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Leiter des technischen Teiles Dr.-Jng. E. Schrödter, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisen hüttenleute. Verlag Stahleisen m.b.H., Düsseldorf. STAHLUNEISEN ZEITSCHRIFT Leiter des wirtschaftlichen Teiles Generalsekretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl industrieller. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. 2. November 1910. Nr. 44. 30. Jahrgang. Fortschritte auf dem Gebiete der Hochofenbegichtung. Von Professor H. Au münd in Danzig. I n den letzten Jahren sind auf dem Gebiete - der Hochofenbegichtung mehrere Neuerungen eingeführt worden, deren Anfänge in dieser Zeitschrift u. a. im Jahrgang 1904, 1. August, S. 873 beschrieben sind, die aber inzwischen wesentlich weiter ausgebildet wurden und dadurch größere Bedeutung in der Hochofenindustrie er langt haben. Bei der Schnelligkeit, mit der die Entwicklung fortgeschritten ist, und der verhält nismäßig großen Ausbreitung, welche die neuen Verfahren in kurzer Zeit erlangt haben, erscheint es angezeigt, heute einen kurzen Ueberblick zu geben, den Weg zu verfolgen, den die Entwick lung genommen hat, sowie festzustellen, welche Vorteile durch die Neuerungen erzielt, und auf welchem Wege die gebotenen Vorteile noch weiter ausgenutzt werden können. Die unbedingte Sicherheit, mit der der Hoch ofenbetrieb bei allen seinen Hilfsmitteln rechnen muß, und das ununterbrochene Arbeiten, das keine wesentlichen Aufenthalte verträgt, brachten es mit sich, daß man bei den Beschickungs einrichtungen an den alten und einmal erprobten Einrichtungen zäh festhielt und allen Neuerungen zunächst mit äußerster Vorsicht entgegentrat.. Dadurch erklärt es sich auch, daß selbst bei den einfachen senkrechten Aufzügen der elek trische Antrieb erst ziemlich spät aufgenommen wurde. Bei dem Entwurf von Neuanlagen wird in Deutschland allerdings heute wohl kaum noch jemand im Zweifel sein, daß der elektrische Betrieb gegenüber dem Dampfbetrieb nicht nur hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit des Betriebes den Vorzug verdient, sondern auch hinsichtlich der Sicherheit vollkommen den hohen Anforde rungen des Hüttenbetriebes entspricht. Nur über die Anordnung des elektrischen Antriebes gehen die Meinungen oft auseinander. Zunächst wurden hier, wie auf fast allen Gebieten, die aus dem Dampfbetrieb bekannten Konstruktionen einfach auf den elektrischen Betrieb übertragen, ohne daß man damit den Vorteil des elektrischen Be triebes voll ausnutzt. Die Erfahrung der letzten Jahre hat aber bewiesen, daß bei richtiger Ver- XLIV. Wendung des elektrischen Antriebes der mecha nische Teil bedeutend vereinfacht werden kann. Hinsichtlich der zweckmäßigsten Anordnung des elektrischen Antriebes ist das Folgende zu bemerken: Der Dampfbetrieb erfordert mit Rücksicht auf die Dampfzuführung durchweg orts feste Antriebsmaschinen. Die Last hängt dabei mei stens an einem Seil mit mehrfacher Umführung, das rasch verschleißt und Veranlassung zu-Störungen gibt. Bei Einführung des elektrischen Betrieb es war man daher überall bestrebt, die Verwendung des Seiles nach Möglichkeit einzuschränken und zu vereinfachen. So hat man bei Straßenbahnen und Kabelbahnen den Seilbetrieb im Laufe des letzten Jahrzehntes immer mehr verlassen. Man ordnet die Elektromotoren auf den fahrenden Wagen an und führt ihnen den Strom durch eine Schleifleitung zu. Bei Hängebahnen voll zieht sich augenblicklich derselbe Vorgang trotz der dabei erforderlichen vielen kleinen Motoren und der mit dem unabhängigen Einzelbetrieb vieler Wagen auf derselben Strecke verbundenen Komplikationen. Bei elektrischen Krananlagen ist die feststehende Winde, die vor einem Jahr zehnt bei Laufkranen und Verladebrücken noch ziemlich vorherrschend war, ganz in den Hinter grund getreten gegenüber den fahrbaren und mit Elektromotoren ausgerüsteten Winden, bei denen zwar die Trommeln im allgemeinen nicht ganz beseitigt sind, aber die Seilführung außer ordentlich verkürzt und vereinfacht wird. Bei Stahlwerkskranen hat man in vielen Fällen den Seilbetrieb ganz durch feste Zahnstangen ersetzt. Ueberall nutzt man die Möglichkeit aus, den Elektromotor auf beweglichen Wagen anzuord nen und ihm den Strom durch Schleifleitungen zuzuführen. Ich habe daher diesen Grundsatz auch bei den in diesem Aufsatz behandelten Gichtaufzügen durchgeführt, die von der Firma J. Pohlig, Akt.-Ges. in Köln, gebaut wurden. Die Anordnung hat sich jetzt bei vielen Anlagen in jahrelangem Betriebe gut bewährt. Der Aufzug arbeitet in der einfachsten Weise, indem ein Motorwagen, der durch ein 92