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Wochen- und Nachrichtsblatt -ugleich flr Kftdors, Mdktz, Imvdrrf, Mors, Zi. Mn, AmmHsrt. Mmnu M Ma. Arntsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. Nr. 82 Mernsprech -Anschluß Nr. 7. —— 4«. Jahrgang. Freitag, den 10. April LelearamM-Adregot L a « « »»a t t. 1896. »es«« Mit «scheint t» , li Deftelw»»!» nchmi» mH« der ch l«ß« Sem»« m«d Sefitas«) «send« str d« fetzend« Leg.' Si«trtzKLrliL« Aq»g«ptti« 1 Mark SS Psmntz» — Mqevm Mi»»« w «amtze. — «kpeditio» In SU^achä«, Markt 17», alle Saiserl. PeftaeSMt«, Positmui, soim» die ÜWtrltzer «tze-«. — Jaserat» »erd« di»«imOch«»» LxpntzMd oder der« Mm» mit 10 Pfennig«, — Nnnatzne der Inserate titzüch di« fpärft«« oorwitw« 10 vhr. . Tage-gefchicht« * — Lichtenstein, 9. April. Einen interessan- ten Theaterabend haben wir morgen Freitag zu erwarten: DaK Glück im Winkel. Schauspiel in 3Akten von Her mann Sudermann. Herr Dir. Schrader hat für genann tes Schauspiel da- Aufführungsrecht erworben. „DaS „Glück im Winkel" ist eines der hervorragendsten Erzeugnisse jener realistischen Kunstrichtung, über welche daS Für und Wider fortwährend, oft mit Leidenschaft, seltener mit objektiver Ruhe, erörtert wird. Allein auch die Gegner erkennen in den Wer ke« Sudermanns di« sicher« Gestaltungskraft, den großen Zug an. Wenn eS scheint, als suche er die häßliche Alltäglichkeit de» Lebens hervor, um sie zu „photographieren", so fesselt er doch immer und wirkt erschütternd — in diesem Stücke auch wieder besänftigend: eS hat einen befriedigenden Abschluß. Herr Direktor Schrader hat weder Mühe noch Kosten gescheut, unserer Bewohnerschaft einen ganz beson deren Genuß dadurch zu bereiten, daß er da» Stück genau in der Chemnitzer Besetzung der Rollen, wie e« dort im Lause dieses Winter- mehrmals gegeben wurde, aufführen wird. Wir sehen also auf unserer Bühne die ersten Kräfte des Chemnitzer Stadttheater« vereinigt und haben eine so gediegene Aufführung zu erwarten, wie sie uns wohl noch nie geboten wurde. Bei den allerdings großen Ausgaben, die eine solche Vorstellung erfordert, möge der thätigen Direktion Schrader auch die Anerkennung des Publi kums, ei» volles HauS, nicht fehlen. * — Der Meldetag des BezirkSfeldwebelS am 12. d. M. im Rathause in Lichtenstein fällt auS. * — Der April hat bisher zumeist frische Witte rung bei bedecktem Himmel mit Niederschlägen ge bracht. Dem Sandmann gefällt daS Wetter, erwünscht sich viel warmen Regen; denn dieser verspricht eine gesegnete Ernte und einen reichen Herbst: „Der dürre April ist nicht der Bauern Will, sondern Sprilleo-Regen kommt ihnen gelegen." Für die Weinlese -ilr die alte Wtnzerregel: „Sind die Reben um Georgi (23. April) noch glatt und blind, so soll sich freuen Mann, Weib und Kind." In de« häus lichen Zier, und Nutzgärten wird fleißig gearbeitet. Wer eine hübsche Sommer-Flora mit geringen Kosten haben will, der säe jetzt Reseda, Lupinen, Wunder blumen und die kriechende Winde. Diese Blumen sind ziemlich anspruchslos, nur darf nicht zu dicht gesäet werden. Diese Anforderungen stellen die Blumen auS feinerem Samen, unter denen die Go- detien die schönsten sind; dec Bode» darf nicht zu schwer und zu feucht sein. Ferner seien genannt: die Ringelblume, Rittersporn, LirbeShainblume im Wechsel mit Leimkraut und Jungfer im Grünen. Im Nutzgarten werden gesät: zweite Aussaat vo» Erbsen, Radie», Karotten und Spinat; erste Aus saat von frühesten Buschbohnen, Zichorien, Löwen zahn, Rettig und rote Rübe». Auch Weinreben werden gepflanzt, ferner Koniferen, Rhvdodendorn und Areiland-Azalern. Bon Staudenpflanzen em pfiehlt sich zum reiche» Schmuck der Gärte« der Staudenphlox. Al« Schlingpflanzen für Lauben, Spaliere: wilder Wei», wohlriechender Wein, Jelän gerjelieber, Glycine und Clematis. Endlich werden jetzt auch die Rasenplätze angelegt, doch lasse man sich den Samen dazu nach der Bodenbeschaffenheit vo» einer gewissenhafte» Samenhandlung zusam» «enmischeu. — Zur Zeit, da