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6 Stahl und Eisen. Zum heutigen Stande des Herdfrischverfahrens. 30. Jahrg. Nr. 1. Temperatur von 1400° C stattfindende Entkoh lung konnte nur sehr gering genannt werden. Bei einem durchschnittlichen Kohlenstoffgehalt des Roheisens von 3,61 °/o fand sich in dem am meisten gefrischten Mischereisen (bei 0,19 °/o Silizium und 0,69 °/o Mangan) immer noch 3,11 °/0 Kohlenstoff. Die Verringerung des Kohlenstoff gehaltes betrug also im günstigsten Falle kaum 14 °/o des ursprünglich vorhandenen. Der durch schnittliche Phosphorgehalt von 0,35 °/0 konnte in den am meisten heruntergefrischten Proben auf 0,22 bis 0,16 °/o herabgedrückt werden, also um 37 bis 54 °/o. Eine Ent schweflung des Roheisens findet im Mischer bekanntlich stets statt und erreichte im vor liegenden Falle die Höhe von 50 °/o. Der Mangangehalt wurde von einem Durchschnitts gehalt von 1,78 °/o im Roheisen in dem am meisten gefrischten Mischereisen auf 0,69 °/o her untergebracht. In der Zusammensetzung der Mischer schlacken zeigten sich sehr erhebliche Unter schiede, je nach dem Erzzusatze und dem früheren oder späteren Zeitpunkt der Entnahme der Probe nach diesem Zusatze. Der Eisengehalt schwankte etwa zwischen 16 °/o und 4 °/o; besonders bemerkbar machte sich ihr mit der Basizität zunehmender Gehalt an Phosphor, welcher bei einer Schlacke mit rund 29 % Kieselsäure und 22 °/o Kalk bis über 2 °/o stieg, ein Prozentsatz, welcher in Anbe tracht des hohen Kieselsäuregehaltes und deshalb verhältnismäßig geringer Basizität der Schlacke als hoch anzusehen ist. In jedem Falle geht aus diesen Versuchen hervor, daß sich vielleicht mit Ausnahme des Kohlenstoffes in jedem der artigen Mischer, wenn er auch nur zunächst als Sammelgefäß und Entschweflungsapparat ge dacht war, die Gehalte des Roheisens an Fremd körpern sich wesentlich herabdrücken lassen. Ich muß es mir leider versagen, mit Rück sicht auf die oben angeführten Gründe auf diese für den Martinbetrieb von Tag zu Tag an Bedeutung gewinnende Mischerfrage näher ein zugehen. So viel sei nur gesagt: wenn auch viele der heute mit flüssigem Einsatz arbeiten den Martinwerke glauben, ohne Mischer ihre Rechnung finden zu können, so wird doch wohl in den meisten Betrieben über kurz oder lang die Angliederung eines Mischers nötig werden, nicht so sehr aus metall urgischen Rücksichten, sondern vielmehr aus betriebstechnischen Gründen. Der Mischer macht das Martinwerk unabhängig vom Hochofen werk; er gibt die Möglichkeit, zu jeder Zeit aus dem Mischerinhalt eine beliebige Menge Roheisen zu entnehmen, während sich natürlich, besonders beim Arbeiten mit mehreren Oefen, eine Ueber- einstimmung des Martinbetriebes bezüglich des Einsatzes mit den Abstichen der Hochöfen nicht erreichen läßt. Außerdem bewirkt der Mischer, wenn auch nur als Sammler gedacht, allein schon dadurch, daß in ihm sich manganreicheres und schwefelarmes Eisen mit schwefelreicheren Ab stichen mischt, eine vorzügliche Entschweflung des Eisens, ohne daß Erz in erheblicher Menge in den Mischer gegeben wird. Durch die hier durch erzielte größere Gleichmäßigkeit in der Zusammensetzung des Roheisens wird die Be messung des Erzzuschlags beim Martinprozeß sehr erleichtert und ein möglichst gleichmäßiger Chargengang bei allen Oefen gewährleistet. Bei dieser Art der Benutzung des Mischers nur als Sammler und Entschwefler ergibt sich eine gute Haltbarkeit der Ausmauerung desselben. Es ist nur natürlich, daß der Betriebsmann die oben geschilderte Wirksamkeit des Mischers erheb lich verstärkt zu sehen wünscht, und so wird der Schritt, den Mischer als Vorfrischapparat auszubilden, an vielen Stellen sehr bald mehr und mehr getan werden. Es ist das vielfach nur eine Selbstkostenfrage, ob es lohnt, den Oefen gut und gleichmäßig vorgefrischtes Material zuzuführen, und dafür die höheren Aufwendungen für Heizmaterial und Mischerzustellungskosten in Kauf zu nehmen. Bei der Wahl des Mischers wird man gut tun, denselben keinesfalls zu klein zu bemessen, da sonst bei angestrengtem Be trieb und schnellem Durchsatz die gewünschte Einwirkung der Schlacke auf das Bad unmög lich wird. Man hat ferner großen Wert auf eine sehr wirksame Beheizung unter Regenerie rung der Abgaswärme für Luft und Gas zu legen, um auch mühelos Frischtemperaturen er reichen zu können. Lieber einen etwas höheren Kohlenverbrauch bei dem Mischer gestatten, als eine unwirksame Beheizung. Denn erst mit vor- gefrischtem Material wird man im Martinofen den vollen Nutzen des flüssigen Verfahrens spüren können durch Erhöhung der Produktionen und verhältnismäßige Abnahme des Kohlen verbrauches. Je nach dem Grade der Vor frischung wird man auf 2 bis 3 Martinöfen von 40 bis 45 t Einsatz mit einem Vorfrischapparat (Mischer) von 150 bis 200 t Fassung rechnen müssen. Daß bei einem als Frischapparat benutzten Mischer durch den starken Erzzusatz und die gebildete Schlacke sehr unliebsame Korrosionen der Ausmauerung auftreten, liegt auf der Hand. Meines Erachtens wird man daher gut tun, bei solchen Apparaten, soweit Martinwerke in Frage kommen, die Grenze von 250 bis 350 t nicht zu überschreiten, da im Falle der Not eine erforderliche Entleerung größerer Apparate doch zu Schwierigkeiten führen könnte. Daß zur Beheizung von Mischern alle Arten Abgase, wie Gichtgase, Koksofengase usw., wenn möglich herangezogen werden, ist bei der auf unseren Werken hochentwickelten Gaswirtschaft nur natürlich, und diese Beheizungsart ist an ein-