Volltext Seite (XML)
5. Januar 1910. Zum. heutigen Stande des Herdfrischverfahrens. Stahl und Eisen. 9 zweite als die der Entkohlung bezeichnen. Zu Beginn des Prozesses ist das Bad bei einer die Schmelztemperatur des Roheisens nicht wesent lich übersteigenden Temperatur stark oxydieren den Einflüssen in Gegenwart reichlicher Kalk zuschläge ausgesetzt. Die Entphosphorung setzt daher äußerst lebhaft ein, so daß bei der ersten Probenahme etwa zwei Fünftel des Gesamtphosphors abgeschieden sind. Im wei teren Verlauf des Vorfrischens fällt der Phos phor auf 0,1 bis 0,3 °/0. Dieser Rest wird in Abbildung 2. Verbrennungskurven der Metalle, Charge 1465 (Hoesch-Verfahren). der Fertigperiode mühelos ausgeschieden, so daß mit größter Sicherheit durchweg ein Material von 0,015 bis 0,04% Phosphor erzeugt wird. Gleichzeitig mit dem Phosphor wird der größte Teil des Mangans aus dem Bade ent fernt. Da jedoch bei der steigenden Temperatur bald Manganoxydul aus der Schlacke durch Kohlenstoff reduziert wird, kann das Mangan aus dem Bade nicht ganz austreten, bevor der Kohlenstoff völlig ausgeschieden ist. Am Ende der Vorperiode läßt sich sogar regelmäßig eine Zunahme des Mangans im Bade feststellen. Da das Mangan des Roheisens in der Vorperiode bis auf 0,15 bis 0,35 % oxydiert wird und mit der Schlacke der Vorperiode fast ganz aus dem Prozeß verschwindet, ist es notwendig, durch Spatzusatz der Fertigschlacke einen genügenden Manganoxydulgehalt zu sichern. Da auf diese Weise das Mangan im Laufe des Prozesses aus- der Schlacke fortgesetzt reduziert wird, spielt es die Rolle eines äußerst wirksamen Desoxyda tionsmittels. Es ist hierbei deshalb gleichgültig, ob sich das Mangan im Einsatz in metallischer oder oxydierter Form befindet, da das metallisch zugeführte Mangan doch gleich zu Beginn des Prozesses verbrennt. In Dortmund wird aller dings mit einem ziemlich manganreichen Eisen gearbeitet, da dieses aus dem gemeinsamen Mischer für Thomas- und Martinbetrieb fällt. Wo aber die Verhältnisse anders liegen, und es zweckmäßig erscheint, mit einem manganärmeren Eisen zu arbeiten, kann dies ohne Gefahr ge schehen, wenn nur darauf geachtet wird, daß im zweiten Teil des Prozesses durch Zusatz von. manganhaltigem Erz der Manganoxydulgehalt der Schlacke genügend hoch gebracht wird. Nach den Erfahrungen bei Hoesch genügt bei den dort. Abbildung 3. Verbrennungskurven der Schlacken, Charge 1465 (Hoesch-Verfahren). üblichen hochbasischen Schlacken ein Mangan oxydulgehalt von 8 bis lO°/o zur Erzeugung eines einwandfreien, auch für die empfindlichen Erzeugnisse, z. B. Bandeisen, brauchbaren Stahles. Gleichzeitig mit dem Phosphor wird in der Vorperiode auch ein gewisser Teil des Kohlen stoffes ausgeschieden. Das Zwischenprodukt ent hält durchschnittlich 1,5 bis 2 % Kohlenstoff. Zu Beginn der zweiten Periode geht die Entkohlung sehr intensiv vor sich, da die neue Schlacke oxydreich ist und die übrigen oxydierbaren Körper nur noch in geringen Mengen vorhanden sind. Hiermit wird ein sehr rascher Verlauf der Fertig frischperiode und damit des ganzen Prozesses erwirkt. Vor dem Ferromanganzusatz beträgt der Kohlenstoffgehalt noch 0,04 bis 0,06 %. Es läßt sich daher ohne Mühe ein gleichmäßig weiches Material erzeugen, aber auch ebenso hoch ge- 1.30 2