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Es sollen meist kleine Blöcke von 200 bis 250 kg Gewicht für das im Bau befindliche kontinuierliche Walzwerk gegossen werden. Für den hierdurch erforderlich werdenden raschen Transport von Blöcken und Kokillen ist durch eine genügende Anzahl von Kranen in der Gieß halle gesorgt. Um diese Krane voneinander unab hängig zu machen, laufen sie auf drei verschie denen Laufbahnen: der unterste Kran ist als Halbportalkran ausgebildet und mit einer Stripper vorrichtung versehen, darüber laufen die zwei Gießkrane und über diese die beiden Hilfs krane. Der Schrottplatz ist mit zwei Hochbahn gleisen versehen; durch die Hochlegung dieser Gleise, auf denen der Schrott angefahren wird, ist man in der Lage, größere Schrottmengen unterzubringen. An jedem der beiden Gleise steht eine Schrottpresse. Der ganze Schrott platz wird von zwei Kranen bestrichen, welche sowohl für den Muldentransport wie auch für die Entladung des Schrottes mit Hilfe eines Magnetes eingerichtet sind. Die Anordnung der Gaserzeugeranlage ist ebenfalls aus Tafel I ersichtlich. Es werden zunächst acht Drehrostgaserzeuger von 2,6 m lichter Weite aufgestellt. Mit welchem Prozentsatz an flüssigem Roh eisen in den neuen Oefen gearbeitet werden wird, ist lediglich eine Preisfrage; beabsichtigt ist zunächst ein Einsatz von 40 0/o Roheisen. Donawitz. Das Martinwerk der Oesterreichisch-Alpinen Montangesellschaft in Donawitz stellt eine neuere Anlage dar, auf deren Beschreibung ich deshalb etwas näher eingehen will. Wie aus dem Lageplan (Abb. 11) und dem Querschnitt der ganzen Martinanlage (Abb. 12) zu ersehen ist, enthält das Stahlwerk zwölf Martinöfen von je 30 t Inhalt, die in zwei Gruppen mit je sechs Oefen zu beiden Seiten des Roheisenmischers angeordnet sind, und zwar liegt die Arbeits bühne der Oefen mit der Hüttensohle auf gleicher Höhe. Der Roheisenmischer hat eine Fassung von 150 t und wird mit Gas geheizt; er dient lediglich als Mischer bezw. Entschwefelungs apparat, nicht als Vorfrischer. Die Oefen nebst Mischer sind in einer zweischiffigen Halle von 350 m Länge und je 16 m Spannweite unter gebracht. Zur Bedienung der Oefen und des Mischers sind folgende Krane vorhanden: In einer Höhe von 8 m über Hüttensohle laufen drei 50 t- und ein 40 t-Gießkran, welche das Ein- und Ausgießen beim Mischer, das Chargieren des Roh eisens in die Oefen und das Vergießen des fer tigen Stahles besorgen. Auf derselben Kranbahn laufen noch zwei 5 t-Krane und ein 10 t-Ko- killenkran, sowie der Blockzangenkran für die Tieföfen. Zum Chargieren von Schrott und Erz dienen drei auf der Hüttensohle laufende Char giermaschinen. Das Gas wird von einer Zentralgaserzeuger anlage geliefert, die außer dem Martinwerk auch noch die Erzröstöfen und die Wärmöfen der Walzwerke mit Heizgas versorgen. Die Anlage enthält 25 Kerpely-Gaserzeuger von 2000 mm lichtem Durchmesser, welche in 24 Stunden je 25 t Braunkohlen von den Seegrabner und Fohus- dorfer Schächten der Gesellschaft verarbeiten. Die Begichtung der Gaserzeuger erfolgt durch zwei Laufkrane von je 1 t Tragkraft aus den parallel vorgelagerten Kohlenbunkern. Die auto matisch ausgetragene Asche fällt in einen ge meinsamen Kanal, aus dem sie durch eine Schaufel kette in einen kleinen Bunker und von hier aus durch einen der Beschickungskrane in bereit- stehende Wagen befördert wird. Das aus den Braunkohlen erzeugte Gas hat eine durchschnittliche Zusammensetzung von 2,0 bis 2,5°/o Kohlensäure, 30 bis 31 °/o Kohlen oxyd, 1 °/o Methan, 12 bis 14 0/o Wasserstoff. Die Gaszuführung zu den Oefen erfolgt durch unter der Hüttensohle liegende gemauerte Kanäle, unter Verwendung von Forter-Ventilen als Um steuerungsorgane. Die Oefen selbst haben eine Herdlänge von 8200 mm und eine Herdbreite von 3500 mm bei einer Badtiefe von 500 mm. Der Herd wird aus reinem Magnesit gestampft, der in den der Gesellschaft gehörigen Brüchen in Wald ge brochen und im eigenen Betrieb gebrannt wird. Der Inhalt der Gas- und Luftkammern, die sich von der gewöhnlichen Form durch vorgelagerte Staubsäcke unterscheiden, beträgt 60 cbm für jede Kammer.* Was die Ofenhaltbarkeit anbetrifft, so betrug die durchschnittliche Haltbarkeit der Köpfe und des Gewölbes im Jahre 1908 583 Chargen, die damit bisher erzielte höchste Haltbarkeit 658 Chargen. Die Kammern werden nach fünf bis sechs Zustellungen neu ausgelegt, so daß sich hierfür eine Haltbarkeit von 3000 bis 3600 Chargen ergibt. Man arbeitet in Donawitz mit einem beson ders guten und reinen Roheisen, das, von den Hochöfen kommend, durchschnittlich folgende Zu sammensetzung zeigt; Kohlenstoff . . . 3,5 —3,7 ’/o Mangan .... 2,0 —2,6 „ Phosphor. . . . 0,08—0,1 „ Silizium .... 0,4 —0,6 " Schwefel .... 0,04—0,07 „ Das aus dem Mischer entnommene Roheisen weist dann folgende Gehalte auf: * Bezüglich der Einzelheiten der Oefen verweise ich auf das „Jahrbuch für das Eisenhüttenwesen“ 1900, S. 274; s. a. M. A. Pavloff „Sammlung von Zeich nungen betr. das Martinverfahren“, Tafel 13 bis 16.