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90 Stahl und Eisen. Umschau. 30. Jahrg. Nr. 2. sind. Das Gesetz konnte daher seinem Zwecke, den Bau gesunder und billiger Arbeiterwohnungen zu för dern, nicht in dem erhofften Maße gerecht werden. Der Verein ist der Ansicht, daß hier nur durch eine Novelle Abhilfe geschaffen werden könne. — Die Re gierung plant eine weitere Ausgestaltung des im § 74 der Gewerbeordnung vorgesehenen Arbeiterschutzes. Der Verein, der stets alle berechtigten, im Interesse der Arbeiterhygiene gelegenen Maßnahmen voll ge würdigt und gefördert hat, beanstandete in dem Ent würfe nur jene Bestimmungen, durch welche die Mi nisterien ermächtigt werden, für einzelne Arten von gewerblichen Verrichtungen Sondervorschriften zu treffen und einen Maximalarbeitstag festzusetzen. — Veranlaßt durch gewisse Uebelstände bei der Gewerbe inspektion, trat der Verein für eine dem Gesetze ent sprechende Ausübung und eine angemessene Ausge staltung der Gewerbeinspektion ein. Wie in früheren Jahren ergab sich schließlich vielfach die Gelegenheit, in zolltarifarischen und anderen Fragen zu intervenieren oder Gutachten zu erstatten, wobei stets mit Entschiedenheit zugunsten der durch den Verein verbundenen Industrien einge- treten wurde.“ Den sich an diese Ausführungen anschließenden Bericht über die Geschäftslage der österreichischen Eisenindustrie geben wir an anderer Stelle (S. 102) auszugsweise wieder. Iron and Steel Institute. Die diesjährige Frühjahrsversammlung findet am 4. und 5. Mai d. J. in London (im Hause der Institution of Civil Engineers, Great George Street) statt. Die Herbstversammlung soll in den Tagen vom 27. bis 29. September d. J. in Buxton, Grafschaft Derby, abgehalten werden. Verband Deutscher Elektrotechniker (E.V.). Der Verband hält seine 18. Jahresversammlung in der Zeit vom 25. bis 28. Mai 1910 in Braunschweig ab. Das Thema der Tagung lautet: Die Elektrizität in der Landwirtschaft und ihre Beziehung zu den Ueberlandzentralen. Umschau. Bestimmung des Kraftbedarfes von Walzenstraßen mittels des Torsionsindikators. Der Messung des Kraftbedarfes einer Maschine durch einen Torsionsindikator liegt folgender Gedanke zngrunde: Die Leistung L einer Maschine ist be stimmt durch das Produkt aus der Kraft P und der Geschwindigkeit v L = P . v Die Geschwindigkeit v ist bei einer mit n Um drehungen in der Minute umlaufenden Maschine ge geben als 2 rt n V== 60 ’ also L = P r. n .0,104. Del’ Ausdruck P r bedeutet das Drehmoment; be zeichnen wir letzteres durch M, so ist L = 0,104... Das Drehmoment kann nun gemessen werden durch den Verdrehungswinkel a zwischen zwei Stellen der die Kraft übertragenden Antriebswelle. Derselbe ist dem Drehmoment unmittelbar verhältnisgleich und bei Verwendung von Flußstahl für die Antriebswelle prak tisch unabhängig von den Festigkeitsziffern des Ma terials. Da also a = Const. • M, so wird schließlich L = Const. • a • n, d. h. die Leistung ist verhältnisgleich dem Produkt aus Verdrehungswinkel und Umlaufzahl. Der Ver drehungswinkel wird durch den Torsionsindikator gemessen. Man hat also die Angabe des Instru mentes nur mit der augenblicklichen Umlaufzahl und einer Konstanten zu multiplizieren, um die Leistung zu erhalten. Richtet man die Vorschubgeschwindig keit des Schaubildstreifens so ein, daß sie der Um laufzahl verhältnisgleich ist (dies kann in einfacher Weise dadurch geschehen, daß man den Vorschub von der Welle aus antreibt), so erhält man in der Fläche des verzeichneten Diagramms unmittelbar die während der Versuchszeit geleistete Arbeit. Die Fläche kann ohne weiteres planimetriert werden. Die bestechende Einfachheit dieses Meßverfahrens läßt es verwunderlich erscheinen, daß man nicht früher versucht hat, den Kraftbedarf von Walzenstraßen auf diese Weise zu messen. Indessen, man befürchtete einerseits, daß die in den Kupplungen auftretenden Stöße das Schaubild bis zur Unkenntlichkeit verwirren würden; anderseits erfordert die Messung eine gewisse Länge der Uebertragungswelle und auf dieser Länge einen gleichbleibenden Durchmesser, Verhältnisse, die bei vielen Walzenstraßen nicht vorhanden sind. Es könnten nun zwar auch die elastischen Kupplungen, wie sie eich an der Mehrzahl der elektrisch angetrie benen Straßen befinden, zu der Messung mittels Torsions- indikators verwendet werden, allein hierbei ist die Be stimmung der Konstanten in der letzten Gleichung schwierig. Bezüglich der Stöße zeigt nun aber eine Ueberschlagsrechnung bereits, daß die durch den Stoß beim Packen des Blockes auftretenden Schwingungen von verhältnismäßig kurzer Periode sind ; zudem unter liegen sie einer nicht unerheblichen Dämpfung. Man kann daher wohl annehmen, daß man brauchbare Schaubilder erhalten wird, sobald die Stiche etwa min destens 2 bis 3 Sekunden dauern. Bei Fertigstraßen ist die Stichdauer meist ein Vielfaches dieser Zeit. Man wird also bei diesen, namentlich wenn es Schwung radstraßen sind, bei welchen auch die Ungleichförmig keit des Drehmoments während einer Umdrehung das Bild nicht verzerren kann, schon einen Versuch mit dieser Messung machen dürfen. Den Nachweis der Brauchbarkeit solcher Mes sungen hat neuerdings F. T. Edgecombe in Dum barton, N. B. (England) mit einem von ihm gebauten Torsionsindikator geliefert. Die nachfolgenden Mit teilungen sind zum Teil seinen persönlichen Angaben, zum Teil einem in der Zeitschrift „The Engineer“ 1909, 5. November, S. 471 erschienenen Aufsatz ent nommen. Die Aufzeichnung erfolgte in der Weise, daß die Verdrehungswinkel als Ordinaten zu den Um laufgeschwindigkeiten als Abszissen aufgenommen wur den. Außerdem sind durch elektrische Kontaktgeber die Umdrehungen und die Zeiten in die Schaubilder eingetragen. Die Messungen fanden an einem Rohr walzwerk statt; an die Schwungradmaschine waren mittels einer langen Spindel, auf welcher der Indikator befestigt war, zwei Gerüste angekuppelt. Das erste derselben diente zum Walzen über den Dorn und war mit starrer Kupplung an die Maschine angeschlossen, das zweite Gerüst diente zum Auswalzen des Stabes vor dem Aufdornen und wurde von dem ersten aus durch normale bewegliche Walzwerkskupplungen an getrieben. Die Abbildung 1 zeigt das Schaubild beim Auf dornen eines Stabes. Leider fehlt darauf die Null linie. (Dieselbe kann mit dem Meßwerkzeug natürlich ohne weiteres aufgenommen werden.) Das Bild ist