Volltext Seite (XML)
Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich fir MMrf, Wdüt, Kmviorf, Mrderf, ZI Wie», Lkmil-rari, NMM md Miss» Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. Nr. 106. Nernsprech.««sch»«» Str. 7. 48. Jahrgang. — Freitag, den 8. Mai Telegramm-Mdrester T««ed»att. 1896. Dieb« »der der« >«« mit 10 Psemil-« S«»H»et. r«,-»S-schichte. * — Lichtenstein, 7. Mai. Wegen Erkran kung ist die für morgenangesetzle Theatervorstellung „Else vom Erlenhof" auf Montag, den 11. Mai verschoben worden. (Bergk. Inseratenteil.) * — Heute hat unser diesjähriger Frühjahrs- Jahrmarkt begonnen und zwar mit günstiger Witte- rung. Hoffentlich trägt die» dazu bei, daß die Marktfieranten befriedigenden Erlös haben. * — Die Aussichten auf ein gutes Obstjahr sind im Schwinden begriffen, so wird aus gärt nerischen Kreisen berichtet. Vor vier Wochen noch hatte «an die beste Hoffnung auf gute Ernte. Die außergewöhnliche Wärme «n der ersten Hälfte de« Monats März hatte die Knospen der Obstbäume zum Schwellen gebracht und soweit entwickelt, daß nur noch eine kurze Wärmezeit zu ihrer völligen Ent faltung nötig gewesen wär«. Der Umschlag des Wetters und die kühle Witterung hielt die dem Auf brechen nahen Knospen in ihrer Weiterentwickelung unnatürlich lange zurück. Infolge dieses Stillstandes sind die Blüten in ein Stadium getreten, welches die Obstzüchter „Sauerwerden" nennen, und lassen nur noch geringe Hoffnung auf zufriedenstellende Ernte. Besonders die frühen Apfel- und Birnen sorten werden dadurch leiden, während die späteren Sorten immer noch bessere Aussichten haben. — Zur Berliner Sewerbe-AuSstellung, die am 1. Mai eröffnet worden ist, werden am 31. Juni, 5. Juli und 2. August, eventuell auch am 30. Aug. Sonderzüge verkehren. Es sollen eintägige und acht tägige SonderzugSfahrkarten auSgegeben werden. *— Mülsen St. Jakob, 5. Mai. Gestern abend hat sich hier dadurch ein Unglück zugetragen, daß daS 6jährige Mädchen deS Webers B. Creutziger von einem Lichtensteiner Geschirr, welches übermäßig schnell gefahren sein soll, oberhalb der Zennerbrücke überfahren wurde. Besonders der Kopf des Kindes ist schwer verletzt. Der Eigentümer der Geschirre- will für alle Kosten aufkomm eu. — Dresden, 6. Mai. Die Generaldirek- tion der Königs, sächsischen StaatSeisenbahnen gicbt folgende- bekannt: Infolge deS Hochwassers wurde der Verkehr am Elbquai und Hafen in Riesa, sowie an den ElbquaiS io Dresden, mit Ausnahme deS König Albert-Hasen», eingestellt. — Dresden, 6. Mai. Eine 71 Jahre alte Witwe von hier, deren Herz trotz der hohen Jahre noch immer für die Liebe empfänglich ist, machte vor einigen Monaten die Bekanntschaft eine» jüngeren Schueidergesellen und wurde bald mit ihm sehr ver- traut. Der lose Vogel benutzte jedoch diese Bezie hungen dazu, um da» Sparkassenbuch der Alten heimlich wegzunehmen und 150 Mark darauf zu „borgen." Da» Geld wußte er schnell unter die Leute zu bringen und al» die Eigentümerin hinter die Sache kam, waren die 150 Mark bereit- verthan. Nunmehr wird der Strafrichter sich mit der Sache zu befassen haben. — Leipzig, 6. Mai. Von einem gräßlichen Unglück ist in vergangener Nacht die 60jährige Schneiders-Witwe Laura Therese verw. Berger in L.