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Wochen- und NachrichtMatt zugleich WO-UzeM flr Loftdorf, Udüj, Amudors, Urdorf, Zl. Win, Lkinii-rort, AmtM md Miss» Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. Nr. 88. Fernsprech.««schluß Nr. 7. 4«. Jahrgang. Freitag, den 17. April reNgram«»»r»dreg«r r a-ebtatt. 1896. Dietz» Matt «MM ttglick («mb« S«m« mW Fefttaa«) »d«d« fLr do, f»lg«d« »ikrteljtbrlich« »q«g«p«i« 1 Wart SS Psamt^. — IveftÄdwmu «hum, «ch« »a «kpedötz« in Lichtschein, M«N 17S, al« »aii«il.PostanßMNen,PoMten^s«»« di«Ln«rtg« ent^or. — J»s«r«t« oder der« N»m» mit 10 Psamig« — «»Mi d« IMerM« ttEÜch bi« spiitch«! dm-mw» 10 Uhr. Tage-g-schicht«. *— Lichtenstein. „DaS hab' ich mir auch etwas anders gedacht!" sagt mancher junge Mensch jetzk, der nun seine Laufbahn rlSLehrling begonnen hat. Und so wird so ziemlich überall gesprochen, mag eia Metier ergriffen sein, waS da will. Der Unterschied zwi schen oem Leden im Elternhaus und im Leben der Arbeit ist kein geringer, und die regelrechte Ausfül lung der ganzen Tageszeit mit bestimmter Arbeit will den Neulingen etwas spanisch vorkommen. Hilft aber nicht«, gerade die Gewöhnung au eine emsige, zuverlässige, getreue Arbeit macht den Wert des ganzen Lebens auS, und nichts ist so geringfügig waS nicht selbst gelernt werden müßte. Im prakti schen Leben, mag e« sein, wo es will, giebt eS überall Kleinigkeiten, die dem Lehrling doch gar zu komisch erscheinen. Ja, daS denkt er! Aber wenn man nun erst beim Militär die peinliche Genauigkeit sieht, wie um einen Stiefelnagel oder einen Rockkaopf die Welt gleich untergehen soll, waS ist dagegen alle Genauigkeit im Leben der praktischen Arbeit? Wer eS mit seinem Genius einmal so weit bringt, daß er Andere io Arbeit und Thättgkeit halten kann, ist schön für ihn; aber wer heute nicht alles bis inS Kleinste gelernt, von der Pike auf gedient hat, der wird später auf keinen grünen Zweig kommen. Im gewerblichen Leben wird heute keinem Arbeiter und keinem Gewerbegehilfen mit großen Worten impo niert, nur mit Kenntnissen, es kann auch Niemand die Leistungen von Anderen beurteilen, vernicht selbst etwa» leisten kann. Vor allem kann aber Niemand befehlen, wer nicht gehorchen gelernt. ES mag das Gehorchen unter Umständen für Manchen ein bitter Kraut sein, besonders wenn er zu Hause respektlos vor Vater und Mutter auftrumpfen konnte: „Ich will!", aber eS ist heilsam. Eltern sollten sich in solche LchrlinqSfragen nicht einmischen; jeder tüchtig« Lehrherr weiß, waS sein Zögling im Gewerbe lernen und waS e, selbst thun muß. Die Eltern können die- nicht beurteilen, und die Lehrlinge erst recht nicht. Und wenn ein Lehrherr mit aller Strenge seinen Lehrling zur Ordnung und Sauberkeit anhält, so ist daS ein Thun, für welches er nicht hoch ge nug geehrt werden kann. Ordnung ist die Voraus- setzung jeder gedeihlichen Arbeit. (Nachdruck verboten.) — Der Wildstand in den Waldungen wird vurch aufsichtslos uwherstreifeode, revierende Hunde arg geschädigt. Namentlich während der Frühjahrs- und Sommermonate, also während der Setzzett deS Wildes, richten revierende Hunde ungemein großen Schaden am Wildstaode an, da Rehkälber und Jang hasen diesen Kötern nur zu leicht zur Beute fallen. Aber auch da« Heyen der Mutterrehe und Häsinnen vermag den Wilostand sehr zu schädigen. Um daS Wild und die Interessen der Jagdpächter zu schützen, besteht die polizeiliche Vorschrift, daß Hunde an der Leine zu führen sind. Außerdem bestimmt aber daS sächsische Jagdgesetz, daß alle Hunde und Katzen, welche in einer Entfernung von mindestens 500 Schritt vom nächsten bewohnten Hause aufsichtslos revierend betroffen werden, vom Jagdpächter oder dessen Be auftragten getötet werden dürfen. Zu, Vermeidung polizeilicher Bestrafung der Besitzer revierender Hunde und bezw. der Tötung der letzteren möchten nament lich die in der Nähe de» Waldes wohnenden Huude- besitzer ihr Augenmerk darauf richten, daß ihre Hunde nicht aufsichtslos umherzuftreifeu verwögen. *— Röblitz, 15. April. Heute sand hier die feierliche Verpflichtung und Einweisung de» bisherigen