die rechte Schlagader am Halse auf. AlS die vorerwähnten Herren in die Laube käme», fanden sie den Rau» blutüberströmt in den letzten Zügen liegend vor. Nach einigen Minuten war der selbe eine Leiche. Die Frau begab sich nach der Samariterwache iu der Hainstraße, wo sie sich ver binde» ließ, während der Leichnam de» Manne-, der übrigens geistesgestört sein soll, »ach dem Patho logische» Institut gebracht wurde. Da- Ehepaar hat neun Kinder, daS zehute ist vor kurzem gestorben. — Chemnitz, 11. Juni. Heut« Doaner-tag mittag */«1 Uhr wurde aus der Ltmbacherstraße da»