-Angrr>Crotteodorf betroffen worden. Sie leidet an Sicht und ist deshalb an Armen und Beinen in Gichtwatte und Werg etogrwickelt. Gichtschwerzen haben die Frau au- dem Bett getrieben, und sie hat ein schwedisches Streichholz angezündet, um die auf dem Tische stehende Petroleumlampe in Brand zu setzen. Sie muß hierbei dem ihren Körper um» hüllenden Werg zu nahe gekommen sei», denn plötz lich hatte sie in Flammen gestanden. Auf das Ge schrei der Unglücklichen haben deren Tochter und herbeigeeilte NachbarSleute da- Feuer mit Mühe ge löscht. An dem Aufkommen der Frau wird gezweifelt. — Chemnitz, 6. März. Unter lautem Ge töse explodierte heut« vormittag in de, 11. Stunde in einem Küchenosen der Westvorstadt rin Tiegel mit Fett, welche» vermutlich durch Ueberheizen de» Ofens in Brand geraten war. Dadurch wurde die Osen- thür aufgesprengt und durch den Luftdruck ein Fenster mit dem vollständigen Seiteng-wände herauSgerissen und in den Hof geschleudert. Ein Holzverschlag mit GlaSthüre wurde nach dem Vorsaal zu aus seine, Lage gerückt. Das zur Zeit in der Küche befind liche Dienstmädchen wurde zu Boden geworfen, er holte sich aber sehr bald wieder, während ein gleich falls in der Küche anwesendes drei Jahre alte-Mäd chen unversehrt blieb. Eine Gardine und mehrere gehäkelte Spitzen waren von dem umherfltegenden brennenden Fett in Brand gesetzt worden. — Zwickau, 5 Mai. Die Mulde hat in folge der fortgesetzten Niederschläge wieder Hochwasser erhalten. Sie stieg auf 110 om über Null und überflutet die niederen Ufer hierselbst. Da seit gestern abend der Regen nachgelaffen hat, ist vorläufig ein weiteres Steigen der Mulde nicht zu befürchten. — Die Kgl. Kreishauptmannschaft Zwickau hat verordnet, daß die Krankenkassen iu ihren Ueber- sichten bei Einsetzung des Mindestbetrages deS Re servefonds die JahreSauLgabe des Rechnungsjahre- unberücksichtigt zu lassen haben. — Die Stadt Glauchau zählt nach dem neuesten Adreßbuch 115 Hotel- und Restaurant», so daß also bet ca. 25,000 Einwohnern auf jede Gast- stätte etwa 217 Einwohner entfallen. Etwa- un günstiger gestaltet sich letztere Ziffer noch, wenn man berücksichtigt, daß zu obigen 115 Hotels und Restau rant- noch 7 Konditoreien mit öffentlichen Gast- lvkalitäten treten. — Nach einer Meldung aus Plauen i. B. ist seit Donnerstag voriger Woche der in Kirchen lamitz, einem bayrischen Orte in nächster Nähe der sächsischen Grenze, stationierte Gendarm Hofmann verschwunden. Derselbe hatte einen Tran-Port nach Hof auszuführen, von dem er nicht wieder zurückge kehrt ist. Säbel und Mütze deS Verschwundenen sind in der Nähe von Hof aukgefunden worden. — Dem in voller ManneSkraft stehenden Gast wirt Müller in Frotschau bei Reichenbach war beim Zerteilen eines geschlachteten Schweines das große Schlächtermesser derart von einem Knochen abgeglitten, daß e- mit aller Wucht in sein Bein fuhr und ihm dasselbe halb durchschuitt. Müller ist unter schrecklichen Schmerzen verschieden. — In Uutersachsenbnrg soll eine Mu sik-Fachschule errichtet werden. Mau hat die Not- Wendigkeit erkannt, durch gesteigerte Produktion-- fähigkeit der heimischen Mustkwaren- und Instrumen ten - Erzeuger die fremdländische Konkurrenz zu überflügeln, auf alle Fälle aber mit ihr gleichen Schritt zu halten. In der zu gründenden Schule soll vor allem praktischer Unterricht über den Bau von Musikinstrumenten, speziell der Mundharmonika- Branche erteilt werden. — Herr Sparkassenkontroleur Köhler inRoch - litz erhielt für die am 17. März nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Rettung eines Mädchens von dem Tode de- Ertrinkens die silberne Lebensret tungsmedaille. — Für da» Muldenthal wird feiten- der kgl. Direktion der sächsischen Staatsbahneu eine Rund reisekarte ausgegeben, welche von Altenburg au- folgende Stationen berührt: Gößnitz, Glauchau, Remse, Waldenburg, Wolkenburg, Penig, Rochsburg, Wechselburg, Rochlitz, Narsdorf, Kieritzsch, Altenburg. Die Karte ist 3 Tags giltig und kostet dritter Klasse 3 Mark 50 Pfg. Während der Giltigkeit der Karte kann der Reisende auf den berührten Stationen be liebig verweilen, ebenso die Fahrt nach der ange gebenen Route oder umgekehrt und auch von Zwischen stationen au- antreteu. Die Karten sind leider nur in Altenburg zu haben. — Au» der sächsischen Schweiz, 5. Mai. Trotz der noch immer anhaltenden naßkühlen Witte rung haben die Kreuzottern bereit- ihre winterlichen Schlupfwinkel verlaffen und machen sich durch ihr zahlreiches Auftreten unliebsam bemerkbar. Kürz lich wurden in Hinterhermsdorf mehrere dieser ge fährlichen Reptilien beobachtet. — In einer Cigarren-Fabrik in Pieschen b. Dresden streiken die Arbeiter. Der Fall ist in teressant, denn dem Arbeitgeber wird nacherzählt, daß er, trotzdem er in den 80er Jahren selbst noch „Kollege" gewesen und er damals die Löhne nicht hätte hoch genug haben können, jetzt al-Arbeitgeber wahre Hungerlöhne zahle. 