wieder zahlreiche junge Leute der Schule entwachsen und dem Berufsleben zuge- führt werden, sei di« ernste Mahnung au Eltern, Lehrherre» usw. gerichtet, darauf zu achte», daß den in die ihnen noch ungewohnten Verhältnisse der TagrSarbeit eingeführten jugendlichen Lehrlingen durch die trefflichste aller Leibesübungen, das Turnen, «in de» Anstrengungen ihre- gewerblichen Beruf« notwendige- Gegengewicht geboten wird. Die Lehr herren nützen, wenn sie ihre Lehrlinge »um Turnen anhalten, nicht nur den Knaben, sondern vor allem auch sich selbst, denn es ist erwiese», daß die Knaben, welche sich dem Geist und Körper erfrischenden Tur- neu widmen, noch einmal so arbeitsfreudig au ihre Thätigkeit zu gehen pflegen. — Bekannt ist, daß im Frühjahr die im Keller lagernde« Kartoffeln gern keimen. Da di« frischen Kartoffelkeime ein sehr starkes Gift enthalte», sei allen, welche sich mit dem Abkeimen beschäftigen und kleine Wunden an der Hand haben, die größte Vorsicht avempfohlen. *— Hohndorf. Am 1. Osterfeiertag hielt der hiesige Turnverein seine 5. öffentliche Aufführung ab und hatte sich selbige eines zahlreichen Besuches zu erfreue», sodaß der große Kalich'sche Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war, ei« Zeichen, wel- cher Unterstützung sich die Aufführungen zu erfreuen haben. ES wurden auch alle Nummern zur Zufrie denheit ausgeführt, daS bewies der jeder Nummer folgende Applaus. Ganz besonderen Beifall« hatten sich die Darstellungen der Reigen zu erfreuen ; ein Stabreigcn mit Gesang und zum Schluß ein Neger reigen. Möge der Turnverein immer mehr erstarken. Seinem langerstrebten Ziele, eine Turnhalle sein Eigen nennen zu können, ist der Verein näher ge- rückt, deon am 3. Osterfeiertag fand die Grundstein legung statt, und wird die Verwirklichung nun bald in Erfüllung gehen. — Die Fertigstellung deS gewaltigen Kaiser- Wilhelm-DenkmalS auf dem sagenumwobenen kyff- Häuser ist soweit fortgeschritten, daß die EnthüllungS- feier de« Denkmal«, »ach dem von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm II. genehmigten Programm, bestimmt am 18. Juni d«. IS., am Gedenktage der Schlacht bei Waterloo, in Anwesenheit de« Kaiser« und sämtlicher Bundes,Fürsten, sowie einem erlesene« Kreise von Ministern, Generälen und Regierungs- Präsidenten aller Bundesstaate« stattfinden wird. Bon den Krieger-Verbänden, als Stifterund Eigen tümer deS Denkmals, werben an der Feier teilnehmen: der DenkmalauSschuß, der Vorstand und die Ehren- Mitglieder deS deutschen KriegerbuadeS uud der deut schen LandeS-Krieger Verbände, sowie Abordnungen von Mitgliedern der ca. 13,000 deutschen Krieger- Vereine. Die Enthüllungsfeier des Kaiser-Wilhelm- Denkmals wird sich nach alledem zu einer National» feier im großartigsten Style gestalten. Und mit Recht! Ist doch das Denkmal geweiht dem Andenken einer der erhabensten Gestalten deutscher Geschichte, Kaiser Wilhelm I., dem Siegreichen — dem Begründer de» deutschen Reiches — und errichtet auf jenem Kyff häuser, mit dem daS Sehnen deS deutschen Volke« nach Einigung deS Vaterlandes seit Jahrhunderten verknüpft war; verdankt e« doch sein Entstehen nicht nur der Stiftung hochherziger Fürsten, sondern auch den Spargroschen deutscher Krieger, derselben Krie ger, die mit ihrem Blute 1870—71 die französische Erde tränkten und in gewaltigen Schlachte» unsern alten Erbfeind zu Boden zwangen, daß ihm die Lust vergeht, aufs Nene mit u»S anzubinde«. Da« Denk mal ist nahezu fertig und jeder Festteilnehmer, so wie die Besucher des Denkmals und jene große Menge von Kriegern und sonstigen Patrioten, denen eS nicht vergönnt ist, den Anblick deS gewaltigen Bauwerke« zu genieße», sie Alle werden den Wunsch hege», eine möglichst originalgetreue Darstellung deS Denkmals zu besitzen. Für jeden Verein ist eS eine unerläßliche Pflicht, sein BersammlungS-Lokal damit zu schmücken. Diesem Bedürfnis wird ein Kunstwerk gerecht, daS eine genaue plastische Wiedergabe des Kaiser-Wilhelm Denkmals bietet