KirchschullehrerS Herrn Dietzel als Schuldirektor durch den Königl. Bezirk»schulinsprktor Herrn Schul rat Lötzsch aus Glauchau öffentlich statt. Nach Er- öffnuug der Feier durch den Thoralgesang folgte di« Etuweisung«rede, die ihren Ausgang von einem Bilde nahm, Christ»» am Steuerruder eine» KahneS im Stnrm, mit der Unterschrift: M äospsranäum (Richt verzagt). In Anlehnung an die Unterschrift wurde dem neuen Direktor an» Herz gelegt: „Immer unverzagt auf Gott vertraut" und dabei hingewiesen auf Wesen, Aeußerungen und Lohn solcher Uvver- zagtheit. Dann folgte die feierliche Verpflichtung und Einweisung. Dem Heimgegangenen, um das Schulwesen vielverdienten Pastor Keck wurde dabei warmer Dank in die Ewigkeit nachgerufen. Nach dieser feierlichen Handlung folgte eine von dem neuen Kirchschullehrer Herrn Schmiedel geleitete männer, stimmige Motette; darauf fanden Begrüßungen statt seitens deS Herrn ?. Tittel im Namen der Schul- und Kirchgemeinde, seitens deS Herrn Lehrers Engel- mann im Namen des Lehrerkollegium, seitens deS Herrn Schuldirektor Schmidt-Callnberg im Namen de» Glauchauer Schuldirektorenoerein» und der Lich- tensteiner Konferenz und seitens des 1. Knaben und 1. Mädchens im Namen der Schulkinder. Hierauf erwiderte in längerer Dankrede Herr Direktor Dietzel herzlich und legte zugleich die Grundsätze dar, nach denen er sein Amt aufnehmen und führen wolle. Ein Schlußchoral endete die bedeutsame, ziemlich gut besuchte öffentliche Feier. Möge sie der AuSgangS- punkt einer segensvollen Wirksamkeit deS neugrord- neten Schulwesens sür unseren Ort sein. *— Wie es in der Welt steht. Der Reichstag hat am heutigen Donnerstag seine Arbeiten wieder begonnen, und zwar mit der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs zur Bekämpfung des unlauteren Wett bewerbe». Die Annahme diese- Gesetzentwürfe« ist zweifellos, daher ist seine Erörterung für dieReichs- tagssefston nach Ostern auch an die Spitze gestellt worden, denn zum Beginn der Verhandlungen pflegen die Herren ReichSboten sich noch etwas weniger durch Pünktlichkeit auszuzeichnen, al» sonst. Zwei Tage vorher hat auch die Kommission für da» bürgerliche Gesetzbuch wieder zu beraten begonnen und nament lich die für die Landleute so wichtigen Bestimmungen über die Wildschadenersatzfrage festgestellt. Auch die einzelnen deutschen LandeSvertretungen tagen schon wieder. Für daS ganze Reichsgebiet interessante Anträge kamen im Berliner Abgeordenhause zur Sprache, nämlich auf höhere Besteuerung der Wan- derlager und auf Erhebung einer Extrasteuer vom Betriebe der großen Bazare, Bersandthäuser und Warengeschäfte. Man verkannte die großen Schmie- rtgkeiten, die hier obwalten, nicht, hoffte aber doch in einer Kommission bestimmte Grundlagen für ein praktisch verwertbares Gesetz zu gewinne». Begonnen wurde die zweite Lesung des LehrerbesoldungSgesetzeS. Bon politischen Dingen war im übrigen erst wenig die Rede. Biel wurde über die in Aussicht stehenden Ersatzwahlen zum Reichstage verhandelt, noch mehr über die Streitigkeiten, welche Herr Stöcker mit ver schiedenen seine» ehemaligen Freunde hat, am meisten aber immer noch über die leidige Duellsucht, die sich heute in der Reich-Hauptstadt in so wenig erfreu licher Weise offenbart. Man wird wohl auch im Reichstage noch bei passender Gelegenheit der Sache näher treten. DaS Malheur in unserer Kriegsmarine, da» durch Zusammenrammen zweier Torpedoboote entstand und mehreren blühenden Seeleuten daS Leben kostete, erweckte allgemeine Teilnahme, die durch die Untersuchung zu ermittelnde Schuldfrage ist noch nicht völlig klargestellt. Solches Malheur mit Torpedobooten kam namentlich in Frankreich recht häufig vor, bet unS aber doch nur ganz ver einzelt. Au» unserem südwestafrikanischeu Schutz gebiet kommt die Kunde, daß die Herero-Eingebore- uen sich etwa- unbotmäßig zeigen. Hoffentlich ge lingt die Erhaltung der Ruhe ohne Anwendung von Waffengewalt. Aach im AuSlande war eS ziemlich ruhig. Ja Pari- herrschte nur polttitischer Klatsch, mit welchem uns näher zu befassen wir keinen Anlaß haben. Von der englischen