128 Empfänglich stets war mein Gemüthe Im Dunklen wie beim Sonnenglanz, Ich brach manch' Blatt, pflückt' manche Blüthe, Und wand sie hier zu einem Kranz. Vergißmeinnicht strahl' dir entgegen Aus diesem Kränzchen freundlich mild, Mit Trost bei harten Schicksalsschlägen Hat manches Lied das Herz erfüllt. In Freud' und Schmerz hab' ich gedichtet, Am guten, wie am bösen Tag. Doch manche Blüthe sank zernichtet, Die mir der Sturm des Lebens brach. Geh' hin, Gedicht, in Gottes Namen, Dorthin, wo's Herz für's Gute schlägt, Erweckt, streut dort den edlen Samen, Der Blüthen treibt und Früchte trägt. Ich geb' kein Prunkgewand Euch mit, Das oft nicht so ist, wie es scheint, Geht in Palast und in die Hütte, Und suchet dort Euch einen Freund. Wohl Euch, wenn Ihr ein Herz gefunden, Das Euch in treuer Lieb' aufnimmt, Für den ist dieser Kranz gewunden, Für den ist mein Gedicht bestimmt.