und auS der renommierten Gravieranstalt von OSkar Sperling, Leipzig-R., hervorgegangen, zu einem mäßigen Preise, direkt oder durch jede Kunst handlung zu beziehen ist. Auch Ehrenmitglieder, Freunde und Gönner von Srieger-Lerriuen werde» gern die Gelegenheit beuützev, ein solche« Kunstwerk dem Vereine zu stiften, daS als ein wirklicheS Miniatur-Denkmal einen unvergleichliche» Wert durch seine überraschende Großartigkeit besitzt, die durch eine Photographie oder sonstige bildliche Reproduktion nicht annähernd erreicht wird. — Dresden,?. April. Die gegenwärtige politisch- Lage, besonder« die Veränderung deS Land- tagSwahlrrcht« für das Königreich Sachsen haben die sozialdemokratische LaudtagSfraktion veranlaßt, eine» Parteitag einzuberufen, der gestern vormittag in Dresden im Lokal „Zur golduen Aue" in der Blumenstraße begann. Al« Hauptgegenstände der Beratungen wurden angesehen der Bericht über die Thätigkeit de« Landtags (erstattet vom „Genossen" Hugo Goldstein) und die Stellung der sozialdemo kratischen Partei SachsenS zu der jüngst vollzogenen Aenderuug de« sächsischen Landtagswahlrechts. Be sonders über den letzteren Punkt eotspann sich eine lebhafte Debatte. — Chemvttz. Ein bemerkenswertes und gute« Zeichen für die Andauer des flotten Geschäfts ganges im Maschinenbau ist, daß speziell der Werk zeugmaschinenbau floriert, weil daraus nach alten Erfahrungen auf Allgemeinheit und Dauer der Un- teroehmungSlust zu schließen ist. Die Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrtken sind überaus stark beschäf tigt, voran die Sächsische Maschinenfabrik, vormals Richard Hartmann, ferner die Chemnitzer Werkzeug- Maschinenfabrik, vormals Johann Zimmerman», in besonders starker Weise die Deutsche Werkzeugma- schivenfabrik, vormals Sondermann u. Stier, welch letztere vor wenigen Tagen einen so bedeutenden rus sischen Auftrag erhielt, daß er fast den dritten Teil einer Jahresproduktion ausmacht. — Im Garten deS Restaurante« zum „Bellevue" in Glauchau, welches, schön und frei gelegen, kaum 10 Minuten von der Stadt entfernt ist, beo bachtete man schon seit längerer Zeit einen nasse», je nach der Temperatur manchmal auch etwas rau chenden Flecke». Als nun dieser Tage der Wirt zum Fenster hinaus sah, bemerkte er, daß an dieser Stelle in ziemlichem Umkreise der Schnee geschmol zen war und leichter Rauch dem Boden evtstteg. Die sofort angestellten Untersuchungen ergaben denn auch da« schon längst vermutete Resultat, daß man e« mit einer zu Tage getretenen warmen Quelle zu thun hat. — InBruchsal starb dieser Tage ein Knabe, der Wasser au« einem GlaS getrunken hatte, indem zuvor Maiglöckchen gestanden. Die Untersuchung zeigte, daß in der Pflanze zwei Giftstoffe enthalten sind, Konvallarin und Konvallomari», letzteres ein starkes Herzgift. — Zittau, 5. April. Ein bedauerliches Vorkommnis hat sich vorgestern Nacht in der hiesigen Mandaukaserne ereignet. Der Soldat Weikert stürzte au» der vierten Etage der Kaserne aus de» gepfla sterten Hof hinab. Bon seine» Stubenkameradeu hatte Niemand de» Vorgang beobachtet, nur die Wachmannschaften hörten daS Aufschlagen des Kör pers. Beim Hinzueile» fanden sie den Unglücklichen, der nur mit Hose und Hemd gekleidet war, mit zer brochenen Armen und zerschmettertem Schädel in seinem Blute liegend vor. Der Tod muß unmittel bar »ach dem gefährlichen Sturz auS so beträchtlicher Höhe eingetreten sein. Ob nur ein beklagenswerter Unfall oder ein Selbstmord vorliegt, konnte bisher noch nicht festgestellt werde». — Mit Genehmigung Sr. Majestät deS Königs hat das Ministerium de« Innern dem ProvisionS- reisenden Gustav Adolph Steilen inSreiz für die von ihm am 22. November v. I. mit Mut und Entschlossenheit, sowie eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung dreier Kinder vom Lode de« Ertrinken» im großen RittergutSteiche zu Unterneundorf die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Befugnis zum Trage» derselben am weißen Bande verliehen. t . - - . 0