Ihr junges Leben gleiche Dem lieblich grünen Mai, Der Rose in dem Thale, Von Schmerz und Dornen frei. Es mög' recht viele Male Sich noch dies Fest erneu'n, Daß Sie im Kreis der Ihren Sich so wie heute freu'n. 71. Der Blinde. Welch' traurig Loos ist dem beschieden, Der blind ist und nicht sehen kann, Mär' er der Reichste auch hinieden, Er ist doch dann ein armer Mann. Was nützt ihm alles Gut und Geld, Wenn ihm das Licht der Augen fehlt? Sein Weg durch's Leben ist im Dunkeln, Sein Dasein hier gehüllt in Nacht, Er stehet nicht die Sterne funkeln, Sieht nicht der gold'nen Sonne Pracht, Ihm lacht der blaue Himmel nicht, Wie kostbar ist das Augenlicht! Er schauet nicht die grünen Wiesen, Sieht nicht den mondbeglänzt'en Hain, Auch nicht die blauen Veilchen sprießen, Im Frühling nicht die grünen Mai'n; Er gäbe wahrlich Gut und Geld, Säh' er die schöne Gotteswelt. Doch wohl ihm, wenn das inn're Auge Im Geiste nicht geschlossen ist, Wenn in ihm bis zum letzten Hauche Die Sonne scheint durch Jesum Christ! Er weiß, obgleich er leiblich blind, Doch hell die Geistesaugen sind.