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113 Sie schlagen dich an's Kreuz auf Golgatha, Für uns hingst du als Fluch am Kreuze da. Kommt, laßt uns unter Jesu Kreuze treten, Erlöste Sünder, hier ist unser Ort, „Vater/ höret den Gekreuz'gten beten, Und das ist am Kreuz sein erstes Wort. „Meinen Feinden," die er hat noch lieb, „Die nicht wissen, was sie thun, vergieb." Und zu dem Schächer, der ihm hing zur Seite, Der dort noch fleht: „Ach, Herr, gedenke mein," Ertönt das hoffnungsreiche Wort: noch heute Wirst du mit inir im Paradiese sein. , Immer noch nimmt er die Sünder an, Wie er liebreich einst am Kreuz gethau. Mit Liebe sorgt er auch noch für die Seinen Im Angesicht des bittern Todes schon ; Sieht er Johannem, seine Mutter weinen, Spricht er zu ihr: „Sieh, Weib, hier deinen Sohn." Auch zum Lieblingsjünger, hören wir, Spricht er: „Das ist deine Mutter hier." Wer kann die Schmerzen, kann die Leiden fassen, Als du am Kreuze klagst: mein Gott, mein Gott, Warum, warum hast du mich verlassen? Wie groß war deine Leib- und Seelennoth! Doch der Vater hat an's Kind gedacht, Bald, bald ist der letzte Kampf vollbracht. Vorüber war das große Seelenleiden, Dein Ende naht, unschuld'ges Gotteslamm, Mit Tod und Qual umringt von allen Seiten, Riefst du: „mich dürstet!" an des Kreuzes Stamm. Gall' und Essig war dein letzter Trank, Hab', o Jesu, dafür ewig Dank! O großer Dulder, endlich naht die Stunde, Wo sich der Tag verwandelt in die Nacht. Wo du noch rufst schon mit erblaßtem Munde Den Siegesruf: „Es ist, es ist — vollbracht!" 8