8 Berlin, 6. Mai. Der Kaiser hat am 3. d. M. dem Schah von Persien telegraphisch sein Beileid über die Ermordung deS Schah- Nassr-ed» din und seine besten Wünsche für die neue Regie rung au-gedrückt. Der Schah hat mit einem Tele gramm an den Kaiser erwidert, in welchem er seinen lebhaften Dank ausspricht. — Dem hiesigen persi schen Gesandten ist au- Teheran vom Großvezier folgende» Telegramm zuaegangen: Inmitten der Trauer und deS tiefsten Schmerze- herrsche überall Ordnung und Ruhe und da- Volk tröste sich durch die Beweise seine- Gehorsam- und seine Liebe für seinen neuen Herrn. — Am hiesigen Hofe wurde heute der Geburtstag deS Kronprinzen begangen. Die Kaiserin hatte sich zu dem Zwecke gestern abend nach Plön begeben. — Der „ReichSaozeiger" ver öffentlicht die Verleihung deS Sönigl. Kronenordens au Hofrat Dr. Mehnert in Dresden. 8 WaS die Telegraphie zu leisten vermag, hat kürzlich ein Berliner Handelshaus erfahren. Dieses richtete eine telegraphische Anfrage nach BuenvS- AyreS, die umgehend beantwortet werden sollte. Die Depesche ging um 1 Uhr nachmittags von Berlin ab und um 4 Uhr lief die Antwort auf dem dortigen Haupttelegraphenamte ein. Also hatte der Weg der Frage- und Antwort-Depeschen von der Hauptstadt Deutschlands nach derjenige» Argentiniens und zu rück nur 3 Stunden in Anspruch genommen, trotzdem jede- Telegramm 12 Mal übertragen werde» mußte. Berlin gab die Depesche nach Emden, diese- nach London, London nach Falmouth, von wo sie nach Lissabon übermittelt wurde. Portugal« Hauptstadt gab sie nach Madeira. Von hier ging sie nachTene- rtsa auf den Kanarischen Inseln und dann nach Sau Biente aus den Kapverdischen Inseln. San Vicente gab sie nach Pernambuco, diese« an Bahia und Bahia an Rio de Janeiro. Brasilien« Hauptstadt gab sie über SantoS and Montevideo nach Bueno«-Ayre«. Die Antwort machte den gleichen Weg zurück. Da bei ist noch zu bemerken, daß eS ein Privattelegramm war, da- nicht Anspruch auf Bevorzugung hatte, wie etwa ein amtliches. ß In gut unterrichteten parlamentarischen Kreisen, so schreibt der „Deutsch. TageSztg." ein Berichter statter, wird es al- sehr zweifelhaft bezeichnet, daß der Gesetzentwurf betreffend die vierten Bataillone noch ia dieser Tagung de« Reichstage zugehen wird. Ei» Hindernis für die Vorlegung ist in Wegfall ge kommen, nachdem sicherem Vernehmen nach der Kaiser sich für die Reform der Militärstrafprozeßordnung i« Sinne de» Krieg-Minister» entschieden hat. Auf diese Weise ist dem Kriegsminister freie Hand gege ben worden, mit der anderen Vorlage vor den Reichs tag zu treten und Rede und Antwort zu stehen. Gegen die Vorlegung in dieser Tagung müssen aber noch andere Gründe sprechen. Von anderer Seite wird dagegen „auS bester Quelle* mitgeteilt, daß die Vorlage dem Reichstag »och vor Pfingsten, wahr scheinlich schon bis zu« Freitag dieser Woche zu gehen wird. 8 Einen hübschen Witz «achen die „Danz. N. Nachr." gelegentlich einer Besprechung der Baulich keiten auf der Berliner Gewerbeausstellung 1896; sie schreiben: Da« Alpenpanorama war fast fertig, eS wurden eben noch die letzten „Felsen" gebaut. E» ist interessant, diese moderne Bauart kennen zu lernen. Die Arbeiter biegen Drahtgitter in geeignete Forme«,