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16 Rasch vermehret sich die Zahl der Gräber, Jedes Jahr senkt seine Todten ein, Wieg' und Sarg steh'n nahe bei einander, Schnell erbleicht des Lebens Sonnenschein; Nicht blos Müde sind es, die da kommen, Nicht nur Kranke, schwach und hochbetagt, Nein, hier wird um Greis, um Mann und Jüngling, Dort um's zarte Kindlein heiß geklagt; Manche frische Blüthe sinkt gebrochen, Schöne Rosen deckt der Rasen zu, Blumen, die der Morgenstrahl vergoldet, Welken oft schon bei der Abendruh'. Manche Lücke riß der Todesengel, Auch dies Jahr brach manches treue Herz, Wenn am Todtenfest die Wunden bluten, Einen Balsam giebt's für jeden Schmerz. Dort in jenem lichten Friedensreiche, Wo die ew'ge Lieb' und Wahrheit blüht, Dort winkt Allen endlich Fried' und Ruhe, Wie dem Pilger, der zur Heimath zieht. Schaut, dort giebt's der Wohnungen so viele, Jeden Abend glänzt's mit Flammenschrift: Unsre Heimath dort im Vaterhause, Dies ist ein Trost, der Alles übertrifft! — l5. Die stille Todteufeier. Sülle Todtenfeier, Bist Gedächtnißtag An alle, die uns theuer, Den'n das Auge brach. Zu des Friedhofs Räumen Geht die Liebe heut, Dort, wo Saaten keimen Für die Ewigkeit.