Sudan-Expedition liegen keine irgendwie bemerkenswerten Thatsachen vor, während die aufständischen Matabele tu Südafrika den dortigen britischen Kolonisten doch so viel zu schaffe» machen, daß die Absendung regulärer Trup pen erforderlich geworden ist. Die Schwarzen habe« schon mehrere verlustreiche Schlappen erlitten, halten aber immer »och an ihrem Angriff an die ihnen zu nächst liegende Stadt Buluwayo fest. Die italienischen Truppen in Nbessyuiensollendemnächstdieimmernoch von abesiynischen Scharen umgebene Stadt Adigrat entsetzen. Die Sudan-Derwische sind nach den harten Nieder- lagen, welche sie von den Italienern bet der Stadt Kassala erlitten haben, wieder spurlos verschwunden. In Griechenland sind die erneuerten olympische« Spiele, in welchen die deutschen Turner 7 Preise erworben, beendet. Verstorben ist der frühere Pre mierminister Trtkupis, ein tüchtiger Mann, der aber auch den Schrecken der griechischen Finanz-Misere nicht mehr zu widerstehen vermochte. Fürst Ferdi nand ist von Konstantinopel nach Petersburg zum Czaren gereist, von wo er über Berlin nach Paris geht. Vielleicht nimmt man ihn dort im russisch- französischen Zweibund als dritten Rann. (Nachdruck verboten.) — Nach dem Jahresberichte des Allgemeinen Sächsischen LehrervereillS hat dessen Mitgliederzahl die noch nie erreichte Zahl von 8000 überschritten. Diese gruppieren sich tu 69 Bezirksvereine. LuBe- ratungSstoff, der eine größere Zahl Bezirksvereine beschäftigte, bezw. vom Vorstand« zur Beschlußfassung empfohlen war, ist zu nennen die BibelauSzugSfrage. Für einen BibelauSzug oder Schulbibel erklären sich die Bezirksoereine Bautzen (welchen? noch offene Frage), Chemnitz-Stadt (Bremer Schulbibel), Döbeln, Ehrenfriedersdorf, Eibenstock - Schönheide, Freiberg (Breme, Schulbibel), Hainichen, Hohenstein-Srnst- thal, Löbau, Marienberg, Mittweida, Nossen (be dingt), Schneeberg, Wilsdruff, Zittau (für Bremer Schulbibel) und Zwickau beschließen, den Vorstand zu bitten, den Gegenstand auf die Tagesordnung der nächsten Generalversammlung zu bringen. Gegen einen BibelauSzug rc. erklären sich die Bezirksoereine Auerbach und Rochlitz. Bezüglich de» Lehrerheim» im östlichen Erzgebirge (Antrag Dippoldiswalde) haben außer dem antragstellenden Bezirk-Vereine bei fällige Entschließung gefaßt: Borna, Burgstädt, Eiben stock-Schönheide, Glauchau II, Groitz-Pegau, Haini chen, Obere- Vogtland (unter Streichung des Wortes „östlich"), Pirna, Plauen i. V., Radeberg, Riesa, Rochlitz. Gegen den Antrag erklärten sichDreSden- Stadt, Lichtenstein-Callvberg, Meißen (welche- lieber einen Fonds zur Unterstützung erkrankter, einer Bade kur oder dergleichen benötigter oder bedürstigter Lehrer gesammelt wisse» will), Nossen and Zwickau (welches die zu dem Zwecke flüssig zu machende» Gelder lieber dem Lehrertöchterheim zugewiesen wisse» möchte). Hinsichtlich deS einheitlichen SchreibduktuS durch» ganze Land haben zwei Konferenzen der ge wählten Delegierten stattgefunden, die auch zu Be schlüssen geführt haben. Chemnttz-Stadt protestierte gegen die Behauptung, daß die Mehrzahl der Mit glieder deS Allgemeinen Sächsischen LehrervereinS für Henze fei. Plauen im Bogtl. hat sich bet Aeu- derung der Buchstabeuformen für die Chemnitzer er klärt, während Eibenstock-Schönheide beschließt: Schafft eine Schrift, set'S Henze oder Chemnitz. Für Ge- haltSaufbesserungspetitionea erklärt sich Plauen im Vogtland, sür Reiseauslösung bei BezirkSkonferenzen spricht sich Pir»a, für Elternabende Schneeberg-Neu- städtel und Werdau, für daS Erziehliche des Hand- sertigkeitSunterrichtS Schneeberg auS. DieS sind die Beschlüsse von allgemeinster Bedeutung. Die sonstige BereinSthätigkeit steht keinesfalls hinter der anderer Jahre zurück. — Dresden, 14. April. Ja Löbtau ereig nete sich gestern vormittag ein größere- Unglück. Daselbst wurden auf einem Neubau die Balken für den Dachstuhl hisaufgewunden, al- ein solcher Bal ken herunterstürzte uud ein eben vorübergehende- 11 Jahre alte- Mädchen traf, wodurch dem beklagens werten Kinde die Schädrldecke eingedrückt wurde und der sofortige Tod eintrat.