101 Der Vög'lein munt're Lieder schweigen, Das schöne Abendroth verglüht, Und Ruh' herrscht unter allen Zweigen, Der müde Landmann heimwärts zieht. Im Blüthenschmucke prangt die Linde, Es strömt ein balsamischer Duft Beim leisen Hauch der Abendwinde, O, wie erquickend ist die Lust. Allmählig fängt es an zu dunkeln, Es steigt herab die"stille Nacht, Am Himmelsfirmamente funkeln Die Stern' in reiner gold'ner Pracht. Vorüber sind des Tages Mühen, Die Hände hatten viel zu thun, Im Schlafe wird Erholung blühen, Recht sanft wird nun der Müde ruh'n. Wenn unsre Augen sich geschlossen, Das Vaterauge droben wacht, Und noch ist keine Nacht verflossen, Wo Gott nicht hätt' an uns gedacht. Du ewig treuer Menschenhüter, Dein Auge schläft und schlummert nicht, Weck' uns zum neuen Tag'werk wieder, Wenn's junge Morgenroth anbricht. 93. Friihlingsgruß. Freut Euch, ihr Freuude der Natur, Der Winter ist vergangen, Es stillt des Lenzes Hoffnungsspur Manch' sehnliches Verlangen.